echter "Beruf " oder Schwindel?

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  • Marlies
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    echter "Beruf " oder Schwindel?

    aus dem Geburtenbuch Donaueschingen 1810-1835

    Zitat:
    "In eben diesem Jahr den ..... morgens 6 Uhr wurde gebohren und Mittag 11 Uhr getauft Maria Antonia, Tochter eines angeblichen Wüstenreiters Joseph Schmid und der ledigen Maria" (usw.)

    Was macht ein Wüstenreiter (außer Kinder zeugen) in Donaueschingen? Hat er der Mutter (und dem Pfarrer?) einen "Bären aufgebunden"?

    Oder hat es einen geschichtlichen Hintergrund und ist wahr?

    Wenn es wahr ist, hab ich wohl einen sehr seltenen Beruf im Land Baden gefunden

    Marlies, die gespannt ist, was Ihr dazu sagt
  • Ursula
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2007
    • 1344

    #2
    Hallo Marlies,

    jetzt musste ich lachen.


    Wahrscheinlich wollte Joseph Schmid der Maria unheimlich imponieren, was ihm offensichtlich auch gelungen ist



    Viele Grüße
    Uschi

    Kommentar

    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11332

      #3
      Moin Marlies,

      In "angeblich" kann "eigentlich" alles rein interpretiert werden! Vielleicht war es ein Soldat, der wie Uschi schon sagte, einer gewesen ist, der einfach imponieren wollte! Ein Wüstenreiter macht sich doch besser! Ein Schelm, der Arges dabei denkt!

      Aber im Chat klang es gerade ja schon an: Vielleicht war er auf Napoleons Ägyptenfeldzug 1798 dabei.

      Friedrich
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

      Kommentar

      • Aida
        Erfahrener Benutzer
        • 19.12.2008
        • 374

        #4
        Oder war er nur ein "wüster Reiter" - sprich: so etwas wie heute ein schlechter Autofahrer?

        Gruß

        Christel

        Kommentar

        • niederrheinbaum
          Gesperrt
          • 24.03.2008
          • 2550

          #5
          Hallo!

          Zitat von Aida Beitrag anzeigen
          Oder war er nur ein "wüster Reiter" - sprich: so etwas wie heute ein schlechter Autofahrer?

          Gruß

          Christel
          Die Idee, wie auch Ursulas und Friedrichs, finde ich echt gut!

          Womöglich war er aber wirklich im tiefen Süden unterwegs, auf einem Feldzug, wie
          Friedrich schon vermutete, ein Abenteurer oder Händler.

          Die Tuareg, ein Nomadenstamm in der Sahara, werden in Büchern und Abhandlungen
          oftmals als Wüstenreiter bezeichnet.

          Sie reiten überwiegend auf Kamelen und ziehen mit ihren Viehherden durch Wüsten-
          und Steppengebiete.

          Ihre Karawanen waren und sind für den Handel in Nordafrika wichtig.

          Die Tuareg reiten und züchten auch Pferde, zumeist Berber.

          Siehe zur Geschichte der Tuareg u.a. unter diesem Link im Buch "Sahara" auf Seite 306:
          In visuellen und schriftlichen Beiträgen werden fragende, offene Zugangsweisen zu Raum- und Zeitdimensionen der großen Wüste skizziert – als essayistische Angebote zum Entgrenzen vorprogrammierter Vorstellungen von angeblichen "Leerzonen". Der Filmmacher Peter Kubelka spekuliert am Beispiel prähistorischer Artefakte über Ursprünge von Kunst. Elfie Semotan und Michael Hoepfner kommentieren ihre fotografischen Zugangsweisen. Kulturphilosophische Aspekte kommen bei Burghart Schmidt, Manfred Faßler, Rainer Metzger zur Sprache. Claus Leggewie propagiert Afrika als Kontinent der Zukunft. Aram Mattioli führt Einzelheiten des Kolonialterrors vor Augen, Ernst Strouhal libysche Perspektiven. Im "Sahara-Lexikon" von Christian Reder werden wenig geläufige Bezüge zu Nordafrika – von der Tuareggeschichte bis zu Le Corbusier, Pierre Bourdieu, Peter Brook, Assia Djebar – beschrieben. Studierende der Universität für angewandte Kunst Wien reflektieren mit ihren Visualisierungen Eindrücke einer gemeinsamen Saharareise.


          Hier werden die "Wüstenreiter der Sahara" in römischer Zeit erwähnt, auf Seite 56:


          Ein Link zu Informationen über die Tuareg:


          Ob besagter Mann wirklich durch Feldzug o.ä. in Afrika und womöglich bei den Tuareg war?
          Zumindest hatte er von jenen Wüstenreitern gehört....

          Viele Grüße, Ina


          Ergänzung: Hier noch ein interessanter Link, bzgl. Afrikareisenden und Tuareg.
          Gerhard Rohlfs' Neueste Briefe und Tagebuch seiner Reise von Tuat nach Rhadames, 1864:

          Kommentar

          • Kögler Konrad
            Erfahrener Benutzer
            • 19.06.2009
            • 4846

            #6
            "angeblicher Wüstenreiter" - Das ist die Aussage der ledigen Kindsmutter, und der Vater hat einen Allerweltsnamen: Joseph Schmid.

            Die Mutter sollte den Vater angeben, denn der wurde ja auch - zumindest bei uns im Hochstift Eichstätt gerichtlich belangt. Und es ging möglicherweise auch um dessen Ruf!
            Jetzt ist sie da auf einen Mann hereingefallen, der - wie sie nur weiß - ein Wüstenreiter sei, also weit weg und nicht mehr greifbar ist.
            Ich meine: Die Mutter wollte den eigentlichen Vater decken, so dass alle weiteren Nachforschungen von vorneherein aussichtslos waren.
            Ein Beispiel aus meinem Erfahrungsbereich:
            Da bekommt die Tochter eines Bauern ein Kind: Als Vater gibt sie an "Italus" - ein Italiener. Jetzt könnte man natürlich alle Hebel ansetzen, wie ein Italiener um 1710 in dieses Dorf kommt (durchziehender Soldat, Schauspielertrupp usw.).
            Bei der Hochzeit des Kindes (nach ca. 30 Jahren), war die Sache geklärt.
            Der Vater des unehelichen Kind war der Sohn des Brauereibesitzers aus diesem Ort mit Nachnamen Meyer und bei der Schwängerung an einem ca. 40 km entfernten Ort verheiratet und auch dort Besitzer einer Brauerei.
            Man stelle sich vor, die arme Kindsmutter hätte diesen wirklich angegeben. Ein Skandal! So sagte sie halt, oder es wurde ihr so angelernt: Es war ein Italiener (vgl. Wüstenreiter)

            Kommentar

            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4656

              #7
              Und in heutiger Zeit werden diese Kinder als Urlaubsmitbringsel aus dem Ausland angegeben, damit das Jugendamt nicht wegen der Vaterschaft tätig werden kann und es dennoch finanzielle Unterstützung gibt. Das hat eben eine sehr lange Tradition. Viele dieser Kinder erfahren niemals, wer wirklich ihr Vater war. Einer guten Freundin ist es leider so ergangen.
              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

              Kommentar

              • Marlies

                #8
                Zitat von Kögler Konrad Beitrag anzeigen
                und der Vater hat einen Allerweltsnamen: Joseph Schmid.
                Hallo Konrad,

                ja, ich weiß, aber ich muß nach diesen Allerweltsnamen (in allen Schreibformen: Schmied/Schmidt/usw.) suchen, ich habe diesen Namen in meiner AL

                Schöne Grüße
                Marlies

                Kommentar

                • Kögler Konrad
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.06.2009
                  • 4846

                  #9
                  Ja, natürlich in allen Schreibarten, sofern er nur der wirkliche Name und nicht ein Alibiname ist. Wenn "Wüstenreiter" fingiert ist, ist nicht anzunehmen, dass dann der angegebene Name der echte ist. Also hat eine Suche unter diesem Namen keinen Sinn.
                  Aber es hängt von der Interpretation des "Wüstenreiters" ab.
                  Ich meine, es ist ein fingierter Name, um den echten Vater zu decken.
                  In diesem Fall ist m.E. jede weitere Suche überflüssig.

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11332

                    #10
                    Moin zusammen,

                    also wenn das fingiert sein sollte, ist es klasse gemacht! Bei allem Verständnis, daß man den in der Ahnenreihe weiter verfolgen möchte: Da war einer ganz schön schlitzohrig!

                    Das ist dann auch ein Farbtupfer in der Ahnengalerie!

                    Marlies, Du weißt ja, eines Tages werden Deine Enkel vom Wüstenreiter erzählen: "Der hat mit Napoleon in Ägypten gekämpft und der Sphynx die Nase abgeschossen!"

                    Friedrich

                    PS: Ich weiß nicht, aber irgendwie geht heute der Schelm wieder mit mir durch!
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • niederrheinbaum
                      Gesperrt
                      • 24.03.2008
                      • 2550

                      #11
                      Hallo, Friedrich!

                      Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                      Das ist dann auch ein Farbtupfer in der Ahnengalerie!

                      Marlies, Du weißt ja, eines Tages werden Deine Enkel vom Wüstenreiter erzählen: "Der hat mit Napoleon in Ägypten gekämpft und der Sphynx die Nase abgeschossen!"

                      Friedrich

                      PS: Ich weiß nicht, aber irgendwie geht heute der Schelm wieder mit mir durch!
                      Ach, sooo war das also damals!

                      Da hat gar nicht der Obelix der Sphinx die Nase abgebrochen!

                      Na, da war der Wüstenreiter ja auch ein arger Schelm - fast solch einer wie Du....

                      Liebe Grüße, Ina

                      Kommentar

                      • Michael
                        Moderator
                        • 02.06.2007
                        • 5159

                        #12
                        Hallo,
                        südwestdeutsche Militärgeschichte in der Plauderecke.
                        Zitat von Marlies Beitrag anzeigen
                        aus dem Geburtenbuch Donaueschingen 1810-1835

                        Zitat:
                        "In eben diesem Jahr
                        Aus welchem Jahr stammt der Eintrag ?
                        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                        "Der hat mit Napoleon in Ägypten gekämpft und der Sphynx die Nase abgeschossen!"

                        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                        PS: Ich weiß nicht, aber irgendwie geht heute der Schelm wieder mit mir durch!
                        Das glaube ich schon eher ... Märchen erzählen, die Marlies glauben soll.
                        Zitat von niederrheinbaum Beitrag anzeigen
                        Da hat gar nicht der Obelix der Sphinx die Nase abgebrochen!
                        Doch, Ina hat richtig recherchiert


                        Aus der Veteranen-Chronik der Krieger Badens
                        Verzeichnis derjenigen Veteranen, welche in den Badischen Diensten Feldzüge in den Jahren 1792 bis 1815 mitgemacht und im Jahr 1843 die Felddienstauszeichnung erhalten haben.
                        • Schmid, Joseph, Brauer zu Donaueschingen.

                        Die Ägyptische Expedition unter dem Kommando von Napoléon fand in den Jahren 1798 bis 1801 statt.
                        Das Fürstentum Fürstenberg mit der Residenzstadt Donaueschingen kam erst im Jahr 1806 durch die Rheinbundakte zu Baden. Baden war von 1805 bis 1813 mit und ab 1814 gegen Frankreich verbündet.

                        Ich würde in den Kirchenbuch-Duplikaten von Donaueschingen nach dem Sterbeeintrag von Joseph Schmid, Bierbrauer suchen.
                        Darauf ein Fürstenberg Bier.


                        Viele Grüße
                        Michael

                        Kommentar

                        • Marlies

                          #13
                          Zitat von Michael Beitrag anzeigen
                          Aus welchem Jahr stammt der Eintrag ?
                          Hallo Michael,

                          der Eintrag stammt aus dem Jahr 1811 Seite 26 Eintrag 7

                          Zitat von Michael Beitrag anzeigen
                          Ich würde in den Kirchenbuch-Duplikaten von Donaueschingen nach dem Sterbeeintrag von Joseph Schmid, Bierbrauer suchen
                          Soweit bin ich noch nicht, die Geburtenbücher und das Heiratsbuch haben Vorrang


                          Schöne Grüße
                          Marlies

                          Kommentar

                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11332

                            #14
                            Moin zusammen,

                            jetzt bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gekippt! Da konstruieren wir uns so richtig was zusammen, und dann stimmt die Ägyptengeschichte tatsächlich!

                            Friedrich (der ganz enttäuscht ist, daß Marlies jetzt keine Geschichte mehr für ihre Enkel hat)
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                            Kommentar

                            • Michael
                              Moderator
                              • 02.06.2007
                              • 5159

                              #15
                              Hallo Friedrich,
                              badische Truppen waren aber nicht in Ägypten, denn im Jahr 1811 war die Ägyptische Expedition schon beendet.
                              Viele Grüße
                              Michael

                              Kommentar

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