Patenauswahl

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  • Friedrich
    Moderator

    • 02.12.2007
    • 11576

    Patenauswahl

    Moin zusammen,

    heute möchte ich mal das Thema Paten auflegen. Jeder, der Kirchenbucheinträge sucht, kommt an diesem für die Kinder erlauchten Kreis nicht vorbei. Und mitunter können die festgestellten Paten ja auch für weitere Forschungen richtungsweisend sein.

    Mir geht es heute um Regeln, nach denen Paten für die Kinder benannt wurden. Klar, die Geschwister und deren Anhang war in der Regel dabei, aber: Habt Ihr mal darauf geachtet, ob Geschwister nach einem gewissen Schema/einer bestimmten Reihenfolge den Kindern "zugeteilt" wurden?

    Sicher nicht allgemeingültig, aber in meinem Fall durch vier Generationen einer Familie belegt, ist, daß für das älteste Kind grundsätzlich ein Bruder des Vaters und eine Schwester der Mutter genommen wurde, meist der älteste Bruder und die jüngste Schwester, soweit eine Auswahl getroffen werden konnte. Beim nächsten Kind verhielt es sich (bei mir nicht mehr ganz so regelmäßig) so, daß nun ein Bruder der Mutter und eine Schwester des Vaters an der Reihe war. Manchmal fehlt natürlich auch gerade der Bruder oder die Schwester, die man eigentlich hätte nehmen wollen, und gelegentlich haperte es auch beim Alter, weil der/die designierte Pate/Patin noch nicht konfirmiert war.

    Verblüffend dann die fünfte Generation: Da waren dem ersten Kind Mutters Bruder und Vaters Schwester Pate und erst beim zweiten Vaters Bruder. Beim dritten kam dann noch einer von Vaters Brüdern und Mutters Schwester. In allen Fällen wurden die zum jeweiligen Täufling gleichgeschlechtigen Paten auch Namensgeber, was ja damals (um 1750) nicht unüblich war.

    Habt Ihr auch derartige Regelmäßigkeiten/Reihenfolgen unter den Paten?

    Berichtet mal!

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • Preussin
    Benutzer
    • 06.02.2008
    • 99

    #2
    Hallo Friedrich,

    ich weiß nicht, wie representativ meine Familie diesbezüglich ist, aber sowohl in der väterlichen als auch in der mütterlichen Linie waren Angehörige als Paten eher SELTEN! Meist wurden Nachbar oder Arbeitskollegen zu Paten ernannt (bei der Tochter eines Schustermeisters waren z.B. drei andere Schuster Paten).

    Gruß, die Preussin.

    Kommentar

    • anika
      Erfahrener Benutzer
      • 08.09.2008
      • 2611

      #3
      Paten

      Hallo
      In meinen Familien war es so, das immer erst die Großeltern falls sie noch lebten Paten ware, und der zweite Name des Täuflings der Vorname des oder der Patin war.
      Beim ersten Kind der Vater des Mannes und die Mutter der Frau.
      Beim zweiten Kind der Vater der Frau und die Mutter des Mannes.
      Dann folgen die Geschwister

      Anika
      Ahnenforschung bildet

      Kommentar

      • Karen

        #4
        Hallo Friedrich,

        auch bei meinen Ahnen wurde das unterschiedlich gehandhabt. Besonders bei den evangelischen Ahnen wurde gemischt. Verwandte ja, aber nicht nach einer bestimmten Regel, sondern auch z.B. Angeheiratete, aber auch Leute aus dem Dorf. Besonders zur Zeit der Leibeigenschaft war meistens einer der Paten der Gutsherr, dessen Frau oder deren Anverwandte. Das hatte wohl etwas mit der Fürsorgepflicht zutun.

        Bei den katholischen Ahnen sind es bis auf Ausnahmen immer Verwandte, da auch öfter (aber keinesfalls immer) nach bestimmten Regeln. 1. Sohn = Großvater und Großmutter väterlichseits, 1. Tochter = die Großeltern mütterlicherseits. Bei den weiteren Kindern schweifte man dann zu Tanten und Onkeln ab.

        Fazit bei mir: Paten nicht nach festgelegten Regeln. Bei den Katholiken aber mehr Verwandte als bei den Evangelischen.

        Viele Grüße,
        Karen

        Kommentar

        • roi
          Erfahrener Benutzer
          • 15.11.2006
          • 373

          #5
          Bei den von mir untersuchten Familien war es wie bei Annika: Erst die Großeltern und dann erst die Geschwister. Die Großeltern, falls sie noch lebten, kamen dabei meist aus beiden Familien, also Opa väterlich zusammen mit Oma mütterlich und umgekehrt. Eine spezielle Reihenfolge bei den Geschwistern habe ich noch nicht ausgemacht.
          Bei weiteren Kindern waren oft Geschwister der Eltern gemeinsam mit Nachbarn Paten. Beliebt waren auch "hochrangige" Paten, etwa der Grundherr oder auch Angestellte in höherer Funktion, etwa Vögte und Verwalter.

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          • karin-oö
            Erfahrener Benutzer
            • 01.04.2009
            • 2630

            #6
            Hallo,

            bei uns im katholischen Innviertel gab es scheinbar schon früher ganz andere Gewohnheiten als anderswo.
            Bei den Bauernfamilien war es üblich, Paten von einem anderen Hof im Ort zu haben. Dabei gab es für jedes Kind nur einen Paten, und meist auch für alle Kinder in der Familien den selben (für Söhne den Bauern, für Töchter die Bäurin). Dabei waren die Bauern mit den größten Höfen die beliebtesten Paten. Auf Verwandtschaft kam es dabei nicht an.
            Aus dieser Reihe fielen nur die Wirte, die hatten als Paten meist keine Ortsansässigen, sondern Brauereibesitzer aus der Umgebung.
            Bei den unehelichen Geburten war es nochmal anders, hier war meist eine Schwester oder Freundin der Mutter als Patin verzeichnet.
            Diese Vorgehensweise konnte ich über 150 Jahre bei fast allen Familien im Ort nachverfolgen. Erst seit dem 20. Jhd. werden auch bei uns zunehmend Verwandte zu Paten erwählt.

            Schöne Grüße
            Karin

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            • Friedrich
              Moderator

              • 02.12.2007
              • 11576

              #7
              Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
              Bei den Bauernfamilien war es üblich, Paten von einem anderen Hof im Ort zu haben. Dabei gab es für jedes Kind nur einen Paten, und meist auch für alle Kinder in der Familien den selben (für Söhne den Bauern, für Töchter die Bäurin). Dabei waren die Bauern mit den größten Höfen die beliebtesten Paten. Auf Verwandtschaft kam es dabei nicht an.
              Moin Karin,

              die Paten sollten ja auch im Notfall die Eltern ersetzen können. Da ist der Gedanke an den reichen Bauern, der es sich quasi leisten konnte, die Kinder zu versorgen, ja nicht abwegig.

              Friedrich
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Aida
                Erfahrener Benutzer
                • 19.12.2008
                • 415

                #8
                Hallo, Friedrich,

                in meiner Familie war das so:
                1. Kind: Pate Großvater väterlicherseits und Großmutter mütterlicherseits, Name wie diese Paten (je nach Geschlecht)
                2. Kind: Pate restliche Großeltern überkreuz, wenn Großvater väterlicherseits beim 1. Enkel nicht zum Zuge kam, da es ein Mädchen war, kam er dann beim Stammhalter.
                3. Kind ging dann mit Geschwistern weiter, wobei hier wieder einer von der väterlichen und einer von der mütterlichen Seite kam usw.
                Bei den letzten Kindern (wir sprechen hier so ab Oktavius oder ähnlich, also dem achten, neunten etc. Sprössling) wurde das Thema dann offensichtlich vernachlässigt und ging in der einen Familie wohl an Berufskollegen (Wirte) und Freunde etc. über. Zu den Paten meiner Großmutter kann ich deshalb auch nichts sagen. Eine Tante wurde vorher mit 3 Patenkindern ausgelastet, da der Vater keine (überlebenden) Geschwister mehr hatte. Danach ging es ohne erkennbares System weiter.
                Ab den 1920er Jahren änderte sich das Schema: Großeltern waren nach wie vor Paten, wenn sie noch "greifbar" waren, die Namenswahl aber wurde freier, auch beim "Stammhalter".

                In Rheinhessen gibt es wiederum lange Reihen von über die Generationen gleichgebliebenen Namen wie "Johann Becker I, II, III,IV, Jean Becker I, II, Jean Baptist (Schambes) Becker I, II, III, IV" usw. Was bin ich froh, dass ich nicht dort nach Vorfahren suchen muss...

                Gruß
                Christel

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                • Friedrich
                  Moderator

                  • 02.12.2007
                  • 11576

                  #9
                  Zitat von Aida Beitrag anzeigen
                  1. Kind: Pate Großvater väterlicherseits und Großmutter mütterlicherseits, Name wie diese Paten (je nach Geschlecht)
                  2. Kind: Pate restliche Großeltern überkreuz, wenn Großvater väterlicherseits beim 1. Enkel nicht zum Zuge kam, da es ein Mädchen war, kam er dann beim Stammhalter.
                  Großeltern oder stattdessen Großtanten und Großonkel habe ich auch öfters anzubieten, aber: Ich kenne mehrere Fälle, daß dem Taufling sogar Urgroßeltern Pate standen!

                  Das so nebenbei.

                  Friedrich
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • roi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.11.2006
                    • 373

                    #10
                    "Ab den 1920er Jahren änderte sich das Schema: Großeltern waren nach wie vor Paten, wenn sie noch "greifbar" waren, die Namenswahl aber wurde freier, auch beim "Stammhalter"."

                    Das kann ich bestätigen. Wobei der Name der Paten in vielen Fällen dann der Zweit- oder Drittname war. Meine Mutter erhielt 1919 den für die Familie völlig neuen Namen "Irene", der Name ihrer Oma, die Patin war, war dann der zweite Name. Bei meinen Geschwistern und mir wurde das auch so gehandhabt.

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                    • Karen

                      #11
                      Zitat von roi Beitrag anzeigen
                      " Meine Mutter erhielt 1919 den für die Familie völlig neuen Namen "Irene", der Name ihrer Oma, die Patin war, war dann der zweite Name. Bei meinen Geschwistern und mir wurde das auch so gehandhabt.
                      Was die Suche nach der richtigen Person deutlich vereinfacht

                      Wie oft gibt es mehrere Personen im Ort mit genau denselben Vor- und Familiennamen.
                      Wenn Opa, Sohn und Enkel den Namen Hans Herbert Müller tragen und es auch noch in Nebenlinien Personen dieses Namens mit etwa gleichen Geburtsdaten gibt kommt man schonmal ins Schwimmen

                      Viele Grüße,
                      Karen

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