Bistum Würzburg: »in viatum separatione constituta«

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  • hionoxy
    Erfahrener Benutzer
    • 31.03.2021
    • 670

    [ungelöst] Bistum Würzburg: »in viatum separatione constituta«

    Hallo Zusammen!

    Es hat sich ein Satz in Kirchenmatrikeln des Bistums Würzburg aufgetan, den ich nicht verstehe. Erst einmal der Hintergrund.

    Am 19 Nov 1833 heiraten in Garitz/Unterfranken [1]:
    • der 49 Jahre alte(!) Taglöhner Franz Wolf (geboren 20 Sep 1784, Burglauer) und
    • die deutlich jüngere 33 jährige und ledige Taglöhnerin Margaretha Reuß (14 Feb 1800, Garitz)
    Bei Franz steht dabei, dass seine Mutter Margaretha Wolf wäre, sein Geburtsort und -datum sind ebenfalls notiert.
    In Burglauer aufgeschlagen [2], findet sich an diesem Datum allerdings ein uneheliches Kind, Franziskus, Mutter die Vagabundin Margaretha Teuschler.
    Rätselhaft ist mir das deshalb, weil in Garitz bei der Mutter ledig notiet ist, obwohl sie dann ja des Namens wegen eigentlich geheiratet haben müsste. In Burglauer finde ich allerdings keine Hochzeit. Dass die Vornamen und dieses Datum zusammenpassen nehme ich mal nicht als Zufall.

    Bei der unehelichen Taufe [2] steht bei der Mutter »in viatum separatione constituta«.

    Man könnte ja erst denken, das ist ein Rechtsschreibfehler und es hieße vitum, und somit: »Auf Leben im getrennten Zustand (rechtlich) festgelegt«. Die Mutter war ja Vagabundin, eventuell war der Mann gefährlich oder sonstiges und ohne Aufhebung der Ehe wäre das eben ein Status.
    Aber was wenn viatum kein Fehler ist. Carl-Henry (Gastonian) hat gemeint, das könnte im Katholischen schon sein, er kenne sich aber nicht aus: »der separate Weg«, »vielleicht eine Umschreibung für den Protestantismus«.

    Hat hier jemand mehr Wissen zu diesem Satz?

    Herzlicher Gruß aus Wien
    Lou

    [1] Garitz, Matrikel 01609, F. 06_0007/S. 19 https://data.matricula-online.eu/de/.../01609/?pg=183
    [2] Burglauer, Matrikel 00859, F. 04_0027/S. 247 https://data.matricula-online.eu/de/.../00859/?pg=128
    Zuletzt geändert von hionoxy; 11.12.2024, 20:24.
    • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
    • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
    • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
    • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
    • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
    • Oberthulba: Kleinhenz, Schmitt, Veith, Hergenröther
    • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5165

    #2
    Hallo allerseits:

    Hierzu sei auch noch zu bemerken, daß auf der angegebenen Seite im KB Burglauer diese Phrase mehrfalls vorkommt:

    1) linke Seite, Eintrag vom 4. April, im Plural auf beide Eltern bezogen
    2) rechte Seite, Eintrag vom 20. September, sowohl auf die Mutter wie auf den Paten bezogen

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA

    Kommentar

    • Jürgen_W
      Erfahrener Benutzer
      • 25.08.2021
      • 389

      #3
      Hallo allerseits,

      ich lese da dreimal viarum, also Genetiv Plural von via. Auf Deutsch übersetzt also etwa: In Trennung der Wege befindlich.
      Diese lateinische Floskel kenne ich nicht, halte auf einer katholischen Kirchenbuchseite aus dem Jahr 1784 aber drei Protestanten für plausibler als drei Geschiedene.

      Viele Grüße
      Jürgen

      Kommentar

      • hionoxy
        Erfahrener Benutzer
        • 31.03.2021
        • 670

        #4
        Hallo Jürgen,

        sieht man sich die Namensverbreitungskarte mit dem Namen Teuschler [1] an, dann sieht es sehr stark nach Sachsen-Coburg, Sachsen-Meinigen aus. Und da käme der Protestantismus tatsächlich in verdacht.

        Gruß
        Lou

        [1] https://nvk.genealogy.net/map/1890:Teuschler
        • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
        • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
        • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
        • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
        • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
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        • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)

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        • Holzfux
          Erfahrener Benutzer
          • 03.03.2024
          • 435

          #5
          Ich lese; in viarum reparatione constituti ; ein andermaL. in viarum publicarum reparatione constituti

          Es geht und Wege und zwar um deren reparatio = Reparatur oder Instandsetzung

          bei der Instandsetzung der (öffentliche) Wege aufgestellt - eingesetzt; auf gut deutsch; Wegmacher

          Gruß Holzfux

          Kommentar

          • hionoxy
            Erfahrener Benutzer
            • 31.03.2021
            • 670

            #6
            Lieber Holzfux,

            dann handelt es sich hierbei einfach um ihren Beruf? Das ist einer der längsten Berufsbezeichnungen die ich bislang angetroffen habe.

            Gruß
            Lou
            • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
            • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
            • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
            • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
            • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
            • Oberthulba: Kleinhenz, Schmitt, Veith, Hergenröther
            • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)

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