Berufe: Spirgle [Spirgler?], Walther

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  • marygauxlightly
    Benutzer
    • 22.05.2024
    • 31

    [ungelöst] Berufe: Spirgle [Spirgler?], Walther

    In einem Eintrag vom 17. Dezember 1710 aus den Kirchenkonventsprotokollen von Ebhausen in Calw, der die Anstellung einer neuen Hebamme dokumentiert, scheinen die Kandidatinnen, mit Ausnahme der ersten, die vermutlich unverheiratet war, anhand des Berufs ihres Ehemannes identifiziert zu werden [Abb. 1].[1]
    1. Maria Waltzin

    2. Spirglein [Spirglerin?]

    3. Waltherin

    4. Schulmeizterin




    Der Ehemann der vierten Kandidatin war Schulmeister. Was die zweite und dritte Kandidatin betrifft, kann ich nicht herausfinden, was ihre Ehemänner beruflich machten.

    Hat jemand eine Idee, was ein Spirgle [Spirgler?] oder ein Walther sein könnte?

    Vielen Dank im Voraus!

    –M



    [1] “Kirchenkonventsprotokolle, 1699-1716,” fol. 70r [Bild Nr. 73]. LKAS: Signatur G 180, Nr. 20-1. http://suche.archiv.elk-wue.de/actap...e-ed8fc22f66fe.




    ***


    In December 17, 1710 entry from the Kirchenkonventsprotokolle of Ebhausen in Calw documenting the appointment of a new midwife, the candidates, save for the first, who I assume was unmarried, seem to be identified by the professions of their husbands [fig. 1].[1]
    1. Maria Waltzin

    2. Spirglein [Spirglerin?]

    3. Waltherin

    4. Schulmeizterin




    The husband of the fourth candidate was a schoolmaster. As to the second and third candidates, I can't figure out what their husbands did for a living.

    Does anyone have an idea of ​what a Spirgle [Spirgler?] or a Walther could be?

    Thanks very much in advance!

    –M
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    Diese Galerie hat 1 Bilder.
    Zuletzt geändert von marygauxlightly; 12.06.2024, 10:23.
  • rpeikert
    Erfahrener Benutzer
    • 03.09.2016
    • 3269

    #2
    Hi

    My interpretation is:
    [1.] Maria Waltzin = Maria Waltz
    2. Spieglerin = Mr. Spiegler's wife
    3. Waltherin = Mr. Walther's wife
    4. u. Schulmeisterin = and the teacher's wife

    Ronny

    Kommentar

    • rpeikert
      Erfahrener Benutzer
      • 03.09.2016
      • 3269

      #3
      Korrektur: vor "Schulmeisterin" steht kein u sondern ein a. Drei Zeilen weiter unten sieht man es besser. Bedeutung vielleicht "alt", (wife of the retired teacher?). Oder, vielleicht plausibler, a für "angehend".

      Das Zeichen nach "Schulmeisterin" ist mir nicht klar.

      Anfang und Schluss lese ich als:
      Die Hebammen abermahl vorgenommen zuerwehlen(?) nemlich die vor-
      geschlagene Weibspersonen
      (...)
      Die Sechser sind erinnert wor-
      den nach ihrem Gewissen zu deliberiren.
      Zuletzt geändert von rpeikert; 14.06.2024, 09:02.

      Kommentar

      • marygauxlightly
        Benutzer
        • 22.05.2024
        • 31

        #4
        Danke schön!

        Kommentar

        • Carolien Grahf
          Erfahrener Benutzer
          • 26.03.2021
          • 913

          #5
          Hallo

          Um deine Frage zu beantworten (Was ist ein Spirgler), eine kleine Exursion in die Findung der Familiennamen.

          Die notwendige Einführung von Nachnamen war, dass sich im Mittelalter immer mehr Menschen die gleichen Rufnamen teilten. Eine neue Namenmode hatte dazu geführt, dass die einstige Namensvielfalt verloren gegangen war.
          Man suchte also nach einem Wort, das eine Person zu einer bestimmten Zeit auf irgendeine Weise genauer charakterisierte und sie aus der Masse hervorhob. Hatte jemand vielleicht eine Glatze, so wurde er Kahl genannt, war er Müller von Beruf, so wurde das auch sein Nachname oder wohnte er auf einem Hügel oder Berg wurde er vielleicht Berger genannt.

          Die größte Gruppe von Familiennamen sind Siedlungsnamen. Sie beschreiben den Wohnort ihres Trägers. Dazu gehören Gewässer, Siedlungen, Flure, Hügel, Täler etc. Zugezogene wurden gerne nach ihrem Herkunftsort benannt, z.B. Nürnberger. Auch Berufsbezeichnungen wie Müller, Schneider, Wirt oder Fleischer wurden in Familiennamen umfunktioniert. Äußerlichkeiten waren als Namensgeber ebenfalls sehr beliebt. Ob Klein, Lang, Kraußhaar oder Lahm das alles bezieht sich auf körperliche Eigenheiten.​
          Nicht alle Namen passen auf den ersten Blick in dieses Schema, weil sich viele im Laufe der Generationen auch verändert haben. Andere sind durch regionale Besonderheiten und Ausdrücke aus dem Dialekt geprägt. Manche stammen aber auch aus dem Ausland. So ist zum Beispiel. der Nachname Kowalski polnischer Herkunft, Lafontaine kommt eindeutig aus dem Französischen und Wowereit aus dem baltischen Sprachraum. Und dann gibt es noch Nachnamen, die mit Vornamen gebildet werden. Hansen ist um Beispiel der Sohn von Hans. Diese Namensgebung ist noch heute vielfach in Skandinavien gebräuchlich.
          Soviel zur Geschichte.

          Deine genannten Personen waren bereits seit mehr als 100 Jahren auf ihren Familiennamen festgestellt. Das nicht jeder Schulmeister ein Dorfschul-Lehrer ist, sollte dir mittlerweile klar sein. Nicht jeder der Schmied heisst, ist auch ein Schmied. Familiennamen setzen sich bekanntermaßen fort, von Generation zu Generation.

          Antwort auf deine Frage: Nein, die Hebamme hat die Damen nicht nach den Berufen ihrer Männer dokumentiert, sondern ganz profan nach deren (Ruf / Ehe-)Familiennamen.

          Kommentar

          • rpeikert
            Erfahrener Benutzer
            • 03.09.2016
            • 3269

            #6
            Tatsächlich kann Schulmeister auch ein Familienname sein. Den Beruf würde ich aber nicht ausschliessen. Die ungleiche Behandlung der vier würde ich mir so erklären, dass "Schulmeister" ein Titel war, den man nicht weglassen konnte, ohne gegen die Etikette zu verstossen. So wie man z.B. "Herr Bürgermeister Müller" auf "Herr Bürgermeister" abkürzen durfte, aber nicht auf "Herr Müller".

            Hilft vielleicht das "a." weiter? Unten kommt "a. Schulmeisterin" ein zweites Mal vor, und dazu der "H. Schulthas" und der "a. H. Schulth.". Ich kann das nicht deuten.

            Was ich lese:
            3.) Judicia der Censurrichter 1. Der H. Schulthas schlägt
            die a. Schulmeisterin vor. 2. Der a. H. Schulth. gleichfals.
            3. H. __ger gleichf. Desgl. aller übrigen.

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            • marygauxlightly
              Benutzer
              • 22.05.2024
              • 31

              #7
              Hier ist, was ich für die Transkription habe:

              Die Hebammen abermahl vorgenommen zuerwehlen namlich die vorgeschlagene Weibspersonen Maria Waltzin 2. Spieglerin 3. Waltherin 4. a. Schulmeisterin [6?] die Sechser sind erinnert worden nach ihrem Gewissen zu deliberieren.

              3. Judicia der Censurrichter. 1. Der H. Schultheis schlägt die a. Schulmeisterin vor. 2. Der a. H. Schulth. gleichfals. 3. H. [J]aeger gleichf. Desgl. aller übrigen.

              Conclus. Sie ist vorgefordert und darzu erinnert worden wiewol sie eingewendet, ihr Mann werde sich nicht darzu bequemen.

              Abkürzungen:
              a. = alte = old

              H. = Herr

              Schulth. = Schultheis (Schultheiß) = Mayor

              gleichf. = gleichfals = likewise

              desgl. = desgleichen = the same




              Hier ist eine ungefähre Übersetzung:

              The midwives again undertook to choose the proposed women, namely, [1.] Maria Waltz, 2. Mrs. Spiegler, 3. Mrs. Walther, 4. [the] old schoolmaster's [wife] (or the old schoolmistress). The six were reminded to deliberate according to their conscience.

              Judgment of the censorship (moral supervisory) judges. 1. The mayor proposes the old schoolmaster's [wife] (or old schoolmistress). 2. The old mayor likewise. 3. Herr [J]aeger likewise. The same goes for all the others.

              Conclusion. She was summoned and reminded to do so [deliberate according to her conscience??], although she objected that her husband would not agree to it.
              Zuletzt geändert von marygauxlightly; 18.06.2024, 07:42.

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