Was ist ein "Spanischer Ort"?

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  • Renerpho
    Erfahrener Benutzer
    • 25.11.2018
    • 161

    [ungelöst] Was ist ein "Spanischer Ort"?

    Hallo!

    Kann mir jemand sagen, was ein "Spanischer Ort" ist? Ich vermute eine Währungseinheit, aber eine Google-Suche hat sich als wenig hilfreich herausgestellt.

    Im Zusammenhang, mit Quellen:
    • "Jährlichen den alten Zinß nemlichen Vierthalben fl. in 26. alb. einen Spanischen Ort, ein lb. Wachß, ein Ganß, ein Hun, zween Han endrichten" (https://digitalisate-he.arcinsys.de/...erg_1_0013.jpg, rechts, 5. Zeile von unten)
    • "Jährlich den alten Canonem oder Zinß nemblich vierthalben Gülden in 26. alb. (einen Spanischen Orth) ein Pfund Wachs nebst einer Ganß einem Huhn und zweien Hahn in natura einem Regierenden Bürgermeister treulich entrichten" (https://digitalisate-he.arcinsys.de/...erg_1_0050.jpg, links, ganz oben)
    Der erste Eintrag stammt von 1669, der zweite von 1707, jeweils aus den Stadtgerichts-Protokollen von Battenberg (Eder), Hessen.

    Gruß,
    Daniel
    Zuletzt geändert von Renerpho; 23.05.2024, 23:22. Grund: Tippfehler
    Gruß, Daniel


    Orte Battenberg/Eder mit Ortsteilen, Hatzfeld, Marburg; Familien Wirwatz, Stippius, Lettermann, Willstumpf; Auswanderer aus Battenberg und Ortsteilen

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  • Renerpho
    Erfahrener Benutzer
    • 25.11.2018
    • 161

    #2
    Zitat von Alter Mansfelder
    Hallo Daniel,

    "Ort" ist ein Begriff aus der Numismatik, der eine Viertelmünze bezeichnete.

    Es grüßt der Alte Mansfelder
    Danke, alter Mansfelder!

    Und warum "Spanisch"? Den Zusammenhang zwischen 3 1/2 Florin je 26 Albus, und einem "Spanischen Ort", habe ich noch nicht verstanden.
    Zuletzt geändert von Renerpho; 23.05.2024, 09:56.
    Gruß, Daniel


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    • Renerpho
      Erfahrener Benutzer
      • 25.11.2018
      • 161

      #3
      Vielen Dank!
      Gruß, Daniel


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      • Xtine
        Administrator

        • 16.07.2006
        • 29896

        #4
        Hallo,

        spanisch vermutlich weil es verschiedene Florin / Gulden mit unterschiedlichem Wert gab.
        Viele Grüße .................................. .
        Christine

        .. .............
        Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
        (Konfuzius)

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        • wicki49
          Erfahrener Benutzer
          • 01.03.2019
          • 211

          #5
          Stell die Anfrage mal hier ein. Da sind Fachleute für Münzen.
          Hier finden Sie alles zum Thema Münzen - umfangreiche Linklisten, Diskussionsforum für Sammler, Fragen und Antworten, Preislisten mit Abbildungen, Datenbanken und vieles mehr ! Registrierung auch mit Ihrem Facebook-Account möglich.

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          • Renerpho
            Erfahrener Benutzer
            • 25.11.2018
            • 161

            #6
            Zitat von wicki49 Beitrag anzeigen
            Stell die Anfrage mal hier ein. Da sind Fachleute für Münzen.
            https://forum.emuenzen.de/
            Okay, hab ich -- vielen Dank für den Link
            Hallo! Kann mir jemand sagen, was ein "Spanischer Ort" ist? Der "Ort"-Teil ist klar — siehe Ort (Numismatik) — aber warum Spanisch, und was hat das mit 3½ Florin je 26 Albus zu tun? Im Zusammenhang, mit Quellen: "Jährlichen den alten Zinß nemlichen Vierthalben fl. in 26. alb. einen Spanischen...
            Gruß, Daniel


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            • Schlumpf
              Erfahrener Benutzer
              • 20.04.2007
              • 364

              #7
              Hallo

              Nun: ich verstehe das Ganze so: 4. Halb ist 3,5! Also hat der 3,5 x 26 Albus = 91 Albus,
              1 Orth = 1/4 Reichstaler
              hier ist aber nicht der Reichstaler zu 78 alb gemeint, sondern Reales zu 84 Alb = 21 Albus,
              1 LB Wachs zu 467,4 G. = 1 gl = 24 alb,
              1 Gans = etwa 20 alb,
              1 Huhn = etwa zu 12 alb,
              Also hat der 168 alb (oder 2 Rthlr und 1/2 Gulden) als Pacht für ein Jahr bezahlt.
              Das würde die Rechnung im Rheinland sein. Hier hatte der Gulden 24 alb. und der Rthlr 78 alb.
              Die Preise gelten für Mitte des 17. Jahrhundert.
              Das Gut war wohl nicht riesig.

              Viel Spaß damit
              Schlumpf
              Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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              • Renerpho
                Erfahrener Benutzer
                • 25.11.2018
                • 161

                #8
                Zitat von Schlumpf Beitrag anzeigen
                Hallo

                Nun: ich verstehe das Ganze so: 4. Halb ist 3,5! Also hat der 3,5 x 26 Albus = 91 Albus,
                1 Orth = 1/4 Reichstaler
                hier ist aber nicht der Reichstaler zu 78 alb gemeint, sondern Reales zu 84 Alb = 21 Albus,
                1 LB Wachs zu 467,4 G. = 1 gl = 24 alb,
                1 Gans = etwa 20 alb,
                1 Huhn = etwa zu 12 alb,
                Also hat der 168 alb (oder 2 Rthlr und 1/2 Gulden) als Pacht für ein Jahr bezahlt.
                Das würde die Rechnung im Rheinland sein. Hier hatte der Gulden 24 alb. und der Rthlr 78 alb.
                Die Preise gelten für Mitte des 17. Jahrhundert.
                Das Gut war wohl nicht riesig.

                Viel Spaß damit
                Schlumpf
                Gut möglich, dass Du damit auf der richtigen Spur bist!

                Ich bin noch einmal die Geschichte dieser Leihe durchgegangen, und dabei auf ein paar Hinweise gestoßen.

                Die Leihe wurde alle acht Jahre neu vergeben, beruhend auf einer um 1515 geschehenen Stiftung. In den Einträgen ist von einem "alten oder kanonischen Zins" die Rede, was für mich die Vermutung nahelegt, dass der ungewöhnliche Bezug auf den "Spanischen Ort" aus der alten Fundationsurkunde (also aus dem frühen 16. Jahrhundert) stammt. Zwischen 1669 und 1722 war von der Leihe der obengenannte Zins (vierthalben Gülden in 26. alb. (einen Spanischen Orth) ein Pfund Wachs nebst einer Ganß einem Huhn und zweien Hahn in natura) fällig, und die Einnahmen kamen dann den Armen zugute. Im Beispiel von 1722 heißt es:

                Actum Battenberg den 15ten Januarii 1722. Herren Bürgermeister und Rath hiesiger Stadt Battenberg, haben dato, nach Ablauff der gewöhnlichen Leyhe Jahren, auff acht Jahr lang wiederumb verlehnet, verlehnen auch Krafft dießes das sogenanndte Sanct Annen Guth zu Reddighaußen, welches Widdekundt von Lüderbach, laut auffgerichteter und alhier zu Battenberg befindlicher Donation, denen Armen alhier gestifftet, und Hn. Bürgermeister und Rath hieselbst als Executores solcher Fundation angeordnet, denen Ehrsamen Johann Jost Feißeln und Johannes Feißeln Sen. zu besagtem Reddighaußen; demnach sollen und wollen dieselben gemeldtes Guth, wie zu vor, annehmen, innehaben, nützen, nießen und gebrauchen, wohl bauen und beßern, nichts darvon vereußern, solches in seinen rechten Rainen und Steinen erhalten, Jährlich den alten Canonem oder Zinß, nehmlich Vierthalben Gülden, in 26 alb. (einen Spanischen Orth) ein Pfundt Wachß, nebst einer Ganß, einem Huhn und zweyen Hahn in natura, einem zeitigen Regierenden Bürgermeister treulich lieffern, alles vermöge der Fundation; auch sonst in allen Stücken sich alß treuen Lehns Leuten gebühret, verhalten, sodann künfftig, nach Ablauff dießer Leyh Jahren, sich umb eine neue Leyhe gebührend meldten und auff Erfordern gehorsamblich erscheinen. Alles bey Verlust der Leyhe. Diesem allen nun treulich nach zu kommen, haben beyde Lehens Männer nicht nur Handgelöbniß gethan sondern auch sich anhero eigenhändig eins Theils unterschrieben und durch den Stadtschreiber Birckenbusch auff Bitte unterschreiben laßen, ut supra.

                Interessanterweise waren davon aber lange Zeit offenbar nur 3 Gulden fällig (plus eine nicht spezifizierte Menge Naturalien). Die Zahlung lässt sich zuerst 1586 nachweisen, und noch 1619 ist in den Stadt- und Kastenrechnungen von 3 Gulden die Rede:
                • 1586: iii gultten von dem Gutte zu Rettighaußen ein genomen So Wedekindt von Lauwerbach Jerlichen dem Armen gestiffett hatt Stendig
                • 1589: 3 fl Vonn dem Gutte zu Reddighausen, So Widdekindt von Lauwerßbach gleichfallß, den Armen gestifftet hatt
                • 1594: 3 fl Von dem Gut zu Reddighaußen So Wedekindt von Lauberbach gleich fals den Armen gestiffet
                • 1595: 3 fl von dem Gutt zu Rettighaussen So Wedekindt von Lauberbach den Armen gestiffet
                • 1596: 3 fl. Vonn dem Gutte zu Reddighaußen So Widdekindt vonn Lauberbach den Armen gestiffet
                • 1597: 3 fl vonn dem Gutte zu Reddighausen so Widdekindt von Lauberbach s. den Armen gestiffet
                • 1606: 3. fl vom Gutt zu Reddighaußen So Widekindt von Lauerbach den Armen gestifft (Quelle)
                • 1616: Stendig Innam Geltt in S. Annae Guet gehörigk. 3. fl. Merga und Cuntze Rabe zu Reddighausen, vom Gutte daselbsten. Diese Zinße fordert der Burgemeister alhier laut der Fundation Widekint von Lauberbach S.
                • 1617: 3. fl. Merga undt Cuntze Rabe zu Reddighausen vom Gut daselbsten. Diese Zinse fordert der Burgemeister alhier laut der Fundation Widdekint von Lauberbach S.
                • 1618: 3. fl Joanes von Doddenaw und Henchen Reutter zue Reddighausen vom Guete daselbsten. Diese Zinse fordert der Burgemeister alhir laut der Fundation Widekin von Lauberbach s.
                • 1619: 3. fl. Johanes uf den Ackern und Henchen Reutter zu Reddighausen vom Gut daselbsten. Diese Zinse fordert der Burgermeister alhier laut der Fundation Wiedekint von Lauberbach s.
                Zins 1619.jpg

                Wurde der Betrag im Laufe der Zeit angepasst, weil sich der Wert des Guldens relativ zu dem in der Urkunde genannten veränderte? Vielleicht, wobei aber schon 1616 der Gulden zu 26 Albus gerechnet wurde, und damit zum gleichen Wert, wie noch 1669 und später. Das erklärt den Unterschied also nicht...

                Gulden 26 Albus.jpg
                Vielleicht bedeutet vierthalben Gülden in 26. alb. (einen Spanischen Orth), dass von der Leihe 3½ Gulden je 26 Albus fällig sind, in der ursprünglichen Fundationsurkunde von ca.1515 aber der Gulden zu ¼ Spanischem Real gerechnet wurde? Dann wären wohl 91 Silbergroschen (plus Naturalien) zu zahlen...
                Zuletzt geändert von Renerpho; 24.05.2024, 01:14.
                Gruß, Daniel


                Orte Battenberg/Eder mit Ortsteilen, Hatzfeld, Marburg; Familien Wirwatz, Stippius, Lettermann, Willstumpf; Auswanderer aus Battenberg und Ortsteilen

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                • Schlumpf
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.04.2007
                  • 364

                  #9
                  Hallo

                  Nun, der Gulden wird hier klar zu 26 Albus angegeben. Der kölner Gulden hatte nur 24 Albus. Später wird der Gulden cölnisch als Rechnungseinheit gebraucht.
                  Es ist aber nichts besonderes, dass in alten Rechnungen die Maße angegeben werden. Also steht dort z.B. Rechnung in Dahler, jeder zu 39 Stüber oder 52 Albus gerechnet.
                  Der gefragte "spanische Orth" ist meines Erachtens nach zusätzlich aufgeführt und hat mit den zuvor angegeben 3,5 Gulden zu 26 alb nichts zu tun.
                  Wahrscheinlich (!) handelt es sich hier um einen sog. Albertusthaler, der im 17. Jahrhundert im heutigen Belgien aufkam. Dieser wurde 9 1/2 Stück auf eine feine Mark
                  Silber geprägt. Der Reichstaler hatte wohl im 17. Jahrhundert einen Münzfuß von 9 auf eine feine Mark zu 233,8g Feinsilber. Nun habe ich mich etwas vertan: Der Reichstaler
                  hatte im 17. Jahrhundert 78 alb. Also war der Reichsorth zu 19 alb 6 Heller, (nämlich 1/4 rthl). Demnach dürfte der spanische Orth etwas weniger gewesen sein. Mit der Einführung des
                  Reichstalers zu 80 alb am Niederrhein im Jahre 1715 wurde der "Orth" zu 20 alb gerechnet.

                  Ganz nebenbei bemerkt, wird die Pacht sowieso mehr oder weniger in Naturalien bezahlt worden sein. In alten Rechnungen wird gerne in "Goldgulden_" berechnet.
                  Diese Münze wurde aber seit 1632? nicht mehr geprägt. Der Begriff hat sich also als eine Rechnungseinheit bis nach 1790 erhalten.

                  Viel Spaß damit Schlumpf
                  Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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