Das Schicksalsrad?

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  • iClaudia
    Erfahrener Benutzer
    • 14.07.2021
    • 130

    [gelöst] Das Schicksalsrad?

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1726
    Region, aus der der Begriff stammt: Oberfranken


    Hallo,

    ich hänge gerade an einem Kirchenbucheintrag fest, der mit "fortuna rota vezia" beginnt, also "das Rad des Schicksals" und weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll.

    Der Eintrag selbst gehört zu einer Hochzeit, in der ein Witwer (seine Frau war gerade gestorben) neu heiratet. Und zwar eine junge Frau von 17 Jahren, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Dazu war sie anscheinend auch noch schwanger, wenn ich mir die Geburtseinträge ansehe.

    Wollte der katholische Pfarrer eventuell nur ausdrücken, dass es göttliche Fügung war, dass sich die beiden so kurz nach dem Tod der ersten Ehefrau gefunden hatten?
  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 22574

    #2
    Was sollte in diesem Kontext VEZIA bedeuten?
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

    Kommentar

    • iClaudia
      Erfahrener Benutzer
      • 14.07.2021
      • 130

      #3
      Gute Frage, der Eintrag beginnt jedenfalls so, wie Du hier sehen kannst:



      Auf der rechten Seite, der Eintrag von Johann Otto Hoffmann und Catharina Hoffmann.

      Hier ist dann der Sterbeeintrag seiner ersten Frau Margarethe:



      Sie war erst im März des gleichen Jahres im Alter von 37 Jahren verstorben, mit dem Hinweis "in villa utor omnibar". Hatte sie im Dorf etwas falsches gegessen?

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      • Horst von Linie 1
        Erfahrener Benutzer
        • 12.09.2017
        • 22574

        #4
        Der Schreiber bemüht sich um Abwechslung bei den Texten für die Heirat. Daher würde ich der Formulierung hier keine besondere Bedeutung zumessen wollen.
        Ich kann auch nicht den letzten Buchstaben entziffern.
        Ist das ein T, ein E, ein A oder ein O?
        Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
        Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
        Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

        Und zum Schluss:
        Freundliche Grüße.

        Kommentar

        • Horst von Linie 1
          Erfahrener Benutzer
          • 12.09.2017
          • 22574

          #5
          Steht da aber nicht mit der Henkersmahlzeit.
          in villa uxor omnibus
          im Dorfe Ehefrau; mit allen (Sakramenten versehen)
          Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
          Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
          Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

          Und zum Schluss:
          Freundliche Grüße.

          Kommentar

          • iClaudia
            Erfahrener Benutzer
            • 14.07.2021
            • 130

            #6
            Mein Latein ist leider etwas eingerostet, aber als Henkersmahlzeit hätte ich das nun nicht übersetzt

            Ich habe gerade auch nochmal etwas weitergeblättert und beim Tod der Catharina (auch nur wenige Jahre später), verwendet der Pfarrer noch einmal den Ausdruck "Fortuna rotis":



            Was immer er uns damit sagen wollte, so scheinen die Ehen des Johann Otto unter keinem glücklichen Stern gestanden zu haben.

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            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 16621

              #7
              Zitat von iClaudia Beitrag anzeigen
              ... ich hänge gerade an einem Kirchenbucheintrag fest, der mit "fortuna rota vezia" beginnt, also "das Rad des Schicksals" und weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll. Der Eintrag selbst gehört zu einer Hochzeit, in der ein Witwer (seine Frau war gerade gestorben) neu heiratet. Und zwar eine junge Frau von 17 Jahren, was ebenfalls ungewöhnlich ist. ...
              Hi, ja, Schicksalsschlag und anschließender Glücksfall mit einer jungen Braut, ist schon etwas besonderes, wozu die Formulierung passt.

              Ich zitiere aus wikipedia:

              "In der mittelalterlichen und antiken Philosophie ist das Glücksrad oder Rota Fortunae ein Symbol für die Launenhaftigkeit des Schicksals. Das Rad gehört der Göttin Fortuna, die es nach dem Zufallsprinzip dreht und dabei die Positionen der Menschen auf dem Rad verändert: Einige erleiden großes Unglück, andere gewinnen Glücksfälle."
              Viele Grüße

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              • GiselaR
                Erfahrener Benutzer
                • 13.09.2006
                • 2251

                #8
                Der fragliche Ausdruck, ist wie gesagt eine etwas schwülstige Floskel.
                Das fragliche Wort lautet "vexit". Der gesamte Ausdruck:
                Fortunae rota vexit - Das Rad des Schicksals trug den Johann Otto (Johannem Ottonem = Akkusativ) Hoffmann ..
                etc. zu der keuschen Jungfrau (ad pudicam virginem ebenfalls Akkusativ) ... etc.
                Die Querstriche über den Wortenden bezeichnen ein weggelassenes m
                Fortunae mit ae am Ende erkennt man an der Schleife am oberen Ende des a.
                Grüße
                Gisela
                Grüße Gisela

                Kommentar

                • GiselaR
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.09.2006
                  • 2251

                  #9
                  Der fragliche Ausdruck, ist wie gesagt eine etwas schwülstige Floskel.
                  Das fragliche Wort lautet "vexit". Der gesamte Ausdruck:
                  Fortunae rota vexit - Das Rad des Schicksals trug (hat getragen) den Johann Otto (Johannem Ottonem = Akkusativ) Hoffmann ..
                  etc. zu der keuschen Jungfrau (ad pudicam virginem ebenfalls Akkusativ) ... etc.
                  Die Querstriche über den Wortenden bezeichnen ein weggelassenes m
                  Fortunae mit ae am Ende erkennt man an der Schleife am oberen Ende des a.
                  Grüße
                  Gisela
                  Grüße Gisela

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                  • iClaudia
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.07.2021
                    • 130

                    #10
                    Vielen lieben Dank.

                    In der Konstellation sah es der Pfarrer wohl als glückliche Schicksalsfügung. Zumal der Bräutigam deutlich älter war.

                    Leider aber kein Happy End. Johann Otto starb etwa zehn Jahre später mit 65 und nur kurze Zeit später seine Catharina mit nur 27

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                    • fps
                      Erfahrener Benutzer
                      • 07.01.2010
                      • 2335

                      #11
                      Zitat von iClaudia Beitrag anzeigen
                      Leider aber kein Happy End. Johann Otto starb etwa zehn Jahre später mit 65 und nur kurze Zeit später seine Catharina mit nur 27
                      Quod erat demonstrandum; das Glück ist launisch und das Rad dreht sich mal so, mal so. Da lag der Pfarrer ja schon fast hellseherisch richtig.....
                      Gruß, fps
                      Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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