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  • Leberecht
    Erfahrener Benutzer
    • 15.03.2009
    • 519

    Zwilligmacher

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1687
    Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge

    ein Ahne von mir ist "Müller und Zwilligmacher". Nun habe ich nach Zwilligmacher gegoogelt und insgesamt 8 Ergebnisse bekommen. Ein Ergebnis brachte mir die knappe Erklärung "Weber. (Ein zweites - da musste ich schmunzeln - brachte mich zurück zu diesem Forum, wo in einem anderen Faden auch ein Zwilligmacher erwähnt wird = eben jener Ahn von mir. Auch ne schöne Geschichte. )
    Könnte mir viellleicht noch jemand einen Tipp geben, was ein Zwilligmacher getan hat? Die Kombination aus einem "echten" Müller und einem "echten" Weber scheint mir erstens aufgrund der unterschiedlichen benötigten Handwerkszeuge und aufgrund des Arbeitsaufwandes für jeden Beruf für die damalige Zeit sehr unwahrscheinlich. Noch ein Hinweis: der Gute war schon "richtiger" Müllermeister, das Zwillig-Ding wird er nebenbei gemacht haben.

    Xylander

    der Zwillich (zweifach, im Unterschied zum dreifachen Drillich) passt schon zum Weber.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Zwillich
    Denkbare Verbindung: es gab auch Flachsmühlen bzw. Mühlen die verschiedene Ausgangsstoffe bearbeiteten. Falls Deine Leute auch in dem Nicht-Mehl-Bereich tätig waren, dann hätten sie einfach die nächste Stufe der Veredelung mit erledigt. Ob auch schon mechanisch betrieben, weiß ich nicht.
    Wenn man erst mal eine Antriebskraft hat, kann man jedenfalls alles mögliche damit aufstellen.

    animei

    Da es sich bei Zwillig um einen Stoff/Gewebe handelt: http://books.google.de/books?id=gjBC...lig%22&f=false, wird Deine Annahme schon richtig sein, dass er das zusätzlich oder nebenbei gemacht hat, vielleicht ja über den Winter, wenn es in der Mühle nicht so viel zu tun gab.

    GiselaR

    Ein Zwillichmacher (heutige Schreibweise mit ch) machte schlicht und ergreifend Zwillich. Der passende Link ist schon in Xylanders Beitrag.
    Das ist natürlich eine Art Weber, nur daß er sich dabei auf das Zwillichmachen beschränkte.
    Daß er das nebenbei machte, scheint mir auch nicht besonders seltsam. Wenn man es umgekehrt betrachtet: viele Weber konnten nicht allein vom Weben ernähren.
    Aus welcher Zeit stammt denn dein Eintrag?

    sternap

    müller und weber zu sein ist eigentlich normal.
    man war in kleineren orten im volksmund der "müllerbauer", weil man die wassermühle besass, bei der die leute paar mal jährlich alle ihr brotmehl mahlen liessen, in der zwischenzeit war der mensch normaler bauer.
    so ähnlich kannst du dir die arbeitsteilung eines müllers und webers vorstellen, normalerweise am webstuhl, zur mahlzeit des getreides als müller, und immer am reparieren und warten der mühle, man musste sie kontrollieren und instand halten.

    Leberecht

    Ich hatte mir das als Geschichtslaie immer so vorgestellt, dass die Leute ohnehin nur wenig hatten und das, was sie getan haben, halt fast rund um die Uhr gemacht haben.
    Und da konnte ich mir schwer vorstellen, dass ein Müller neben seinem ganzen Mühlwerkzeug überhaupt das Geld für die Anschaffung eines Webstuhls etc. hat.
    Der entsprechende Eintrag kommt übrigens aus dem Jahr 1687. Weder vorher noch nachher ist in irgendeiner Weise von einem Weber, Tuchmacher o.ä. zu lesen.
    Meine Stammlinie kann ich von ca. 1530 bis 1850 dem Müllerberuf vor Ort zuordnen, ab ca. 1780 ist dann von "Müller und Weißbäcker" die Rede.
    Einen Gedankengang habe ich allerdings noch: vor Ort (der im übrigen zur damaligen Zeit aus lediglich 20-30 Häusern bestand) sollen "zahlreiche Strumpfwirker" gewesen sein. Könnte ein Zwillichmacher soetwas gemacht haben?

    animei

    Eigentlich nicht. Zwillich ist ein grobes Gewebe, Strümpfe sind, wie der Name Strumpfwirker schon sagt, gewirkt, also eher gestrickt: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewirke

    GiselaR

    Ein Zwillichmacher macht, wie der Name sagt, Zwillich. Und ein Strumpfwirker wirkt Strümpfe. Soweit so gut.
    Ich bin auch ganz sicher, daß er nicht Strumpfwirker war. Wie Anita sagt, das ist ein eigener Beruf und braucht auch ein ganz anderes Gerät. Die Strümpfe wurden auch nicht einfach mit der Hand gestrickt, sondern es gab ähnlich einem Webstuhl auch ein Strumpfwirk-Gerät. Ich habe vergessen, wie es genau hieß.
    Ich habe einmal einen Eintrag entziffert, in dem der Verstorbene von Beruf Hersteller solcher Strumpfwirk-Geräte war.
    Ich habe auch schon viele Einträge gesehen, in dem als Beruf ausdrücklich "Strumpfwirker" stand.
    Dein Müller muß sich den Webstuhl nicht auf eigene Kosten angeschafft haben. Es ist möglich daß er in ein Verlagssystem eingebunden war. Dann wurde ihm der Webstuhl gestellt. Wir kennen das Verlagssystem zwar hauptsächlich aus dem 19. Jhdt. (vgl. Gerhart Hauptmann: "die Weber"), aber diese Produktionsform ist viel älter.
    Wenn das ein Dorf voller Strumpfwirker war, liegt es nahe, daß auch diese für einen (oder verschiedene) Verleger arbeiteten. Denn du hast damit Recht, daß diese Maschinen eine größere Anschaffung waren. Trotzdem würde ich mich an den Wortlaut halten. Denn wenn der KB-Schreiber zwischen Strumpfwirker und Zwillichmacher unterschieden hat, dann hat das mit Sicherheit eine sachliche Grundlage. Sonst hätte er im fraglichen Eintrag ja gleich Zwillichmacher geschrieben.

    sternap

    als müller hatte man am wehr davor schwemmholz anfallend, es eignet sich nach dem auftrocknen besonders gut zum bearbeiten, durchaus kann jemand der fähig ist eine mühle instand zu halten, einen wenbstuhl gefertigt haben.
    ausserdem kann das eine durch eine frau, das andere durch einen mann in die familie gekommen sein.

    rigrü

    Zumindest in den erzgebirgischen Orten, die ich so kenne, zählten die Müller- und Bäckerfamilien immer zu den wohlhabenden gesellschaftlichen Schichten, sodass die Anschaffung eines Webstuhls (oder was auch sonst immer man brauchte) wohl keine große finanzielle Schwierigkeit gewesen sein dürfte.
    Zuletzt geändert von Leberecht; 12.08.2011, 19:25.

    Kommentar

    • Hintiberi
      Erfahrener Benutzer
      • 26.09.2006
      • 1075

      Filleplatz

      Jahr, aus dem der Begriff stammt: weiträumig um 1900 (+/- 100 Jahre)
      Region, aus der der Begriff stammt: Weine, Westf.

      Kann mir jemand von euch sagen, was ein "Filleplatz" ist oder war?
      Meine Oma wohnte früher in einem Haus am oder auf dem "Filleplatz" und wurde daher auch Filleplässers genannt.
      Ursprünglich kam dieser Hofname wohl nur einem Haus im Dorf zu, erst später wurden auch andere, um 1840 neu gebaute Hausstätten mit diesem Namen bezeichnet. Selbst wenn diese neueren Häuser auch einen eigenen Vulgonamen besaßen.
      Es dürfte sich beim Filleplatz um den heutigen Schützenplatz in Dorfe handeln, der ursprünglich eine größere Wiese gewesen war, die an der Alme lag.
      Ich könnte mir vorstellen, daß dieser Platz als Waschplatz genutzt wurde, sicher aber auch für andere Aktivitäten.
      Ich würde nur gerne wissen, wofür das "Fille-" stehen könnte, was es bedeutet. Gibt es einen ähnlichen (platt-)deutschen Ausdruck, der "Fille" nahekommt?

      Laurin

      im Wörterverzeichnis - Plattdeutsch/Niederdeutsch in Westfalen gibt es fillen = Fell abziehen
      Ob das zur Wohnstatt Deiner Oma passt?

      Hintiberi

      ja - das könnte passen! Das Elternhaus meiner Oma steht am Filleplatz, ihr Vater selbst war Tagelöhner und Schuhmachergehilfe. Durchaus möglich, daß am Filleplatz früher den Tieren das Fell abgezogen worden ist - man konnte es dann ja auch gleich im Fluß waschen.

      niffel

      Die Urgroßmutter meiner Frau war in der Familie als "Oma Fell" bekannt - aber nicht des Namens wegen, sondern weil die Familie einen Nebenerwerb hatte, indem sie die frisch abgezogenen Häute und Felle nachbearbeitete und Fleischreste, Blut und Fett von der Innenseite schabten, bevor der Gerber die Sachen abholte...
      Muß wohl auch so etwas gewesen sein, aber der Begriff fille/fillen ist dabei nicht gefallen!

      Hintiberi

      Möglicherweise war das "Fillen" oder "Fellen" auch eine Arbeit, von denen Kinder möglichst nichts mitbekommen sollten, und man hat dann auch vermieden, es beim Namen zu nennen.

      Hab grad mal nach "fillen" geggoogelt:
      http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/e/fi/llen/fillen.htm
      Möglicherweise könnte es also auch eine Gerichtsstätte/Bestrafungsort gewesen sein...
      Schade, daß nicht dabeisteht, von woher sich das Wort ableiten läßt, doch hier gibt's noch eine genauere Erklärung:
      http://books.google.de/books?id=qoRn...eutung&f=false
      Das scheint alles einigermaßen zu passen!

      Laurin

      die Richtung scheint doch "tierischer" Art zu sein.
      Nach DUDEN Lex.FN ist der FN Filler ein Berufs-Übername zu mhd. viller "Schinder" (-->Abdecker).

      hans2

      aus dem GRIMM (Bd. 3 aus 1862):
      fillen: "das fell abziehen, schinden, häuten".
      "... verdrängt durch schinden ...
      nnd (nordniederdeutsch) und nnl. (nordniederländisch) dauert villen fort."

      Irmgard

      ich las zufällig beim gugeln Deine Frage und würde Dir raten, Flurkarten zu studieren und Du wirst wohl keinen Gerber an diesem Platz finden oder Schinder. Dokumente würden belegen, daß hier auch kein Auspeitschungsort war.
      Örtlichkeitsbezeichnungen können viel älter sein und eine vordergründige Erklärung muß keinesfalls richtig sein. Bitte bedenke, daß >f< auch >v< sein könnte und wieviele Ortsnamen mit "Vill" beginnen, weil sie sich auf "Weiler" beziehen. Ein Weiler lag immer am Wasser/ einem Brunnen/ einer Quelle.
      wîlâri F Weiler, Lw. von lat. villa = Landhaus, Landgut ÷ Adj. villaris = zum Landhaus gehörig775 ÷ frk. / lat. > wîlâri
      ÷ ahd. wîlâri, wîlâr, wîla; mlat. villare = Weiler, Siedlung, Hof ÷ mhd. wîler, wîlre = Weiler, einzelnes Gehöft, kleineres
      Dorf; > -wilre, -wiler
      Vielleicht gehörte der Weiler auch nur zum Haus Villigst? oder ..?
      ebendort filler: Schinder, Henker.

      hans2

      Welche Belege lassen sich anführen für die Behauptung, Fille(platz) könnte von villa herstammen? Denn das ist ja durch die Darlegung
      wîlâri F Weiler, Lw. von lat. villa = Landhaus, Landgut ÷ Adj. villaris = zum Landhaus gehörig775 ÷ frk. / lat. > wîlâri
      keineswegs gedeckt. Ich kenne aus Süddeutschland, wo ja die Römer ihre Spuren hinterlassen haben, keinen Ortsnamen, bei dem das (geschriebene) f auf das v von villa zurückzuführen ist.
      Ferner: Dass die Weiler-Orte alle am Wasser liegen, scheint mir fraglich. Gesichert gilt das meines Wissens nur für diejenigen, die sich von Wuhl und Wühle herleiten, also von dem Tümpel, in dem sich die Schweine suhlten. Auch hier bitte ich um Belehrung.

      Hintiberi

      Woher der Name letztendlich rührt, weiß ich nicht - es ist aber kein Familienname.
      Das erste mal taucht "Filleplätzer" als Vulgoname eines Franz Kriener im Kirchenbuch um 1840 auf, vorher habe ich ihn dort nicht finden können.
      Auf der Katasterkarte des Ortes von 1829 steht dort bereits ein Haus, in dem "Filleplätzer heinrich" wohnt.
      Ich kann noch nicht nachvollziehen, welche heutige Hofstätte die auf der Katasterkarte zu sehende war, aber nach 1830 sind auf jeden Fall noch ein paar Häuser in der Nähe des "Platzes" erreichtet worden.
      4 der heutigen 6 Häuser, denen der Name "Filleplätzer" zukommt, haben auch eigene Vulgonamen - Filleplätzer dürfte sich also auf die eigentliche Lokalität am "Filleplatz" beziehen.
      Ich bin gespannt, ob ich dazu noch was herausfinden kann!
      Meine Ahnen
      http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
      www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

      Kommentar

      • Ortti

        Buch des Lebens

        Ist das direkt unter der Spalte Sterbeeinträge?
        Manchmal hat man nach Überfällen oder wochenlager Flucht eine Art Aufstellung ins Kirchenbuch gemacht, wer überhaupt noch am Leben war.
        Solche Einträge bzw Überschriften finden sich ab dem Jahr 1632 bis 1648 vielfach in Kirchenbüchern, dass gesammelte Nachricht gegeben wird. Zum einen weil auch die Pfarrer und Schulmeister häufig geflohen waren udn daher erst nach ihrer Rückkehr Nachricht erhielten was passiert war bzw. wenn Flüchtende zurückkamen erst berichteten. Das Kirchenbuch wurde teilweise mitgenommen und stand nicht gleich für Eintragungen zur Verfügung, teilweise wurde es versteckt. Denn es galt als größte Trophäe des Feindes sich des Kirchenbuchs zu bemächtigen und zu vernichten. Nach damaligen Glauben, konnte nur jemand seelig werden, dessen Name im "Buch des Lebens" stand.

        rigrü

        Könntest du dazu bitte eine Quelle angeben?

        Gast Ortti

        Ich meine, ich hab das hier gelesen:
        http://www.literaturforum.de/forum/h...18-1648-a.html

        rigrü

        Schade, ich hatte auf eine etwas belastbarere Quelle gehofft. Interessant aber dennoch, mal über den erzgebirgischen Christian-Lehmann-Tellerrand hinauszublicken

        Gast Orrti

        was meinst du mit belastbarer?
        was gibt es denn authentischeres als eine Autobiografie?
        Es sind die Lebensaufzeichnungen des Pfarrers Martin Bötzinger.
        Ich versteh dich jetzt grad nicht----
        P.S. ich bin mir aber auch nicht mehr sicher, ob ichs darin gelesen habe, ich habe auch noch andere Quellen gelesen z.B. Tietze, die Wirkungen des 30Jährigen Krieges in der Pflege Coburg. Darin sind mehrere Berichte der Schultheißen aus den Dörfern abgedruckt, die schilderten was alles passiert ist. Weiter könnte ich es auch in einem Kirchenbuch gelesen habe, dort gibt es auch oft Berichte der Pfarrer.

        rigrü

        Als belastbar würde ich eine konkrete, am besten wissenschaftliche Literaturstelle bezeichnen, in der belegt ist, wann von wem 1. Kirchenbücher als "Buch des Lebens" bezeichnet wurden und dass Menschen nur durch einen Eintrag darin "seelig" (was auch immer das bedeuten mag) werden konnten und 2. die Zerstörung von Kirchenbüchern bzw. deren Raub als Tröphäe ein Ziel "des Feindes" war. Beides erscheint mir etwas abwegig, zumindest habe ich noch nichts davon gehört aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

        Gast Orrti
        Hier einer von vielen Kirchenbucheinträgen, aber vermutlich wird dir das auch wieder nicht reichen. Literatur weiß ich keine. denn es soll Sachen geben, die bisher noch keiner aufgeschrieben hat, manche nennen das dann Forschung Miniaturansicht angehängter Grafiken



        rigrü

        Der forsche Ton ist ganz und gar unangemessen. Forschung bedeutet auch, Quellen kritisch zu betrachten und wenn man das in dem vorliegenden Fall macht, stellt man fest, dass mit dem "Buch des Lebens" sicher nicht das Kirchenbuch gemeint ist. Es wäre ja auch merkwürdig, wenn man etwas derart profanes mit dem "Buch des Lebens" im theologischen Sinn gleichstellte. Das Buch des Lebens ist eine theologische Metapher, kein papiernes Namensverzeichnis. Jedenfalls bin ich weiterhin an Belegen für die Aussagen "Denn es galt als größte Trophäe des Feindes sich des Kirchenbuchs zu bemächtigen und zu vernichten." und "Nach damaligen Glauben, konnte nur jemand seelig werden, dessen Name im 'Buch des Lebens' stand." interessiert.

        Gast Orrti

        Aha, es ist nicht das Kirchenbuch gemeint?
        Ich versteh jetzt gar nichts mehr?
        Wie soll man denn sonst die Taufeinträge verstehen wie den angfügten?
        Es mag ja sein, dass es theologisch noch ein anderes Buch des Lebens gibt. Aber das Kirchenbuch wurde auch als Buch des Lebens bezeichnet.

        rigrü

        Ich hab ja schon versucht, es zu erklären. Durch den irdischen Akt der Taufe wird der Täufling in das theologische Gedankenkonstrukt "Buch des Lebens" eingetragen. Auch wer getauft wird und nicht im Kirchenbuch steht, wird in das Buch des Lebens aufgenommen, zumal das biblische "Buch des Lebens" ohnehin älter ist als die systematische Erfassung von Getauften in Kirchenbüchern. Aus diesem Grund bezweifle ich auch, dass Kirchenbücher als Trophäe deshalb gestohlen oder geraubt wurden, weil man glaubte, dass die Eingetragenen dann nicht "selig" wurden. Dass irgendwann irgendwer irgendwo auch ein Kirchenbuch als "Buch des Lebens" bezeichnet hat, kann ich natürlich nicht widerlegen. Ich bezweifle aber weiterhin, dass Kirchenbücher als "größte Trophäe des Feindes" (wer genau war denn eigentlich "der Feind"? Hatte "der Feind" nicht andere Sorgen?) galten und irgendwer geglaubt hat, nur "selig" zu werden, wenn der Pfarrer ihn ins Kirchenbuch schrieb. Ich bin gespannt auf weitere Belege und gerne auch die Meinung Dritter.

        Cardamom

        wie rigrü richtig bemerkt hat, ist die Formulierung "Buch des Lebens" eine feststehende Bezeichnung aus dem jüdisch-christlichen Bereich.
        Gläubige bitten Gott, daß sie im Buch des Lebens eingeschrieben sein mögen, d.h., es ist grob gesagt eine Metapher für "ewiges Leben, erlöst werden, bei Gott sein".
        Im christlichen Bereich hat man die Taufe als Akt der Übereignung an Gott besonders mit dieser Vorstellung verbunden: Wer getauft ist (und danach lebt), der ist bei Gott ins Buch des Lebens eingeschrieben.
        Bei allen Entwicklungen positiver und negativer Art in den 2000 Jahren Christentumsgeschichte schließe ich nicht ganz aus, daß auch mal ein Pfarrer die Sache so wörtlich verstanden hat, daß er "Taufe/Eintrag ins Kirchenbuch/Eintrag ins Buch des Lebens" in eins gesehen hat.
        (Es gab ja auch Zeiten, da hat man Menschen zwangsgetauft, weil man meinte, der Akt der Taufe sei heilsnotwendig; oder man dachte, ungetaufte Kinder kommen evtl. nicht in den "Himmel").
        Grundsätzlich halte ich es aber nicht für die naheliegendste Interpretation. Im allgemeinen haben/hatten Pfarrer einen Hang zur blumigen Ausdrucksweise, die sich aus den reichen Bildern und Metaphern der biblischen Tradition speist, und nicht wörtlich (also nicht: Buch des Lebens = das KB, in das der Eintrag gemacht wurde) zu nehmen ist.
        Der Wiki-Artikel zum Stichwort B.d.L. ist übrigens sehr dürftig.

        Holzknecht

        www.kreuzgang.org nachgefragt?
        Vielleicht weiss man dort ja Näheres?

        Cardamom

        was heißt "Näheres"?
        bei Bedarf könnte ich gerne noch einen längeren theologischen Aufsatz über das Phänomen "Buch des Lebens" nachschieben. Aber ich denke, darum gehts erst mal nicht.
        Ich hab mir kreuzgang.org angeschaut. Die ganze Bandbreite der Meinungen, von konservativst-katholisch bis ... ??? ich-weiß-nicht-was. Ich persönlich finde sowas anstrengend: eine Frage- 20 verschiedene Antworten ...

        wiehopf

        Vielleicht hilft diese Info, diese Diskussion etwas zu versachlichen:
        http://wiki-de.genealogy.net/Die_Kir..._(1901)/E-Book




        rigrü

        Das Problem bleibt. Es heißt zwar:
        "Die ältesten Listen scheinen (32 ≡) Taufbücher gewesen zu sein, „Bücher des Lebens", wie man sie nannte."
        Ich finde aber dort weder eine Quelle, noch einen Hinweis darauf, wer wann wo ein Taufbuch als "Buch des Lebens" bezeichnet hat. Die Formulierung "scheint" klingt im Übrigen auch nicht gerade verlässlich. Ist vielleicht alles eine neuzeitliche Legendenbildung?
        Dass Kirchenbücher im Dreißigjährigen Krieg verlorengingen ist bekannt. Die Frage ist aber, ob sie aus dem Grund gestohlen oder geraubt wurden, den Ortti anführt. Der Wikipedia-Ausschnitt hilft deshalb nicht weiter.

        wiehopf

        ich stimme Dir völlig zu - ich habe versucht, irgendeinen Beleg für den geschilderten "Kirchenbuch als Kriegstrophäe"-Vorgang zu finden: ich habe dazu nichts finden können (was ja nicht heißen muss, das es da nicht doch etwas gibt!). Aus meinem persönlichen Umfeld - einer alten Pastorenfamilie - kenne ich weder das Taufbuch als "Buch des Lebens" noch den "Kirchenbuch als Kriegstrophäe"-Vorgang.

        GunterN

        http://www.unipfarramt.unibas.ch/sit...%20Gen%205.pdf

        Kommentar

        • USR2504
          Erfahrener Benutzer
          • 31.01.2010
          • 346

          Cai Conducteur

          Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1825
          Region, aus der der Begriff stammt: LWL

          hier http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=57046 wurde ein Pate mit dem vermutlichen Beruf Cai Conducteur erwähnt. Nur, weiß jemand, was das zu bedeuten hat?

          rigrü

          Naja, das ist wohl falsch gelesen und heißt Bau Conducteur, siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Bauconducteur.

          lizzy

          nach Krünitz:
          Conducteur, nennet man einen in der Kriegs= und Civil=Baukunst Erfahrnen, dem die Aufsicht über die Arbeiter anvertrauet ist. Siehe Bau=Conducteur.
          Da hat rigrü wohl recht.
          Zuletzt geändert von USR2504; 20.08.2011, 15:17.

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11336

            Randbemerkung Geburtsurkunde (franz.)

            WinterLue



            animei

            Verstorben am 18. August 1963 in Holzminden,Deutschland
            Strasbourg, den 3. September 1963
            Der Standesbeamte
            in Vertretung
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

            Kommentar

            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11336

              Hilfe bei Hochzeitseintrag auf Latein aus dem Jahr 1747

              Jan86

              Jahr, aus dem der Eintrag stammt: 1747
              Region, aus der der Eintrag stammt: Kleinwonetitz, Sudetenland


              Ich lese folgendes raus, ist das in etwa korrekt?
              Am 19. November 1747 hat Joannes Goblirsch aus Pabelsdorf Anna Schmidtin die Tocher des Georg Schmidt aus Wonetitz (Groß- oder Klein-Wonetitz) geheiratet.
              Seh ich nur keinen Hinweis oder gibt es tatsächlich keinen auf den Vater von Joannes Goblirsch?

              henrywilh

              Doch, der Vater hieß genau so.
              Ich kann zwar das erste Wort hinter seinem Namen - pinter?, parter? - nicht deuten, aber danach steht im Genitiv:
              des Johannes Goblirsch aus Babelsdorff legitimer Sohn

              Kögler Konrad

              Richtig Henry,
              da Wörtchen heißt nur pariter = ebenso, in gleicher Weise
              beide heißen Hans!
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

              Kommentar

              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11336

                Was ist ein Steigerer

                wetzleranja

                ich habe ein Kommentar zu meinem Vorfahren gefunden. Dort heißt es "Steigerer des Kirchweihespiels (1783 für 8 Gulden, 1786 für 7 Gulden 20 Kreuzer).
                Aber was ist ein Steigerer? Einer, der etwas ersteigert?

                Laurin

                Deine Annahme wird wohl richtig sein.
                Nach Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm :
                STEIGERER 'einer der steigert'; im sinne von 'bieter' bei einer auction
                Sicherlich wurde das Kirchweihespiel (heute sagt man wohl eher 'Event') in regelmäßigen Abständen ausgeschrieben und Dein Vorfahr war 'Eventmanager'
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11336

                  Was ist ein Bohl(s)mann?

                  MagicP

                  Was verbirgt sich hinter dem Beruf des "Bohlmann" oder "Bohlsmann"?

                  Hina

                  ein Bohlsmann war in Schleswig ein Besitzer einer vollen Hofstelle.

                  MagicP

                  Den Begriff Bohlsmann gab es also nur im Herzogtum Schleswig?

                  Hina

                  Möglicherweise auch in Holstein. Zumindest gab es dort auch das Flächenmaß Bohl (entspricht etwa einer Hufe).
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • Leberecht
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.03.2009
                    • 519

                    Was machte ein Uhrmacher?

                    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1700 - 1800
                    Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge

                    ich habe ein Frage betreffs einer Begriffserklärung: was machte eigentlich ein Uhrmacher in der frühen Neuzeit?
                    Klar - Uhren. Soweit so gut.
                    WAS genau hat er aber gemacht, um WELCHES Ergebnis zu bekommen?
                    Ein kurzer Exkurs zu meinem Verhältnis: ein Ahn von mir wurde in einem kleinen Dorf im Erzgebirge geboren, in dem vor allem Holzspielzeug, Schlitten und "Holzuhren" gebaut wurden. Vor Ort, der ungefähr 20 Häuser umfasste, gab es wohl mindestens eine Holzmühle. Dieser Ahn zog als Erwachsener aus dem Dorf fort und wurde in seinem Todeseintrag in seinem späteren Wohnort als "Großgärtner und Uhrmacher" bezeichnet.
                    Was mich jetzt interessiern würde: wie kann man sich seine damalige Arbeit vorstellen? Wie wurde eine Uhr überhaupt um 1700-1800 gebaut?
                    Da in seinem Geburtsort keine Hinweise auf eine Schmiede zu finden sind und er selbst auch in keinem KB-Eintrag mit Metallverarbeitung in Verbindung gebracht werden kann: kann es sein, dass er als Uhrmacher "nur" den Holzkörper für Uhren geschnitzt hat und ev. fertige Uhrwerke verbaut hat, die er ev. aus der nächsten größeren Stadt bezogen hat? Oder gab es so eine Arbeitsteilung zur damaligen Zeit nicht und ein Uhrmacher hat vom Stanzen des kleinsten Zahnrades (das eigentlich wie hergestellt wurde?) bis zum Schnitzen des Holzrahmens alles allein gemacht?

                    christiane84

                    Mir ist bekannt, das im Erzgebirge Holzwanduhren hergestellt wurde und das auch schon sehr lange.

                    Xtine

                    Carl Schulte: Lexikon der Uhrmacherkunst. Handbuch für alle Gewerbetreibenden und Künstler der Uhrenbranche. 2. umgearbeitete stark vermehrte Auflage. Hübner, Bautzen 1902 (Fotomechanischer Neudruck: Callwey-Verlag, München 1980, ISBN 3-7667-0432-X).
                    Vollständiges Handbuch der Uhrmacherkunst (online lesbar)
                    Oder frag doch mal bei der Uhrmacherinnung an, wie das Berufsbild damals ausgesehen hat.
                    Wobei ich fast fürchte, daß man vermutlich nicht mehr mit 100%iger Sicherheit sagen kann, ob Dein Vorfahr nun tatsächlich die Uhr (also das Uhrwerk) oder nur das Gehäuse gemacht hat.
                    P.S. Hab ich grad noch gefunden: Uhrmacher Ist zwar zeitlich etwas früher, aber trotzdem interessant.

                    Amoena

                    In der Gemeinde St. Märgen im Schwarzwald gibt es ein schönes Uhrenmuseum, viel Geschichte und Info über den Beruf des Uhrmachers und Uhrenhändlers.

                    henrywilh



                    Friedrich

                    im Sauerland gab es Technikexperten, von denen man sagt, daß sie defekte techische Gegenstände (darunter auch Uhren) auseinandernahmen, wieder zusammenbauten, ein Teil blieb übrig, aber das Gerät funktionierte wieder!
                    Die nannte man auch Uhrmacher. So einen gab es bei uns in der Nachbarschaft.

                    henrywilh

                    Zwar kommen wir jetzt vom Hündchen auf's Stöckchen ...
                    So werden ja bekanntlich Schrauben hergestellt
                    Etwas auseinandernehmen, wieder zusammenbauen. Was bleibt übrig? Mindestens eine Schraube.

                    rigrü

                    Wenn es auch nur ein Teil der Arbeit ist; in Kirchenrechnungen aus dieser Zeit finden sich immer wieder Einträge, die auf die Arbeit eines Uhrmachers an der Kirchenuhr hindeuten, zumeist Reparaturarbeiten, u. a. ein neues Getriebe machen, Anrichten von Zeiger und Hammer, ausbüchsen und ausputzen etc. Je nachdem wie groß die Uhrmacherdichte war (ich gehe davon aus, dass sie in dieser Zeit im Erzgebirge nicht besonders hoch war), gab es mit den verschiedenen "öffentlichen" Uhren, also an Kirchen und kommunalen Gebäuden schonmal einen jährlichen Grundstock an Aufträgen. In welchem Umfang kleinere Uhren für Privatleute angefertigt wurden, wird schwer nachzuvollziehen sein, sofern man keine Rechnungsbücher o. ä. eines Uhrmachers aus dieser Zeit findet.

                    Hina

                    Ich habe mich mal vor ein paar Jahren in Seifen in einer Werkstatt über dieses Thema mit dem Chef unterhalten. Für die Herstellung der erzgebirgischen Spieluhren, Holzuhren usw. wurden und werden die Uhrwerke in der Regel dazu gekauft, die besonders hochwertigen stammen aus der Schweiz. Dort gibt es schon seit dem 18. Jh. "Uhrenfabriken", die Rohwerke herstellten. Aber natürlich gab es auch im Erzgebirge Uhrmacher, die diese Uhrwerke warteten und reparierten, denn es war ja ein Kostbarkeit, die man sich nicht ungepflegt selbst überlassen konnte.

                    Hemaris fuciformis

                    eigentlich hast Du ja schon eine ganze Menge toller Antworten, die ich mit großen Vergnügen nachverfolgt habe, da auch mein Vater Uhrmacher war. So daß ich nur noch am Rande hinzufügen möchte, daß Uhrmacher auch durchaus in Kirchtürmen herumturnten um Uhren zu "machen" oder reparieren oder einfach nur warten und stellen.
                    Da Du selber aus Sachsen kommst, weißt Du ja sicher auch schon, daß man den damaligen Gärtner - nicht mit unserer heutigen Auffassung verstehen darf. Wenn der Großgärtner war, kann die Uhrmacherei auch eine weniger bedeutende Nebentätigkeit gewesen sein.
                    Zuletzt geändert von Leberecht; 05.09.2011, 23:43.

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11336

                      High noon ?

                      Klingerswalde39_44

                      in einer Geburtsurkunde fand ich als Uhrzeit: 12 Uhr vormittags.
                      Ich deute das als mittags um 12. Das Gegenstück wäre dann wohl 12 Uhr nachmittags, also Mitternacht. Sehe ich das richtig?

                      Friedrich

                      da stimme ich Dir zu. Anders wäre es auch unlogisch.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                      Kommentar

                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11336

                        Verständnisfrage

                        Schocki

                        Verstehe ich diesen Text richtig, das Melchior Bene "jetzt", also zum Zeitpunkt der Heirat, der Sohn des Mezgers Hoffmann ist, also wohl sein Stiefsohn, das also sein Vater dementsprechend zeitig verstarb?
                        Und wo im Elsass könnte man das >Len burger Amt< lokalisieren?
                        Haben sich zu Gundershoffen durch Priesterliche Copulation
                        ehelich lassen zusammen geben, Melchior Bene, deß Hans
                        Bene im >Len burger Ampt< gebürtig, jetzund deß Schlebers
                        Mezigers
                        zu Pfaffenhoffen Hoffmann zu Grießbach
                        eltester Sohn, und Anna Elisabetha, deß Erbarn
                        Nicolai Lindenmanns, Bürger zu Grießbach eheliche Tochter.

                        GunterN

                        ich würde die ganze Sache zwischen AICHACH und PFAFFENHOFEN ansiedeln. Aus diesem Gebiet bräuchte man jetzt sehr altes Kartenmaterial.

                        Schocki

                        Ui, Du siedelst das ganze in Bayern an, da bin ich überrascht.
                        Aber na gut, die Zeit nach dem 30-j.Krieg, wer weiß.
                        Vielleicht kann jemand mit alten Karten helfen?

                        Wie wäre es denn mit Lenzburg in der Schweiz/Aargau? Sind ja viele ins Elsass ausgewandert.
                        Hat jemand das Buch, wo alle Schweizer Namen verzeichnet sind und kann nachschauen, ob >Bene< in diesem Gebiet vorkam?
                        Das Pfaffenhoffen ist meiner Meinung nach das östlich von Hangenau im Elsass. Was sagt Ihr?
                        Und das andere Problem, muß ich Melchior Bene als Stiefsohn von >Hoffmann< ansehen?

                        Kögler Konrad

                        Also, um Klarheit herzustellen:
                        Wir sind nicht in Bayern:
                        alle Orte auch Lemberg (hier Len burg) befinden sich im Elsass.
                        Jetzt zum Verständnis:
                        Der Melchior ist der Sohn des Hans Bene, und zwar dessen ältester Sohn.
                        Der Hans ist gebürtig im Lemberger Amt; jetzt aber ist er
                        des Metzgers Schelcher von Pfaffenhofen Hofmann in Griesbach
                        Das heißt: Der Metzger .. von Pfaffenhofen hat in Griesbach einen Hof oder so etwas Ähnliches, und davon ist der Hans (der Vater) z.Z. der Bewirtschafter.
                        So sehe ich das. Insgesamt etwas unglücklich formuliert, nix mit Stiefsohn!!!

                        Friedhard Pfeiffer

                        Gundershoffen [deutsch: Gundersho"f"en] liegt in Bas-Rhin, Griesbach-au-Val] liegt ebenfalls in Bas-Rhin. Lemb"ach"/Elsaß liegt ebenfalls in Bas-Rhin, Lemberg/Lothringen in Moselle.

                        Schocki

                        Was macht Euch so sicher, das es Lemberg oder Lembach im Elsass sein muß? Warum könnte es nicht Lenzburg in der Schweiz sein?
                        Melchior Bene ist um 1650, Hans dementsprechend um 1620-1630 geboren. Da gab es schon Einwanderungen ins Elsass aus der Schweiz.
                        Richtig ist allerdings, das es 2 Generationen später in der Linie den direkten Bezug zu Lembach gibt.
                        Mich macht nur etwas stutzig, wie der Pfarrer den Ort geschrieben hat, so als weiß er nicht so recht, wie es geschrieben wird und hat einen Buchstaben weggelassen, den er noch einfügen will und dann vergessen hat.

                        Kögler Konrad

                        mich macht gar nichts sicher.
                        Meine Hilfe erstreckte sich nur auf das Lesen.
                        Und dann kam einer mit dem Vorschlag Bayern:
                        Das wollte ich berichtigen.
                        Wenn du lieber für Lenzburg bist, kannst du es ja sein.
                        Die weitere Forschungsarbeit liegt sowieso bei dir.
                        Wie weit liegt Lenzburg von den genannten Orten entfernt?
                        Ist für den Pfarrer Amt Lenzburg (in der Schweiz) ein selbst-
                        verständlicher Begriff, so dass er den Ländernamen weglassen kann?
                        Also noch mal, ich wasche meine Hände in Unschuld

                        Schocki

                        Nun ja, das Lenzburg liegt im Aargau, von wo aus viele ins Elsass eingewandert sind.
                        Ob das dem Pfarrer so geläufig war? Hm, das ist ne gute Frage- Zeitreisen wären manchmal schön
                        Du hast schon recht, eigentlich haben die Pfarrer immer dahinter geschrieben-habe es selbst oft gelesen- "aus der Schweiz" oder "aus dem Berner Land" oder sowas.
                        Aber "Len burg" einerseits und "Lembach" oder "Lemberg" andererseits von der Sprache/Schrift her ist mir irgendwie auch zu weit auseinander, oder nicht?
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11336

                          Wer mit wem und wann - spanisch??

                          Waldschrat

                          Wichtig für mich ist Maria Elisabeth Meyer vom Meyerhof, Lübbersen und war sie mit Adam Schneider Verheiratet?
                          Text:
                          Johann Ernst Matthaei (27,49), n. Rodenberg 23 enero 1753, + Rodenberg 09 diciembre 1816; ciudadano de Rodenberg; panadero y cervecero; c. Rodenberg 19 enero 1778 c. Anna Katharine Juliane Schneider [n. Hameln, sobre el río Weser 19 enero 1759; h. Johann Konrad Schneider (b. Hameln 08 abril 1731, + Hameln 06 enero 1765; maestro albañil del concejo y de las fortificaciones de Hameln; h. Adam Schneider {n. Hameln 1700, + Hameln 05 marzo 1755; maestro albañil del concejo y de las fortificaciones de Hameln} y ¿?) y Maria Elisabeth Meyer (b. Meyerhof, Lübbersenn junto a Laueunau 17 marzo 1733, + Hameln 30 enero 1759; h. Johann Heinrich Meyer {b. Hameln 15 septiembre 1701; h. Adolph Cord Meyer «oriundo de Hameln» y ¿?} c. 06 diciembre 1730 Anna Eleonore ¿?)]. Hijos registrados:
                          Meine Übersetzung:
                          Johann Ernst Matthaei (27,49), N. 23. Januar 1753 Rodenberg, Rodenberg + 9. Dezember 1816; Bürger Rodenberg, Bäcker und Bierbrauer, c. C. 19. Januar 1778 Rodenberg Anna Katharine Juliane Schneider [n. Hameln an der Weser 19. Januar 1759; h. Johann Konrad Schneider (geb. 8. April 1731 Hameln, Hameln + 6. Januar 1765, Baumeister des Rates und die Befestigungen von Hameln, H. Adam Schneider N. (1700 Hameln, Hameln + 5. März 1755, Baumeister des Rates und die Befestigungen von Hameln) und?) und Maria Elisabeth Meyer (b. Meyerhof, Lübbersenn mit 17. März 1733 Laueunau, Hameln + 30. Januar 1759; H. (Johann Heinrich Meyer b. Hameln 15. September 1701; H. Cord Adolph Meyer "native von Hameln" und "?) c. 6. Dezember 1730 Anna Eleonore ¿?)]. Kinder registriert:

                          henrywilh

                          n bedeutet sicher: natus, geboren
                          b bedeutet sicher: babtisatus, getauft
                          c bedeutet sicher: copulatus, verheiratet
                          h bedeutet sicher: honestus, ehrenhaft
                          Die Stelle der Schneiders und Maria Elisabeth Meier würde ich so lesen, dass Johann Konrad Schneider ein Sohn des Adam Schneider war und mit Maria Elisabeth Meier verheiratet war, denn der Johann Konrad ist 31 Jahre später getauft bzw. geboren als Adam und die Marie Elisabeth war 2 Jahre jünger - passt.


                          Johann Ernst Matthaei
                          (27,49), N. 23. Januar 1753 Rodenberg, Rodenberg + 9. Dezember 1816; Bürger Rodenberg, Bäcker und Bierbrauer, c. C. 19. Januar 1778 Rodenberg Anna Katharine Juliane Schneider [n. Hameln an der Weser 19. Januar 1759; h. Johann Konrad Schneider (geb. 8. April 1731 Hameln, Hameln + 6. Januar 1765, Baumeister des Rates und die Befestigungen von Hameln, H. Adam Schneider N. (1700 Hameln, Hameln + 5. März 1755, Baumeister des Rates und die Befestigungen von Hameln) und?) und Maria Elisabeth Meyer (b. Meyerhof, Lübbersenn bei Lauenau am 17. März 1733, Hameln + 30. Januar 1759; H. Johann Heinrich Meyer b. Hameln 15. September 1701; H. Cord Adolph Meyer "native von Hameln" und "?) c. 6. Dezember 1730 Anna Eleonore ¿?)]. Kinder registriert:

                          Waldschrat

                          n. (Ort und Datum der Geburt),
                          b. (Ort und Datum der Taufe),
                          + (Ort und Datum des Todes),
                          c. (Ort und Datum der Eheschließung) (Taufpaten: (Namen der Sponsoren))
                          C. (Name Vorname der Ehefrau (o)) ,
                          h. (Namen der Eltern) und (Name der Mutter)
                          y. (Kinder)
                          y ¿?) y (Kinder?)

                          Mein Translator meint auch das es Spanisch ist.
                          Ich habe noch ein Text aus Chilenisches Institut der Genealogischen Forschungen gefunden und die Amtssprache in Chile ist Spanisch.
                          Wenn einer spanisch lesen kann könnte dieser Text vielleicht weiterhelfen.
                          Instituto Chileno de Investigaciones Genealógicas - 1988 - Snippet-Ansicht
                          1731, fall. id. 6. I. 1765; cc Maria Elisabeth Meyer, b. Meyerhof Lübbersen junto a Lauenau 17. III. 1733, fall. Hameln 30. I. 1759; nieta paterna de Adam Schneider, maestro albañil del concejo y de las fortificaciones de Hameln; n. id. ...

                          henrywilh

                          Wenn ich den Text nicht als Spanisch erkannt hätte und ein kleines Bisschen Spanisch könnte, hätte ich "junto a Lauenau" nicht mit "bei Lauenau" übersetzen können.

                          Waldschrat

                          Dann sind wir uns ja alle einig das es Spanisch ist.
                          Aber aufgrund des Geburtstages auf eine Ehe zuschließen ist mir zu ungenau.

                          Svenja

                          "nieta paterna de Adam Schneider"
                          nieta bedeutet Enkeltochter, paterna väterlich(erseits)
                          Im Italienischen wird das Wort für Enkel auch für Neffe/Nichte
                          gebraucht, dies scheint aber im Spanischen nicht der Fall zu sein.

                          Waldschrat

                          Bei meiner Übersetzung kam das auch raus. –
                          6. I. 1765.; cc Maria Elisabeth Meyer, getauft. Meyerhof Lübbersen bei Lauenau 17. III. 1733., fall. Hameln 30. I. 1759.; väterliche Enkelin von Adam Schneider, meisterhaftem Maurer des Stadtrates und der Stärkungen von Hameln;
                          Das hat mich nur noch mehr verwirrt!

                          henrywilh

                          "Stärkungen von Hameln"? Das hattest du doch oben schon besser übersetzt. Schmeiß den Translator weg!
                          "Väterliche Enkelin" ist nicht rätselhaft: Ihr Vater war das Kind von Adam Schneider, nicht ihre Mutter.

                          Waldschrat

                          "Stärkungen von Hameln"
                          Baumeister des Stadtrates und der Befestigungen von Hameln.
                          Der Vater von Meyer, Marie Elisabeth war Meyer, Johann Heinrich.
                          Die Mutter war Quedefeld, Anna Eleonora.
                          Der Opa war Meyer, Adolf (Alff) Cord.
                          Die Oma war Tegtmeyer, Anna Dorothea.
                          Dan kann ihr Vater nicht das Kind von Adam Schneider sein.
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11336

                            Eremita

                            web

                            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1861
                            Region, aus der der Begriff stammt: Nordweil, Freiburg
                            in einem Taufbuchduplikat von 1861 fand ich folgenden Eintrag:
                            ...dort getauft: Paulus (Eremita), ehlicher ....
                            Was bedeutet in diesem Zusammenhang Eremita ?

                            Oswald Helm

                            ...dort getauft: Paulus (Eremita), ehlicher ....
                            sehr häufig hat man einen Zusatz, der auf den heiligen namenspatron hinweist zum taufnamen geschrieben.
                            Paulus Eremita bedeutet Paulus der Einsiedler; gemeint war damit Paulus von Theben (15. Jänner).
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11336

                              Latein 'lybrigicio'

                              Tel

                              ich bin beim Sichten von Geburtseinträgen im KB Chelcice (Südböhmen) vermehrt auf den Begriff 'lybrigicio' gestoßen. Z.B. so:
                              Levans: Andreas Fidler Lybrigicio, Testes: Judith Pimperlowa Josephy Pimperle Lybrigicio ...
                              Was könnte das heißen?

                              Es taucht nur bei bestimmten Einträgen auf und die betreffenden Personen stammen aus dem Ort Libejitz/Libejovice.


                              Karl Heinz Jochim

                              da es die Wortschöpfung "Lybrigicio" weder im Lateinischen noch bei Google gibt, liegt natürlich der "Verdacht" nahe, dass der Pfarrer beim Eintrag ins Kirchenbuch auch versucht hat, den Ortsnamen zu latinisieren. So wurde z.B. aus "Lorenz" "Laurentius", aus "Adam" Adamus", aus "Joseph" "Josephus", warum also nicht aus "Libejitz" dann "Lybrigicio"?
                              Meine Heimatstadt Mainz hieß zur Römer-Zeit (lateinisch) Moguntiacum, im Mittelalter u.a. Mentz, französisch Mayence und jüdisch Magenza. Also könnte es bei Libejitz doch auch ähnlich gewesen sein.

                              Tempelherr

                              ich habe ein Wörterbuch Italienisch-Deutsch von 1709. Es kommen drei ähnliche Wörter vor welche auch einen Sinn ergeben. Lubrico = glatt/schlüpfferich, Lubrichetto = etwas schlüffrig, Lubricita = Schlüpfferigkeit/in Unzucht/Geilheit. Ich denke der Pfarrer meinte das Kind wurde außerehelich gezeugt. Rechtschreibung oder Grammatik ändern sich natürlich im laufe der Jahrhunderte.

                              Tel

                              das ist natürlich eine interessante Idee - allerdings taucht das Wort IMMER hinter dem Namen auf. Und zwar nicht des Kindes, sondern Vater, Taufzeugen, Pathen. Mehrfach in einem Eintrag. Zumal es sich definitiv um eheliche Kinder handelt und es auch relativ viele Einträge unterschiedlicher Taufen sind.

                              Karl Heinz Jochim

                              da in der deutschen Schrift das "B", "C" und "L" ähnlich geschrieben wird, kann es - schnell geschrieben - schon mal zu Verwechslungen kommen. Habe deshalb im lateinischen Wörterbuch unter B, C und L mal nach ähnlichen Wörtern gesucht, leider ohne Erfolg. Außerdem muss man davon ausgehen, dass seinerzeit nicht alle Pfarrer in Latein besonders sattelfest waren. Die haben da auch so manchen Fehler eingebaut oder sich verschrieben, oder einen Namen auf Latein falsch interpretiert. Also müssen wir uns alle ähnlich klingenden Ausdrücke und Namen auch mal vornehmen, oder es ist doch der Versuch, einen Ortsnamen zu latinisieren, wenn er so bei jedem Eintrag erscheint.

                              Friedhard Pfeiffer

                              Auch ich gehe davon aus, dass es sich um eine Ortsherkunftsbezeichnung handelt:
                              Libejovické Svobodné Hory = Libejitzer Freigebirg liegt im Gerichtsbezirk Vodnany = Wodnian genau so wie Chelcice = Cheltschitz.

                              Tel

                              Ja, ich bin mittlerweile auch der Überzeugung, dass es sich um die Latinisierung der Herkunft handelt - in etwa wie man im Deutschen 'Libejitzer' sagen würde. Habe noch mal die anderen Einträge durchgesehen und dieser Begriff taucht durchgängig hinter bestimmten Namen auf, unabhängig von ihrer Beziehung zum Täufling. Die für mich fraglichen Kandidaten stammen aus Libejitz und das gehört zur Pfarrei Chelcice.
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11336

                                lateinischer Text

                                promi

                                "Impragnatae, periculum in mora est, impetrato a Magistratu et Comite Hohenlohensi"

                                Friedhard Pfeiffer

                                Keine Übersetzung, aber ein kleiner Anhalt:
                                Impragnatae = [wahrscheinlich:] Impra"e"gnatae [wobei die Endung "-ae" nicht passt] = nicht schwanger
                                periculum in mora est = ist ein Versuch in Verzögerung
                                impetrato a Magistratu et Comite Hohenlohensi = dem zu Stande gebrachten vom Amt und Gefolge des Hohenlohers

                                wiehopf

                                wie immer wieder beschrieben: Hilfe ohne genaue Kenntnis des Zusammenhanges bzw. des zugehörigen umliegenden Textes ist schwierig oder sogar unmöglich.
                                Eine "impraegnata" ist eine vor der Ehe geschwängerte Dame, "impraegnatae" ist entweder der Genitiv oder Nominativ Plural, also mehrere derartige Damen.
                                periculum in mora est möchte ich eher als "es besteht eine Gefahr bzgl. der Sitte" verstehen
                                impetrato ... Hohenlensi könnte ggf. als "eingeführt durch Magistrat und Fürst aus H." verstanden werden

                                Kögler Konrad

                                den Worauf deß dritten Tags (nach seiner Ankunft) weil wegen nechst vorhandener Niederkunft und Gebährung Impragnatae, periculum in mora est, impetrato a Magistratu et Comite Hohenlohensi die Copulation zwar in der Kirche vor dem Altar, in Gegenwart unterschiedl. Eheleute und sonstiger Personen , doch ohne Gesang und Klang geschehen."
                                Weil wegen der in Kürze zu erwartenden Niederkunft der Schwangeren (impraegnatae)
                                Gefahr im Verzug ist (d.h. bei einer Hinausschiebung der Hochzeit Gefahr besteht .. vielleicht dass dann die Braut am Altar steht und sich zur Geburt verabschieden muss), geschah die Trauung ... nachdem vom Amt und Grafen von Hohenlohe die Erlaubnis dazu erreicht worden war, ..., aber ohne Gesang.
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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