Fakten, Fakten, Fakten! Gesammelt aus den alten Beiträgen!

Einklappen
Dieses Thema ist geschlossen.
X
Das ist ein wichtiges Thema.
X
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Marlies

    Spitzjunge

    .... mich hat folgende Frage erreicht:
    [...] im Adressbuch Hamborn einen Ahnen gefunden, dessen Beruf mit Spitzjunge angegeben ist. Was kann ich mir darunter vorstellen [...]

    henrywilh

    Offenbar eine Tätigkeit in einer Zink-Hütte:

    Kommentar

    • Ditthardt
      Erfahrener Benutzer
      • 28.10.2010
      • 634

      Leibgedinger

      Ich habe einen Traueintrag von 1836 aus Posen, in dem der Vater der Braut als Leibgedinger betitelt wird. Ich habe schon mal die Forensuche bemüht aber nichts wirklich passendes gefunden. Es ging dabei immer um adlige Familien und auch zeitlich bewegt man sich mit dem Begriff scheinbar eher im Mittelalter. Beides ist hier meines Wissens nicht der Fall. (Den Namen der Mutter der Braut kenne ich nicht, sie könnte adlig gewesen sein.)

      Gast Marlies

      zu Leibgedinge: http://de.wikipedia.org/wiki/Leibgedinge

      Ditthardt

      Das habe ich auch schon so gelesen. Ich finde das aber sehr abstrakt.
      Nehmen wir mal meinen Fall als konkretes Beispiel. Joh. Saegert erhält bei seiner Hochzeit den Hof (oder sonstingen Besitz) der Frau und hat volles Besitzrecht, solange er ihr gegenüber seinen Verpflichtungen nachkommt. Stirbt sie, geht der Hof in seinen Besitz über. Oder ist es in diesem Fall wahrscheinlicher, dass er das Leibgedinge von einer dritten Person erhalten hat?

      Xtine

      da der Austrag eine Form des Leibgedinge ist, vermute ich, daß Joh. Saegert bereits die Leitung des Hofes abgegeben hatte und nun, vermutlich vom Sohn, in seinem Austrag unterhalten wurde.
      Also nicht er mußte Leistungen erbringen, sonder er erhielt Leistungen (Unterkunft, Verpflegung) von seinem Nachfolger.
      Auch heute noch findet man auf Bauernhöfen sogenannte Austragshäuser (meist sehr klein) in dem die Eltern ihren Ruhestand genossen.

      Der Suchende

      es gibt diese Art "Altenteil" (Auszug) in vielerlei Form und unter vielerlei Namen. War und ist ein heikles Thema (Gibt es noch heut).

      puuscheule

      zur Ergänzung: in NO Böhmen, Riesengebirge, Braunauer Land etc. wurde das Altenteil "Ausgedinge" genannt. Es gab für die Ausgedinger oft ein sogenanntes "Ausgedinger Häusel", oder "Stübel". Das "Stübel" konnte ein eigenes kleines Häuschen sein.
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Ditthardt; 03.01.2011, 14:12.
      Gruß, B a s t i a n
      ___________________________
      Kreuzburg (Oberschlesien): Anders
      Margonin (Posen): Draheim
      Raum Kolmar (Posen): Saegert
      Flatow-Czernitza: Heldt/Zimmermann
      Raum Preuß. Stargard: Hildebrandt/von Zielinski
      Guttstadt: Wohlgemuth/Rautenberg/Schiminski

      Kommentar

      • alfred47
        Erfahrener Benutzer
        • 03.10.2008
        • 1246

        Kiefermeister

        Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1761
        Region, aus der der Begriff stammt: Weinsheim, RPF

        kann mir jemand sagen, was ein Kiefermeister ist?
        Ich habe diese Bezeichnung mehrfach im ev. KB von Weinsheim gelesen. Meine Suche nach einer Erklärung im Internet war bisher leider nicht erfolgreich.

        web

        Ist ein Meister des Küferhandwerks. (Die, die die Fässer bauen)

        Gast Marlies

        damit ist der Küfermeister gemeint: http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de...erhandwerk-1.0
        Zuletzt geändert von alfred47; 04.01.2011, 13:20.

        Kommentar

        • smashy
          Erfahrener Benutzer
          • 12.12.2008
          • 544

          Deutung des Inhalts eines Amtsprotokolls

          Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1758
          Region, aus der der Begriff stammt: PLZ 72488 Sigmaringen

          ich hoffe, daß man mir helfen kann, das Kauderwelsch-Deutsch des Gerichtsschreibers für zwei Heiraten und Geldgeschäften der Hochzeiter zu übersetzen. Ich blick da nicht ganz durch, wer wem was bezahlt und sie waren wohl vorher leibeigen gewesen und sind es wieder??
          Überschrift:
          Actum Post Prandium Eodem
          in praesentia
          h: Oberjeger: (meister) h: Hofrath
          Kaltenbechers, und mein
          des Secretarii
          und ex post (im nachhinein) auch
          titulierten herren Hofkanzlers
          Inzkhoven
          Franz xaver schult=
          heiss und Agatha
          Oschwäldin heürath und
          respec: (respektive) (beziehungsweise) Einzug Gelt à 10 fl
          Item (ebenso/ferner)
          Martin Oschwaldts und
          Francisca Stropplin
          Heürath und
          respec: Einzug Gelt à 2 fl 16 xr
          Inhalt:
          Schultheiss produciert zwey heüraths
          Copeyen, vermög welcher sich
          Franz Xaveri Schultheiss von
          Ablach an Agatha Oschwaldin
          des Joseph Oschwalds Tagwerker
          seel: wittib nacher Inzkoven
          und dann Martin Oschwaldt des
          Bauren Caspar Oschwalds Sohn
          von gedachtem Inzkhoven mit
          Francisca Stropplin des Bauern
          von Nickh hoven tochter ver=
          heürathen und syn sammentl. (lich = alle zusammen)
          dahero umb den obrigkheitlichen
          consens hierzu u: (untertänig) gebetten haben
          wolten, Wie nun das
          erstere hochzeitliche Paar und
          zwar die hochzeitherin 240=
          d (der) hochzeither aber 300 fl
          sofort 540 fl.
          das letstere Paar aber und
          zwar d (der) hochzeither nebst deme
          das er jenes gottshaus Inz=
          khovens Schupflehen-Gueth (Gut),
          so vorhin der erst kuerzlichen
          Schulden halber vergan=
          thete so genannte schwartze
          baur Wunibald Walz
          Inngehabt bekommet, noch
          300 fl heürath-Gueth, die
          hochzeitherin aber 350 fl ver=
          mögen sofort zusammen nebst
          ged:em (gedachtem) gueth 650 fl zusammen
          bringen So hat man keinen
          Anstand genommen, beede
          heürath und respec: burger=
          liche ausnahms obrigkeith: (Obrikgeitlichen)
          zu ratificieren, d (der) gestallten
          jedannoch, als der Franz
          Xaver Schultheiss 10 = fl
          die Francisca Stropplin aber
          20 fl 10 xr pro burger:en (bürgerlichen)
          Einzug bezahlen und dann
          dise letzere, weilen sye (sie) vor=
          hin leibaigen gewesen,
          gnädigster Herrschaft sich
          an widerumben, mit Leib er=
          geben, und ihren mann=
          missions-brieff bey bringen
          solln.
          Ende.
          Was ist ein Mann-Missions-Brief ?

          henrywilh

          Es heißt Manumissions-Brief = Befreiungsurkunde

          Was ich verstehe:
          Das Hochzeitspaar Franz Xaver und Agatha zahlt 2 x 10 fl Heirats- und Einzugsgebühr; das Hochzeitspaar Martin und Francisca zahlt 2 x 2 fl 16 kr.
          Diese Hochzeiten werden ausnahmsweise obrigkeitlich genehmigt, weil die Hochzeiter über Vermögen verfügen, nämlich 540 fl das erste Paar und 650 fl plus das erwähnte Gut das zweite Paar. Warum es überhaupt eines Consenses bedarf, weiß ich nicht.
          Schließlich wird noch die Bedingung gestellt, dass Franz Xaver 10 fl und Francisca 20 fl 10 kr Einzugsgeld bezahlen, sowie dass Francisca, die eine freigelassene Leibeigene ist, ihren Befreiungsbrief vorweist und sich wieder in die Leibeigenschaft begiebt.
          Das Einzige, was mich verwirrt, ist, dass am Ende noch einmal von Einzugsgeld die Rede ist. Offenbar ein zusätzliches (warum?).

          smashy

          was ist eigentlich ein Einzugsgelt?
          Das heißt auch, daß arme Leute nur vom Pfarrer die Genehmigung zur Hochzeit bekommen haben, bzw. durch die Proklamationen, wenn kein Widerspruch eingegangen ist. Arme Leute mußten nichts der Obrigkeit zahlen, aber vermögende doch? Interessantes Steuersystem *g*
          Wurden denn die Menschen bei der Entlassung der Leibeigenschaft nicht immer auf Lebenszeit entlassen? Das wundert mich, daß sie wieder leibeigene wurde.

          henrywilh

          Ich denke, das "Einzugsgeld" ist die fast überall übliche Gebühr gewesen, die man für das Bürgerrecht in einer Kommune bezahlen musste.
          Die zweite Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Was ich weiß, ist dass häufig die Heirat von "Armen" gar nicht erlaubt wurde, weil die Gemeinde nicht die Armenfürsorge auch noch für die kommende Kinderschar auf sich nehmen wollte.
          Und dass man sich freiwillig wieder in die Leibeigenschaft (derselben oder einer anderen Herrschaft) begeben konnte -sofern man Vorteile darin sah - erscheint mir gar nicht abwegig.

          karin-oö

          Ich denke, bei den beiden Brautpaaren kommt jeweils ein Partner (im ersten Fall der Bräutigam, im zweiten die Braut) aus einer anderen Herrschaft als der hier zuständigen. Es bedarf deshalb der herrschaftlichen Genehmigung und der jeweils auswärtige Partner muss das Einzugsgeld für seine jetzige Herrschaft bezahlen.
          Francisca Stropplin brachte einen Befreiungsschein als Untertanin ihrer früheren (Grund)herrschaft und begibt sich nun in die Leibeigenschaft der Herrschaft ihres Gatten.

          henrywilh

          Schöner kann man's nicht erklären.

          smashy

          der Herr Schulteiss kommt vom Dorf Ablach, Martin & Agatha Oschwald aus Inzigkofen (das waren übrigens Geschwiser), Franziska Stropplin kommt vom Nickhof (den muß ich mir noch genauer ansehen, ob der zur gleichen Grafschaft gehörte). Die Orte stehen (außer vielleicht Nickhof) in den Büchern der Grafschaft Sigmaringen, aus dem das Protokoll entnommen ist. Neubürger sind wohl neue Bürger aus einer anderen Herrschaft, also nicht von einer anderen Pfarrei? Ablach gehörte in die Nachbarspfarrei von Laiz, wozu wiederum Inzigkofen gehörte.

          karin-oö

          Zitat:
          Zitat von smashy
          Martin & Agatha Oschwald aus Inzigkofen (das waren übrigens Geschwiser

          War nicht Martin ein Schwager der Agatha (Witwe des Joseph Oschwald)?

          smashy

          den Joseph Oschwald, der mit Agatha Oschwald verheiratet konnte ich bisher genealogisch noch nicht einreihen. Ich vermute, daß es eine andere Oschwald-Linie ist. Sicher ist, daß der Kaspar Oschwald, der als Vater des Mathias genannt wird, die Tochter Maria Agatha *02.11.1720 und den Sohn Mathias hatte * 18.09.1722

          henrywilh

          Zitat:
          Zitat von smashy
          Neubürger sind wohl neue Bürger aus einer anderen Herrschaft, also nicht von einer anderen Pfarrei?

          Richtig. Das Bürgergeld ist ja auch eine weltliche Abgabe und keine kirchliche.

          smashy

          hm, dann verstehe ich die Gebühr für das erste Ehepaar Schulteiss & Agatha Oschwald nicht ganz, wenn beide aus der gleichen Grafschaft Sigmaringen kommen, die Orte Ablach und Inzigkofen. Es sei denn Ablach gehörte gerade zu der Zeit nicht zu Sigmaringen, das war im Hohenzollerischen ein ständiger Kampf und Hin und Her Wechselei um die Vorherrschaft Österreich und einiger Grafen aus der Gegend (u.a. die Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg).

          Kögler Konrad

          Einige kleine Verbesserungen, weil ich es im Oberseminar so gelernt habe:
          und sye [≠ sie] sammentl. (lich = alle zusammen)
          dahero burger=
          liche aufnahms obrigkeith: (Obrikgeitlichen)
          zu ratificieren, und ihren manu=
          missions-brieff bey bringen
          Zum Inhalt:
          Die Obrigkeit ist hier die Gemeinde. Diese gibt die Erlaubnis,
          da ja beide Ehepaare Vermögen aufweisen und haussässig sind.
          Das Einzugsgeld muss derjenige, der aus einer anderen Gemeinde (nicht Pfarrei!!!)
          kommt, als Aufnahmegebühr zahlen.
          Damit ist nicht das Bürgerrecht verbunden (Frauen hatten sowieso keines).
          Hier kommen zwei Ehepartner von auswärts, deshalb
          muss von jedem Paar der Ankömmling zahlen.
          Die Stropplin ist Leibeigene, deshalb verlangt die Gemeinde
          den Entlassbrief.
          Den hat sie aber nicht und braucht ihn auch nicht, denn die Oberherrschaft
          blieb ja gleich. Was sie brauchte, ist die Genehmigung ihres Bosses, dass
          sie heiraten durfte.
          Das hat er ihr erlaubt, weil sich an ihrem Leibeigenschaftsstatus nichts geändert hat.
          Sie gehört ihm auch als Verheiratete. Vielleicht steigt sie dadurch sogar im Wert,
          denn dann kann es ja noch um die Kinder gehen.
          Wenn sie frei hätte werden wollen, dann hätte das natürlich etwas gekostet.
          Sie begibt sich weiterhin in Leibeigenschaft, damit sie keine finanziellen Auslagen hat.

          smashy

          in dem Protokoll ist doch aber von dem Einzugsgeld die Rede?
          Du schreibst ja, daß die Ehepaare haussässig sind (meinst Du damit, Ortsansässig, zur Geminde gehörend?) und somit müßten sie kein Einzugsgelt zahlen.
          Das mit der Leibeigenschaft hab ich nun verstanden, warum sie erneut eingetreten ist. Aber das mit dem Einzugsgeld noch nicht ganz.

          henrywilh

          Ich hätte das auch so präzisieren sollen wie Konrad.
          Man musste für das Bürgerrecht zahlen, wenn man in eine (früher immer nur) Stadt neu zuzog. Das ist doch hier der Fall. Söhne ansässiger Bürger bekamen das Bürgerrecht umsonst. Aber z.B. mussten die Juden nach ihrer Emanzipation, auch wenn ihre Vorfahren jahrhundertelang in einer Stadt ansässig waren, bei der erstmaligen Erlangung des Bürgerrechtes bezahlen.

          smashy

          Genau das verwirrt mich auch noch, da vom Einzugsgelt im Protokoll die Rede ist. Aber warum Einzugsgelt vom einem Ehepaar verlangen, wenn sie aller Wahrscheinlichkeit nach aus der gleichen Grafschaft stammen? Das muß ich noch recherchieren, wozu der Nickhof (Frau Stropplin) der Obrigkeithalber 1758 hingehörte - die anderen beiden Oschwalds und der Herr Schulteiss kamen eindeutig aus der Grafschaft. Auf jeden Falls steht auch Ablach in den gleichen Büchern wie Inzigkofen. Fehlt noch der Nickhof.
          Aber Konrad schrieb ja noch "daß das nichts mit Bürgerrecht" zu tun hat. Aber womit dann?

          henrywilh

          Ich kenne nur die Zahlung im Zusammenhang mit dem Bürgerrecht in einer Stadt, und dabei ist es egal, ob der Ankömmling aus derselben Landesherrschaft kommt. Zieht er in eine andere Stadt, muss er zahlen.

          Kögler Konrad

          Lieber Daniel, ob wir das noch schaffen?
          Also, ich habe meine Erfahrungen aus Forschungen über Dörfer im Gegensatz
          zu Henry, der ein Städter ist.
          Haussässig bedeutet, dass sie ein eigenes Haus bzw. ein Anwesen (Hof/Gütlein) hatten.
          Ohne dieses hätte die Gemeinde sie gar nicht heiraten lassen und aufgenommen,
          denn im Verarmungsfalle hätte die Gemeinde für den Unterhalt auskommen müssen.
          Anders in der Stadt, wie das Sprichwort sagte: Stadtluft macht frei.
          Weil ein Ehepartner aus einer anderen Gemeinde war, musste er dafür, dass
          er in das Dorf einziehen durfte (nicht in das Haus), eine Gebühr an die
          Gemeinde entrichten, und diese Gebühr hieß Einzugsgeld.
          Das war eine der kleinen Möglichkeiten, um - außer den Umlagen - das Gemeindesäckel ein wenig
          aufzupolieren.

          smashy

          soweit schon klar. Also muß ein Teil von beiden Brautpaaren von außerhalb der Grafschaft kommen? Wobei, und das ist das, was ich noch nicht verstehe, meines Wißens eben alle in dem Protokoll genannten Orte zur gleichen Grafschaft gehören sollten. Was noch zu überprüfen gilt, ob das 1758 auch der Fall war.

          Kögler Konrad

          Warum muss ein Teil von außerhalb der Grafschaft kommen?
          Nehmen wir zwei Dörfer, die zugleich auch zwei Gemeinden sind. Beide Dörfer liegen
          nebeneinander und in derselben Grafschaft.
          Wenn da einer in die andere Gemeinde heiratet, muss er Einzugsgeld bezahlen.
          Das hat mit der Grafschaft nichts zu tun.

          henrywilh

          Saachichdoch.
          (Bin übrigens gar kein Städter.)

          smashy

          jetzt hats "gschnackelt" wie wir Schwaben sagen, ich bin immer von einer anderen Grafschaft ausgegangen ;-)

          noch eine Frage, was ist eigentlich "der schwarze Bauer" Wunibald Walz?

          henrywilh

          Wer der
          so genannte schwartze
          baur Wunibald Walz
          war, werden wir von hier aus wohl nicht rauskriegen können. Das klingt nach einem vulgo-Namen. Da müsste man in den dortigen Archivalien wühlen. Er war auf jeden Fall am Ende eine arme Sau, weil doch sein Gut wegen Schulden "vergantet", zwangsversteigert wurde.
          Namen+(Orte):
          Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
          Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11336

            Abkürzung unter Aufgebot und Ort???

            SilentKnight

            Bei mir steht aus dem Auszug eines Traubuches unter Aufgebot:
            Dom. Septuag. allhier und Todtenschein
            Was heißt das und soll Todtenschein ein Ort sein?

            Friedrich

            Dom ist die Abkürzung für Sonntag (Dies Dominica) und Septuag. ist der Sonntag Septuagesimae (3. Sonntag vor der Passion, also der 2. Sonntag vorm Karevalssonntag).
            Das mit dem Todtenschein kann ich Dir leider nicht sagen.

            Xtine

            Todtenschein ist sicher kein Ort, vermutlich wurde er als Beweis vorgelegt, daß ein Elternteil (beide?) bereits verstorben waren.

            Irmgard

            den Totenschein mußte man auch vorlegen, wenn man bereits einmal verheiratet gewesen ist und in der Gemeinde nicht bekannt war.

            SilentKnight

            @ Xtine: nachfolgend der Text aus dem Traubuch 1822
            Tag der Trauung 17.02.1822
            Aufgebot: Dom. Septuag. allhier und Todtenschein
            Bräutigam: Mstr. Karl Friedrich Kunze, Bürger, Zeug- u. Leinweber allh.,juv.,Mstr. David Friedrich Kunzen's, Leinwebers in Mülsen ehel. zweiter Sohn
            Braut: ... (der übliche Text)

            Xtine

            also entweder war einer der beiden Brautleute bereits verheiratet und mußte den Todtenschein des verstorbenen Ehepartners vorlegen, oder es handelt sich um den Todtenschein von einem Elternteil. (von dieser Seite kommt sozusagen kein Einspruch mehr )
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

            Kommentar

            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11336

              Altes Flächenmaß

              Schocki

              Ich habe in einem "Zubringens Inventarium" von 1800 in Württemberg eine Aufzählung von Äckern und Weinberganteilen, bei denen als erstes Wort immer wieder das gleiche auftaucht. Zu lesen sind ein "Vrl" und mit etwas Phantasie ein "g". Sollte das eine Abkürzung für das alte Flächenmaß "Vorling" sein?
              Hat jemand diesbezüglich Erfahrung? Könnte das in diesem Zeitraum und Gebiet passen?

              Michael

              Vrl ist in Württemberg die Abkürzung für ein Viertel.

              Schocki

              Bezieht sich dieses Viertel auf einen Viertelhektar oder was für ein Maß ist es?

              Michael

              das Flächenmaß Morgen wurde in Viertel unterteilt.

              Friedrich

              also genau 625 qm, wie ich rechne.
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

              Kommentar

              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11336

                Todesursache "steckkarthar" ???

                JörgM.

                lt. einem Sterbebuch ist 1801 in Rottenburg jemand aus meiner Fam. an einem "Steckkarthar" gestorben...
                Was ist das ?????

                gudrun

                ich vermute mal, daß das Diphtherie oder Keuchhusten war.
                In meinem Buch "Lexikon der historischen Krankheitsbezeichnungen" finde ich die Bezeichnung Steckkarthar auch nicht.

                Kögler Konrad

                Steckkatarrh wohl gleich dem sog. Steck- oder Schleimschlag, v.a. bei alten Leuten.
                Diese brachten den Schleim nicht heraus, der meist durch Wasseransammlung in der Lunge (Ödem) verursacht war, und erstickten daran.

                karin-oö

                Ich vermute, es handelt sich dabei um "Stickkatarrh", was auch immer das wirklich war - hier ist es zumindest erwähnt:
                http://books.google.at/books?id=Xfk3...ed=0CAgQ6AEwAA
                http://books.google.at/books?id=3gc7...ed=0CBIQ6AEwAw

                Eva64

                Katarrh ist auf jeden Fall ein heftiger Husten. Was nun mit Steck gemeint ist... Ich vermute, dass Konrads Erklärung das am allerbesten trifft.

                Friedrich

                ich vermute, daß eine derartige Krankheit z.B. auch durch eine Staublunge verursacht oder verschlimmert wurde.

                niederrheinbaum

                Im Buch "Klinisches Handbuch zum Gebrauch bey den wichtigsten, gefahrvollsten und schnell tödlichen Krankheiten für
                angehende Aerzte" aus dem Jahre 1804 findet sich diese Erklärung für Entstehung und Krankheitsverlauf des Steckkatarrh,
                auch online bei google books zu lesen. Ich kopier's mal hierhin:
                XVIII. Engbrüstigkeit, Asthma, und Steckkatarrh, Catarrhus suffocativus
                Definizion.
                "Unter Engbrüstigkeit verstehe ich hier blos jenes beschwerliche Athemholen, verbunden mit grösster Beklemmung auf der Brust,
                welchen zuweilen nachlässt, aber immer wieder, obgleich zu ungewissen und ungleichen Zeiten, zurückkehret, und wobey sich
                selten ein anderer, als sonst gewöhnlicher Auswurf findet. Gehet diese Krankheit ins Arge, dann entstehet Steckkatarrh, dessen
                Zufälle ich weiterhin noch angeben werde.
                Zufälle.
                1.) Vor dem Ausbruche. Allgemeine Zeichen der Asthenie mit der Empfindung einiger Verwirrungen in den Brustorganen. Einer der
                wichtigsten Vorboten ist das öftere Alpdrücken, d. i. jener unvollkommene Schlaf, worinn das Verlangen nach Ortsbewegung
                heftig ist, die Muskeln aber dem Willen nicht gehorchen, und welcher mit grosser Unbehaglichkeit, einem Gefühle von Erstickung,
                und sehr oft mit Furcht verbunden ist.
                2.) Beym Ausbruche. Gewöhnlich befällt bey Nachtszeit den Asthmatischen eine ängstige Beklemmung und Beschwerlichkeit im
                Athmen, wodurch er aus dem Schlafe geweckt wird. Meistens sind dabey der Athem, Zunge und die Extremitäten kalt, aufrechte
                Stellung mit offenem Munde, und Verlangen nach freyer, kalter Luft. Der Puls ist schnell, schwach, aussetzend.
                3.) Bey der Zunahme bis zur grössten Höhe. Es entstehet Steckkatarr. Nämlich: die Beklemmung wird zum Ersticken arg, der
                Athem pfeifend, und nöthiget den Kranken, aufrecht zu sitzen, der Athem wird mit aufgehobenen Schultern und gestrecktem
                Genicke geholt, das Sprechen fällt schwer, oder ist gar unmöglich, die äussern Theile des Körpers werden kalt, betäubet, das
                Gesicht aufgetrieben, die Augen hervorgetrieben, schwarzblau, die Augenlieder sind offen, die Pupillen erweiter, und
                unempfindlich gegen des Reiz des Lichtes, es fliessen unwillkührliche Thränen.
                Ausgänge:
                a) Krankhafte, Brustwassersucht, Knoten in den Lunge, Bluthusten.
                b) Tödliche. Erstickung, Vereiterung der Lungen, Schlagfluss.
                Vorheriges und Schädlichkeiten, Heilungskarakter usw. siehe unter diesem Link, ab Seite 242:
                http://books.google.de/books?id=u_la...atarrh&f=false
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11336

                  Pfannkuchenmüller

                  Rainer Zufall

                  kann jemand mit der Berufsspezifikation "Pfannkuchenmüller" etwas anfangen?

                  Xtine

                  spontan hätte ich darauf getippt, daß es jemand ist, der die Böden für gußeiserne Pfannen macht.
                  Beim Krünitz findet man leider nur Pfanne, ..., Pfannwerk Viele dieser Begriffe haben was mit Salzsieden oder dem Abbau von Salz in einem Bergwerk zu tun.
                  Dann gibt es noch den Pfanner(Pfänner), welcher ein Pfannenschmied ist.
                  Hier hab ich noch den Pfannenbäcker gefunden, er stellt Ziegeln her.
                  So, jetzt kannst Du Dir was aussuchen

                  Rainer Zufall

                  Ich habe die Antwort zufällig gerade selber gefunden.
                  In einem Taufeintrag 10 Jahre später wird derselbe Müller als Pate aufgeführt: "Eigenthumsmüller in der so genannten Pfannkuchenmühle in Keiselwitz".
                  Also doch kein neuer Berufszweig.
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11336

                    Vorname

                    anika

                    Ich habe eine Französische Sterbeurkunde bekommen.
                    Dort wird der Vorname des Vaters mit Thiry angegeben,
                    Wie hieß er dann auf Deutsch?

                    Friedrich

                    rein hypothetisch: Dietrich? Mein gelb-blaues Wörterbuch gibt dazu leider nix her.

                    Michael1965

                    das habe ich gefunden:
                    Thierry:
                    • französisch ;

                    Im Volk mächtig. Form zu Dieterich, weitere Formen: Thierri
                    P.S. Da war der Friedrich schneller.


                    anika

                    ich hätte hinter dem Namen einen Theodor
                    vermutet.

                    Friedrich


                    Zitat:
                    Zitat von Michael1965

                    P.S. Da war der Friedrich schneller.


                    dafür war der Michael sicherer. Also Ausgleich.

                    Zitat:
                    Zitat von anika123
                    Danke, ich hätte hinter dem Namen einen Theodor vermutet.

                    Das ist nicht abwegig. Die lateinische Form von Dietrich ist Theoderich (Der Ostgotenkönig Theoderich wurde der Sage nach ja auch als Dietrich von Bern bezeichnet). Obwohl Theoderich und Theodor zwei Namen verschiedenen Ursprungs sind, wurden sie oft synonym gebraucht.
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11336

                      lateinisch-deutsche Übersetzung

                      Maratoni

                      Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1754
                      Region, aus der der Begriff stammt: Kurfürstentum Mainz
                      wenn ich die Worte in dem mir vorliegenden Dokument richtig entziffert habe lauten sie:
                      " spectatis ominibus preteritis presentibus et futuris".

                      Kögler Konrad

                      heißt es wirklich ominibus oder omnibus?
                      omen, ominis = Vorzeichen (vgl. ominös)
                      omne, omnis - alles
                      spectare - schauen, betrachten
                      a) ominibus
                      Nachdem man die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Vorzeichen betrachtet hat... gibt wohl keinen Sinn, das man das Zukünftige nicht sehen kann
                      b) omnibus - nachdem man alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige betrachtet hat...
                      Für eine gewandte und saubere Übersetzung bräuchte ich den Zusammenhang.
                      Wenn man ... in Betracht zieht .. oder so ähnlich, Möglichkeiten der Übers. gibt es viele

                      Maratoni

                      Ich bitte um Verzeihung,
                      es heißt natürlich "omnibus"
                      Der Zusammenhang:
                      "...... es ist auch dermahlen die Frag nicht ob er in die Studenten Schul gegangen sondern ob er sich zu einem Schulmeister spectatis omnibus preteritis presentibus et futuris schicke, daß er den Choral verstehe und eine medocre Stimm hat......"

                      Kögler Konrad

                      in Anbetracht aller vergangenen und gegenwärtigen Umstände/Gegebenheiten und auch aller zukünftigen Anforderungen...
                      so in etwa ist das gemeint
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                      Kommentar

                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11336

                        Was ist ein Söldnersohn

                        wobaco

                        Jahr, aus dem der Begriff stammt: ca. 1907
                        Region, aus der der Begriff stammt: Niederbayern
                        in mehreren Dokumenten, unter anderem in der Heiratsurkunde (1907) wird mein Ur-Großvater Franz Xaver H. (geboren 1884) als "Söldnersohn" bezeichnet.
                        Handelt es sich dabei um einen speziell "Alpenländischen" Begriff oder ist die Bezeichnung tatsächlich auf "Söldnerdienste" des Vaters zurückzuführen.
                        Könnte der Vater Matthias H. als Söldner verheiratet und seßhaft gewesen sein (Niederbayern) - Bei wem und wann (grob 1840-1884) waren "Söldner" im Einsatz.
                        Habe in der Beziehung absolut keinen Plan und bin für jede Unterstützung dankbar.

                        Kögler Konrad

                        Söldengut war ein Kleinbauerngut,
                        Als Söldner bezeichnete man im Bayerischen einen Kleinbauern mit etwas Feld und Vieh.
                        Wie groß sein Besitz war, war regional verschieden.
                        Oft musste er sich ein Zubrot als Taglöhner oder Handwerker dazu verdienen.
                        Oft wird der Begriff Söldner gleichbedeutend wie Köbler verwendet, obwohl Letzterer
                        in Regel begüteter war. Es kam immer auf die Begriffsfestlegung des Pfarrers und dessen Einschätzung an. Aber auch amtlicherseits wurde beide Begriffe oft synonym verwendet.
                        Ein Bauer hatte in der Regel 3 bis 4 Pferde, ein Halbbauer 1 - 2; ein Köbler nur Ochsen bzw. Kühe,
                        der Söldner - in meinem Bereich - nur Kühe zum Einspannen.

                        wobaco

                        als ich diese Bezeichnung, wie üblich in kaum lesbarem Sütterlin geschrieben, mühselig entziffert hatte, dachte ich sofort an "Söldner" im Sinne von Tagelöhner. Der zweite Gedanke ging dann in Richtung Büdner oder Häusler. Allerdings fand ich dann im Internet unter dem Begriff Söldner eben nur den "bekannten Söldner".
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                        Kommentar

                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11336

                          Übersetzungshilfe Latein

                          Maratoni

                          Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1754
                          Region, aus der der Begriff stammt: Kurfürstentum Mainz
                          ich bin wieder auf einige lateinische Ausführungen gestoßen, deren Bedeutung sich mir
                          mir als Nicht-Lateiner nicht so recht erschließt. Vielleicht kann jemand freundlicherweise helfen.
                          1) ...sie würden mutato casu nach ihrer fast zum proprio quadro modo gewordenen....
                          2) ...auf calunniose arth zu verklagen.
                          3) ...examiniert und pro ipse referiret.

                          Kögler Konrad

                          Hast du richtig abgeschrieben?
                          Heißt es quadro?
                          Heißt pro ipse oder pro ipso?
                          Auf calumniose Art: calumnios ist abgeleitet vom lateinischen
                          Substantiv calumnia = Rechtsverdrehung, böswillige Anklage, betrügerischer Vorwand
                          also jemanden: hinterhältig, böswillig anklagen

                          Maratoni

                          Es heißt "quardo" oder "quarto", an der anderen Stelle "ipso".

                          Die ganzen Sätze:

                          "Die in dem Schluß bezeigte Submihsion der Weilerer ist ein verstelltes Wesen, und ich kann meine gnädig-hochgebiethende Herrn in unterthänigkeit versichernn daß sie eben so wenig Respect gegen ein hochwürd. ertz-bischöfl. General Vicariat haben alß vor ihre hohe Landes-Herrschaft sie würden mutato casu nach ihrer fast zum proprio quardo modo gewordenen harten ..... und boshaften widersetzlichkeit kein bedenken tragen unter der Metaphora eines Pfarrers ihre hohe christliche Obrigkeit auff .... so calumniose arth zu verklagen."
                          "... und ich aber wohnten dem Examini bey und allß werden wir alle sambt angegeben, alß hätten wir einen ohntauglichen Menschen respective gnädig angenommen, examiniet undt pro ipso referiret".

                          Kögler Konrad

                          Die am Schluss gezeigte Submission (Unterwürfigkeit, Ergebenheit)
                          mutato casu - im veränderten Fall, d.h. wenn es gegenüber der Landes-Herrschaft der Fall wäre
                          nach ihrer fast zum proprio modo - zu ihrer Eigenart, zu ihrer besonderen Art
                          Examni - der Befragung..
                          quardo gibt es nicht, quarto würde heißen zur ihrer vierten Eigenart,
                          examiniret et pro ipso referiret - ihn befragt und für ihn (selbst), zu seinen Gunsten berichtet
                          Zur endgültigen Lösung von quardo-quarto bräuchte ich den Originaleintrag
                          Anbei der Originaleintrag von quardo-quarto.

                          Maratoni

                          Darüber hinaus habe ich noch eine Textstelle, die mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Ich lese wie folgt:
                          meister salariren (=entlohnen) ergo haben wir ihn auch allein zu se....
                          dann wann dieses eine folge wärn müßen die .........
                          fast alle ....... der gantzen Welt wenigstens concurrenz
                          do fananam principales electores zu vergeben haben.
                          Hintergrund: es geht um die Anstellung eines Schulmeisters


                          Kögler Konrad

                          Es heißt tatsächlich quarto - proprio quarto modo
                          = ihre vierte Eigenart, hat er vorher von anderen Eigenarten gesprochen?
                          Jetzt zum 2. Text
                          meister salariren (=entlohnen) ergo haben wir ihn auch allein zu setzen.
                          dann wann dieses eine folge wäre müßten die Bauren fast alle Aempter der ganzen Welt wenigstens concurrendo tamquam principales electores zu vergeben haben.
                          also haben wir ihn auch allein einzusetzen, den H. Lehrer
                          Das Nächste ist ironisch gemeint:
                          concurrieren - heißt an sich: sich anteilmäßig an den Kosten beteiligen
                          sie müssten alle Ämbter der ganzen Welt wenigstens anteilmäßig gleichsam wie die Kurfürsten zu vergeben haben
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                          Kommentar

                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11336

                            Anreden im 16. Jahrhundert

                            fxck

                            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1517-1536
                            Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge

                            ich habe heute eine Spezialfrage. Es geht um Anreden/Eigenschaftswörter in Briefen des 16. Jahrhunderts. Folgende Begriffe tauchen immer wieder auf:
                            - gestreng
                            - ehrenfest/ernvest
                            - hochgelart
                            - gonstig/günstig
                            - andächtig [anscheinend Prädikat für einen Geistlichen]
                            - ehrwürdig
                            - getreu
                            - lieb
                            - hochgeborn
                            - gnädig
                            - edel
                            - lieber Getreuer.

                            Marlies

                            was meinst Du mit "auflösen"? Begriffe wie gestreng, ehrwürdig, gnädig, lieber Getreuer sagen eigentlich (für mich) schon aus, was der Schreiber sagen wollte.

                            fxck

                            die Begriffe/Anreden hatten doch verschiedene Bedeutungen. Wenn jemand mit "Andächtiger" angesprochen, war das ein Geistlicher usw. Deswegen wollte ich fragen, ob jemand weiß, was ein Schreiber ausdrücken wollte, wenn er jemanden mit "Gestreng" etc. ansprach.
                            Ich hoffe meine Erklärung war einigermaßen verständlich...

                            karin-oö

                            Solche Andreden kenne ich auch von Grabsteinen.
                            Dafür habe ich auch einige Erklärungen gefunden, die sich vielleicht auch für deinen gesuchten Bereich anwenden lassen:
                            http://books.google.at/books?id=5yo0...ed=0CAgQ6AEwAA

                            Kögler Konrad

                            Die Anrede "gestreng" kenne ich z.B. bei einem Vogt.

                            viktor

                            Zitat:
                            Begriffe wie gestreng, ehrwürdig, gnädig, lieber Getreuer sagen eigentlich (für mich) schon aus, was der Schreiber sagen wollte
                            Ja, vielleicht für dich.... LACH..... die gestrenge hochwohllöbliche Frau Administratorin ist ja auch hochgelahrt.
                            Für einen jungen Menschen von heute klingt das doch wie von einem anderen Stern
                            Aber auch für Ältere, die viel belesen sind, wird sich diese "Welt" ebenfalls nur schwierig erschließen lassen. Es ist eine Welt, die durch subtilste sprachliche Abstufung feinste Rang- und Standesunterschiede deutlich zu machen wusste. In dieser Welt hatte jeder seinen Rang und Platz.
                            Die Pfarrer, die oft über Jahrzehnte in ihren Gemeinden wirkten, waren oft wahre Meister dieser Formulierungskunst, die uns Heutigen auch manchmal fremd bleibt durch Bedeutungsverschiebungen.

                            Anton, da gibt es kein Wörterbuch oder Duden für sowas.
                            Da hilft nur ganz viel Erfahrung sammeln. Ich weiß nicht, in wievielen Kirchenbüchern ich schon gelesen habe, eines habe ich sogar fast komplett abgeschrieben, und wieviele alte Schwarten ich schon gelesen habe.
                            Dadurch konnte ich für viele Begriffe der Art, wie von dir beschrieben, ein gewisses Verständnis entwickeln. Das muss man aber immer im Gesamtkontext lesen können.
                            Einen Vorteil muss fortgeschrittenes Alter schließlich haben *hüstel*
                            Ach ja, ein Tipp: Gebrüder Grimm, die haben nicht nur Märchen gesammelt. Die haben ein grandioses ethymologisches deutsches Wörterbuch geschrieben. Ich könnte Tage lang darin schmökern.

                            henrywilh

                            das ist eine tolle Frage, wirklich.
                            Eigentlich wäre es ein Trauerspiel, wenn es kein Standardwerk gäbe, das diese Vokabeln erklärt. Wenn nicht, machst du dich hochverdient, falls du es schreibst.
                            Fest steht ja wohl, dass es allesamt Höflichkeitsfloskeln sind. Zudem außerordentlich passgenau, wie schon bemerkt wurde. Jedem (Berufs-) Stand wurde das optimal Schmeichelhafteste gesagt.
                            Ein erster Schritt zur Systematisierung könnte darin bestehen, dass man sortiert in: nach unten - nach oben.
                            "getreu", "lieb" und "lieber Getreuer" geht immer nach unten.
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                            Kommentar

                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11336

                              Was bedeutet "königlicher Bauer"?

                              Liisa

                              was war ein "königlicher Bauer", worin besteht der Unterschied zu einem "normalen" Bauer?

                              Friedrich

                              war der gute Mann vielleicht auf einem Hofgut beschäftigt, das für den Lebensunterhalt der Hofhaltung zuständig war?

                              Pendolino

                              Ist dieser königliche Bauer aus dem ehem. Ostpreußen?
                              Wenn ja, dann heißt das nichts anderes, als daß dieser Bauer, seine Abgaben direkt an den Landesherren (die königliche Schatulle) leisten mußte. Dörfer in denen es ausschließlich königliche Bauern gab, haben in manchen Aufstellungen auch den Zusatz "königliches Schatulldorf".
                              Wenn ein Ort den Zusatz "Adlig" trägt, heißt das, daß die Einwohner ihre Abgaben an ein (gräfliches) Gut leisten mußten.

                              Liisa

                              der königliche Bauer lebte in Fehrbellin (Osthavelland). Es gibt keinen weiteren Anhaltspunkt als diesen Eintrag als "Stand" oder Berufsbezeichnung im Kirchenbuch.
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                              Kommentar

                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11336

                                Gerüstherr

                                Kögler Konrad

                                Ich bin ein Neuling in diesem Forum. Aber ich habe schon in meinem unregistrierten Status ein bisschen herumgeschnüffelt.
                                Da fiel mir eine Anfrage bezüglich "Gerüstherr" auf, die auch beantwortet wurde.
                                Es handelte sich - soweit ich mich entsinne - um am Anfang des 19. Jhts. um einen Mann, der "Bauer und Gerüstsherr" war.
                                Was mich stutzig machte war, dass es explizit "Gerüstsherr" und da vor allem das "s" nach "Gerüst".
                                Könnte da nicht ein Lesefehler vorliegen und ein "Gerichtsherr"gemeint sein?
                                Gerichtsherr im Sinne von Mitglied des örtlichen Gerichts oft in Bayern auch als Gerichtsperson bezeichnet.
                                Meine Vermutung: das ü entstand aus ic und das h wurde, was oft passiert, als s gelesen: also Gerichtsherr. Würde doch eher zu einem Bauern passen als Gerüstherr, dh. Gerüstverleiher, obwohl es so etwas schon gegeben haben mag.
                                Leider fand ich diesen Eintrag nicht mehr und stelle deshalb meine Gedanken in diesem Kreis vor.
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X