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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11336

    Was ist ein "Stifter"?

    Ursula

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: Anfang 19.Jh.
    Region, aus der der Begriff stammt: Schwarzwald

    in einem Familienregister fand ich im Feld Bemerkungen folgenden Eintrag: Jakob Fischer, Stifter ledig.
    Ist das ein Beruf? Oder was könnte das bedeuten?

    Friedrich

    ganz einfach gedacht: Geht auf den guten Mann eine Stiftung zurück?

    GunterN

    Stifter als Beruf könnte ich mir vorstellen, aber mir fehlen die Mäuse.
    Es ist eher ein uneigennütziger Spender, der für eine gute Sache, für einen guten Zweck etaws stiftet. Geld, Länderein, Häuser u.a. Von dem Geld wurde z.B. der Stift = Altenheim gegründet. Es gibt sowohl weltliche als auch religiöse Stifter. Die Stiftungen werden dann von Gremien verwaltet, die zu überprüfen haben, ob alles mit rechten Dingen zugeht ud haben dann wieder Rechenschaft abzulegen. (Soviel zur Theorie).

    Kögler Konrad

    Im bayerischen Raum ist ein Stifter nicht nur ein "Geber, Einsetzer, Urheber, Gründer", sondern auch der Pächter eines abgabepflichtigen Hofes konnte als "Stifter" bezeichnet werden. Ein Freistifter war z.B. ein Pächter, der nach Gutdünken des Grundherrn jährlich entfernt werden konnte.
    Es käme bei dem ledigen Jakob Fischer auf seine Stellung an und vor allem auf die sprachlichen Gepflogenheiten in diesem Raum. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wäre die Bezeichnung in dem angegebenen Sinn noch denkbar.
    Ich will damit nicht Recht haben, sondern nur anmerken, dass es auch andere Varianten geben könnte.

    Ursula

    ich kann mir nicht vorstellen, dass er was gestiftet hat, hat er doch nichts geerbt. Denn sein jüngerer Bruder hat den Hof bekommen.
    Die Geschwister wurden dann meist doch abgefunden, mit nicht besonders viel Geld.
    Das müsste ich nachforschen.

    Kögler Konrad

    Vorsicht, liebe Ursula! Bis weit ins 19. Jahrhundert war es - zumindest in meinem Erfahrungsbereich - die Regel, dass vor einer Übergabe der Hof, das Anwesen o.ä. von zwei vereidigten Leuten geschätzt wurde und jedes der Geschwister einen gleichen Erbanteil bekam. Beispiel: Der Hof wurde auf 2000 fl geschätzt und 4 Geschwister waren vorhanden. Der Übernehmer musste den Hof um diese Summe kaufen. Schulden: 1000 fl, blieben noch 1000 fl. 200 fl davon mussten den Übergebern nach und nach in jährlichen "Fristen" gereicht werden.
    Von den restlichen 800 fl trafen auf jedes der Geschwister 200 fl.
    Dem Übernehmer bzw. Käufer wurden seine 200 fl als Heiratsgut angerechnet.
    Also begann er auf seinem Hof mit 1800 fl Schulden. Er musste also seinerseits möglichst "reich" heiraten.
    Jedenfalls war es nicht so, dass die übrigen Geschwister nur so nebenbei abgefunden wurden.

    anika

    Ich fand die Bezeichnung Stifter auch in dem Zusammenhang, das der ältere Bruder als Stifter angegeben wurde und der jüngere den Hof übernahm. Der ältere Bruder könnte ja krank gewesen sein oder aus einem anderen Grund nicht in der Lage gewesen sein den Hof zu übernehmen.

    Först

    Als Stifter oder Ktitor bezeichnet man, historisch, den Gründer oder Erbauer eines Bauwerks oder Kultstätte (Stifterfigur), später auch jemanden, der das Geld dazu gegeben hat.

    Stiftung

    Dazu fällt mir mein Freund aus Jugendtagen ein, er hat einen Bauernhof der schon 1200 in Traun aufscheint,immer mit dem seben Namen als Besitzer. Der Hof versorgte die Pfarrer und Kapläne mit Speis und Trank. Das ging auf eine Stiftung zurück ,so erzählte mir das die Altbäuerin ca.1975
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11336

      Scheibenseher

      Marlies

      was bitte macht ein Scheibenseher? gefunden im Adressbuch Hannover 1866
      Dienstmann u. Scheibenseher, Schuhstr.15

      henrywilh

      ein Scheibenseher schaut beim Scheibenschießen (Militär, Schützenverein) nach, wie der Schütze geschossen hat und signalisiert dieses.
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11336

        Nätherin

        Whodunit

        Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1882
        Region, aus der der Begriff stammt: Schlesien
        was tat denn eine Nätherin bzw. welche Funktion nahm sie ein? Ich finde diese Bezeichnung bei einer Geburtsurkunde, bei der eine gewisse "Nätherin Johanne Gebhardt" die Geburt anzeigte. Ich habe den Beruf auch schon öfter hier im Forum gelesen, aber keine Erklärung gefunden.

        Michael1965

        ich kenne nur den Begriff Nähterin.
        Ist eine veraltete Bezeichnung für eine Näherin.

        henrywilh

        Richtig. Und mit th gibt es ihn auch - in vielen Quellen. Die folgende ist nicht gerade geschmackvoll, aber sie erfüllt ihren Zweck:
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11336

          Abendmalregister

          anika

          Ich fand in einem Buch folgenden Eintrag,
          20.05.1690
          Winnandus Flavius Marius d'Ooms, patria Leodiensis et Abbatia
          Brawwileriana. Hactenus Philosoph. et Theologiae Professor Coloniae
          repudiate Papismo per confessionem publicam in hac Ecclesia Reformata, ad nos accessit, et ad SS Caenam admitti petiit.
          Zacharias Niedhart, von Ballenstett
          Johan Weibels, von Orsoy, Kapitän des armes.
          Wer würde mir den Text übersetzen?

          Kögler Konrad

          Also wörtlich: der Winnandus..Marius d'Ooms, Heimat(land) Leodiensis (= von...) und Abtei (Braww...), bis jetzt Professor der Philosophie und Theologie in Köln,
          ist in einer durch öffentliches Bekenntnis in dieser Reformierten Kirche das Papsttum ablehnender Weise an uns herangetreten und hat gebeten, zum heiligsten Abendmahl zugelassen zu werden.

          niederrheinbaum

          Patria Leodiensis: Heimat(land) von Lüttich.
          Abbatia Brawwileriana: Abtei Brauweiler.
          Die Abtei Brauweiler liegt im gleichnamigen Ortsteil, der heute zur Stadt Pulheim gehört (nordwestlich von Köln).
          Informationen zur Abtei:


          Kögler Konrad

          Mir ist immer noch der Satzteil
          "repudiate Papismo per confessionem publicam in hac Ecclesia Reformata"
          durch den Kopf gegangen.
          Sicher müsste es heißen: repudiato, und dann muss man die z.T. auf schwachen Füßen stehenden Lateinkenntnisse des Pfarrers berücksichtigen.
          Insgesamt würde ich jetzt sagen: nachdem er durch eine öffentliches Bekenntnis zur Reformierten Kirche sich vom Papsttum verächtlich losgesagt hatte...
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11336

            Schutzbürger

            annike

            Bei einen meiner Vorfahren steht "Schutzbürger"
            War das eine Art von Polizei oder Bürgerabwehr?

            henrywilh

            Vermutlich nicht.
            Ich meine, es handelt sich um Einwohner, die keine vollen Bürgerrechte hatten, sondern - gegen jährlich zu zahlendes "Schutzgeld" nur das Aufenthaltsrecht.
            (Die Juden in Deutschland lebten unter diesem Status bis zur ihrer Emanzipation im 19. Jh.)

            niederrheinbaum

            Die Bezeichnung und Einordnung als Schutzbürger beinhaltete je nach Zeit
            und Region unterschiedliche Rechte und Pflichten.
            Einen Link zum Begriff als Ergänzung:
            Lexikoneintrag zu »Schutzbürger«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 483.


            annike

            der Schutzbürger stammt gebürtig aus Ronneburg/Thüringen, lebte aber nach der Hochzeit in
            Altenburg. Auf jeden Fall von 1841 Hochzeit bis 1856
            Taufe vom 6. Kind
            Er war Porzellanmaler

            GunterN

            Beisassen (Beiwohner, Schutzverwandte und Schutzbürger), sind im weitern Sinne alle die Personen, welche bloß innerhalb der Stadt ihren Wohnsitz gewählt oder den Schutz der städtischen Obrigkeit, ohne das Bürgerrecht dieser Sadt erworben zu haben. Im engeren Sinne Einwohner, die nicht im Besitz des vollen, sondern nur des sogenannten kleineren Bürgerrechts sind bzw. damals waren.

            niederrheinbaum

            Er hatte also nicht die vollen Bürgerrechte der Stadt Altenburg erworben oder erhalten,
            sondern galt als Schutzbürger mit eingeschränkten Rechten und Pflichten.

            Friedrich

            es gab auch den Begriff Schutzjuden. Die mußten dann das sog. Geleit zahlen, um an einem Ort leben zu dürfen.
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11336

              Hofröhrenmeister

              annike

              Ich hab noch was, was ist ein Hofröhrenmeister?

              niederrheinbaum

              Die Röhrenmeister waren für Wasserleitungen aller Art und Brunnen zuständig.
              Als Hofröhrenmeister arbeitete Dein Vorfahr am oder für den Hof des Herzogs von Sachsen-Altenburg.
              Links zum Begriff Röhrenmeister:
              http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/R...enmeister,+der

              Informationen zum Herzogtum Sachsen-Altenburg:


              Kögler Konrad

              Übrigens war der Titel "Hof-" vor der Berufsbezeichnung eine besondere Auszeichnung und ein Titel (eine Art Reklame) für einen Handwerker und Bürger, der die Ehre hatte, auch für den Hof zu arbeiten. In Eichstätt hatte z.B. der Fürstbischof nicht für jeden Bereich einen eignen Handwerker. So gab es in der Stadt einen Hofwagner, Hofbinder u.ä.
              Aber auch die Handwerker am Hof wurden, wie Ina sagte, mit Hof... betitelt, in Eichstätt z.B. der Hofmetzger
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11336

                Abkürzung im KB

                sky2009

                bei Paten steht: Elisabet Möthe s. Ewers.
                Ein schlaues Buch sagt mir, dass die Abkürzung "s." heißen könnte, dass der Vater dieser Elisabeth, also ein Herr Ewers, bei ihrer Eheschließung schon verstorben war. Aber ist dieser Hinweis bei einem Paten nicht seltsam?
                Die Abkürzung ist mir auch bei einem Mann, Heinrich Wiemann s. Schulte Brandhoff, aufgefallen.
                Kann mir jemand sagen, was es mit dem "s." auf sich hat? Ist der dahinter stehende Name der Vater-Name oder vielleicht, wie ich vermute, der Ehegatten-Name?

                Friedrich

                ich halte das nicht für ein Symbol für den Mädchennamen. Da würde meines Erachtens ein n. für nata = geborene stehen.
                Da wir aber in Westfalen sind, tippe ich auf den Hof- oder Beinamen. Da steht dann aber v. für vulgo = genannt.

                Kögler Konrad

                Aber wenn dieses ominöse s nur bei Paten vorkommt, dann würde ich einmal auf
                "statt" tippen.
                Nur eine bescheidene Meinung.

                niederrheinbaum

                Auf die Verweisung zum Mädchennamen würde ich nicht tippen, eher auf den Hof- oder Beinamen.
                Ein Original-Eintrag zum "Enträtseln" wäre schon gut.
                Ich kenne die Abkürzung "s." bei Kirchenbucheinträgen im Rheinland als "siehe" und damit oftmals
                als Verweis auf einen Hofnamen o.ä..

                Kögler Konrad

                Ich habe das s nicht als Hinweis auf einen Beinamen gemeint, sondern weil es sich um Paten handelt, um den Stellvertreter des normalen Paten.
                Natürlich weiß ich jetzt nicht, wie es in anderen Gegenden gehandhabt wurde, aber
                in meinem Bereich war es bis ca. 1950 üblich, dass die Paten gleich blieben und so 2 Familien gegenseitig bei allen Kindern die Paten stellten.
                Das ist oft sehr hilfreich, wenn man den Nachnamen des Vaters nicht entziffern kann.
                Und in diesem Fall kam es auch mitunter vor, dass ein Stellvertreter den Paten machte, vor allem wenn die Entfernungen beider Familien größer waren.

                niederrheinbaum

                Ja, die Stellvertreter bei Patenschaften sind mir auch schon häufiger begegnet.
                Im Rheinland steht dann gerne z.B. "St.", "st." oder "stellv. f.".
                Mit Original-Eintrag und Name der Stadt oder Region wär's eindeutiger zu sagen.

                Friedrich

                fällt mir gerade ein: s für sive = oder.
                Also: Nachname oder Beiname.
                Auch nur Spekulatius...

                sky2009

                Einen Originalbelg kann ich leider nicht beisteuern. In meinen Unterlagen habe ich aber festgestellt, dass derselbe Pfarrer - es handelt sich übrigens um Eintragungen aus Lüdinghausen - bei anderen Namen "gndt." für genannt geschrieben hat. Möglicherweise ist "s." also keine lat. Ablürzung, sondern eine deutsche. Es taucht zudem bei Nachnamen von Männern und Frauen im Zeitraum zw. 1830 und 1850 ,wenn sie Paten oder auch Heiratszeugen sind, auf.
                Mittlerweile habe ich auch heraus gefunden, dass Elisabet Möthe s. Ewers wohl eine geborene Ewers ist. Ist aber nur ein Anhaltspunkt, da ich nicht ausschließen kann, dass eine Elisabet Ewers einen Hernn Möthe geheiratet haben könnte.
                Patin ist sie übrigens bei einer Catharina Ewers, deren Vater Henriek Ewers und deren Mutter Anna Maria Becker ist. Möthe ist wohl der Mädchenname der Mutter von Henriek Ewers. So weit, so gut. Es sind eben nur Indizien.
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11336

                  Latein

                  kornmandl

                  Jahr, aus dem der Begriff stammt:1888
                  Region, aus der der Begriff stammt:Oberpfalz

                  in einem Taufeintrag steht bei der Patin:
                  lev. Cunigunda Kilgert, avia infantis.

                  Friedrich

                  avia infantis ist die Großmutter des Kindes.

                  kornmandl

                  auf Großmutter bin ich auch schon gekommen.
                  Aber was für eine Bedeutung hat das "avia"?

                  Friedrich

                  Umgekehrt: Avia ist die Großmutter, infantis ist der Geneitiv von infans = Kind.
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11336

                    Niedelländisch

                    anika

                    Ich habe folgenden Text aus dem Archiv St.Laurentinus en Odolphus kerk te Varsseveld
                    16.06.1516> Schulte ten Borninkhave en Gese ten Tuijnt Zijn echtgenoote doen samen met familienlenden overdrachten van grond voor het stichten van een nieuwe vicaria..
                    Wasmacht der Schulte und seine Ehefrau, ich verstehe nicht ganz den Sinn des Textes.

                    Friedrich

                    der Übelschlift Niedelländisch nach zu urteilen scheint das aber eher niederlänisches Chinesisch zu sein...

                    anika

                    Da hatte ich beim schreiben das Brett vor den Augen.
                    (Oder Brille schlecht geputzt??????????)

                    Laurin

                    ich verstehe zwar nur ein bißchen niederländisch, entnehme aber dem Text, daß es sich um ein Abtretung / Stiftung
                    von Grundbesitz zu kirchlichen Zwecken handeln könnte.
                    Mit den familienlenden komme ich nicht zurecht und finde auch in Wörterbüchern nichts.
                    Kann's ein Übertragungs / Lesefehler sein?

                    ubbenkotte

                    das Ehepaar und die Verwandten verkauften ein Grundstück oder verschenkten es an die Kirche. Den Erlöß des Verkaufs oder die Pacht des Grundstückes benutzen sie zur Gründung einer "vicarie". Die "vicarie" war dazu da, dass ein Priester bezahlt werden konnte, der an einem bestimmten Alter in der Kirche Messen (z.B. alljährlige Seelenmessen) auftragen musste. Wenn die Pacht mehr einbrachte wurde damit auch die Sorge für die Armen oder die Ausbildung armer Männer, die Priester werden wollten, bezahlt. Ich bin mir nicht sicher, ob man "vicarie" mit Pfründe vergleichen kann.

                    PS familienlenden? die Lenden der Verwandtschaft???? Ich glaube du meinst familie-leden also Verwandte

                    anika

                    Freddy, ich habe erst mal meine Brille geputzt ,
                    und als Entschuldigung: es ist eine schlechte Kopie.
                    Mit Konni zusammen werde ich an einem schönen Fischteich
                    Niederländisch lernen

                    Friedrich

                    seit wann sprechen Fische Niederländisch?
                    Mit den sprichwörtlichen Pferden durchgegangene Grüße
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11336

                      Materialwarenhändler/in

                      Marlies

                      was verkaufte eigentlich ein/e Materialwarenhändler/in? (ist in vielen Adressbüchern aus dem letzten/vorletzten Jahrhundert zu finden)
                      Lässt sich der Begriff Material "festnageln" auf bestimmte Eigenschaften?
                      Lässt er sich überhaupt "festnageln"?

                      Laurin

                      aber nur mit den "Nägelein", die man als "Spezerei" beim Materialwarenhändler kaufen konnte.

                      niederrheinbaum

                      Eine Linie meiner Vorfahren und Seitenlinien waren über Generationen hinweg allesamt im Handel tätig:
                      Sie vertrieben Manufakturwaren, Colonialwaren, Materialwaren, Spezereiwaren, Posamentierwaren,
                      Eisenwaren usw..
                      Ein wirklich einheitliches Bild für den Materialwarenhandel habe ich dabei nicht festgestellt.
                      Die angebotenen Waren reichten von allen möglichen Haushaltsartikeln, aus Korb, Holz, Porzellan,
                      über Kaffee, Tee, Zucker, Gewürze bis hin zu Farben, teilweise Baustoffen usw..
                      Je nach Zeitraum und Region unterschied sich das Warensortiment bei "meinen" Materialwarenhändlern.
                      Teilweise überschnitt sich ihr Angebot durchaus auch mit dem der Colonialwaren- und Spezereiwaren-
                      händler.

                      niederrheinbaum

                      Ein Beispiel für einen "Materialwaarenhändler" aus dem Rheinland 1890.
                      Anhand der Einnahmen- und Ausgabenbücher usw. ließ sich folgendes Warensortiment
                      bei ihm feststellen:
                      Allerlei Arten von solchen Waren, welche eine Hausfrau brauchet, als zu nennen wären
                      derlei Töpfe, Krüge, metallen Waren wie Löffel und Haken, Körbe, Schüsseln und derlei
                      Vieles mehr
                      Tabacke aus vielerlei Proveniencen
                      Caffee und Thee
                      Butter und Fette, Oele
                      Weine verschiedenster Proveniencen, Likeure, Biere
                      Zucker
                      Hafer, Gerste, Malze
                      Kräuter und Gewürze aus allerlei fremden Stadt und Land
                      Waren zu gebrauchen im Hofe oder Garten, so wären zu nennen Besen und Reisige,
                      Leinen und Metallen Werkwaren
                      Hölzer und fertig Werkzeuge
                      Und ein Beispiel aus Oldenburg im Jahre 1863:
                      Kaffe, Tee, Wein
                      Korn, Gewürz
                      Mehl, Zucker
                      Korb- und Leinenwaren aller Art, Seile und Fischerwerk
                      Aus dem Schwarzwald, in den eine Seitenlinie verzog, 1883:
                      Alle Arten von Haushaltswaren,
                      Kaffee, Thee,
                      Tabacke,
                      Fette,
                      Farbewaren, Waren zum Handwerken
                      Im Laufe der Zeit veränderte sich das angebotene Warensortiment, da meine
                      Vorfahren usw. sicherlich auf Neuerungen eingingen, andererseits auch die
                      Absatzmöglichkeiten und Konkurrenz beachteten.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11336

                        Kirchenbuchabschnitt Übersetzung

                        Nicodemus

                        kann mir jemand bei folgender Zeile helfen. Am Ende eines Sterbeeintrags finden sich folgende Worte.
                        "Comitatus curatus loci"
                        Heißt das soviel wie "In Begleitung des Ortskurats"

                        Friedhard Pfeiffer

                        comitatus, -us = Begleitung, Gesellschaft, Gefolge, Hofstaat; Convoi, Zug
                        curatus, -a, -um = gepflegt, abgewartet; sorgfältig, eifrig
                        curo, -avi, -atum, -are = sich angelegen sein lassen; besorgen; sogfältig behandeln
                        locus, -i = Ort, Platz, Stelle; Stellung, Posten; Gut, Grundstück; Gegend
                        Um zu entscheiden, was gemeint ist, wäre mehr Text sinnvoll.

                        Nicodemus

                        Der vollständige Sterbeeintrag lautet:
                        31. Mayi 1741
                        Obiit pie in domino Vitus Egman ex Hosti, aetat. 60 an.
                        Sacramentis omnibus provisus. Sepultus ad S. Bartholomaeum
                        Comitatus curatus loci
                        Besagtes "comitatus curatus loci" steht in der letzten Zeile und kommt bei nahezu jedem Sterbeeintrag in diesem Kirchenbuch vor.

                        Kögler Konrad

                        comitatus curatus loci: comitatus, glaube ich, kommt hier von comitari = begleiten;
                        comitatus ist, da das Verbum ein Deponens ist (passive Form mit aktiver Bedeutung) einer, der ihn auf dem letzten Weg begleitet hat.
                        also: Begleitet hat ihn der Kurat (= Hilfsgeistlicher mit eigenem Seelsorgbezirk) des Ortes, der örtliche Kurat.

                        ubbenkotte

                        wahrscheinlich wird dann damit gemeint, dass der/die Verstorbene vor seinem/ihrem Tod die Krankensalbung bekommen hat: http://de.wikipedia.org/wiki/Krankensalbung .
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11336

                          Angela Meyer +1759

                          Hintiberi

                          Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1759
                          Region, aus der der Begriff stammt: Steinhausen, Altkreis Büren
                          anbei der Sterbeeintrag einer Vorfahrin von mir, der ausnahmsweise mal erheblich länger ausfällt als das übliche "19. Oct. 1759 obiit Angela Meyer".
                          Soweit ich das herauslesen kann, hatte sie 8 Kinder, von denen 4 verheiratet waren und 4 ins Kloster gingen. Während über die 4 verheirateten Kein kein weiteres Wort verloren wird, gibt es über die anderen ein wenig mehr zu erfahren.
                          Wenn ihr mir (v.a. bei den fettgeschriebenen) Stellen beim Übersetzen behilflich sein könntet, würde ich mich freuen:
                          1759, 19. Oct.
                          Sacramentis extremis praemunita obiit Angela Meyr die Schultische zu Eickhoff aorum 70 sepulta 22do Octobr. in Sacello Eickhoveranorum erga solita jura duplicia Legavit duo Aniiversaria uncm(?) habendum in die obinîs sui, Alterum in die obitûs prioris sui Mariti Nicolai Schulte 1738 7mo Octob. defuncti r: i: p:
                          Hae Matrona devotissima oe laboriosissima ex hoc thoro octo non degeneres educavit proles, quarum quator sunt in conjugio quartor antem sacres ordinibus sunt adscriptae.
                          Primus nominatus Pater Simplicianus ordinis capucinus
                          Secundus Fr. Ignatius ordiniis capucin.
                          Tertia Maria Aloysia ordin. caelestin. Hildenii
                          Quartus Fr. Josephus Schulte societatis KW(?)
                          Felicissima parens, quae tot et ante obitum sui talibus beata Prolibus, sera inde eruet Xtas :Non procul à propr. h.

                          Kitage

                          Hae Diese Matrona Frau/Mutter devotissima demütig/fromm oe ? laboriosissima Anstrengung/Strapaze ex auf/von hoc dieses thoro ?octo acht non nicht degeneres unedel educavit aufziehen proles Nachkommenschaft,...

                          Hintiberi

                          Das muß ja eine angesehene Frau gewesen sein - aber sicher nur, weil sie soviel Kirchennachwuchs hatte... *hehe*

                          gudrun

                          das glaube ich auch. Besonders hat es Bauern gefreut,
                          wenn einige Kinder Priester oder Nonnen wurden.
                          Ich hatte einmal eine Kollegin, eine Bauerntochter,
                          die immer von den 2 "Klosterschwalben" erzählte.
                          Es waren ihre Tanten.
                          Ein Vorfahre von mir hatte zwei Söhne, der Vater war ein einfacher Maurer. Der erste sollte Pfarrer werden, verstarb aber zuvor. Dann bekam der 2. Sohn die Chance, sprang aber ab und wurde Doktor (Arzt).
                          Eine wohlhabende Frau zahlte das Studium, aber nur solange das Pfarrer-Studium bestand.
                          Die Zahlungen wurden eingestellt, als der Onkel meiner Mutter Arzt werden wollte, es ist ihm ein Mädchen dazwischen gekommen.

                          Kögler Konrad

                          Zunächst: sie stiftete entsprechend den beiden gewohnten Rechten (kirchlich und weltlich) in der Kapelle (kl. Kirche) von Eickhoven (oder so) zwei Jahrtage, von denen der eine am Tag ihres Todes (obitus - Hinscheidens), der andere am Tag des Hinscheidens ihres früheren Ehemannes zu halten war...
                          Diese (haec) äußerst fromme und (ac) arbeitssame Frau erzog aus dieser Ehe 8 wohlgeratene Nachkommen, von denen 4 im Ehestand leben, 4 sich aber hl. (sacris) Orden anschlossen.
                          Eine sehr glückliche Mutter, die glücklich (deren Glück bestand in...) durch so viele und bereits vor ihrem tot so wohlgeartete (wörtlich so beschaffen) Kinder.
                          Der letzte Teil ist mir momentan schleierhaft: Xtas - nicht Xtus? Das Ende müsste ein Zitat evtl. aus der Bibel sein. "nicht weit weg vom eigenen ..!
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11336

                            Trauungseintrag Latein

                            Nicodemus

                            habe in einem Trauungseintrag folgenden Abschnitt den ich nicht wirklich entziffern kann:
                            ...nullo detecto impedimento et habito consensu Dominiy Tynensis matrimonio solemniter juncti sunt.
                            Tynensis ist der Eigenname einer Herrschaft.
                            Wie würdet ihr die Passage "habito consensu Dominiy Tynensis" übersetzen?

                            Friedhard Pfeiffer

                            ganz ganz ungefähr:
                            ohne sichtbar gemachtes Hindernis und mit sich mit T....... bestätigter Übereinstimmung durch Ehe auf übliche Weise verbunden

                            GiselaR

                            Variante 2:
                            ... ohne entdecktes Hindernis und im Besitz der Zustimmung der T...schen Herrschaft sind (sie) durch die Ehe feierlich verbunden worden.
                            Also im Prinzip das gleiche, wie Friedhar Pfeiffer sagt, nur daß solemniter "feierlich" heißt.
                            (Vgl. Missa Solemnis)

                            WBauer

                            ...nullo detecto impedimento et habito consensu Dominiy Tynensis matrimonio solemniter juncti sunt.
                            ... da kein (Ehe)Hindernis vorlag (wörtl.: entdeckt wurde) und die Zustimmung der Herrschaft Tynensis (oder: des Herrn von ... bzw. (falls Tynensis ein Personenname ist) des Herrn T.) vorlag, wurden sie ... ehelich verbunden.
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11336

                              Laps?

                              petra walter

                              in einem Kirchenbucheintrag aus Thüringen steht:
                              Laps 31.01.1888 +09.02.1888 oder
                              Helma geb.14.03.1887 Laps 27.09.1906
                              Kann mir jemand erklären, was Laps bedeutet?

                              Kögler Konrad

                              die Angaben sind etwas knapp, da die Zusammenhänge nicht klar sind.
                              Was steht im 1. Fall vor Laps? Aus welchem Kirchenbuch stammt der Eintrag? Taufe oder?
                              Kommt dieser Eintrag nur bei Frauen vor?
                              Wenn dies der Fall sein sollte, würde ich mal auf "lapsa" tippen: sie ist gestrauchelt bzw. "gefallen". Das heißt, das Datum könnte die Geburt eines unehelichen Kindes bedeuten.

                              petra walter

                              die Daten stammen aus dem Geburtseinträgen vom Kirchenbuch in Mengersgereuth, Kreis Sonneberg.
                              Ich habe nur eine Abschrift.
                              In 2 Fällen handelt es sich um junge Mädchen/Frauen und das driitte "Laps" ist ohne Geschlechtsangabe. Ich habe die Abschrift wortwörtlich wiederholt, ohne etwas wegzulassen. Und die Kinder sind alle ehelich geboren.

                              Kögler Konrad

                              ganz schlau bin ich noch nicht. Könnte es bei Laps nicht um einen nachträglichen Eintrag vom Pfarrer handeln, wie auch oft nachher das Sterbedatum oder ein Heiratsvermerk eingetragen wird.
                              Im zweiten Fall könnte ich mir das so erklären:
                              Die Helma wird am 14.03.1887 ehelich geboren. Jetzt kommt sie mit 19 Jahren mit einem unehelichen Kind daher, das am 27.09.1896 geboren wird. Fleißig wie er ist, notiert das natürlich der Pfarrer.
                              Für den ersten Fall wäre es wichtig, wann die Person geboren wurde.
                              Dann der Lapsus und dann stirbt sie kurz darauf.
                              So könnte ich mir das zusammenreimen, aber ,wie gesagt, ohne größeren Überblick dabben wir im Tungeln.

                              anika

                              Was hast du wortwörtlich wiederholt?
                              Das erste ist der Eintrag eines 9 Tage alten Kindes
                              Beim zweiten Eintrag handelt es sich um eine 19 jährige Helma
                              Wo ist da ein dritter Eintrag? ?

                              petra walter

                              es war als Beispiel gedacht, deshalb habe ich nur die ersten zwei wortwörtlich wiederholt. Hier ist der dritte:
                              Alma, geb.01.09.1897 Laps 27.04.1924
                              Vielleicht handelt es sich bei den Laps von Alma und Helma wirklich um uneheliche Kinder?
                              Und der Säugling gehört dann wahrscheinlich zu Frida, in der Zeile oberhalb
                              Frida, geb.27.02.1871, Ehefrau des Joh. Schwemmlein in Sonneberg
                              Laps 31.01.1888 +09.02.1888

                              Madeleine

                              aber bei uns laps bedeutet "Zeitablauf - Zeitraum - Zeitspanne" und wird gebraut in dem Sinn :" in dem Zeitablauf von.. bis..."
                              Es ist eine lateinische Ausdruck.

                              clarissa1874

                              Könnte es sein, dass es sich bei Laps um den Geburtsnamen der Mutter handelt? Labs oder Laabs habe ich oft in westpreußischen Kirchenbüchern gefunden.

                              GunterN

                              ich vermute Laps. als Abkürzung für lapsis = Unschuld (also Jungfer).

                              Kögler Konrad

                              lapsis - die Unschuld ist mir noch nie begegnet. In welchem Lexikon hast du das gefunden?
                              Ich leite lapsus von labi (labor, lapsus, a, um sum) ab: gleiten, abgleiten
                              Ein lapsus (PPA) ist dann einer, der abgeglitten, vom richtigen Weg abgekommen ist, die entsprechende weibliche Form wäre lapsa.
                              Das dazu gehörige Substantiv lapsus, us bedeutet auch Fehler, Fehltritt.
                              Von welchem Stamm ist denn lapsis - die Unschuld abgeleitet?

                              GunterN

                              bin lateinisch leider ein Laie. Habe bei yahoo ein Gedicht gefunden. Auf Latein und auf Deutsch übersetzt. Und da stand für lapsis = Unschuld.
                              Möge man mich korrigieren. Wenns daneben war, dann sorry.

                              Hina

                              In Preußen nannte man einen ungelenken Menschen, aber auch ein Kind Laps (Preußisches Lexikon). Der Begriff stammt aus dem Baltikum, wo Laps Kind heißt. Es wird hier aber nicht differenziert, ob ehelich oder unehelich.

                              petra walter

                              Ich komme gerade vom Standesamt und alle drei Laps-Fälle stellten sich als uneheliche Kinder heraus.
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11336

                                Todesursache "Krämpfe"

                                asterix1

                                ich habe bei meiner Ahnenforschung mehrfach als Todesursache den Eintrag "Krämpfe" oder "an Krämpfen gestorben" gefunden. In einer Familie sind in den 1840er Jahren mehrere Kinder daran gestorben.
                                Was muß man sich darunter genau vorstellen, wie würde man das heute nennen?

                                Kögler Konrad

                                Aus heutiger medizinischer Sicht ist der Begriff äußerst undifferenziert.
                                Bei Säuglingen - die wohl häufigste Angabe als Todesursache - sprach man von Fraißen, Fraiß, Gfreisch. Es handelte sich dabei um mit schweren Krämpfen einhergehende Krankheiten. Derartige Erscheinungen nannte man bei Erwachsenen Krämpfe.
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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