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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11336

    Schliesgeschirr

    schaefera

    was kann ich mir unter einem Schliesgeschirr vorstellen?
    vor einigen Tagen aber mit Zurücklassung des Schliesgeschirrrs aus ihrem Arrest flüchtig geworden
    Zeitraum: 1793


    niederrheinbaum

    Ich habe diesen Ausdruck z.B. in alten Klosterunterlagen gelesen.
    Dort trug die Äbtissin eines Klosters ein "Schließgeschirr" an ihrem Gürtelbund. Damit war ein großer Schlüsselbund gemeint, an dem die Schlüssel zu allen Bereichen des Klosters hingen, an einem großen eisernen Ring.
    Eine Zeichnung war auch dabei. Die gute Dame hatte echt schwer an ihrer Verantwortung zu tragen....

    Hintiberi

    das würde dann also bedeuten, daß sie aus dem Gefängnis ausbrechen konnte, ohne dabei den Schlüssel zu benutzen (ich sag' nur: Haarklammer!) *hehe*

    Hina

    In dem Fall würde ich es nicht identisch mit der schwertragenden Dame sehen. Wenn man an den Ursprung des Begriffes Geschirr zurück geht, dann würde ich auch sagen, die waren festgekettet und waren nicht gewillt, diesen überflüssigen Schmuck auch noch mitzuschleppen . Den Schlüsselbund hätten sie sich erstmal - eher gewalttätig - besorgen müssen und dazu hätte sicher auch etwas gestanden.
    Klarer Fall - Haarklammer

    niederrheinbaum

    Ich habe gestern noch etwas herumgesucht und in einem alten Burgbericht den Ausdruck gefunden.
    Dort war er verwendet worden, um Hand- und Fußfesseln zu bezeichnen, im Verlies.... Uh.
    Aber ich sehe gerade, dass Hina das auch so gefunden hat.
    Nun denn, auf jeden Fall wollte die Person das Zeug also nicht mitschleppen. Kann man ihr nicht verdenken....
    Welche Geschichte sich wohl dahinter verbergen mag?
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11336

      Weißwäscherin

      GertrudF

      wer kann mir sagen, was eine Weißwäscherin genau zutun hatte?

      roi

      Soviel ich weiß, genau das, was der Name sagt: weiße Wäsche (Tischwäsche, Bettwäsche usw.) waschen. Da das eine sehr mühselige Arbeit war, gaben Leute, die es sich irgend leisten konnten, ihre Wäsche dazu aus dem Haus. Die Wasche wurde eingeweicht, in riesign Bottichen gekocht, gespült, auf der Leine getrocknet oder auch auf dem Rasen gebleicht.
      Ob eine Weißwäscherin für den ganzen Ablauf verantwortlich war, könnte verschieden gewesen sein. In kleineren Orten war sie wahrscheinlich in allen Phasen beschäftigt, in den großen Waschanstalten war die Arbeit sicher aufgeteilt - vom Abholen der Schmutzwäsche bis zum Ausliefern der frisch gemangekten Wäsche.
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11336

        "unterhabende" Stätte

        Hintiberi

        ich habe ein leichtes Problem mit einer Vokabel, von der ich zwar vermute, daß ich weiß, was sie bedeutet, gern aber eine Bestätigung bzw. Meinung eurerseits dazu hätte:
        In einem Heiratseintrag von 1818 steht über den Bräutigam folgendes:
        "[...] Johann Stephan Hagen genannt Klebolte auch Schnieder-Koerd, des verstorbenen Johann Henrich Hagen, gebürtig dahier aus Störmede, gewesener Gemeindsmann und Tagelöhner in dem zu dieser Pfarrei gehörigen Filial Langenecken und daselbst nach der unterhabenden Stätte Klebolte auch Schnieder-Koerd genannt, mit Anna Eva geborene Luks aus Bennighausen hiesigen Amts ehelich erzeugter, lediger Sohn, neuangehender Gemeindsmann und Tagelöhner in dem vorgenannten Langenecken, alt sechsundzwanzig Jahr [...]"
        Was genau bedeutet "unterhabende Stätte"?
        Ich vermute mal, das soll heißen, daß der Bräutigam von dieser Stätte kommt bzw. dort wohnt, daß er sie quasi "unter sich hat", kann das sein?!

        GunterN

        unter http://www.erstes-garderegiment.de/G...schichte3a.htm
        wirst Du bei Eingabe von "unterhabenen" fündig.
        Es ist so viel, wie das oder die mir unterstellte ...
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11336

          Knippwichte

          Marlies

          zu den Gegenständen, die im Jahr 1825 gestohlen wurden (Amtsblatt Minden) gehört 1 Knippwichte
          Leider sagt google: Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - knippwichte - übereinstimmenden Dokumente gefunden
          Kann mir bitte jemand sagen, was Knippwichte ist?

          Hina

          Na, wenn da man nicht einer Knopfgewichte meint
          Das Wort Wichte anstelle von Gewichte habe ich früher reichlich oft bei alten Leuten gehört, die keinen Physikunterricht hatten.
          Ansonsten ist Knipp eine Grützwurst und in manchen Gegenden ist auch ein Messer ein Knipp.

          Irmgard

          es kann natürlich ein Knopfgewicht gemeint sein (wieso ein einzelnes und welches Gewicht?), allerdings heißt "knipp" auch nicht Knopf.
          Unter "Knippwichte" versteht man wohl eher die Haushaltskasse, den Geldsack (-beutel) und "wichte" dann im Sinne von 'Wächter' bzw. (ent)wicht/ versteckt.
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11336

            Beethschöffe

            -Elke-

            was ist ein Beethschöffe
            Der Eintrag im Kirchenbuch lautet:
            "Ano 47 zum Beetschöffen verordnet worden"
            Jahr 1647

            Marlies

            spontan fällt mir dazu die "Bede" http://de.wikipedia.org/wiki/Bede ein.
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11336

              Hauszeichen 1873

              emma2412

              Jahr aus dem der Begriff stammt: 1873
              Region aus der der Begriff stammt: Steiermark

              Ich hoffe, im richtigen Forumsbereich mit meiner Frage zu sein?
              Meine Vorfahren hatte einen Hof in der Steiermark. Einige Gebäude sind heute noch erhalten.
              Ein Stall hat dieses Zeichen:
              1873 ---- M A (leider kann ich den ersten Teil nicht sicher lesen.
              1873 hieß der Besitzer Anton Pommer, seine Ehefrau hieß Maria. Der Vorbesitzer war der Vater von Anton und hieß Franz Pommer.
              Ich rätsle, was das Zeichen genau bedeutet, worauf es hinweist. Vielleicht habt ihr einen Rat?

              BorussenNici

              ich weiß nur aus dem Bereich Westfalen, dass oft auch der ausführende Zimmermann sich mit seinen Initialen verewigt hat.
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11336

                Lichtjungfer

                Marlies

                im Adressbuch Münster (1883) fand ich: Schatz Maria , Lichtjungfer , Voßgasse 8
                Lichtjungfer als Beruf? Oder war es eine ehrenamtliche und auf bestimmte Tage beschränkte Aufgabe?

                roi

                In "Geschichtsblätter Kreis Coesfeld" Jg.2007 findet sich auf S.91 ein Aufsatz von Erwin Dickhoff über "Das Lichtmutter-Amt an der St.Johanneskirche in Billerbeck".
                Diese Bezeichnung ist für Münster und Umgebung ab 1529 nachgewiesen. Die Aufgabenstellung war von Pfarrei zu Pfarrei etwas verschieden, jedoch ging es immer auch um das Bereitstellen der Kerzen, teils zu Taufen, aber auch zu Beerdigungen.
                "Die Hauptaufgabe der Lichtmutter, auch als Lichtjungfer oder Kirchenjungfer bezeichnet, sieht sie (Friederike Schepper-Lambers in ihrer Dissertation über das Bestattungswesen in Münster) in der Organisation der Bestattungsfeierlichkeiten". Dazu gehörte auch das Einladen zum Seelenamt nach 6 Wochen bzw. Abschluss des Trauerjahres.
                Die Lichtmutter hatte also eine Tätigkeit, die heute eher von Küstern wahrgenommen wird, ein Teil auch von Bestattern. Wenn 1883 eine Frau in Münster dieses Amt noch inne hatte, hat es sich doch sehr lange erhalten.

                Joachim v. Roy

                Ich kenne derartige „Lichtfrauen“ aus Brüssel, wo ich mich stets darüber geärgert habe, daß diese abends in den Gotteshäusern sämtliche Kerzen löschten (und entfernten), welche die frommen Besucher im Laufe des Tages - für teures Geld – gestiftet hatten. Aus Gründen der Sicherheit war das Löschen der Kerzen zwar zu verstehen, aus Gründen der Frömmigkeit jedoch selbst für einen Protestanten (wie mich) ärgerlich.

                Marlies

                dann war es doch keine ehrenamtliche Tätigkeit, der die Lichtjungfer nachging

                roi

                Ich denke, es war eine Art Nebenberuf. Sie wurden wohl für ihre Dienste bezahlt, konnten aber vermutlich nicht davon leben.

                Irmgard

                Lichtjungfer ist ein Beruf wie Leichenwäscher (wenn die Familie diese Tätigkeit nicht ausführte) oder Sargträger oder Klageweiber. Sie gehört zur Zeremonie der Totenwache.
                Die Lichtjungfer räuchert den Raum aus, wo der Verstorbene aufgebahrt ist und hält die Lichtwache bis zur Beerdigung. Sie sorgt dafür, daß die Seele den Weg ins Jenseits findet, Seelenlichter (besondere Kerzen) aufgestellt sind, das Haus nicht abbrennt und das Zimmer nicht nach Tod richt.
                Ihre Dienste wurden ebenso oft benötigt, wie der einer Hebamme.

                Hibbeln

                ich möchte hier noch einen Literaturhinweis zu dem Stichwort "Lichtjungfer" geben:
                Sörries, Reiner (Bearb.)
                Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur
                Wörterbuch zur Sepulkralkultur
                S. 212
                Lichtmutter oder auch Lichtjungfer oder Kirchenjungfer nannte man Frauen, die bei der Bestattung berufsmäßig mitwirkten. Ihr Name leitet sich sich davon ab, dass sie ursprünglich die Kerzeleuchter an der Totenbahre bei der Aufbewahrung mit Licht versahen. Ihre Tätigkeit war ebenso bei Taufen, Trauungen usw. gefragt. Sie waren zunächst bei der Kirchengemeinde (seit 1529 belegt), später bei der Kommune (noch 1896 in Münster) angestellt. Schließlich war der Lichtmutter die gesamte Organisation der Bestattungsfeierlichkeiten einschließlich der Bekanntmachung des Todes übertragen.
                A. Risse, Die Lichtmutter in münsterischen Pfarrkirchen,
                in: Rheinisch-Westfäliche Zeitschrift für Volkskunde 22, 1976, S. 91-97
                Schepper-Lambers, Friederike
                Beerdigungen und Friedhöfe im 19. Jhdt. in Münster
                (1992), S. 20-23
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11336

                  Dispens

                  Micha01

                  im OFB Ehingen habe ich einen Eintrag gefunden an dem ich nicht weiter komme.
                  Um welche Verwandschafts Verhältnis könnte es sich handeln?
                  Bei einem Heiratsdatum steht
                  Dispens, da im 3. Grad verw.
                  Dispens = Befreiung vom Heiratsverbot ?
                  3. Grad = gleiche Urgroßeltern ?
                  kann mir jemand helfen?

                  Hibbeln



                  Micha01

                  3. Grades = gleiche UrUrGroßeltern
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11336

                    Silberwäscherin

                    GertrudF

                    ich habe den Begriff Silberwäscherin im Adressbuch Oldenburg gelesen. Wer kann mir sagen, was das genau für ein Beruf ist?

                    Marlies

                    eine Silberwäscherin hatte die Aufsicht über das Silber in den Herrschaftshäusern, sie war für die Reinlichkeit des Silbers verantwortlich, sie reinigte das Silber
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11336

                      Ortserheber

                      Fay

                      Auszug aus dem Kirchenbucheintrag von Seiftershausen 1770.
                      .Johann Paul Reier , Sohn des Ortserhebers Paul Reier.
                      Ich konnte diese Berufbezeichnung nicht finden.
                      Ist jemand diese Berufbezeichnung bekannt.

                      Hendrik Kutzke

                      Ortserheber ist wie Ortssteuererheber eine Amtsperson, die Gelder einzieht
                      Schau z.B. mal hier:
                      http://dlib-zs.mpier.mpg.de/mj/kleio...1902%5f1121%22

                      niederrheinbaum

                      "Ortserheber" wurden auch "Ortssteuererheber" genannt und waren in offizieller Funktion für die Einziehung von Steuern wie Grundsteuer usw. zuständig.
                      Sie waren z.B. für königliche, herzögliche u.a. Rentämter tätig.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11336

                        Domänenrentmeister/Domänenerheber

                        Friedrich

                        wer kann mir erklären, ob und welchen Unterschied es zwischen den Berufen Domänenerheber, manchmal auch Domäneneinnehmer, und Domänenrentmeister gab. War der Rentmeister verglichen mit dem Erheber ein Schritt auf der Karriereleiter?
                        Zur Information: Einer meiner Vorfahren, Friedrich Bernhard Carl Theodor Opes (1786 - 1828), war unter beiden Bezeichnungen (Erheber um 1810/1820, Rentmeister nach 1823) in Lichtenau/Westf., ab 1816 in Peckelsheim für das Königreich Westphalen bzw. das Königreich Preußen tätig.
                        Wer weiß hierzu Näheres oder kann mir mit Hinweisen weiterhelfen?

                        Marlies

                        ausgehend von Renteinnehmer und Rentmeister:
                        Renteinnehmer ist ein Steuereintreiber
                        Rentmeister ist jemand, der die Steuern berechnet und die Einnahmen überwacht.
                        Insofern würd ich schon sagen, dass Dein Vorfahre "die Treppe raufgefallen" ist
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11336

                          Trauung

                          Martor

                          ich habe in einem Eintrag das Wort "aetas utriusque" gelesen, es stehen in dieser Spalte nur Zahlen. Was bedeutet das? Sind das die Altersangaben bei der Hochzeit? Habe leider noch keine Erfahrung mit lateinischen Einträgen.
                          Der Eintrag stammt aus dem Jahr 1803.

                          Xtine

                          ich kann leider kaum Latein, muß mich daher auf lateinische Lexika verlassen, aber könnte es sein, daß sich der Eintrag auf 2 Personen bezieht?
                          aetas = Alter
                          utrius = Genitiv von beide
                          Also Alter von beiden. Steht das Alter (die Zahl) vielleicht erst bei der nächsten Person?

                          Friedhard Pfeiffer

                          aetas utriusque heißt: das Alter eines jeden der beiden, also vom Bräutigam und der Braut.

                          Martor

                          Ja, das könnte sehr gut passen. Bei dem Mann steht Vidus 50 und bei ihr vidna 48. Also beide verwittwet, deshalb das hohe Heiratsalter.
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                          Kommentar

                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11336

                            Verschwägert im 1. und 2. Grade

                            Hintiberi

                            Jahr aus dem der Begriff stammt: 1806
                            Region aus der der Begriff stammt: Störmede, Mönninghausen

                            ich habe im Kirchenbuch einen Heiratseintrag gefunden, wo den Eheleuten eine Dispens erteilt wurde, weil sie im 1. und 2. Grad verschwägert waren.
                            Was genau bedeutet dies?
                            Vielleicht kann mir jemand von euch helfen, dieses Verschwägerungsverhältnis aufzudröseln?! Wie sieht so ein 1. und 2. Grad der Verschwägerung aus?!
                            Der Eintrag lautet folgendermaßen:
                            1806 Novembris 25
                            In praesentia Antonii Schulte et Bartholomae Stratmann visaque dispensatione â Dataria Copostolia super impedimentis primi et secundi affinitatis gradum &c visisque caeteris videndis copulati sunt Joannes Kisseler filius Conradi Schulte et Angela Margaretha Kisseler conjugum quondam in Monnighausen et Maria Catharina Kiken in Eringhausen vidua Hermanni Schnidermeyer alias Kisseler, Patrini sen Convancati Joannis fuerunt ter de more proclamati.

                            ubbenkotte

                            heiratet hier vielleicht ein Mann die Witwe seines Bruders? Schau mal auf diese Seite: http://www.retrobibliothek.de/retrob...html?id=104734
                            Das römische Recht untersagte die E. zwischen verschwägerten Aszendenten und Deszendenten; in der Seitenlinie war Schwägerschaft meist kein Hindernis, erst später wurde Verheiratung mit der Frau des verstorbenen Bruders und der Schwester der verstorbenen Frau verboten. Von dem kanonischen Recht wurden, ähnlich wie bei der Verwandtschaft, die Verbote unter Verschwägerten unmäßig ausgedehnt; doch setzte Innocenz III. dies Verbot bis auf den 4. Grad herab, und das evangelische Kirchenrecht verminderte die Verbote des kanonischen Rechts ebenso wie bei der Verwandtschaft.

                            Hintiberi

                            Ich vermute auch, daß die Ehefrau die Witwe des Bruders ist, hoffentlich finde ich das anhand der Kirchenbücher noch heraus, da sie sehr lückenhaft sind.
                            Ich vermute aber, daß da noch mehr dahintersteckt:
                            Wenn jemand die Witwe seines Bruders heiratet, wäre das verschwägert im 1. Grad, oder?!
                            Hier sind es 2 Grade, in denen das Ehepaar verschwägert ist - wie könnte solch eine Verbindung dann aussehen?
                            Ich kann noch nicht genau zuordnen, was genau diese Grade der Verschwägerung angeben - gibt es irgendwo eine Auftsellung, die zeigt, wie die Verschwägerungsgrade aussehen?!

                            Alex71

                            nach meinem Dafürhalten ist die Ehefrau des Bruders die Schwägerin 2. Grades, die Schwiegereltern sind 1. Grades, genauso die Kinder des Ehepartners aus einer anderen Verbindung. Wie man allerdings GLEICHZEITIG ersten UND zweiten Grades miteinander verschwägert sein kann, ohne dass Inzest im Spiel ist, ist mir allerdings schleierhaft.
                            Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Schw%C3%A4gerschaft

                            Alex71

                            Johannes Kisseler hatte einen Bruder, den Hermann Schnidermeyer alias Kisseler, welcher die Maria Catharina Kiken heiratete. Johannes und Maria Catharina waren somit zunächst im zweiten Grad miteinander verschwägert. Nachdem Maria Catharina Kikens Vater gestorben war, heiratete Johannes Kisseler ihre Mutter. Somit waren Johannes und Maria Catharina auch im ersten Grade miteinander verschwägert. Als dann Johannes' Bruder und Maria Catharinas Ehemann Hermann Schnidermeyer alias Kisseler gestorben war, und als auch Johannes' Ehefrau und Maria Catharinas Mutter gestorben war, haben sich Johannes und Maria Catharina zusammengetan. So ähnlich könnte es gewesen sein.

                            gudrun

                            das sind ja schwierige Familienverhältnisse.
                            Das gibt es aber nicht nur in der Vergangenheit, auch in jetziger Zeit ist sowas möglich.
                            Meine Großmutter und mein Großvater sind als Stiefgeschwister aufgewachsen und haben dann geheiratet.
                            Es kommt noch besser.
                            Die Schwester meines Vaters hat einen Heinz geheiratet, die Mutter dieses Heinz hat dann meinen Großvater geheiratet, als er von seiner 1. Frau (meine Großmutter) geschieden war.
                            Diese ganzen Sachen habe ich allerdings nicht in Verwandtschaftsverhältnisse aufgedröselt.

                            Alex71

                            Johannes und Hermann waren doch wahrscheinlich Brüder oder Halbbrüder. Und beide wurden Schniedermeyer genannt, warum auch immer. "Kisseler alias Schniedermeyer" könnte auch der komplette Nachname gewesen sein.

                            gudrun

                            bei einem Unterschied von 33 Jahren der Ehen, würde ich eher an Vater und Sohn denken.
                            Ist mir auch mal schon so passiert.
                            Die eventuelle 1. Ehe von Johannes würde ich schon näher an der zweiten Eheschließung suchen.

                            Alex71

                            meiner Meinung nach handelt es sich hier um zwei Ehen ein und derselben Person, nämlich des Johannes Kisseler. 1773 hat er Anna Maria Rump geheiratet und 1806 die Maria Catharina Kiken. Aber es könnte sich natürlich auch zufällig um zwei verschiedene Personen desselben Namens handeln. Der Name Johannes war ja nicht gerade selten. Für diese Annahme spricht, dass Johannes schon 1773 Witwer war. Demnach hätte er ja insgesamt mindestens viermal heiraten müssen, was natürlich auch nicht auszuschließen ist. Jens wird zur Klärung weitere Informationen einholen müssen.

                            Hintiberi

                            Ich krame den Thread mal wieder hervor, denn Ich vermute, ich habe des Rätsels Lösung:
                            Folgende familiäre Situation:
                            Johann Hermann Kisseler heiratet etwa 1765 Anna Eva Aulka Wwe. Schniders. Diese stirbt 1772, woraufhin J. Herm. Kisseler gnt. Schniders 1773 in 2. Ehe Anna Maria Rump heiratet. Diese wiederum stirbt 1787 und noch im gleichen Jahr heiratet er Maria Catharina Kike.
                            1805 stirbt Johann Hermann Kisseler gnt. Schniders und seine Wwe. heiratet 1806 Johann Kisseler, den Sohn von Konrad Schulte gnt. Kisseler und Angela Margaretha Kisseler.
                            Eine Verschwägerung im 1. und 2. Grade, so erklärte es mir ein Domvikar, bedeutet in diesem Falle, daß der erste Ehegatte der Maria Catharina Kike, nämlich Joh. Hermann Kisseler, und die Mutter des zweiten Ehegatten Geschwister gewesen sein müßten.
                            Das einzige Kind des Konrad Schulte gnt. Kisseler und der Angela Margaretha Kisseler, das in Frage käme, wäre der 1768 geborene Johann Hermann Meinolph, dessen Taufpate Johann Hermann Schniders ist(!).
                            Jetzt habe ich nur noch eine Frage in Bezug auf den letzten Satz im o.g. Heiratseintrag:
                            Zitat:
                            vidua Hermanni Schnidermeyer alias Kisseler, Patrini sen Convancati Joannis fuerunt ter de more proclamati.
                            Was genau bedeutet das? Patrini = Taufpate, oder?!
                            Dann wäre dies doch ein sichers Indiz dafür, daß alles genauso ist, wie gerade angeführt:
                            Joh. Hermann Kisseler gnt. Schniders ist der erste Ehegatte der Maria Catharina Kike und zugleich der Taufpate ihres zweiten Ehemannes Johann Kisseler, dem Sohn von Konrad Schulte gnt. Kisseler und seiner Frau Angela Margaretha Kisseler, die demnach eine Schwester des ersten Ehegatten der Cath. Kike, nämlich Joh. Hermann Kisseler gnt. Schniders war.

                            Hibbeln

                            Patrinus - ist der Taufpate
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11336

                              Was bedeutet "Arei Nitzvos"

                              hotdiscomix

                              Jahr aus dem der Begriff stammt: 1744
                              Region aus der der Begriff stammt: Freyburg/U. / Laucha an der Unstrut

                              In einer 1938 erstellten Abschrift eines Trauregistereintrages aus dem Jahre 1744, stand: "Mstr. Johann Michael, Bürger u. Arei Nitzvos, allhier"
                              Bisher stand nach dem Bürger immer die Berufsbezeichnung - aber mit Arei Nitzvos kann ich nichts anfangen

                              Marlies

                              das sieht mir schwer nach Lesefehler der/desjenigen aus, der die Abschrift erstellt hat.
                              An eine Ablichtung des Originals kommst Du nicht ran?

                              hotdiscomix

                              von demjenigen der die Abschrift erstellt hatte, gab es schon eine Randnotiz "unleserlich".
                              Da mir die Berufsbezeichnung des Großvater der Urgroßmutter der Urgroßmutter derzeit nicht so wichtig ist, werde ich das Thema erstmal nach hinten Stellen.

                              heike_b

                              ich kann ein bißchen hebräisch, aber leider nur ein bißchen; mir sieht das so aus, als könnte es vielleicht eine hebräische Bezeichnung sein. "Arei" heißt Städte, "Nitzvos" weiß ich leider nicht, aber die Endung ist die eines femininen Substantivs im Plural.
                              Also Frage an die Forumsallgemeinheit: Ist es denkbar, dass ein Pfarrer seine Hebräischkenntnisse im Trauregister angewandt hat?
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11336

                                Suche Abkürzungsbedeutung

                                keeshaah

                                Jahr aus dem der Begriff stammt: 1843
                                Region aus der der Begriff stammt: ostpreußen
                                Hinter dem Geburtsdatum meines Ururgroßvaters (24.12.1843) steht die Abkürzung ADl.
                                Weiß jemand was das bedeutet? (Abstammungsnachweis)

                                Marlies

                                steht diese Abkürzung genauso da, wie Du sie uns hier anzeigst, also in Großbuchstaben? Könnte es ein Abkürzung des Vornamens sein? Oder ein Hinweis auf den Geburtsort?

                                Heiko10

                                ADI = Anno Dominicae Incarnationis - im Jahre der Fleischwerdung des Herren

                                Joachim v. Roy

                                Die Abkürzung A.D.I. (= Anno Dominicae Incarnationis) kennt man zwar von mittelalterlichen Urkunden, nicht jedoch von einem modernen „Abstammungsnachweis“ zum Jahre 1843.
                                Wenn uns die Fragestellerin die originale Urkunde von 1843 zeigen würde, ließe sich die von ihr aufgeworfene Frage relativ rasch beantworten.

                                Joachim v. Roy

                                In welchem Ort wurde denn der Ururgroßvater geboren? In welchem Kirchdorf - katholisch? - getauft? Vielleicht läßt sich aus den beiden Orten und der Abkürzung "ADl." irgendein Zusammenhang erkennen.

                                keeshaah

                                Mein Ururgroßvater ist in Wargienen geboren und in Kirchspiel Arnau evangelisch getauft und später da auch geheiratet.
                                Wir haben schon überlegt ob es etwas mit dem Geburtstag 24.12. zu tun haben könnte


                                Heiko10

                                Nun, evangelischer geht es nicht mehr!! Also nichts mit Latein.
                                Aber vielleicht doch: Du schreibst von einem Abstammungsnachweis. Hat hier evtl. jemand aus alten Urkunden etwas abgeschrieben? Von wann stammt der Abstammungsnachweis. Vielleicht hat ein streng katholischer Russe .....

                                keeshaah

                                ich denke auf jedenfall das es alte Einträge sind denn sie sind in altdeutscher Schrift verfasst wohl nix mit katholischen Russen
                                Meine Mutter guckt nach ob sie ein Datum findet aber sie meint das bei jeder Angabe die beglaubigten Stempel der Arnauer Kirche drauf sind.

                                Joachim v. Roy

                                Zwar war der Ururgroßvater ein Sonntagskind, da der 24. Dezember 1843 auf den 4. Advent fiel, doch steht dieses Datum in keinem Zusammenhang mit der Bezeichnung „ADl.“
                                Geboren wurde der Ururgroßvater vielmehr auf dem Rittergut ADL. (= ADLIG) WARGIENEN, das wie das benachbarte Rittergut KÖLLMISCH WARGIENEN zur Landgemeinde WARGIENEN, Kreis Königsberg, gehörte.
                                Ein Blick in die Landkarte verdeutlicht: ARNAU lag ca. 10 km östlich von Königsberg, WARGIENEN ca. 15 km östlich (ein wenig nördlich) von Königsberg. Dieses WARGIENEN ist nicht zu verwechseln mit der ca. 33 km östlich (ein wenig südlich) von Königsberg gelegenen gleichnamigen Landgemeinde WARGIENEN, die bereits zum Kreis Wehlau gehörte.
                                Fall geklärt!

                                keeshaah

                                Jetzt habe ich auch ein Ausstellungsdatum von dem Abstammungsnachweis 15.04.1935. Dieses Rittergut existiert wohl nicht mehr oder? War er dann dementsprechend adlig? Wohl eher nicht!

                                Joachim v. Roy

                                Nach der Datenbank der Mormonen erscheinen Träger des Familiennamens DANK in Ostpreußen bereits
                                - ab 1712 in Skaisgirren (es gab zwei Orte dieses Namens, einer im Kreis Niederung, der andere im Kreis Goldap)
                                - ab 1724 auf dem Rittergut Adlig Legitten (Kreis Labiau)
                                - ab 1738 in Groß Girratischken (ab 1938 „Wartenhöfen“ genannt, Kreis Niederung)
                                - ab 1760 in Bärwalde (Kreis Labiau)
                                - ab 1812 in Rudau (Kreis Fischhausen)
                                - 1835 in Arnau (Kreis Königsberg)
                                usw.

                                liseboettcher

                                Könnte ADI sich evtl. auf Anno Dom. I (1. Weihnachtsfeiertag) beziehen? Vielleicht ist bei der Abschrift auch etwas vergessen worden? Vielleicht hat man das Kind dann gleich an diesem Tag getauft?
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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