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  • joinati
    Benutzer
    • 21.07.2013
    • 26

    Verwandtschaftsgrad "1st cousin 10x removed" auf deutsch?

    kann mir jemand weiterhelfen, was die Bezeichnung in deutsch für jemanden ist, der im englischen "1st cousin 10x removed" ist? Ist das Großcousine 10. Grades?

    Anna Sara Weingart

    gutes Diagramm zur Erklärung
    http://moodle.dnagedcom.com/MoodleCl...n1/Cousin1.pdf
    https://answers.yahoo.com/question/i...6103926AAdRHX7
    "1st cousin 10x removed" = ist der Cousin 1.Grades Deines 8xUr-Großvaters bzw. Deiner 8xUr-Großmutter (= 10 Generationen)
    "Your 1st great grandparents' 1st cousins are your 1st cousins 3x removed."
    die deutsche Bezeichnung wäre dann wohl "UrUrUrUrUrUrUrUrgroßonkel 2.Grades"
    hergeleitet:
    cousin meines Vaters: ist mein Onkel 2.Grades
    cousin des Großvaters: Großonkel 2.Grades
    cousin des Ur-GV: Urgroßonkel 2.Grades
    cousin des 2xUr-GV: 2xUr-Großonkel 2.Grades
    ..................
    cousin des 8xUr-GV: 8xUr-Großonkel 2.Grades = UrUrUrUrUrUrUrUrgroßonkel 2.Grades
    Quelle:
    http://commons.wikimedia.org/wiki/Fi..._system_de.svg

    Kommentar

    • omega
      Benutzer
      • 11.09.2012
      • 73

      Was ist ein Oberschenk?

      Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1799
      Region, aus der der Begriff stammt: Mähren

      Ich bin in einem Hochzeitseintrag als Berufsbezeichnung auf den Begriff "Oberschenk" gestoßen (hier der Thread dazu). Folgt man den dort angegebenen Geburtsdaten, stößt man für denselben Herren auf die Berufsbezeichnung "rusticus".
      Zum Begriff "Oberschenk" habe ich diesen Eintrag in einer Datenbank alter Berufe gefunden. Allerdings unter der Kategorie "Hof, Verwaltung und Justiz: Hofämter". Passt das mit dem "rusticus" zusammen? Der betreffende Vorfahre stammt aus Meedl in Mähren (heute ca. 1500 Einwohner). Kann es da jemanden gegeben haben, der ein Hofamt bekleidet hat?

      Karla

      Der Begriff Oberschenk könnte eine höhere Stufe von Mundschenk sein.
      Das ist meine Vermutung.

      Friederike

      Hier einiges zum Oberschenk:
      https://books.google.de/books?id=7X5...schenk&f=false
      https://books.google.de/books?id=4N_...schenk&f=false
      https://books.google.de/books?id=GOY...schenk&f=false

      Anna Sara Weingart

      Genauso ist es, der Oberschenk ist der Vorgesetzte des Mundschenk
      (siehe obiger 3.link von Friederike)

      omega

      Und es passt zusammen, dass derselbe Herr 1770 (bei der Taufe seiner Tochter) als Bauer und 1799 (bei der Heirat seiner Tochter) als gewesener Oberschenk bezeichnet wird?
      Das Gebiet, wo mein Vorfahr herkommt, hat zu den Besitzungen des Hauses Liechtensteins gehört. Könnte er bei denen Oberschenk gewesen sein?

      Anna Sara Weingart

      es ist möglich, dass er seine Tätigkeit wechselte, oder dass er sogar beide Tätigkeiten nebeneinander ausgeübt hatte.
      Letzlich wissen wir nicht, was man dort damals genau unter einem "Oberschenk" zu verstehen hatte, in Mähren am äußersten Rand des deutschen Sprachgebiets. Ohne weitere Informationen sind weitere Interpretationen nur Mutmaßungen.
      Es ist aber durchaus denkbar, dass er im Schloss in Mährisch-Neustadt (Úsov), welches nur 5 km vom Ort des Kirchenbuch-Eintrags (in Meedl) entfernt liegt, für die Familie von Lichtenstein tätig war.

      Ein Bauer wird sich gut darin ausgekannt haben, wie man die landwirtschaftlichen Produkte in dem Maße am besten erzeugt, um die speislichen Bedürfnisse der Familie von Lichtenstein am besten zufriedenstellen zu können. Somit ist der Bauer ja eine gute Ausbildungsstufe für eine spätere Tätigkeit als Oberschenk.
      Der Oberschenk organisierte vermutlich die Lebensmittelbeschaffung (in einer Zeit ohne Supermärkte eine anspruchsvolle Tätigkeit).
      Als erfahrener Bauer konnte er da gut die Produkte und deren Einkaufspreise beurteilen
      Die Stellung des Mundschenk wird dann vielleicht ein ausgebildeter Koch übernommen haben.

      Kommentar

      • Wallone
        Erfahrener Benutzer
        • 20.01.2011
        • 2415

        Herr Herr

        Jahr, aus dem der Begriff stammt: +- 1760
        Region, aus der der Begriff stammt: Deutschland, Österreich

        Ich bin dabei eine Reihe von Briefen, Memorien usw. aus dem DE ins FR für einen Bekannten zu übersetzen.
        Es geht um Briefe von einem Offizier an den Kaiser. Da stoße ich immer wieder auf eine Verdoppelung des Wortes "Herr", wie in diesem Titel:
        "
        Aller Durchlauchtigster Großmächtigster,
        und Unüberwindlichster Römischer Kayser, auch
        in Germanien und zu Jerusalem König,
        Allergnädigster Kayser, König und Herr Herr ! "
        Auf dem Internet habe ich Beispiele davon gefunden aber das war im Zusammenhang mit einer Bitte an Gott, nicht an einen Kaiser.
        Zwecks der Übersetzung möchte ich wissen wie ich diese Titulierung behandeln soll.

        jacq

        zur Verwendung der verdoppelten Anrede habe ich noch gefunden:
        Wörterbucheintrag zu »Herr, der«. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1131-1133.

        https://books.google.de/books?id=Qq9...ulatur&f=false
        http://de.wikipedia.org/wiki/Kurialien#Anrede

        Anna Sara Weingart


        Ich würde "Herr Herr" nicht als "Titulierung" bezeichnen, sondern es ist nur eine "Anrede".
        Genauso wie "Herr" auch kein Titel ist. "Herr Herr" ist also nur eine außergewöhnliche Steigerungsform.
        Da in Deutschland fast jeder Mann als Herr angeredet wurde, war es notwendig bei der Anrede des Kaisers eine noch höflichere Form zu finden.
        Da das Wort so schön kurz ist, bot sich wohl die Verdopplung an um dadurch schnell eine höflichere Wirkung zu erzielen.
        Es eigentlich nicht so wichtig welche französischen Worte Du dafür in der Übersetzung wählst.
        Eventuell überlegst Du wie man in Frankeich im 18.Jahrhundert den König angeredet hat und wählst ensprechende Anredeformen.
        Es muss aber auch gar nicht abegehoben klingen.
        Die französische Übersetzung sollte nicht zu lang werden. Idealerweise genauso kurz.
        Zuletzt geändert von Wallone; 11.05.2015, 10:52.
        Viele Grüße.

        Armand

        Kommentar

        • Nori
          Erfahrener Benutzer
          • 13.12.2009
          • 376

          Was ist ein Degutant

          Jahr, aus dem der Begriff stammt:
          Region, aus der der Begriff stammt: 1896,Döhlau Kr.Osterode

          hab hier ein Nüsschen das ich allein nicht knacken kann.
          Google und Lexika waren auch nicht hilfreich.
          In allen Standesamtunterlagen (Tannenberg) wurde als Berufsangabe Pferdeknecht genannt,außer in Döhlau da war er aufeinmal ein Degutant.


          jacq

          am besten du zeigst uns die Textstelle einmal.
          Hier liegt ein Lesefehler vor.
          m.E. wird er wohl "Deputant" gewesen sein.

          Anna Sara Weingart

          p und g sind sehr leicht zu verwechseln,
          siehe:
          http://members.aon.at/sulzberger/inf...s5/kurrent.jpg

          jacq

          wie bereits oben angenommen, war er sicher "Deputant"
          Standesamt Döhlau, Geburtsregister 1896

          Deputanten finden sich als Anzeigende in den Urkunden Nr.:
          12, 13, 16, 23, 25, 26, 27, 28, 37, 39, 46, 50, 51, 57, 58
          Zuletzt geändert von Nori; 12.05.2015, 15:58. Grund: Link zur Urkunde

          Kommentar

          • Pirol
            Erfahrener Benutzer
            • 30.12.2012
            • 166

            Was ist ein Invalidenkorporal?

            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1802
            Region, aus der der Begriff stammt: Wien

            im Taufeintrag von Theresia Hafner steht als Beruf ihres Vaters Franz Hafner
            Invalidenkorporal. Ich weiß was ein Ivalider ist und auch was ein Korporal ist, aber das zusammengesetzte Wort gibt mir Rätsel auf. Ich hoffe, Ihr könnt mir helfen.

            Seite 39.
            falls der Link nicht klappt: Taufbuch der Pfarre St. Joseph ob der Laimgrube 01/08, Seite 39

            M Schütze

            Es dürfte sich um den Dienstrang dieses oder eines anderen Corps handeln.
            http://de.wikipedia.org/wiki/Ehren-Invaliden-Corps_(Württemberg)
            http://www.kloster-grosscomburg.de/w...es-altersheim/

            Anna Sara Weingart

            Es gab in Preussen "Invaliden-Kompanien"
            Diese hatten Aufgaben im Heimatschutz ausführten.
            https://books.google.de/books?id=3JH...0corps&f=false
            hier eine zeitgenössische Erläuterung ihrer Aufgaben zum Heimatschutz:
            https://books.google.de/books?id=51R...Werder&f=false
            desweiteren:
            "Für die preußische Führung hatten gut ausgebildete und kriegserfahrene Soldaten einen hohen Wert. Deshalb wurden sie so lange wie möglich in der Truppe gehalten."
            "Die dienstuntauglichen Offiziere erhielten bei Bedürftigkeit Gouverneur- oder Kommandantenposten in den Festungen."
            http://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3...idenversorgung

            Anna Sara Weingart

            im Habsburger Reich waren die Invalidenhäuser als Kompanien organisiert
            http://austria-forum.org/af/AustriaW...rsorgungsstand
            desweiteren hatte eine "Invaliden-Garde" die Aufgabe als Palast-Wache zu fungieren:
            http://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._...rde#Geschichte
            https://books.google.de/books?id=Bik...ed=0CDgQ6AEwBA

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            • 2Emilia
              • 20.07.2014
              • 210

              Was bedeutet "de novo"?

              Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1732 uns 1742
              Region, aus der der Begriff stammt: Westerwald

              ich bin bei zwei Beerdigungen in Wahrenberg und Kalenborn (beides Kreis Neuwied) darüber gestolpert, dass nach dem Datum der Beerdigung ein Klammerzusatz mit einem um ein bzw. zwei Jahre späteren Datum und dem Zusatz "de novo" = erneut steht. Heisst das, dass die Leiche umgebettet wurde? Was könnte der Grund gewesen sein?

              Xtine

              de novo = erneut.
              Vermutlich wurde zu Ehren des Verstorbenen nach 1 (bzw. 2) Jahr/en erneut ein Gottesdienst für ihn abgehalten.
              Das ist zumindest in erzkatholischen Gegenden/Orten so üblich.
              https://www.bestattungen.de/ratgeber...html#seelenamt

              2Emilia

              Ich glaube aber nicht, dass die Frage damit gelöst ist. Die sog. Seelenämter zum Jahrestag des Todes/der Beerdigung kenne ich auch. Aber sie sind dann normalerweise am Todestag oder am darauffolgenden Sonntag. In den von mir angeführten Fällen aber liegen die "de novo"-Daten über 13 bzw über 15 Monate später. Ich habe das betreffende Kirchenbuch (über 600 Seiten) kursorisch durchgeblättert und keine weitere Eintragungen dieser Art gefunden. Wenn die Eintragung von Seelenämtern üblich wäre, dann müsste sie zig mal auftauchen.

              Interrogator

              de novo - von neuem; soeben
              als Grundbedeutung - wie von Xtine angemerkt - aber es muss sich nicht unbedingt auf ein Seelenamt beziehen. Man suche im Netze z.B. nach <Kirschbüchern "de novo">.

              2Emilia

              ich bin Deinem Rat gefolgt und habe Kirchenbücher "de novo" eingegeben. Danach taucht diese lateinische Formel häufig auf, in den verschiedensten Zusammenhängen. Als alter Lateiner habe ich das natürlich übersetzen können. Aber auch in den ganzen Google- Angaben habe ich nichts gefunden, was im Zusammenhang mit einer Beerdigung ein zweites, über ein Jahr späteres Datum "de novo" erklärt. Ich habe in dem mir vorliegenden Familienbuch jetzt noch zwei weitere Male einen derartigen Eintrag gefunden, immer etwa 13 bis 16 Monate nach der ausgewiesenen Beerdigung. Vielleicht muss ich doch mal in einem Kirchen-/Bistumsarchiv nachfragen!

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              • ManHen1951
                Erfahrener Benutzer
                • 25.08.2012
                • 656

                &quot;spanischer Tuchweber&quot;

                Jahr, aus dem der Begriff stammt:
                Region, aus der der Begriff stammt: Sachsen?

                in einem Kirchenbuch-Register 1809 steht zum Bräutigam:
                "Johann August Roch, spanischer Tuchweber
                in Friedrichstadt bei Dresden"
                Bei seinem Tode 1853 wird er "Tuchmachergesell" bezeichnet,
                wie auch sein Sohn als Tuchmacher bzw. Tuchmachermeister
                firmiert.
                Im Netz finde ich zum "spanischen Tuchweber" lediglich einen Verweis auf
                "Morlang, Adolf; Spanischer Tuchweber".
                Wikipedia kennt diesen Begriff nicht.
                Ist der spanische Tuchweber ein besonderer Tuchmacher?

                AlfredM

                Ein spanischer Tuchmacher wurde genannt, wer vorwiegend
                mit spanischer Merinowolle arbeitete.
                FN Hensel, Petzold, Sparsam, Bärthold, Meissner in Schönwalde / Krs. Sorau und Niederlausitz
                FN Kanwischer, Bebel (Böbel), Sippach (Siepach/Siebach), Roch, Sampert, Minzer in Pabianice / Lodz / Tomaszow

                FN Hoffmann, Petzke, Paech, Seifert
                FN Kuschminder, Stobernack, Seiffert
                FN Mattner, Brettschneider
                in Pommerzig / Krs. Crossen a.d.Oder, D-Nettkow, Gross Blumberg, Lang-Heinersdorf

                Kommentar

                • Vogelsberger
                  Benutzer
                  • 17.05.2015
                  • 97

                  Rostola-Destillerie?

                  Jahr, aus dem der Begriff stammt:
                  Region, aus der der Begriff stammt: Lauterbach, Oberhessen ca. 1900

                  wer kann mir den Begriff "Nosiola-Destillerie" erklären, insbesondere, ob "Nosiola" ein Produkt (welches?) oder die Art der Destillierung bezeichnet?


                  Kasstor

                  Dann wohl eher Nosiola http://de.wikipedia.org/wiki/Nosiola

                  Vogelsberger

                  Vielleicht sowas wie Rosenöl oder ähnliches Duftwasser? Es muß zumindest ein einem Wohnhaus herzustellen sein.

                  carinthiangirl

                  Aus der Traube wird auch Grappa (Schnaps) gebrannt.
                  Würde dann die Nosiola-Destillerie erklären.
                  Grappa Nosiola
                  Möchte man sich einem Grappa aus dem Norden von Italien widmen, dann wird man der Rebsorte Nosiola begegnen. Die weißen Trauben werden nämlich in den Weinbauregionen Venetien und Trentino-Südtirol angebaut und zu Wein sowie zu Grappa Nosiola verarbeitet. Provinzen wie Verona und Trentino sind für den regionaltypischen Weißwein und Tresterbrand bekannt. Nosiola Grappa erfreut sich bei Kennern großer Beliebtheit, ist insgesamt betrachtet jedoch eher ein Geheimtipp als eine Berühmtheit. Mehr als 100 Hektar Rebfläche sind in Italien mit den ertragsschwachen Nosiolatrauben bestückt, doch nur wenige Weingüter destillieren den Trester.

                  Kasstor

                  Tja aber wie kommt die Nosiola-Traube (auch wenn sie um 1900 verbreiteter war) nach Lauterbach?
                  Einen Friedrich Lorenz aus Lauterbach finde ich um 1900 noch als Vorsitzenden des Eislauf-Sportvereins und als Erfinder einer Theater-Versenkung, muss ja nicht derselbe sein.
                  Im Reichs-Adressbuch 1902/03 ist er oder die Destille jedenfalls nicht aufgeführt.

                  Anna Sara Weingart

                  Tresterbrand aus der Nosiola-Traube ausführlich erklärt:
                  http://www.visittrentino.it/image/Tr...30524103604796

                  Laurin

                  da Brände wie z.B. Grappa nicht aus Wein, sondern aus dem Trester der entspr. Weinsorte hergestellt werden, kann der bewußte Friedr. Lorenz kaum selbst destilliert haben. Er wird wohl eher nur die entspr. Fertigerzeugnisse verkauft und sein Gewerbe etwas "hochgelobt" haben.

                  Anna Sara Weingart

                  da Lauterbach einen Eisenbahnanschluss hatte war es möglich, den Trester günstig dorthin zu transportieren, und in Lauterbach zu brennen/destillieren.
                  Für das Brennen benötigte man ausreichend Holz, welches vermutlich bei Lauterbach vorhanden war. Daher machte es wirtschaftlich Sinn dort den Trester zu destillieren, und nicht im Weinbaugebiet, wo nicht genügend Holz vorhanden wäre.

                  AlAvo

                  ich bezweifle, dass es aufgrund der langen Transportzeiten und der Kosten ökonomisch sinnvoll war, Trester aus dem südeuropäischen Gebiet oder weiter entfernten Regionen zu transportieren.
                  Hierzu kommt noch die Haltbarkeit des Tresters bzw. dem silierten Trester, als Zwischenprodukt, vorallem unter dem Aspekt der damaligen Transporttechnologie.
                  Der Transport von Holz zum Ort der Destillation (beim Erzeuger) war sicherlich einfacher und günstiger als anders herum.

                  henrywilh

                  Brennstoff (Holz) kann ja auch im Trentino kein Problem gewesen sein, denn dort wurde ja gebrannt!
                  Dann: Trester ist ein Abfallprodukt, das u.a. auch als Viehfutter verwendet wird.
                  Ich weiß nicht so recht, ob das Sinn gemacht hätte, das Zeug per Bahn ein paar hundert Kilometer von einem Ort weg zu transportieren, an dem man es locker auch hätte verarbeiten können.

                  Anna Sara Weingart

                  woher der Trester stammte ist doch völlig ungeklärt.
                  Ich gehe natürlich nicht davon aus, dass er aus Südtirol etc. stammte!

                  Weinbau betrieb man z.B. auch in der Wetterau/Hessen
                  Die Transportkosten für Holz dürften jedenfalls höher gewesen sein, als für Trester, so dass eine Ansiedlung in der Nähe der Holzquelle mehr Sinn macht.

                  AlAvo

                  du hast doch selber auf die Herkunft der Traube und dem Trester hingewiesen.
                  Ob die Nosiola-Traube damals auch in der Wetterau oder im Nahbereich gedieh, vermag ich nicht einzuschätzen. Dies dürfte wohl dann von einer vergleichbaren Bodeneigenschaft sowie dem Klima mit dem Trentino abhängen.
                  Der Betrieb einer Destille orientierte sich eher er nicht nach der Verfügbarkeit von Brennstoff, sondern nach der schnellen und einfachen Verfügbarkeit der benötigten Rohstoffe.
                  Holz war in Mitteleuropa, egal wo, immer vorhanden, die örtliche Beschaffung einfach und günstig, von daher eher sekundär.
                  Der schon angesprochene mögliche Vertrieb/Handel von Trester-Brand aus der Nosiola-Traube erscheint daher wesentlich plausibler.
                  Letztendlich dürfte nur ein Blick in die damalige Gewerbe- und/oder Steuerakte des genannten Unternehmens, sofern vorhanden oder auffindbar, Klarheit verschaffen.

                  Vogelsberger

                  Kann es sein, daß "Nosiola" damals ein Gattungsbegriff* für grappa-artige Brände war und nicht so spezifiziert wie heute? Man muß außerdem bedenken, daß die Destille in einem normalgroßen Fachwerkhaus mitten in der Stadt untergebracht war, somit scheidet eine Großproduktion mit Importtreser wohl aus.
                  *Ich zitiere aus einem Bericht zur Schillerfeier der Höheren Bürgerschule vom 11.5.1905 (Pflanzung einer Schillerlinde):
                  "Zuglech wurde ein Nosiola-Krug, der die Namen der Schüler, der Lehrer, des Kuratoriums und des Stadtrats enthielt, in die Grube versenkt"

                  Anna Sara Weingart

                  Ich hatte nur darauf hingewiesen, wo die Traube z.B. gegenwärtig angebaut wird und wie sie dort zur Grappa-Herstellung genutzt und verarbeitet wird.
                  Aber es ist richtig, dass die Herkunft mit Norditalien/Alpenraum angegeben wird;
                  siehe zur Herkunft/Genetik der Traube:
                  "DNA-Analysen ... einen Hinweis auf eine Verwandtschaft zur alten, in den Schweizer Alpen beheimateten Rebsorte Rèze."

                  Was sagt uns das?
                  Es ist eine frostresistente, in kühlen Regionen gedeihende Sorte , also ideal für einen Anbau z.B. im kühlen hessischen Mittelgebirge !!
                  Die Geschmacksqualität dürfte dann dort wegen mangelnder Sonne niedrig gewesen sein, so dass eine Destillierung der Trauben wirtschaftlich sinnvoll erscheint.

                  AlAvo

                  "Nosiola" und frostsicher?
                  Da hilft ein Blick in diverse Wein-Lexika, die dies nicht bestätigen.
                  Welcher Winzer baut in kühlen hessichen oder mitteldeutschen Regionen eine schon in der Ursprungsregion ertragsschwache Rebsorte an?
                  Wein hochhungern für ein paar Flaschen Grappa?
                  Das ist doch aus ökonomischer Sicht absolut unrentabel.
                  Dies gilt ebenso für das Verbringen von Trester per Bahn (von wo auch immer) nach Lauterbach, wegen angeblich genügend vorhandenem Brennstoff für die Destillation.

                  carinthiangirl

                  Also ich würde mal vermuten, dass da jemand ein wenig dieser Traube fern seiner ursprünglichen Heimat gezogen hat. Vielleicht ein Liebhaber davon, dem die Ökonomie egal war. Ist ja nicht abwegig und solche Sachen kommen öfter mal vor. Dann wäre der Trester auch schon an Ort und Stelle gewesen. Denn augenscheinlich gab es diese Nosiola-Destillerie dort.
                  Und ich persönlich glaube nicht, dass der Begriff "Nosiola" für grappa-artige Brände allgemein verwendet wurde.
                  Es weisst einfach auf die bestimmte Traube hin…..wäre ja ein arger Fehlgriff das zu verallgemeinern.


                  "Durch weitere technische Optimierung des Destillationsprozesses fanden Tresterbrände dann ab Mitte des 20. Jahrhunderts langsam auch Anerkennung weltweiter Feinschmecker und erlangten weltweite Bekanntheit und Verbreitung. Grappa wurde etwa in Deutschland zu einer Modespirituose."

                  Kasstor

                  in diesem Werk https://books.google.de/books?ei=iAh...lume&q=weinbau findet sich zumindest eine Bemerkung über Weinbau, vielleicht kann der Themenersteller ja Einblick nehmen.

                  henrywilh

                  Also, ich halte die Annahme für sehr unwahrscheinlich, dass jemand, der aus Südtirol stammt, in Oberhessen Nosiola-Trauben anbaut, um den Trester zu Schnaps zu brennen.
                  Dass es diese Destille gab, kann als sicher gelten, aber dass dort tatsächlich Nosiola-Trester gebrannt wurde - noch lange nicht.

                  Kann man diesen Ausschnitt aus einem Weinkundebuch des 19. Jh. (der zweite Ausschnitt setzt den Satz aus dem ersten fort) vielleicht so verstehen, dass Trester aus teuren Traubensorten mit einfacherem Most (hier wird Nosiola als solcher bezeichnet) versetzt wurde, um dann aus dem Trester einen Brand zu gewinnen, den man als "Nosiola"-Brand bezeichnete?



                  Vogelsberger


                  ein Telefonat, hier mein Ergebnis:
                  Nosiola war nicht das Produkt der Firma, sondern sozusagen der Rohstoff. Nosiola war ein um 1900 beliebter und preiswerter Weisswein, der auch in Fässern bezogen werden konnte. Hieraus entstanden je nach Zugaben von Kräutern und Aromen unterschiedliche Brände.
                  Es gab noch mehr Brennereien in der Stadt, die aber größtenteils mit Bränden aus Getreide, Kartoffeln oder Apfelwein arbeiteten und diese unter Namen wie "Hessenblume", "Bilsteiner Urquell" u.ä. vertrieben.
                  "Schmeckt der auch nach Korken, mein Mann fragt immer, ob der nach Korken schmeckt?" - "Da können sie sich drauf verlassen!"
                  (Loriot: Der Vertreterbesuch, 1978)

                  carinthiangirl

                  Dann war es also kein Schnaps, wenn fertiger Wein verwendet wurde, sondern eine Weiterverarbeitung dieses Produktes durch Zusätze.
                  Also eine Art aromatisierter Wein, oder wurde er selbst als AROMA verwendet?
                  Zuletzt geändert von Vogelsberger; 26.05.2015, 15:40.

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                  • Ostpreussin
                    Erfahrener Benutzer
                    • 17.06.2012
                    • 932

                    &quot;ex schola Palaeopolitana&quot;

                    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 17./ 18. Jhdt.
                    Region, aus der der Begriff stammt: Königsberg (Universität)

                    in den Matrikeln der Universität Königsberg findet man für einzelne Studenten immer wieder den Zusatz "ex (oder e) schola Palaeopolitana". Einmal sah ich auch den Begriff "Ecclesia Palaeopolitana".
                    Hier ein Beispiel: S. 62 (des Buches), oben rechts (ab (149-152)):
                    Pomeranian Digital Library provides cultural and scientific heritage of the region of Pomerania: old books, magazines, documents of social, educational materials, regional materials.

                    Weiß jemand, von was für einer Art Schule diese Studenten an die Uni gekommen sind? Ich habe das gesamte Netz abgesucht und nichts wirklich Passendes gefunden. Es gab in der Antike anscheinend mal eine Stadt Palaeopolis in Italien. Ansonsten findet sich nicht viel. Dröselt man das Wort auf, ergibt sich eine vage Bedeutung in Richtung "Ur-/ Frühpolitik". Aber was für eine Schule soll das im 17./ 18. Jhdt. gewesen sein. Vielleicht die Jesuiten...? Leider steht in den Matrikeln nicht dabei, welchen Studiengang die Immatrikulierten belegten.

                    Geufke

                    also wenn ich das griechisch aufdrösele ergibt sich in etwa:
                    παλαιός -alt, altertümlich und πολιτεία Staat
                    Ich tippe mal auf eine Art altsprachliches/humanistisches Gymnasium. Allerdings ohne Garantie!

                    rigrü

                    Altstadt ist wohl naheliegend ...

                    Ostpreussin

                    Rigrü, ich glaube, du hast es .
                    Altstadt, ja das haut hin, später gab es dort das Altstädtische Gymnasium.
                    Wäre ich nicht drauf gekommen, weil ich mich darauf fixiert habe, daß die Studenten oft nicht aus "Regiomontanis", sondern aus ganz Preußen, Kurland, Polen, etc. kamen.
                    Das waren also Studenten, die vorher in der Altstadt zur Schule gegangen sind.
                    Viele Grüße von der Ostpreussin

                    "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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                    • Jettchen
                      Erfahrener Benutzer
                      • 16.10.2011
                      • 1355

                      &quot;Trifft und Hutweide&quot;

                      Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1604
                      Region, aus der der Begriff stammt: Amt Lauenstein

                      Kann mir jemand erläutern, was mit dieser Formulierung gemeint ist?
                      Bei der Gründung eines Hammerwerkes heißt es:
                      "Der Hammermeister .... erhielt durch Lehensbrief notdürftige Trifft und Hutweide verschrieben ."
                      Was hat ein Hammermeister mit solchen Begriffen zu tun, die ich eher der Landwirtschaft zuschreibe?

                      assi.d

                      eine Trift ist ein Zugangsweg oder besser noch ein Weg aus dem Dorf heraus. Ost auch genannt als Gänse-Trift, Schweine-Trift..... Darauf wurden die Tiere aus dem Ort in den Wald oder auf die Weiden getrieben.
                      Eine Hutweide ist eine Weide auf der die Tiere gehütet wurden. War ja nicht alles umzäunt....
                      Benutzung der allgemeinen Trift und der allgem. Weide war nur den Bewohnern eines Dorfes gestattet. Nicht den Inwohnern/Mietern...

                      Jettchen

                      Könnte die Trift für das Hammerwerk nun bedeuten, dass ein Weg auch für den Transport benutzt werden durfte?
                      Oder bezieht sich dies nur auf die Tiere?
                      Beim Lesen deiner Antwort ist mir erst bewusst geworden, dass ein Hammerbesitzer ja auch für die Ernährung der vielen Arbeiter zuständig war. Da musste er sicherlich auch Landwirtschaft betreiben lassen. Deswegen wird auch das Weiderecht wichtig gewesen sein.

                      holsteinforscher

                      i.d.R., wie von Assi schon beschrieben, fällt der Begriff "Trifft" im
                      Zusammenhang mit Viehtrieb, was ich auch hier *vermute*, da wohl
                      ein Hammerwerk schon über einen seperaten Zuweg zur Haupt-
                      straße/-weg verfügte, berücksichtig man z.B. die schweren Fuhr-
                      werke zur Anlieferung usw..
                      Ferner betrieben viele Gewerke zusätzlich Landwirtschaft, sei es nun
                      zur Eigenversorgung oder auch als Nebenerwerb. Meist lagen die
                      *Hutweiden, Dorfweiden* nicht unbedingt direkt am Dorfe, somit
                      war man oft gezwungen, fremden Grund und Boden queren.

                      Jettchen

                      Sicherlich war dies hier für die Eigenversorgung - nicht als Nebenerwerb, da waren diese Hammerwerke zu groß. Die Hämmer waren angesiedelt zwischen zwei Ortschaften. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, dass wegen des engen Tals das Vieh über fremden Grund und Boden auf die Weide getrieben werden musste!

                      Kommentar

                      • betzyfraitag
                        Erfahrener Benutzer
                        • 29.01.2013
                        • 134

                        I.A.G.B. Kiel (Appellationsgericht Kiel)

                        Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1869
                        Region, aus der der Begriff stammt: Flensburg

                        Könnte mir bitte jemand die Abkürzung I.A.G.B. Kiel, auf dem Siegel bzw. Stempel
                        erläutern?!

                        Ich weiß, das es um 1869 ein (preußisches) Appellationsgericht in Kiel gab; aber das würde nur zwei der Buchstaben erklären…

                        Vogelsberger

                        ich lese das als "königlich preussischer Notar im Appellationsgerichtsbezirk Kiel" d.h. für diesen Appellationsgerichtsbezirk war er als Notar zugelassen.

                        Kommentar

                        • Gniew

                          Was bedeutet Stadtgeb.?

                          Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1897
                          Region, aus der der Begriff stammt: Danzig

                          Was bedeutet in einem Adressbuch Danzigs aus dem Jahr 1897 die Abkürzung Stadtgeb. (siehe Bild)?

                          Roswitha

                          der Auszug stammt ja aus einem Adressbuch und "Stadtgeb." kann, meiner Meinung nach, nur "Stadtgebiet" bedeuten. Der Betroffene wohnt nicht in einem der Vororte.

                          Anna Sara Weingart

                          die Schillingsgasse gehörte teilweise zum Stadtgebiet (ein kleiner westlicher Anschnitt) und teilweise zur Gemarkung Ohra, daher die besondere Erwähnung von "Stadtgeb." im Adressbuch-Eintrag.
                          Es diente zur Unterscheidung von dem anderen Teil der Schillingsgasse außerhalb des Stadtgebiets in der Gemarkung Ohra.
                          hier auf der Karte, ganz links unten die Schillingsgasse, benannt der Abschnitt der noch im "Stadtgebiet" liegt (angrenzend die Gemarkung Ohra)
                          http://www.mapy.eksploracja.pl/pomor...anzig_1920.jpg
                          :::
                          hier erwähnt die Schillingsgasse generell eingeordnet zu Ohra


                          Xtine

                          auf Seite 437 / 720 ist die Antwort
                          Stadtgebiet V (Poststation Ohra), mit den dazugehörigen Straßen/Gassen, darunter auch die Schillingsgasse

                          Xtine

                          siehe auch hier

                          Billet

                          „Stadtgebiet“ war eine selbständige Siedlung vor den Toren der Stadt Danzig. Es handelt sich also nicht, wie man annehmen könnte, um das Danziger Stadtgebiet im engeren Sinne. Zwischen „Stadtgebiet“ und dem zum Bistum Kujawien gehörenden „Alt Schottland“, wo bevorzugt Katholiken, Calvinisten, Mennoniten und Juden lebten, waren die Grenzen oft fließend.
                          Zur Lage vgl.http://www.danzig-online.pl/index3.html
                          "City map" Kafemann 1920, unten links.
                          Angehängte Dateien

                          Kommentar

                          • Gniew

                            Beruf: Hafenwachassistent

                            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1940er
                            Region, aus der der Begriff stammt: Danzig

                            Was war ein Hafenwachassistent?

                            Vogelsberger

                            Assistent war der niedrigste Dienstgrad im mittleren Dienst. Die Danziger Hafenwache dürfte Zoll- oder Polizeiaufgaben gehabt haben.

                            Kommentar

                            • Ortschronist
                              Erfahrener Benutzer
                              • 28.12.2011
                              • 181

                              Kornzins

                              Jahr, aus dem der Begriff stammt:
                              Region, aus der der Begriff stammt:

                              wer von euch kann mir verständlich erklären welche Personen warum Kornzins zahlen mussten. Beim Durchforsten alter Kirchenrechnungen sind immer wieder Personen von verschieden großen Gehöften genannt worden.

                              Vogelsberger

                              Kornzins war eine Naturalabgabe, die Pächter von Land als Pacht zu zahlen hatten, das der Kirche gehörte.

                              Kethry

                              Wir könnten es heute auch als Steuer bezeichnen, die für genutztes bzw. gepachtetes Land fällig war.
                              Abgaben und Dienste
                              Die Klassifizierung in Meier-, Kötter- und Brinksitzerhöfe hatte einen guten Grund, denn neben den Rechten waren damit auch Pflichten verbunden. So mussten ein Vollspännerhof (Meierhof) mit vier Pferden und ein Halbspännerhof mit zwei Pferden bis zu 52 Tage im Jahr dem Grundherren Spanndienste leisten. Kötter und Brinksitzer hatten dagegen Handdienste mit Schaufel, Forke oder Sense zu Leisten.
                              Neben den Hand- und Spanndiensten gab es noch weitere Abgaben und Dienstleistungen, die man als Steuern der alten Zeit bezeichnen kann:
                              Der Zehnte war die älteste Abgabe. Er wurde schon um das Jahr 800 von Karl dem Großen nach seinem Sieg über den Sachsenherzog Widukind eingeführt. Es war eine kirchliche Abgabe, die in unserem Raum dem Bischof in Minden zustand. Es gab den Kornzehnten, der auf den Getreidefeldern ausgezählt wurde, aber auch den Blutzehnten, der durch Weitergabe jedes zehnten auf einem Hof geborenen Stückes Vieh zu leisten war. Nur die ältesten Meier- und Spännerhöfe mußten diese Abgabe aufbringen.
                              Der Spanndienst war mit Pferd und Arbeitsgeräten zu leisten.
                              Der Handdienst war die Tagesleistung einer erwachsenen Person.
                              Das Dienstgeld wurde als Geldsumme gefordert, die anstelle von Hand- und Spanndiensten zu zahlen war, wenn diese nicht abgeleistet wurden.
                              Die Landfolge bestand aus Diensten, die der Landesherr von seinen Untertanen forderte:
                              Treiber bei Jagden,
                              Wacht bei Kriegsdiensten,
                              Gerichts- und Botendienste,
                              Burgfesten, d.h. Arbeitsdienste, die zur Erhaltung von Burgen und Schlössern, öffentlicher Gebäude und Wege sowie beim Brückenbau oder beim Ausheben von Teichen und Gräben benötigt wurden.
                              Das Zins- oder Pachtkorn war die Lieferung einer bestimmten Getreidemenge (Roggen, Hafer oder Gerste) vom Ackerland. Diese Naturalabgabe wurde später in eine Geldzahlung umgewandelt.
                              Das Reiter- oder Pferdegeld diente der Unterhaltung der Reiterregimenter.
                              Der Landschatz war eine Kriegssteuer für den Sold der Besatzungstruppen.
                              Das Reisegeld mußte bei Ausfuhren der Herrschaft über Land anstelle von Spanndiensten gezahlt werden.
                              Das Holzgeld wurde bei der Rodung von Wald zur Vergrößerung einer Ackerfläche erhoben.
                              Das Kuhgeld war die Abgabe für die Gerichtshoheit.
                              Der Hundehafer wurde vom jeweiligen Vogt erhoben.
                              Das Malschwein mußte der Grundherrschaft geliefert werden. Es wurde im Mai mit einem Mal versehen und war dann bis zum 11. November (Martini) zu füttern.
                              Das Mühlengeld wurde für das Betreiben einer Mühle erhoben.
                              Das Kruggeld war eine Abgabe für das Betreiben einer Gastwirtschaft.
                              Kirchgeld, Opfergeld sowie einige Naturalabgaben dienten der Unterhaltung von Kirche, Pfarrer und Küster.
                              Darüber hinaus bestanden weitere Abgaben wie Krautgeld, Rauchhuhn und Wischgeld sowie die sehr alten Abgaben des Pfingst- und Michaelisschatzes, welche ihren Ursprung in den Türkenkriegen haben sollen.

                              henrywilh

                              Vogelsbergers Bronzesatz war gut!
                              Die detaillierten Angaben müsste man durch den Hinweis ergänzen, dass die Regelungen der Abgaben und Dienste nach Region und Epoche stark varierten - und vor allem um Ausführungen zur Grundherrschaft, die mit den Begriffen "Pacht", "Pächter" nicht angemessen beschrieben ist.
                              Da lässt sich bei wikipedia einiges finden.

                              Kögler Konrad

                              Eine andere Variante zum Kornzins:
                              Es muss sich nicht um Lehenfelder handeln.
                              Der Inhaber eines Hofes konnte sich entschließen, von einem beliebigen Grundstück (ob Lehen oder eigen)
                              der Ortskirche (Kirchenstiftung) oder für den Unterhalt des Pfarrers jährlich einen bestimmten Betrag zu zahlen (natürlich mit dem Hintergedanken seines Seelenheils). Diese Zinsabgabe (meist Pfennige oder Kreuzer) lag auf dem Grundstück und wurde auch mitverkauft oder mitvererbt.
                              Eine ähnlich Erscheinung waren die Immerkühe, ob nun eine Kuh im Stall stand oder nicht. Das Kind braucht einen Namen.

                              Ortschronist

                              Leider habe ich in den Kirchenrechnungen immer zwei verschiedene Sorten von Zinszahlungen. Für das Bearbeiten einer Fläche wie Wiesen oder Ländereien, die der Kirchgemeinde gehörten, wird immer der Begriff Pachtzins genannt. Diese Ländereien werden auch alle sechs Jahre neu verpachtet, meist an den Höchstbietenden.
                              Beim Kornzins ist nicht die Rede von einem Stück Land, auch ändert sich nach einem Zeitraum von sechs Jahren nichts an den genannten Namen. Diese Leute zahlen scheinbar ein Leben lang oft sogar die Nachfahren noch.
                              Deshalb gefällt mir die Antwort von Konrad Kögler am besten. Ich lasse diesen Beitrag aber trotzdem noch als ungelöst hier stehen, vielleicht weiß jemand noch mehr zu berichten.

                              holsteinforscher

                              da viele meiner Ahnen Hufner [Stavener, Bohlsleute, Spänner usw.] waren, sind
                              mir diese Begriffe aus der Familienforschung herhaus nicht unbekannt,
                              insbesonder der *Kornzins* und die sgn. Frohndienste, wie z.B. Hand-u.
                              Spanndienste für die Obrigkeit.
                              Da ich nun nicht die genaue Situation kenne, insbesondere den Zeit-
                              raum, als auch die Obrigkeitsverhälnisse, werde ich einige Sachver-
                              halte einfach unterstellen müssen ...jetzt kommt Text:
                              ...Diese Ländereien werden auch alle sechs Jahre neu verpachtet...,
                              Na, hier haben wir ja eine nette Variante vorliegen, die doch eher
                              ungewöhnlich ist. Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass ein
                              Verpächter darum bemüht ist, Pächter möglichst lange an sich zu
                              binden, für den Pächter selbst entstanden dadurch doch enorme
                              Widrigkeiten, der Kirche selbst spülte es natürlich regelmäßig Geld in die
                              stets *klammen* Kassen.
                              Mit dieser Art der Auslobung kann man wohl davon ausgehen, dass sich die
                              *Pachtzinsler* eher unter den Insten, Käthnern und Handwerkern finden lassen,
                              die *Kornzinsler* hingegen sind wohl eher unter den Bauern, bzw. unter den
                              Wohlhabenden zu suchen. Beide Annahmen sollten sich wohl durch die
                              Kirchenrechnung bestätigen lassen.
                              Pacht/Pachtzins:
                              Ganz salopp geschrieben: „Pacht ist Pacht, auch wenn das Kind Anno Domini
                              evtl. einen anderen Namen hatte!“
                              Bischen *Juristerei*: Die Pacht ist die Gebrauchsüberlassung eines Gegenstandes,
                              gegen Entgelt, auf Zeit [mit der Möglichkeit der Fruchtziehung]. Hierbei ist
                              der Punkt „Zeit“ besonders wichtig, sie endet spätestens mit dem Tode und
                              ist nicht *erblich* [hier betrachte ich den Regelfall]..!!..
                              Hier ist jetzt zu beachten, dass nicht alle Pächter Landwirtschaft betrieben, bzw.
                              sich nicht alle Flächen zur Landwirtschaft u.d.g. eigneten. Somit wäre die Erhebung
                              eines Kornzinses für die Kirche eher kontraproduktiv. Hier hat man sich wohl auch
                              an wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientiert…welche Zinsform bringt mehr
                              Geld..??..
                              Kornzins:
                              Wie hier auch schon geschrieben *eine Vergütungsform* in Naturalien.
                              Dieser Begriff war in der Frühzeit sehr eng gefasst, und wörtlich zu
                              Verstehen und oftmals noch verbunden mit *Frohndiensten*, wie Hand-
                              u. Spanndienste für die Obrigkeit. Mit der Abgabe eine erhöhten Zinses
                              war es evtl. Möglich, sich von solchen Diensten zu befreien. In der
                              Frühzeit war es i.d.R. nicht möglich, sogar verboten, den Kornzins
                              Mittels einer *Geldleistung* abzugleichen…frei: Geld macht nicht satt..!!
                              Hier findet sich allerdings eine große Widrigkeit für die Obrigkeit.
                              Was machen, wenn z.B. ein Missernten oder Viehseuchen auftraten.
                              Somit ging man langsam dazu über, den Kornzins mittels eines
                              Geldbetrages abgleichen zu können, bis das Geld letztlich die
                              Naturalienzahlung ersetzte.
                              Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die Bauern, die in der KR zu
                              finden sind, auf einer *Erbpachtstelle* saßen. Somit erklärt sich
                              z.B. die lebenslange Zahlung, auch über die Erben hinaus und die
                              fortlaufende, jahrelange Erwähnung einzelner Personen, bzw.
                              Familien in den KR.
                              Zum Sachverhalt:
                              Der Bauer hat z.B. seinen Hof auf 99 Jahre gepachtet und konnte
                              diesen an seine Nachkommen vererben, hier spricht man von
                              einem *Erbpachthof*. Der Bauer war zwar Besitzer dieses Hofes,
                              Eigentümer hingegen blieb die Grundherrschaft und besaß i.d.R.
                              stets das Vorkaufsrecht.
                              Auch hier wird sich die Kirche wohl überlegt haben, welche
                              Verzinsung den höheren Ertrag einbrachte, bzw. wer welchen
                              Zins überhaupt und gesichert aufbringen konnte.
                              Letztlich, der große Vorteil für die Kirche: „
                              - der Grundbesitz hat sich für die Kirche nie verringert
                              - die Einnahem waren relativ konstant

                              gki

                              Im meinen Forschungesgebiet in Niederbayern gab es den Zehnt oder Zehent. Das waren versch. Naturalabgaben unter anderem auch auf den Ertrag der Getreide-Felder.
                              Dieser Zehent stand von alters her der Kirche zu, teils dem Bischof, teils dem Ortspfarrer.
                              In späteren Jahren verschob sich das, die Rechte am Zehent wurden auch verkauft, d.h. der ursprünglich Berechtigte bekam nun eine Geldleistung vom Käufer, der Käufer bekam den Ernteteil des Zehentpflichtigen.
                              Besonders gern kauften die Bauern natürlich den Zehent auf dem von ihnen selber bewirtschafteten Hof. Dieser würde dann ggf. auch mit vererbt werden.
                              Ich könnte mir vorstellen, daß es hier um sowas ging.
                              Die von Konrad Kögler beschriebene Geldleistung ist mir als Ewiggült bekannt.
                              Wie verbreitet sowas war, weiß ich nicht, aber sie war sicher seltener als der Zehent, den ja fast jeder leisten mußte.

                              Ortschronist

                              die Kirche befindet sich im Eichsfeld, einem Landstrich im Norden Thüringens, mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Jetzt kommt auch noch der Zehnt dazu, dieser wird aber nicht in den Kirchenrechnungen erwähnt. Ob den alle zahlen mußten und deshalb nicht genannt wurde?

                              gki

                              https://books.google.de/books?id=Hf1...zehent&f=false
                              D.h. es handelt sich wohl um die im Prinzip selbe Abgabe, nur war der Kornzins eben eine Abgabe in Geld während der Zehent in Naturalien entrichtet wurde.
                              Vermutlich ist die in dem Artikel angesprochene Umwandlung von Zehent in Zins im Eichsfeld bereits vorher erfolgt.
                              Wenn Du noch ältere Rechnungen findest, dürftest Du diese Angaben dann in anderer Form finden.

                              Ortschronist

                              die Abgabe: Kornzins wurde z.B. 1846 noch in Scheffel , Metze und Köpfchen entrichtet und nicht in Talern (Geld). Aber 1817 wurde eine Wiese auf sechs Jahre für 13 Taler verpachtet. Der Begriff Zehnt kommt im Zeitraum von 1741 bis 1930 nicht vor.

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                              • Wolfgang57
                                Benutzer
                                • 14.04.2013
                                • 73

                                Krankheit

                                Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1759
                                Region, aus der der Begriff stammt: Altertheim, Unterfranken

                                was ist eine Koeff Krankheit

                                Balthasar70

                                vielleicht eine "etwas verunglückte" Kopf Krankheit??

                                Friederike

                                Ja, Kopff Kranckheit lese ich da auch.
                                Angehängte Dateien
                                Zuletzt geändert von Wolfgang57; 11.06.2015, 16:47.

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