Unnatürlicher Tod 1914 – Todesumstände noch feststellbar? Hinterbliebenenversorgung?

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  • dorsch
    Erfahrener Benutzer
    • 24.12.2011
    • 295

    Unnatürlicher Tod 1914 – Todesumstände noch feststellbar? Hinterbliebenenversorgung?

    Jahr: 1914, noch vor dem Krieg
    Ort: Pößneck, Thüringen


    Hallo, liebe erfahrene Forumsmitglieder,

    ich habe gleich zwei Fragen auf einmal. Es geht um meinen Großvater, geb. 1877; im März 1914 starb er plötzlich, erst 36 Jahre alt, und hinterließ eine junge Witwe mit 4 kleinen Kindern.

    Als Todesursache sagte man mir immer, als er auf dem Weg zur Arbeit unter einem Baugerüst durchgegangen sei, sei ihm ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen; er sei aber so pflichtbewusst gewesen, dass er trotzdem weiter zur Arbeit gegangen sei; dort sei er dann zusammengebrochen, nach Hause getragen worden und dort an den Folgen der Kopfverletzung gestorben.

    Inzwischen habe ich zwei weitere Varianten zum Unfallhergang gehört. Variante 1: Er sei in eine Kneipenschlägerei verwickelt worden – unschuldig natürlich! – und hätte so kräftig über die Rübe gekriegt … weiter wie oben. Variante 2: Pöse Puben hätten ihn, der sonst niiie trank, praktisch gar nicht wusste, wie eine Kneipe von innen aussieht , betrunken gemacht, und er sei auf dem Heimweg (Variante 2b: beim Rauswurf aus der Kneipe!) so unglücklich auf den Kopf gestürzt … siehe oben.

    Der Tod des Ernährers, verbunden mit Krieg und Inflation, stürzte die Hinterbliebenen in bittere Not.

    Frage 1: Wie sah Hinterbliebenenversorgung 1914 aus? Gab es staatliche Leistungen? Mein Großvater war gelernter Brauereigehilfe, arbeitete als eine Art Buchhalter im Brauereikontor. Da er nicht im Krieg gefallen ist, geht es nicht um Kriegswitwen- und –waisenrente. Gabe es Witwen- und Waisenrente auch zivil? Welche privat getroffen Vorsorge kann man in der gehobenen Arbeiterschicht / unteren Mittelschicht zu der Zeit annehmen? Überhaupt eine? Was war üblich?

    Frage 2: Bei so vielen Varianten zu seinem Tod möchte ich es jetzt natürlich genau wissen. In der Kopfverletzung als Todesursache stimmen sie alle überein, nur nicht, wie es dazu kam. Ganz offensichtlich sollte etwas vertuscht werden, was dem Bild von ihm nachteilig war.

    Würde es 1914 zu einem solchen plötzlichen, nicht natürlichen Tod eine polizeiliche Untersuchung gegeben haben, mit eindeutiger Klärung der Unfallumstände, evtl. Obduktion, Zeugenaussagen usw.? Wenn ja, würden sich die Unterlagen wohl bis heute erhalten haben? Und wenn wiederum ja, wie käme man da wohl dran?! Wo müsste man nachfragen?

    (Kurz vor ihm starb übrigens seine älteste, gerade 12-jährige Tochter ebenfalls gewaltsam bzw. durch einen Unfall. Der Überlieferung nach fiel sie beim Rutschen auf dem Treppengeländer des Mietshauses aus dem 4. Stock zu Tode. Das würde ich dann bei der Gelegenheit gleich mit nachsehen wollen - die Unterlagen müssten ja sicher an derselben Stelle liegen, sofern es welche gibt.)

    Im Voraus herzlichen Dank.
    Lieben Gruß
    DorSch
    „Krönung der Alten sind die Enkel und der Stolz der Kinder sind ihre Ahnen“ (Sprüche, Kap.17, Vers 6)

    Suche nach FN Leidiger in Thüringen.

  • Acanthurus
    Erfahrener Benutzer
    • 06.06.2013
    • 1657

    #2
    Zitat von dorsch Beitrag anzeigen

    Frage 1: Wie sah Hinterbliebenenversorgung 1914 aus? Gab es staatliche Leistungen? Mein Großvater war gelernter Brauereigehilfe, arbeitete als eine Art Buchhalter im Brauereikontor. Da er nicht im Krieg gefallen ist, geht es nicht um Kriegswitwen- und –waisenrente. Gabe es Witwen- und Waisenrente auch zivil? Welche privat getroffen Vorsorge kann man in der gehobenen Arbeiterschicht / unteren Mittelschicht zu der Zeit annehmen? Überhaupt eine? Was war üblich?
    bpb: Rente wegen Todes - Ein historischer Rückblick.

    Wo hast du eigentlich - 100 Jahre später - die drei Varianten her? Ich würde da auf keine allzu viel geben. Die Bestände des Staatsarchivs Rudolstadt sind übrigens vergleichsweise vorbildlich erschlossen: http://www.thueringen.de/th2/staatsa...e-findbuecher/

    Gruß, A.
    Zuletzt geändert von Acanthurus; 16.10.2013, 14:37.

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    • dorsch
      Erfahrener Benutzer
      • 24.12.2011
      • 295

      #3
      Zitat von Acanthurus Beitrag anzeigen
      bpb: Rente wegen Todes - Ein historischer Rückblick. Ich würde ihn übrigens nicht in der "gehobenen Arbeiterschicht / unteren Mittelschicht" verorten.

      Gruß, A.
      Oh, das ging aber schnell! Danke, Acanthurus!
      Werde mich gleich über den Link hermachen.

      Warum nicht? / Bzw.: Wo sonst? Einfacher Arbeiter? - Die Familie war stolz darauf, dass er im Büro arbeitete, nicht mehr manuell schuftete; und er leistete sich eine Geige und Geigenstunden für den ältesten Sohn (damit war es nach seinem Tod natürlich vorbei). - Du meinst, ein Brauereigehilfe war damals nicht viel? Ich habe keine Ahnung! Wo kann man den sozialen Rang von Berufen zu der Zeit nachlesen?

      Lieben Gruß
      DorSch
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      • Acanthurus
        Erfahrener Benutzer
        • 06.06.2013
        • 1657

        #4
        Hallo, ich hatte meinen Beitrag zwischenzeitlich geändert. Es trägt zu deinem Problem nicht bei, eine solche Baustelle zu eröffnen. Grüße, A.

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        • scheuck
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2011
          • 4387

          #5
          Todesursache und "Variationen"...

          Hallo, Dorsch!
          Einen ähnlichen Fall habe ich auch, wenn auch früher und in USA; dennoch....
          Die "Variationen" reichen von "hat niemals Allohol getrunken", "hat sich auch niemals geprügelt", "die Gattin war rabiat"....
          Letztlich konnte ich die Sache aufklären mittels diverser Zeitungsartikel; eine solche Sache ist ja doch meistens "spektakulär" und ein Schreiberling findet sich immer und überall.
          "Meiner" neigte zum Suff und zur Schlägerei; laut Zeitungsartikel und Polizei war die Sache ganz einfach: total besoffen nach Hause gekommen; Streit mit der Gattin (wie so oft); auf die Fensterbank gesetzt im besoffenen Kopf, bei geöffnetem Fenster; Übergewicht; Fenstersturz; Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen; Tod im Krankenhaus.
          Vielleicht versuchst Du mal, in alten Zeitungen zu schnüffeln?
          Herzliche Grüße
          Scheuck

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          • Matthias Möser
            Erfahrener Benutzer
            • 14.08.2011
            • 2264

            #6
            Wie sang schon Herbert Grönemeyer in einem Lied: "Alkohol ist der Sanitäter in der Not...", in diesem Fall führte er zum Tod!

            Gruß
            Matthias
            Zuletzt geändert von Matthias Möser; 16.10.2013, 22:56. Grund: Löschung
            Suche nach:
            Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
            und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
            Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
            Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
            Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
            Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
            Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

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            • Acanthurus
              Erfahrener Benutzer
              • 06.06.2013
              • 1657

              #7
              Zitat von Matthias Möser Beitrag anzeigen
              Wie sang schon Herbert Grönemeyer in einem Lied: "Alkohol ist der Sanitäter in der Not...", in diesem Fall führte er zum Tod!
              Wenn man nichts zur einer Anfrage zu sagen hat, kann man auch mal von einem Beitrag absehen. Grüße, Acanthurus

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              • elwetritsche
                Erfahrener Benutzer
                • 23.03.2013
                • 920

                #8
                Hallo Dorsch!


                Das mit der Zeitung ist ein guter Tipp von scheuck.

                Im Archivportal Thüringen findest Du folgende Zeitungen bzw. Beilagen:

                Pößneck

                Heimatbilder. Beilage zur Pößnecker Zeitung und Ziegenrücker Kreisanzeiger, 1927-1928.
                Heimatblätter. Beilage zum Pößnecker Tageblatt und zur Orlamünder Zeitung, 1927-1933.
                Heimatklänge. Wochenbeilage zur Pößnecker Zeitung und Ziegenrücker Kreisanzeiger, 1924-1926.
                Pößnecker Kultur- und Heimatspiegel, 1956-1957.
                Pößnecker Wochenblatt. Zeitung und Anzeiger, 1870-1880.
                Pößnecker wöchentliche Nachrichten für Stadt- und Landbewohner / ab 1832 Pößnecker Wochenblatt / später auch Wochen- und
                Anzeigeblatt für Pößneck und Umgegend, 1828-1869.
                Pößnecker Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für Ranis, Ziegenrück, die angrenzenden weimarischen und schwarzburgischen Gebietsteile, 1881-1887, 1889-1932.



                Zu finden im:
                Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt
                Schloss Heidecksburg
                07407 Rudolstadt

                Öffnungszeiten
                Mo. 8:00 - 16:00 Uhr, Di. 8:00 - 16:00 Uhr, Mi. 8:00 - 18:00 Uhr, Do. 8:00 - 16:00 Uhr, Fr. geschlossen

                Liebe Grüße
                Elwe

                Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

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                • Matthias Möser
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.08.2011
                  • 2264

                  #9
                  Zitat von Acanthurus Beitrag anzeigen
                  Wenn man nichts zur einer Anfrage zu sagen hat, kann man auch mal von einem Beitrag absehen. Grüße, Acanthurus

                  Hallo Acanthurus, entschuldige bitte mein unkorrektes Verhalten! Wollte Dich nicht verärgern. Ich bitte meinen Beitrag zu löschen

                  Gruß
                  Matthias
                  Zuletzt geändert von Matthias Möser; 16.10.2013, 21:04. Grund: zusatz
                  Suche nach:
                  Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
                  und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
                  Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
                  Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
                  Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
                  Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
                  Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

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                  • elwetritsche
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.03.2013
                    • 920

                    #10
                    Hallo Acanthurus!

                    Entschuldige bitte, aber gehst Du zum Lachen immer in den Keller?

                    Auch wenn die meisten unserer Vorfahren bereits verstorben sind, ist es noch lange kein Grund für ewig zu trauern.

                    Liebe Grüße
                    Elwe

                    Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

                    Kommentar

                    • dorsch
                      Erfahrener Benutzer
                      • 24.12.2011
                      • 295

                      #11
                      @Acanthurus: Die Varianten habe ich aus der Familie. Seit ich angefangen habe, mich für Ahnenforschung zu interessieren, bin ich mit Verwandten im Gespräch, zu denen ich sonst kaum Kontakt hatte, und je besser ich zuhöre, um so mehr erzählen sie und erinnern sich an Dinge, von denen sie selbst gar nicht mehr wussten, dass sie sie wissen.

                      @Elwetritsche: Etwas Pietät kann auch noch nach 100 Jahren nicht schaden, finde ich!

                      Schönen Dank für die vielen Zeitungslinks. Die meisten lassen ausgerechnet den gesuchten Zeitraum aus, aber einer ist dabei, der etwas sein könnte. Leider sitze ich hier am diagonal entgegengesetzten Ende der Republik. Aber ich gucke mal, was sich machen lässt.


                      @ALLE (Forum): Wie beurteilt ihr die Chance von Polizeiunterlagen?

                      LG
                      DorSch
                      „Krönung der Alten sind die Enkel und der Stolz der Kinder sind ihre Ahnen“ (Sprüche, Kap.17, Vers 6)

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                      • Xtine
                        Administrator
                        • 16.07.2006
                        • 28558

                        #12
                        Hallo zusammen,

                        ein kleiner Scherz zur Auflockerung zwischendurch ist doch nicht so schlimm, auch wenn er nicht wirklich was zum Thema beiträgt. Dem einen gefällts, dem anderen nicht. Solange aber dadurch niemand beleidigt wird, wird er von uns tolleriert.

                        Ich möchte Euch aber bitten, diese Auflockerungen zukünftig nicht auch noch zu kommentieren und dadurch einen Streitdialog zu entfachen, welcher mit dem Ursprungsthema dann überhaupt nichts mehr zu tun hat.




                        @dorsch: Ob Polizeiunterlagen so lange aufbewahrt werden, wage ich zu bezweifeln.
                        Zitat Wikipedia:
                        Eine Kriminalakte wird nach bestimmten, gesetzlich festgelegten Fristen hinsichtlich ihrer weiteren Notwendigkeit geprüft. Ergibt die Prüfung, dass keine Notwendigkeit für eine Aufbewahrung mehr besteht, wird die Akte ausgesondert, d. h. vernichtet.
                        Ich denke nicht, daß bei einer verstorbenen Person in diesem Falle noch eine Notwendigkeit besteht. Aber ich kann mich täuschen, Du könntest in der zuständigen Polizeidirektion nachfragen.
                        Viele Grüße .................................. .
                        Christine

                        .. .............
                        Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                        (Konfuzius)

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                        • Marc Besch
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.04.2012
                          • 152

                          #13
                          Zitat von dorsch Beitrag anzeigen
                          Jahr: 1914, noch vor dem Krieg
                          Ort: Pößneck, Thüringen




                          Als Todesursache sagte man mir immer, als er auf dem Weg zur Arbeit unter einem Baugerüst durchgegangen sei, sei ihm ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen; er sei aber so pflichtbewusst gewesen, dass er trotzdem weiter zur Arbeit gegangen sei; dort sei er dann zusammengebrochen, nach Hause getragen worden und dort an den Folgen der

                          Frage 2: Bei so vielen Varianten zu seinem Tod möchte ich es jetzt natürlich genau wissen. In der Kopfverletzung als Todesursache stimmen sie alle überein, nur nicht, wie es dazu kam. Ganz offensichtlich sollte etwas vertuscht werden, was dem Bild von ihm nachteilig war.
                          Hallo DorSch,

                          liegen Dir denn schon die Sterbeurkunden (ggf. mit Sammelakten) vor? Früher wurde doch immer auch die Todesursache dort eingetragen.

                          Vielleicht helfen diese weiter...

                          LG Marc

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                          • dorsch
                            Erfahrener Benutzer
                            • 24.12.2011
                            • 295

                            #14
                            Zitat von Marc Besch Beitrag anzeigen
                            Hallo DorSch,

                            liegen Dir denn schon die Sterbeurkunden (ggf. mit Sammelakten) vor? Früher wurde doch immer auch die Todesursache dort eingetragen.

                            Vielleicht helfen diese weiter...

                            LG Marc
                            Stimmt! Dass ich da nicht drauf gekommen bin! *slap*
                            Danke!
                            LG
                            DorSch
                            „Krönung der Alten sind die Enkel und der Stolz der Kinder sind ihre Ahnen“ (Sprüche, Kap.17, Vers 6)

                            Suche nach FN Leidiger in Thüringen.

                            Kommentar

                            • dorsch
                              Erfahrener Benutzer
                              • 24.12.2011
                              • 295

                              #15
                              Hallo, Marc,
                              schönen Dank für deinen erweiterten Rat per PN! Ich werde das probieren und ja, klar sage ich dir Bescheid! Schönen Dank auch für die Fürsorglichkeit, gleich die Links mitzuschicken!
                              Lieben Gruß
                              DorSch
                              „Krönung der Alten sind die Enkel und der Stolz der Kinder sind ihre Ahnen“ (Sprüche, Kap.17, Vers 6)

                              Suche nach FN Leidiger in Thüringen.

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