Durch Dialekt "verschluckte" oder veränderte Silben bei der Ortssuche

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  • Marlies
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    [Tipp/Hinweis] Durch Dialekt "verschluckte" oder veränderte Silben bei der Ortssuche

    Im Zusammenhang mit der Ortsuche möchte ich auf folgende Möglichkeit(en) aufmerksam machen:

    Zitat von dieser Seite: http://www.ungarndeutsche.de/zavod_buchauszug.html

    Da manche Leute nur die mundartlichen Benennungen ihrer Heimatorte kannten, war es für den Matrikelführer manchmal schwer den richtigen Ortsnamen einzutragen. Beispiel: Dellwich = Döllbach, Haamich = Haimbach, Moabich = Marbach, Thoole =Thalau, Welkersch = Welkers, Zirkemich = Zirkenbach, usw. Auf diese Art wurde dann der Familienname "Haimbach" in Mucsi zu "Hambuch".
    In anderen Gegenden wurde aus der Silbe -bach ein -bi(s)ch oder die Endsilbe -roth wurde/wird "verschluckt": So wird aus Elkenroth Elkert(h)

    Vielleicht kennt jemand noch ähnliche Möglichkeiten.

    Marlies
  • Eva64
    Erfahrener Benutzer
    • 08.07.2006
    • 814

    #2
    RE: Durch Dialekt "verschluckte" oder veränderte Silben bei der Ortssuche

    Im schwäbischen wird gerne das -heim als -a abgekürzt, z.B. Kircha anstelle von Kirchheim. Wer würde hinter Hessgama Hessigheim vermuten?

    Grüßle
    Eva

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    • Hintiberi
      Erfahrener Benutzer
      • 26.09.2006
      • 1081

      #3
      Nicht nur durch den Dialekt, auch die Schreibgewohnheit kann dazu beitragen:

      Ein Vorfahre von mir kam aus "Hainzell" (Diözese Fulda).
      Der Pfarrer in Menzel (Westf.) trug bei der Hochzeit aber "Heintzel" ins Kirchenbuch ein. [Danke nochmal Marlies für das Auffinden des Ortes ].

      Im Gegensatz zum restlichen Schrieb war dieser Ortsname äußerst ordentlich geschrieben, sodaß ich mir vorstellen kann, daß der Pfarrer hier nochmal nachfragte und den Ortsnamen dann genau so aufschrieb, wie er ihn hörte - und das möglichst ordentlich und sauber, damit er ihn später auch ohne Probleme lesen konnte, da er den Ort vorher sicher nicht kannte.

      Gruß
      -Jens
      Meine Ahnen
      http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
      www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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      • Augusta
        Benutzer
        • 03.12.2004
        • 55

        #4
        Die Stadt Owen wird Auen ausgesprochen, auch heute noch - wenn mans nicht weiß, ist das bestimmt recht schwierig, da draufzukommen.
        Gruß Heidi

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11352

          #5
          Aussprache von Ortsnamen

          Ein kleines Beispiel zu einem "zusammengestauchten" Ortsnamen:

          Zwei meiner Verwandten heirateten 1811/1812 in Lichtenau/Westf. In beiden Fällen wurde beim Vater die Bezeichnung "Amtmann in Bielingsen" angegeben. Trotz intensiver Suche war ein Ort dieses Namens nicht auffindbar. Es gab nur zwei Orte "Billinghausen", einmal in Lippe, und das andere als Gutsbezeichnung in Nordwaldeck.

          Der Zufall, nämlich die Schülermatrikel des Gymnasiums Korbach, brachten mich auf den richtigen Weg. Dort fand ich nämlich meine Verwandtschaft wieder. Es war tatsächlich Billinghausen in Waldeck, wo meine Angehörigen damals gelebt hatten, und wie ich mittlerweile auch anhand der KB nachvollziehen konnte.

          Gruß Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

          Kommentar

          • Ursula
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2007
            • 1344

            #6
            Hallo,

            ich war sehr erstaunt, als ich erfuhr, dass Semmadenga, wie man es hier ausspricht, in Wirklichkeit Obersulmetingen heißt.

            Viele Grüße
            Uschi

            Kommentar

            • Svenja
              Erfahrener Benutzer
              • 07.01.2007
              • 4611

              #7
              Hallo

              Bei uns in der Schweiz kommt es auch oft vor, dass Orte im Dialekt ganz anders ausgesprochen werden. Hier mal einige Beispiele aus meinem Wohnkanton Luzern (Das zweite Wort ist Dialekt):

              Inwil = Eibu
              Ballwil = Baubu
              Ruswil = Rusmu
              Ebikon = Äbikä
              Buchrain = Bueri
              Hohenrain = Honeri
              Hochdorf = Hofdere
              Neudorf = Nüdere(f)
              Adligenswil = Adlige
              Udligenswil = Uedlige
              Escholzmatt = Äschlismatt


              Gruss
              Svenja
              Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
              https://iten-genealogie.jimdofree.com/

              Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

              Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

              Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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              • Hintiberi
                Erfahrener Benutzer
                • 26.09.2006
                • 1081

                #8
                In Ostwestfalen wird die häufige Silbe "-hausen" oft zu "-sen" verkürzt, z.B.
                Benhausen => Bensen. Manchmal wird so ein Ortsname auch völlig zusammengezogen: Siddinghausen => Singsen.

                Gruß
                -Jens
                Meine Ahnen
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                • Uli
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.10.2006
                  • 154

                  #9
                  Hab mir deshalb ein Buch gekauft den dtv-Atlas Deutsche Sprache darin werden auch an Hand von Karten die Dialektgrenzen angezeigt z. B. Mädchen wo dazu Deern oder Mädle Maidl Diandl Mäken und soweiter gesagt wird.

                  gruss

                  uli

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                  • Hintiberi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 26.09.2006
                    • 1081

                    #10
                    Man muß allerdings bei den im ehemals niederdeutschen Sprachraum entstandenen Ortsnamen beachten, daß die niederdeutsche Variante nicht immer das "Verschlucken" von Silben widerspiegelt; oft wurden niederdeutsche Formen "hyperkorrigiert" und/oder dem Hochdeutschen angepaßt.

                    So enden niederdeutsche Ortsnamen manchmal auf "-ede", deren hochdeutsches Pendant auf "-eid", wie zum Beispiel das im niederdeutschen Sprachraum gelegene "Meschede" (Sauerland) gegenüber dem im hochdt. Sprachraum gelegenen Manderscheid (Rhl.-Pfalz).
                    "Wattenscheid" ist so ein Fall, wo ein im niederdeutschen Raum gelegener Ort an die hochdeutsche Schreibung angepaßt wurde; ursprüngl.: "Wattenskede".

                    Auch bei den oben angesprochenen Orten auf "-sen" (= hochdt. "-hausen") mag dies ähnlich sein.

                    Nicht immer zeigt sich hier also eine "Verschleifung im Dialekt" sondern oft stehen zwei gleichberechtigte Formen aus zwei verschiedenen Sprachen nebeneinander:
                    Weil sich das Hochdeutsche im 16. Jahrhundert als überregionale Schriftsprache durchsetzte, erscheinen die plattdeutschen Formen manchmal wie eine dialektale Abart des "standardisierten hochdeutschen" Namens, es handelt sich aber eigentlich um zwei eigenständige Formen (also in etwa wie engl. "Munich" gegenüber dem dt. "München")

                    Viele Grüße
                    -Jens
                    Meine Ahnen
                    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
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                    • carinthiangirl
                      Erfahrener Benutzer
                      • 12.08.2006
                      • 1601

                      #11
                      Zum Beispiel:
                      In einem bestimmten Gebiet von Tirol wird aus Schönau im Dialekt Schoana


                      Beispiel:
                      Bayrisch-Österreichisches Schimpfwörterbuch - Leseprobe:
                      http://www.sonic.net/maledicta/boes.html

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                      • AlAvo
                        • 14.03.2008
                        • 6176

                        #12
                        RE: Durch Dialekt "verschluckte" oder veränderte Silben bei der Ortssuche

                        In Franken gibt es auch sehr schöne Beispiele von Orten, die bedingt durch Dialekt verändert werden:

                        Nemberch = Nürnberg
                        Ferdh = Fürth
                        Schdeidi = Steudach
                        Erlang = Erlangen
                        Werzburch = Würzburg
                        Roudh = Roth
                        Schdadln = Stadeln


                        Gruß
                        AlAvo
                        War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

                        Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

                        Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


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                        • carinthiangirl
                          Erfahrener Benutzer
                          • 12.08.2006
                          • 1601

                          #13
                          Bemerkung:
                          Bayern und Tiroler haben auch nicht wirklich Verständigungsprobleme!
                          Zu ähnlich der Dialekt!

                          Kommentar

                          • AlAvo
                            • 14.03.2008
                            • 6176

                            #14
                            Hallo carinthiangirl,

                            danke für deinen völkerverbindenden Beitrag

                            Ich erlaube mir jedoch hinzuweisen, daß Bayern und Franken nicht das Selbe sind.


                            In diesem Sinne, Grüße nach Tirol
                            AlAvo
                            War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

                            Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

                            Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


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                            • Hintiberi
                              Erfahrener Benutzer
                              • 26.09.2006
                              • 1081

                              #15
                              Und auch Nürnberger und Würzburger nicht, und auch Düsseldorfer und Kölner nicht, sogar Elsener und Sander sind nicht dieselben.
                              Ich glaube auch, daß Australier und Afrikaner nicht dieselben sind, und auch die Leute, die in der Bahnhofsstraße wohnen sind nicht dieselben wie die, die am Rathausplatz zu Hause sind!

                              Ach wie schön ist doch sie Multikulturalität im "Großen" UND im "Kleinen"...

                              Viele Grüße
                              -Jens
                              Meine Ahnen
                              http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                              www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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