Beherrscht Ihr die alten Schriften?

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  • Karl Heinz Jochim
    Erfahrener Benutzer
    • 07.07.2009
    • 4807

    #61
    Hallo zusammen,
    ich finde, es ist eine Grundvoraussetzung für die Familienforschung, dass man die Deutsche Schrift oder Sütterlin lesen kann - man muss sie ja nicht schreiben können. Wie will man sonst in den Archiven alte Urkunden im Original oder auf Mikrofilmen lesen können.
    Alles kann ich auch nicht lesen, es kommt stets auf den Pfarrer oder den Standesbeamten an, bei manchen sieht es aus, als sei ein Hinkel über's Blatt gelaufen. Aber man kann sich auch in alte Dokumente "reinlesen", Buchstaben aus Wörtern, die man identifizieren kann, auf andere Wörter übertragen.
    Ich habe schon selbst interessierten Freunden das Lesen der Deutschen Schrift beigebracht, habe Schriftbeispiele erstellt und dabei festgestellt, dass meine "Schüler" nach ca. 3 Stunden doch schon ca. 80% der alten Schriften lesen konnte; das war die Mühe wert.
    Liebe Grüße
    Karl Heinz

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    • Huber Benedikt
      Erfahrener Benutzer
      • 20.03.2016
      • 4650

      #62
      moin
      Teilweise unbekannt ist, dass in Bayern (und A) noch (bzw. wieder) bis in die
      Anfänge der 60er Jahre (1964 glaublich) die "deutsche Schrift" in Form einer
      Offenbacher Sütterlinvariante in den Schulen gelehrt wurde.
      Ich gehöre noch zu dieser Schülergeneration.
      Abgesehen von der Schule war das Schreiben in deutscher Schrift noch alltäglich,
      mein Vater schrieb ausschliesslich Sütterlin, die örtliche Tageszeitung war in
      Fraktur (= Druckform der Sütterlin) gesetzt.
      Bis zum "3. Reich" war Sütterlin die schulische Normal- und alltägliche Gebrauchsschrift.
      Erstaunlich, dass gerade die Nationalsozis die "Deutsche Schrift" verboten
      (als jüdisch diskriminiert) und die Lateinschrift als Schul- und Gebrauchsschrift einführten.
      Erst 1954 wurde den Bundesländern wieder erlaubt, Sütterlin als Lehrschrift in den Schulen
      einzuführen (wovon Bayern Gebrauch machte)


      PS: Eine Zusammenfassung mit vielen Beispielen (sehr informativ !!)

      Zuletzt geändert von Huber Benedikt; 21.02.2023, 10:20. Grund: PS
      Ursus magnus oritur
      Rursus agnus moritur

      Kommentar

      • Karl Heinz Jochim
        Erfahrener Benutzer
        • 07.07.2009
        • 4807

        #63
        Hallo zusammen,
        ich wurde 1954 eingeschult, wir lernten das Schreiben noch auf Schiefertafeln - heute sicher unvorstellbar.
        Sozusagen als "Schönschrift" erlernten wir im ersten und zweiten Schuljahr auch die Deutsche Schrift; ich habe heute noch das Kratzen auf der Schiefertafel beim Schreiben der "eckigen" Sütterlin-Schrift im Ohr...
        Liebe Grüße
        Karl Heinz

        Kommentar

        • Huber Benedikt
          Erfahrener Benutzer
          • 20.03.2016
          • 4650

          #64
          Da sind wir ja etwa diesselbe Generation.
          Erst mit "Buttergriffel" und dann mit den harten.
          Das Kratzen war nervtötend wenn 25 gleichzeitig das Schreiben übten...
          (zusätzlich noch das Kreischen der Kreide wenn der Lehrer an der Wandtafel vormalte)
          Ursus magnus oritur
          Rursus agnus moritur

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          • Xtine
            Administrator
            • 16.07.2006
            • 28396

            #65
            Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
            moin
            Teilweise unbekannt ist, dass in Bayern (und A) noch (bzw. wieder) bis in die
            Anfänge der 60er Jahre (1964 glaublich) die "deutsche Schrift" in Form einer
            Offenbacher Sütterlinvariante in den Schulen gelehrt wurde.
            Hallo,

            ja seit einigen Jahren lernen sie teilweise in den Schulen die Vereinfachte Ausgangsschrift. (mein Patenkind schreibt so)
            Mit einem alten kleinen Sütterlin z Wer außer denen, die Sütterlin kennen, kann denn das lesen??? Ausländer doch bestimmt nicht! Die fragen sich, was das für ein Buchstabe wohl ist. Nur gut, daß ein z nicht soooo häufig vorkommt.

            Aber wir schweifen vom Thema ab!
            Viele Grüße .................................. .
            Christine

            .. .............
            Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
            (Konfuzius)

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            • fps
              Erfahrener Benutzer
              • 07.01.2010
              • 2161

              #66
              Bei der Frage, ob man die alten Schriften beherrsche, kam mir in den Sinn, dass ich mich dann und wann bei Einträgen in Kirchenbüchern sehr anstrengen muss, die Beherrschung nicht zu verlieren.... dann und wann frage ich mich, ob die Leutchen ihr eigenes Geschmier noch hätten entziffern können.

              In Fraktur gedruckte Bücher konnte ich schon als Kind ebenso gut lesen wie solche, die in aktuellerem Satz gedruckt waren. Das lag ganz einfach daran, dass wir noch einiges an Büchern zu Hause hatten, die in Fraktur gesetzt waren - und der Titel unserer Tageszeitung war auch in Fraktur (das ist wohl auch heute noch bei einigen Zeitungen so).

              Sütterlin schrieben meine Eltern nicht mehr, im Reich der NSDAP war man ja zur Lateinschrift übergegangen und so schrieben sie eine etwas eigenwillige Lateinschrift, die durchaus noch Sütterlin-Komponenten enthielt - kein Wunder, denn die hatten sie ja noch in ihren ersten Schuljahren gelernt.

              In der Schule lernten wir nur Lateinschrift (auch schon vor '64 , ich wusste bislang gar nicht, dass Sütterlin noch so lange gelehrt wurde). Allerdings war es um diesen Zeitraum herum, dass unser Kunstlehrer meinte, es würde uns gar nichts schaden, Sütterlin zu lernen. So kam ich in den Genuss, auch diese Schriftart zu beherrschen, und nun konnte ich auch alte Briefe aus der Familie lesen.

              Diese Kenntnisse kamen mir Jahrzehnte später zugute, als ich begann, Familienforschung zu betreiben. Und so nach und nach habe ich mich dann in ältere (Schrift-)Zeiten zurück gearbeitet; da bleiben die Lesekenntnisse aber bisher eingeschränkt, einfach aus Mangel an "Übungsstoff".

              Übrigens, auf Schiefertafeln kann man auch beim Lernen der Lateinschrift kratzelige Geräusche verursachen. Und Steinchen in der Kreide führen zu markerschütterndem Gekreisch, egal ob Sütterlin oder Lateinschrift.
              Gruß, fps
              Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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              • Gudrid
                Erfahrener Benutzer
                • 22.04.2020
                • 1253

                #67
                Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
                moin
                Teilweise unbekannt ist, dass in Bayern (und A) noch (bzw. wieder) bis in die
                Anfänge der 60er Jahre (1964 glaublich) die "deutsche Schrift" in Form einer
                Offenbacher Sütterlinvariante in den Schulen gelehrt wurde.
                Ich gehöre noch zu dieser Schülergeneration.
                Ich auch - was mir das Lesen der alten Kirchenbücher schon sehr erleichtert, wenn das Geschmier nicht all zu arg ist.
                Liebe Grüße
                Gudrid
                Lieber barfuß als ohne Buch

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