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#1
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Waren Vornamen früher weniger Ausdruck von Individualität als in späteren Zeiten?
Hallo zusammen!
Eine philosophische Frage. Ich möchte jedoch die Jetztzeit aus der Betrachtung ausnehmen, in der die Namensgebung aus dem Wunsch heraus, dem Neugeborenen den individuellsten aller Vornamen zu geben, teils kuriose Blüten treibt (und oft das genaue Gegenteil bewirkt, da sehr viele Menschen sich dieselben amerikanischen Fernsehserien anschauen). Mir geht es um etwas anderes. Wie wir wissen, hatten Menschen, vereinfacht gesagt, ganz früher nur einen Rufnamen, dem irgendwann Beinamen, Herkunftsnamen und dergleichen hinzugefügt wurden, da man gezwungen war, die wachsende Anzahl an Einzelpersonen unterscheiden zu können. Der Familienname wurde geboren. Und da habe ich in einer Linie dann folgendes Phänomen: offenbar ist der Familiennamen ausreichend, denn der überwiegende Teil der männlichen Nachkommen erhält denselben Vornamen. Ich meine nicht nur die Großvater-Vater-Sohn-Linie, denn das wäre im Mittelalter und auch später ja nicht ungewöhnlich, sondern auch Brüder heißen (fast) alle Heinrich, und das über mehrere Generationen! Ähnliches stellte ich bei anderen Familien vereinzelt auch fest. Abgesehen von den Schwierigkeiten im täglichen Leben ("Heinrich, komm mal bitte, Deine Freundin ist am Telefon!", nein Scherz, sowohl Telefone als auch Freundinnen waren ja noch gar nicht erfunden...) scheint mir diese Art der Namensgebung von einer Art Geringschätzung des Individuums zu zeugen. Oder mache ich da nur den Fehler, die Angelegenheit aus heutiger Perspektive zu betrachten? Was denkt Ihr? |
#2
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Moin consanguineus,
dieses Phänomen kommt in den besten Familien vor: https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Reu%C3%9F siehe unter "Zählung der Reußen". Die hießen/heißen auch alle Heinrich. Friedrich |
#3
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Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie war früher wichtiger. Man war vernetzt über die gleichen Vornamen, die man mit Vorfahren und Paten teilte. Im Alltag hatte dann jeder seinen eigenen Ruf- oder Spitznamen, der auf dem Vornamen basieren konnte oder auch nicht.
Das Individuum war auch früher wichtig, aber nicht unbedingt die "Individualität". |
#4
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Das stimmt wohl, aber die geben sich heute, wie sie es früher machten weiß ich nicht, alle Spitznamen, meistens irgendeine Variante des Namens Heinrich. |
#5
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Ja, aber die dokumentierte man doch ohnehin über den Familiennamen. Sonst hätte man so etwas ja gar nicht erfinden müssen. |
#6
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Namensvergabe um Individualität zu zeigen, ist imho ein eher modernes Phänomen, siehe die ganzen bescheuerten Promikindernamen.
Gerne mal auch nach dem Ort der Zeugung.... Naja in manchen Regionen würde da 50 Prozent der Leute ganz einfach "Hintermbierzelt" heißen, und die anderen 50% "Discoscheißhaus" ;-) |
#7
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Danke, Tunnelratte, für die ebenso offenen wie wahren Worte!
Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt: natürlich ist es unter intelligenten Menschen nicht das Ziel, mit der Vergabe eines Vornamens Individualität auszudrücken. Allerdings finde ich es schon befremdlich, allen seinen Söhnen denselben Vornamen zu verpassen, weil es nach meinem Verständnis schon danach aussieht, als seien sie nicht mehr als bloße Nummern. |
#8
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Hallo Consanguineus
wenn alle Heinrich heißen ist es schon recht ungewöhnlich, aber überlebten sie alle einander? |
#9
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Ja, das kam wiederholt vor.
Geändert von consanguineus (02.08.2018 um 14:30 Uhr) |
#10
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Hallo zusammen,
meiner Meinung nach maß man den Vornamen mindestens bis zum 16. Jahrhundert die größere Bedeutung zu. Man erkennt das m. E. wunderbar z. B. daran, dass alphabetische Register nach Vornamen sortiert sind oder dass es in KB-Einträgen "Heinrich (Müller) der Schmied" u. ä. heißt. Ob das etwas mit "Individualität" zu tun hat oder ob man damals überhaupt eine dahingehende Vorstellung hatte, weiß ich nicht. Seit dem Spätmittelalter nutzte man den Familiennamen, um mehrere Träger zusammen zu fassen, z. B. in Urkunden und Lehnsbüchern "Heinrich und Hans die Müller". Dass mehrere Kinder denselben Vornamen erhalten, ist vielleicht eher Ausdruck der Wertschätzung für diesen Namen und nicht dafür, dass damit weniger "Individualität" verbunden ist. Dass jedes Kind zwingend anders heißen muss, ist vielleicht eine eher modernere Vorstellung. Es grüßt (aus dem Urlaub) der Alte Mansfelder |
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