[gelöst] Jaroschaw in Sibirien?

[trabajador]

Name des gesuchten Ortes: Jaroschaw
Zeit/Jahr der Nennung: 1920
Ungefähre oder vermutete Lage/Region: Sibirien
Ich habe die Datenbanken zur Ortssuche abgefragt [ja/nein]:

Hallo,
ein Verwandter hat bei seiner Einbürgerung angegeben, dass die Familie von 1915 bis 1918 in "Jaroschaw in Sibirien" gelebt hat, im Zuge einer Umsiedlung der deutschen Minderheit in Russland, während des 1. Weltkrieges.
Nun finde ich diesen Ort nicht. Es gibt die Stadt Jaroslawl, die aber nicht in Sibirien liegt.
Kann sich jemand einen Reim darauf machen? Gibt es so einen Ort in Sibirien oder sind sie möglicherweise nach Jaroslawl deportiert worden? Soweit ich weiß wurden die Deutschen in der Tat weiter östlich und südlich deportiert (Wolga, Kasachstan) und nicht nach Jaroslawl.

[benangel]

Wenn man diese beiden Seiten zueinander in Bezug setzt:

http://www.kfi.nrw.de/zuwanderung/Aufnahmeverfahren_Spaetaussiedler/Geschichte_Russlanddeutsche/index.php

"1908 Bei Slawgorod in Westsibirien entsteht ein geschlossenes deutsches Siedlungsgebiet."

https://de.wikipedia.org/wiki/Slawgorod

"Die Stadt liegt im Westen der Kulundasteppe, etwa 400 km westlich der Regionshauptstadt Barnaul nahe der Grenze zu Kasachstan. Unmittelbar bei der Stadt liegt der See Sikatschi, etwa acht Kilometer südlich die Stadt Jarowoje mit dem Salzsee Bolschoje Jarowoje."

Dann könnte der gesuchte Ort vielleicht Jarowoje sein.

Nachtrag: Der Ort wurde erst 1944 gegründet.

[schulkindel]

Verbannung Deutscher nach Sibirien im I. Weltkrieg

Soweit ich weiß wurden die Deutschen in der Tat weiter östlich und südlich deportiert (Wolga, Kasachstan) ...

Das war in der Tat so.
Benangel hat sich sehr ausführlich auf die Suche gemacht.
Ich tendiere dazu, dass er das richtig gedeutet hat.
Bei meinen Vorfahren aus dem Raum Lublin, Polen, ist eine Ausweisung nach Kasachstan nachgewiesen.
Für sie und andere Betroffene hat der Pfarrer der evangelischen Kirche Lublin nach ihrer Rückkehr nachträgliche Einträge im Kirchenbuch vorgenommen.

Er trägt als Beispiel im Jahr 1922 (!) eine Geburt nach, die 1919 in "Feodorowka, Kr. Kustanai, Russland" stattgefunden hat. Sibirien ist ja Russland, und das Feodorowka liegt in Kasachstan.
Auch für andere Familien hat er diesen Geburtsort angegeben, und sehr viele Sterbeeinträge hat er unter diesem Ort und andere in Russland niedergeschrieben.

Renate

[trabajador]

Danke Benangel. Aber ein 1944 gegründeter Ort kann es dann wirklich nicht sein. Man muss dazu sagen, dass die Geographiekenntnisse meiner Vorfahren über Russland wohl nicht die besten waren. Ich vermute daher, dass es wirklich Jaroslawl war, obwohl es nicht in Sibirien liegt. Vielleicht konnte er sich auch nur an Jaroslawl erinnern, weil es die letzte große Stadt auf dem Weg nach Sibirien war.
Ein anderes Problem habe ich noch mit dem Siedlungsort in Weißrussland (sie siedelten 1910 von Wolhynien nach Weißrussland). Da geht es mit den Ortsbezeichnungen auch ziemlich durcheinander.

[Irene K.]

Man muss dazu sagen, dass die Geographiekenntnisse meiner Vorfahren über Russland wohl nicht die besten waren.

Hallo,
ich an deiner Stelle würde meinen Vorfahren doch so viel zutrauen, dass sie genau wussten, ob sie nach Sibirien verbannt worden waren oder nicht.

Ich habe in meine Ortsliste von 1897 geschaut. Dort werden für die sibirischen Gouvernements und Oblaste nur zwei ähnlich klingende Orte aufgeführt. Ярославцев Логъ / Yaroslavtsev Log im Gouvernement Tomsk - das wäre schon sehr weit im Osten, ich habe den Ort nicht weiter verfolgt. Eher in Frage kommt wohl Ярославское / Yaroslavskoye im Gouvernement Tobolsk, südlich der Oblasthauptstadt Kurgan gelegen. Es führte eine Bahnlinie durch Kurgan, was dafür spricht, dass hier Verbannte aus den westlich gelegenen Ursprungsgebieten angekommen oder durchgefahren sind. (Übrigens lag auch das von Renate genannte Fedorowka direkt an der Bahnlinie nach Kustanai).

https://goo.gl/maps/9rpzEPnnrk92w47E9

http://etomesto.com/map-atlas_1000000/?x=65.373869&y=55.212448

Karte 1909

http://etomesto.com/map-atlas_marksa/?x=65.272245&y=55.078257

Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit, dass dein gesuchtes "Jaroschaw" ein winziges Dorf in der Weite Sibiriens war und deshalb nicht würdig, in diese Ortsliste aufgenommen zu werden.

Gruß, Irene

[trabajador]

Danke Irene,
das ist ein guter Hinweis. Das wäre dann Sibirien. Der Hinweis auf Sibirien stammt vom älteren Bruder meiner Oma aus seiner Einbürgerung.
Sibirien passt auch besser zu den Gepflogenheiten der Russen um 1916. Meine Oma, die allerdings noch ein kleines Mädchen war, erzählte von der Wolga. Das passt nun nicht nach Sibirien, aber wieder zu Jaroslawl. Da dieses Dorf in Sibirien auch sehr klein ist, schwanke ich noch. Bei dem Aufenthaltsort der Familie in Weißrussland hat der Onkel auch nicht das Dorf genannt, sondern die nächste größere Stadt in der Nähe. Yaroslavskoye kennt auch nicht jeder, aber die Bahnlinie ist ein Indiz dafür.
Ich markiere den Ort aber auf jeden Fall in meiner Karte.
Ist es nicht so, dass die Deutschen im WK1 nicht so weit deportiert wurden wie im WK2? Die deutsche Armee war nicht so weit vorgedrungen wie in WK2. Die Front ging ja nicht einmal bis Minsk.