Sterbeeintrag auf Latein: einige Wörter und der Sinn des Eintrags

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  • fps
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2010
    • 2161

    [ungelöst] Sterbeeintrag auf Latein: einige Wörter und der Sinn des Eintrags

    Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbucheintrag
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1731
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Allrath, Grevenbroich
    Namen um die es sich handeln sollte: Clauth


    Moin,

    bei diesem Eintrag kann ich zwar fast alles lesen und verstehen, aber wohl weil mir einige Wörter unklar sind, sind mir die Zusammenhänge nicht klar. Wer war da bei wem Diener, und wer hat von der Krankheit absolut nichts gesagt?

    Scan ist angehängt, der Eintrag findet sich hier.

    Obiit febri laborans ex Hollandia redux(?)
    ab.. Sacramentis, per in..riam Joannis
    Kirschbaum qui ipsum in domo suo servabat,
    et de morbo nihil et nullo dicebat, Godefridus
    Clauth, inscriptus frater.

    Am Beginn des Eintrags erfährt man, dass der Verstorbene wohl in Holland gewesen war, und am Schluss ist angegeben, dass er Mitglied der Bruderschaft war.

    Vielen Dank für Lese- und Interpretationshilfe im Voraus!
    Angehängte Dateien
    Gruß, fps
    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen
  • Astrodoc
    Erfahrener Benutzer
    • 19.09.2010
    • 8789

    #2


    Da dürften absque und incuriam fehlen.

    1. Wer war da bei wem Diener, und 2. wer hat von der Krankheit absolut nichts gesagt?
    Ad 1) Johann K. bei Gottfried C.
    Ad 2) Gottfried C.
    Zuletzt geändert von Astrodoc; 20.03.2024, 14:50.
    Schöne Grüße!
    Astrodoc
    ______


    Ergänzungen und Korrekturen mache ich gern. Aber Fleißarbeit erledige ich nicht mehr. Ihr müsst also etwas vorlegen!
    Beispieltexte: Polnisch: Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag ..

    Kommentar

    • Wallone
      Erfahrener Benutzer
      • 20.01.2011
      • 2415

      #3
      Hallo,

      Zunächst eine kleine Korrektur: "in domo sua" und nicht "suo". ("domus" ist weiblich).

      Zweitens glaube ich nicht, dass "servare" hier die Bedeutung von "dienen" hat, sondern eher von "auf jemanden aufpassen", da Kirschbaum ihn (Clauth) in seinem eigenen Haus (Kirschbaums Haus) betreute. Wenn es das Haus von Clauth gewesen wäre, hätte der Pfarrer "in domo ejus" geschrieben.
      Viele Grüße.

      Armand

      Kommentar

      • fps
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2010
        • 2161

        #4
        Als erstes: vielen Dank Euch Beiden!

        Zitat von Wallone Beitrag anzeigen
        Zunächst eine kleine Korrektur: "in domo sua" und nicht "suo". ("domus" ist weiblich).
        Korrekt, da habe ich mich verschrieben.

        Zitat von Wallone Beitrag anzeigen
        Zweitens glaube ich nicht, dass "servare" hier die Bedeutung von "dienen" hat, sondern eher von "auf jemanden aufpassen", da Kirschbaum ihn (Clauth) in seinem eigenen Haus (Kirschbaums Haus) betreute. Wenn es das Haus von Clauth gewesen wäre, hätte der Pfarrer "in domo ejus" geschrieben.
        Die Interpretation ist durchaus nachvollziehbar. Diese Bedeutung von "servare" kannte ich nicht.
        Gruß, fps
        Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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        • jebaer
          Erfahrener Benutzer
          • 22.01.2022
          • 1908

          #5
          Zitat von Wallone Beitrag anzeigen
          Hallo,
          Zweitens glaube ich nicht, dass "servare" hier die Bedeutung von "dienen" hat, sondern eher von "auf jemanden aufpassen", da Kirschbaum ihn (Clauth) in seinem eigenen Haus (Kirschbaums Haus) betreute.
          Da wäre der Kirschbaum aber ein schlechter Betreuer gewesen, wenn er die Krankheit seines Pfleglings verschwieg, sodass der durch seine Sorglosigkeit verstarb.
          Recht hast Du dennoch, der Knecht leitet sich nicht von servare her, sondern von servire.

          LG Jens
          Zuletzt geändert von jebaer; 20.03.2024, 18:56.
          Ist nur meine Ansicht.
          Kann jeder seine eigene haben - meiner Ansicht nach!

          Kommentar

          • Astrodoc
            Erfahrener Benutzer
            • 19.09.2010
            • 8789

            #6
            Wenn man den Text so umstellt, lässt er sich vielleicht verständlicher übersetzen:

            Obiit Godefridus Clauth, inscriptus frater,
            febri laborans ex Hollandia redux,
            absque Sacramentis, per incuriam Joannis
            Kirschbaum, qui ipsum in domo sua servabat,
            et de morbo nihil et nullo dicebat.

            Es ist verstorben Gottfried Clauth, eingeschriebener Bruder,
            aus Holland wiederkehrend (bereits) an Fieber leidend,
            (und zwar) ohne Sakramente wegen der Sorglosigkeit/Leichtsinnigkeit des Johann
            Kirschbaum, der (zwar) selbst in dessen Haus achtgab,
            und (dennoch) von der Krankheit nichts und niemandem erzählte.


            @jebaer: Ja, die Betonung des Sterbeeintrags liegt auf dem schlechten Betreuer, dessen (Nicht)Handeln dem Sterbenden sogar die Sterbesakramente vorenthielt.
            Zuletzt geändert von Astrodoc; 20.03.2024, 19:15.
            Schöne Grüße!
            Astrodoc
            ______


            Ergänzungen und Korrekturen mache ich gern. Aber Fleißarbeit erledige ich nicht mehr. Ihr müsst also etwas vorlegen!
            Beispieltexte: Polnisch: Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag ..

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            • jebaer
              Erfahrener Benutzer
              • 22.01.2022
              • 1908

              #7
              Wallone hat auch mit der Unterscheidung sua/eius und den daraus folgenden Eigentumsverhältnissen Recht. Für mich auch ohne Umstellungen/-schreibungen verständlich:

              22. September
              verstarb an Fieber leidend aus Holland zurück,
              ohne Sakramente, durch Sorglosigkeit des Johannes
              Kirschbaum, der selbigen in seinem Haus beherbergte,
              über die Krankheit nichts und zu keinem sprach, Gottfried
              Clauth, eingeschriebener Bruder.


              LG Jens
              Ist nur meine Ansicht.
              Kann jeder seine eigene haben - meiner Ansicht nach!

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              • Astrodoc
                Erfahrener Benutzer
                • 19.09.2010
                • 8789

                #8
                Sehr gut!
                Ich habe tatsächlich als ejus übersetzt und den Akkusativ ipsum nicht berücksichtigt. Aber auf solche Feinheiten kommt es nun mal an.
                Schöne Grüße!
                Astrodoc
                ______


                Ergänzungen und Korrekturen mache ich gern. Aber Fleißarbeit erledige ich nicht mehr. Ihr müsst also etwas vorlegen!
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                • Holzfux
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.03.2024
                  • 146

                  #9
                  ipsum im späten Latein: diesen
                  der sich um diesen in seinem Haus annahm..
                  wenn der Pfarrer Latein konnte, musste er nulli (Dativ)- keinem schreiben.
                  Und ich meine an dem Punkt zur Ehrenrettung des Pfarrer ein i zu erkennen, kein o
                  so der Senf vom Holzfux


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                  • fps
                    Erfahrener Benutzer
                    • 07.01.2010
                    • 2161

                    #10
                    Herzlichen Dank allen Beteiligten!

                    Ich sehe schon, mein Schullatein ist schon arg eingerostet und nicht mehr auf dem Stand der Dinge. Solche Feinheiten hätte ich da niemals herauspuzzeln können. Daher war mir die Sachlage auch unklar geblieben.
                    Gruß, fps
                    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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