[gelöst] Großer Tintenfleck // Bg 1807, Westpreußen

[Manni1970]

Quelle bzw. Art des Textes: ev. KB
Jahr, aus dem der Text stammt: 1807
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Tuchel in Westpreußen

Hallo, liebe Lesekünstler,

wir besprechen hier u.a. den Sterbefall eines Oberförsters in der Gegend von Tuchel in Westpreußen im Jahr 1807.

Leider befindet sich ein großer Tintenfleck auf dem Eintrag. Jemand meinte, daß die "Pohlnischen Bauern" ihn erschossen hätten. Das kann ich nun gar nicht lesen, sondern:

Tuchel. Nr. 25 Den 2 (zweiten) Juni Abends um 8 Uhr ward der kgl. Oberförster Herr Carl Gottlieb Scholz im Walde hinter Woziwoda auf seinem Wagen in Amtsgeschäften reisend von einigen Pohlnischen Bauern aus der Pustkowie [Tintenfleck], daß er wenige Minuten darauf zu Groß Komorz starb, alt 41 Jahre [Tintenfleck], die Obduck[t]ion [den] 8ten.

Eine Pustkowie ist eine Wüstung, Ödland. Eigentlich fehlt hier der Name der Wüstung, also müßte es eigentlich Pustkowie X heißen.

Die Gegend ist hier auf der Karte dargestellt: https://www.meyersgaz.org/place/10644030
Auf Map klicken.

Hat jemand vl. eine Idee, was es mit den "Pohlnischen Bauern" auf sich hat?

Danke vorab!
Manni

[ReReBe]

Hallo Manni,

hier in der KB-Zweitschrift (Bild 24, Nr 25) https://genealogiawarchiwach.pl/#que...ig&query.query steht, daß er von einigen polnischen Bauern erschlagen wurde.

Gruß
Reiner

[Manni1970]

Hallo Reiner,

super Idee von Dir! Vielen Dank.

An das Duplikat habe ich hier gar nicht gedacht.

Also waren es doch die Polen ...

"erschlagen" bekomme ich im Original nicht so richtig unter.

Anderes Wort für erschlagen - verprügelt, überfallen?

Endet das fehlende Wort aber nicht auf "...ßät?

Manni

[ReReBe]

Hallo Manni,

der Eintrag im Duplikat wurde wohl nur sinngemäß und nicht wortwörtlich vom Original übernommen. Egal was dort nun vom Tintenklecks überdeckt wird, die Tatsache, dass polnische Bauern den Unterförster Scholz überfallen und schwer verletzt haben, so dass er kurz darauf starb, dürfte m.E. aber unstrittig sein.

Reiner

[sternap]

an sich war tod durch wilderer oder trotz verbotes im wald lagernde personen für förster immer möglich. die angst und vorsicht ging mit.


wenn er dazu noch mit einem wagen fuhr, konnten kriminelle annehmen, dass er reisegeld bei sich hätte.
der mord geschah in einer europwaeit von missernten, kriegsfolgen und hunger geprägten zeit.

[Manni1970]

Hallo Reiner,

ja, ja, seit ich Deinen Duplikat-Fund kenne, gehe ich ebenso davon aus, daß die Gewalt von den Polen ausging, "... daß er wenige Minuten darauf ... verstarb."

Diese Duplikate wurden nach dem pr. Landrecht vom Küster der Pfarrei geschrieben und anschl. an das zuständige Amtsgericht verschickt. Gut möglich, daß der Fleck bereits vor dem Abschreiben auf dem Original war. Er war übrigens kein Unterförster, sondern auch nach einem Beamtenverzeichnis Oberförster. Unser Küster hat es demnach nicht so genau genommen.

Vermutlich hatten sie ihn dann doch angeschossen und er konnte mit sich mit seinem Einspänner gerade noch ins nächste Dorf retten, wo er verstarb.

MfG
Manni

[ReReBe]

Vermutlich hatten sie ihn dann doch angeschossen und er konnte mit sich mit seinem Einspänner gerade noch ins nächste Dorf retten, wo er verstarb.

Ja, so wird es wohl sehr wahrscheinlich gewesen sein.

Reiner