Wie forscht man, wenn man nichts sieht?

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11326

    Wie forscht man, wenn man nichts sieht?

    Moin zusammen,

    vielleicht werdet Ihr Euch wundern, warum ich so eine Frage anschneide. Keine Angst, ich bin nicht betroffen. Da meine Augen aber nicht perfekt sind, denkt man schon mal über sowas nach.

    Da kam mir irgendwann mal der Gedanke, daß es für einen Blinden doch zumindest, was die Forschungen angeht, praktisch unmöglich sein muß, Ahnenforschung zu betrieben.

    Man kann keine Akten lesen, keine Kirchenbücher... Man ist doch praktisch immer auf eine Hilfe, die zudem richtig mitzieht, angewiesen...

    Ich glaube, etwas Schlimmeres als Blindheit gibt es nicht, wenn man Ahnenforschung betreibt.

    Wie denkt Ihr darüber?

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • Tantchen
    Erfahrener Benutzer
    • 14.05.2009
    • 592

    #2
    Hallo Friedrich,

    ja, die alleinige Suche gestaltet sich sicherlich schwierig. Aber als Blinder ist man ja eigentlich oft auf Hilfe anderer angewiesen, so dass sich für dieses Hobby evtl. andere Menschen - sogenannte freiwillige Helfer - finden lassen, die mit dem Blinden zusammen die Ahnenforschung betreiben....Vielleicht sind sie mit der Zeit dann selber so begeistert und fangen an, ebenfalls ihre Ahnen zu suchen.....


    Schönen Sonntag!

    Lieben Gruß
    Tantchen

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    „Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Pillkallen ist es umgekehrt.“

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    • Strobo
      Erfahrener Benutzer
      • 04.05.2007
      • 211

      #3
      Ich denke auch ohne fremde Hilfe geht da nix. Webseiten kann man sich ja schon vorlesen lassen vom Computer aber bei Kirchenbüchern geht das nur durch gutes Zureden des Pfaffen ^^

      Kommentar

      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Friedrich,

        in heutiger Zeit ist das Hobby Ahnenforschung für jemanden, der bild ist, sicher schon ein wenig einfacher geworden. Zumindest, alles das, was man über das Internet erforschen und erfragen kann, stellt für viele nicht mehr das große Problem dar. Es gibt sehr gute Software, die das Geschriebene in Sprache "übersetzen".

        Ich habe einen blinden Bekannten, der zeitlebens Wissenschaftler in der Forschung war. Natürlich hatte er immer eine Hilfe. Die braucht er aber vor allem auf Reisen für die Orientierung und zum Vorlesen. Seine Forschungsergebnisse sind aber vor allem auf präzises strategisch geplantes Herangehen, unbändige Hartnäckigkeit, umfangreiches Wissen und großen Spürsinn und keine Scheu, auch mal den falschen anzurufen, zurückzuführen.

        Ich glaube, ein großer Hemmschuh bei vielen, mich eingeschlossen, ist unser "vorausschauendes" Denken. Wir machen uns einfach zu viele Gedanken, wie unser Gegenüber wohl denken, meinen oder reagieren könnte, wenn wir mit etwas merkwürdigen Fragen daherkommen. So vermeiden wir so manchesmal sicherheitshalber eine Kontaktaufnahme, die sich als sehr wage, wenn nicht sogar absurd darstellt aber im Nachhinein vielleicht doch der Schlüssel zum Ziel gewesen wäre. Ich denke, jemand der forscht und blind ist, geht damit viel freier um, weil seine Möglichkeiten eh schon viel einschränkter sind.

        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

        Kommentar

        • Luise
          Erfahrener Benutzer
          • 05.02.2007
          • 2300

          #5
          Hallo Friedrich,
          was in einem solchen Fall die Ahnenforschung betrifft, habe ich (zum Glück) noch nicht drüber nachgedacht. Aber vorgestellt, dass jemand der blind ist nicht mehr häkeln, stricken und sticken, was meine abendliche Beschäftigung beim Fernsehen ist, kann schon und bereits das fand ich sehr schreckend.

          Also hoffen wir, dass unsere Augen noch seeeeeeeeeeeehr lange gucken können.
          Liebe Grüße von Luise

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11326

            #6
            Moin zusammen,

            Danke erstmal in Eure Einschätzungen! Ich hoffe, wie Luise, daß wir alle unsere Sehkraft noch lange haben werden! Hina liegt sicherlich richtig mit ihrer Ansicht, daß zumindest die technische Seite lösbar ist. Aber in vielen Dingen bleibt man eben auf einen guten Sehenden angewiesen.

            Es ist natürlich auch eine Sache des Vertrauens: Stellt Euch mal den (hoffentlich nie vorkommenden) Fall vor, wenn jemand einem Blinden Kirchenbucheinträge vorliest: Der könnte theoretisch alles Mögliche sagen; der Blinde kann es ja nicht überprüfen!

            Also ohne absolutes Vertrauen nicht nur in die technischen Möglichkeiten, sondern vor allem in die Loyalität des Helfers geht es meiner Meinung nach nicht!

            Friedrich
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Siegfried Mühle
              Erfahrener Benutzer
              • 13.10.2006
              • 211

              #7
              Blinde Ahnenforscher gibt es mehr, als man zunächst glaubt.
              Normale Schrift können auch Blinde mit entsprechenden Geräten (Scannern) lesen. Aber das Gekritzel in Kirchenbüchern, bei dem schon der "normale" Leser seine Probleme hat, bleibt ihnen tatsächllich verschlossen.
              Das Internet bereitet nur Schwierigkeiten, wenn die Gestalter von Homepages nicht die gesetzlich festgeschriebene Barrierefreiheit eingehalten haben.

              Ich habe viele Jahre mit einem völlig blinden Ahnenforscher sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Er hat sogar seine Homepage selbständig aufgebaut.
              Seht selbst: www.scarbarth.de
              Er gibt bestimmt auch gern Auskunft, wie er seine Forschung betreibt.

              Siegfried (Mühle)

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              • Uli
                Erfahrener Benutzer
                • 15.10.2006
                • 154

                #8
                Hallo Luise,
                Aber vorgestellt, dass jemand der blind ist nicht mehr häkeln, stricken und sticken
                Mal ehrlich schaust du bei diesem Hobby immer auf deine Hände ?
                Was glaubst du wieviele nichtsehende Menschen dieses Hobby haben ? stricken und häklen, diese Tätigkeiten übten viele Blinde früher in den Familien aus um auch der Familie zu nutzen. Glaubt ihr wirklich dass Blinde so hilflos sind ? In diesem Fall dürften sie wohl noch nicht mal auf die Strasse müssten den ganzen Tag in einer Zelle sitzen. Es gibt viele Blinde die weitaus selbstständiger leben als sogenannte nicht Behinderte. Diese führen einen Haushalt oder gehen arbeiten, sie haben ein ganz normales leben treiben Sport usw warum sollten sie deswegen keine Ahnenforschung betreiben nur weil sie keine Texte in den Dokumenten lesen können. Ich denke schon dass viele Mitarbeiter in Archiven oder Arbeitsgemeinschaften hier hilfreich zur Seite stehen und helfen. Unselbständig sind sie in keinem Fall.

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