Verlorene Kirchenbücher

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  • jele
    Erfahrener Benutzer
    • 16.05.2012
    • 2797

    Verlorene Kirchenbücher

    Liebe Gemeinde,

    angesichts der vielen kriegsbedingten Verluste von Kirchenbüchern, nicht nur im Osten, stösst man bei der Suche nach Vorfahren doch oft an Grenzen.
    Auf der anderen Seite war das Interesse an der Ahnenforschung auch vor dem Krieg bzw. vor den Nürnberger Gesetzen vorhanden.
    Es ist also schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer regen (genealogischen) Forschung auszugehen, d.h. dass Heimatforscher Kirchenbücher zumindest teilweise abgeschrieben haben.
    Das wird ja immer wieder publik, z.B. die Verkartung der Bettenhausener (b. Kassel) Kirchenbücher, deren Originale komplett vernichtet worden sind: http://www.erinnerungen-im-netz.de/go/id/zz/

    Ich rede nicht von den bekannten Großaktionen wie z.B. die Verfilmung der Berliner Kirchenbücher 1935/36, sondern von einzelnen Aktionen von Heimatforschern, Archivaren, Pfarrern u.a.

    Gibt es da Ansätze einer systematischen Erfassung.
    D.h. eine Übersicht, wer wo was erfasst hat, wo dies liegt oder wo dies publiziert worden ist.
    Ich denke v.a. an die riesigen Verluste ostpreußischer Bestände, aber natürlich auch an andere Regionen.

    Vielleicht kann da jemand was dazu sagen.

    Es dankt und grüßt schon mal herzlich

    jele
  • Gerhard_47
    Benutzer
    • 30.11.2008
    • 52

    #2
    Verlorene Kirchenbücher / Verkartungen

    Zitat von jele Beitrag anzeigen
    Liebe Gemeinde,

    angesichts der vielen kriegsbedingten Verluste von Kirchenbüchern, nicht nur im Osten, stösst man bei der Suche nach Vorfahren doch oft an Grenzen.
    Auf der anderen Seite war das Interesse an der Ahnenforschung auch vor dem Krieg bzw. vor den Nürnberger Gesetzen vorhanden.
    Es ist also schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer regen (genealogischen) Forschung auszugehen, d.h. dass Heimatforscher Kirchenbücher zumindest teilweise abgeschrieben haben.
    ...

    Gibt es da Ansätze einer systematischen Erfassung.
    D.h. eine Übersicht, wer wo was erfasst hat, wo dies liegt oder wo dies publiziert worden ist.
    Ich denke v.a. an die riesigen Verluste ostpreußischer Bestände, aber natürlich auch an andere Regionen.

    Vielleicht kann da jemand was dazu sagen.

    Es dankt und grüßt schon mal herzlich

    jele

    Hallo jele,
    und zu aller Information,

    es betrifft zwar nicht die 'Sorgengebiete im Osten', könnte aber durchaus von allgemeinem Interesse sein:


    Der „Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e.V.“, mit Sitz in Stuttgart,

    hat im Jahre 2006 das

    Verzeichnis der Kirchenbuchverkartungen und Ortsfamilienbücher in Baden-Württemberg

    ( ISBN 3-934464-09-2 ) herausgegeben.

    Im ersten Teil findet sich eine Zusammenstellung, welche Kirchenbücher (meist evangelisch) verkartet wurden (Pfarrei, Kirchenbuch mit Zeitspanne), den jeweiligen Autor und wo diese Werke aufliegen und von interessierten Familienforschern eingesehen werden können.
    Manche Werke sind auch microverfilmt und stehen im Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart bereit.
    Der zweite Teil beinhaltet die Auflistung der Ortsfamilienbücher in Baden-Württemberg.
    Diese können z.B. in der Bibliothek des o.g. Vereins eingesehen werden.

    Dieses Verzeichnis kann - nach meiner Kenntnis - beim Verein erworben werden (Nicht-Mitglieder € 10,00).

    Beste Grüße
    Gerhard
    „der aus’m Schwarzwald“

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    • jele
      Erfahrener Benutzer
      • 16.05.2012
      • 2797

      #3
      Geht doch

      Hallo Gerhard,

      vielen herzlichen Dank, das ist doch mal ein Anfang. Das Buch gibt's auch in der Staatsbibliothek in Berlin.


      Gruß in'n Schwarzwald

      jele

      Kommentar

      • jele
        Erfahrener Benutzer
        • 16.05.2012
        • 2797

        #4
        Mehr?

        Hallo zusammen,

        mittlerweile habe ich gelernt, dass die von mir gesuchten Exzerpte der Kirchenbücher Kirchenbuchverzettelungen heißen, was aber meine Neugier auf mehr davon nicht schmälert.
        Wenn also jemand Kenntnis von vorkriegszeitlichen Verzettelungen nördlich und östlich von Baden-Württemberg hat, würde ich mich über eine Nachricht freuen.
        Oder gibt es gar eine gebietsübergreifende Erfassung aller diesbezüglichen Sammlungen?
        Es geht mir einfach darum, herauszufinden, ob vor den großen Zerstörungen und Verlusten des 20. Jahrhunderts jemand Kirchenbücher erfasst (abgeschrieben, exzerpiert) hat, und, weit wichtiger, ob dies auch bekannt ist.

        Für Euer Interesse dankt grüßend

        jele

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        • HuiBuh
          Erfahrener Benutzer
          • 15.01.2009
          • 131

          #5
          Hallo jele,

          ein wirklich spannendes Thema wie ich finde, zumal ich selbst bei meinen Vorfahren aus der Neumark und Pommern deswegen nicht weiterkomme.
          Kennst du diese Seite hier schon? http://www.v-weiss.de/publ5.html
          Zu Kirchenbuchverkartung bzw. -verzettelung findet sich dort so einiges...
          Weiterhin könntest du auch unter der Bezeichnung Kirchenbuch- oder Sippenkartei fündig werden. So gab es z. B. eine im Rathaus von Stolp (Pommern), in der sämtliche Kirchenbucheintragungen der Kirchenkreise Stolp-Stadt und Stolp-Land bis einschließlich 1874 verkartet wurden. Was daraus geworden ist, konnte ich allerdings leider nicht herausfinden.

          Viele Grüße,
          Thilo

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          • jele
            Erfahrener Benutzer
            • 16.05.2012
            • 2797

            #6
            Danke

            Hallo Thilo,

            vielen Dank für Deine Antwort.
            Auf die von Dir angegebene Seite kam ich beim Googeln nach dem Begriff "Kirchenbuchverkartung".
            Sehr interessant auch Dein Hinweis auf die Stolper Kartei, ich denke, dass das auch viele in diesem Forum interessieren dürfte.
            Und vielleicht weiß ja jemand sogar mehr darüber?
            So bedeutsam diese Einzelfälle auch sind, mich interessiert in erster Linie, ob es Bestrebungen gibt, solche Einzelphänomene zu erfassen und zu bündeln (gebiets- oder kreisweise Erfassung), auf dass nicht jeder Einzelne immer wieder den gleichen Weg gehen muss.
            Als Beispiel möchte ich nennen: H[ermann] v[on] Redern, Genealogische Nachrichten aus den Kirchenbüchern von Spandau, Oranienburg, Seegefeld und Cladow. In: Märkische Forschungen 15 (1880), S. 1-285.

            Ich freute mich in jedem Fall, hier ein etwas lebhafteren Gedanken- und Wissensaustausch gedeihen zu sehen.

            Beste Grüße

            jele

            Kommentar

            • HuiBuh
              Erfahrener Benutzer
              • 15.01.2009
              • 131

              #7
              Tjaa, die systematische Erfassung solcher Bestände wäre zwar ohne Zweifel von großer Bedeutung für die Forschung, bekannt ist mir eine solche jedoch leider nicht. Zu schwierig wäre es wahrscheinlich in vielen Fällen, den heutigen Verbleib derartiger Vorkriegsbestände (zumindest derzeit) zu rekonstruieren. Wer weiß denn schon, wie viel noch alles in polnischen und gerade auch in russischen Archiven lagert?
              Neben der Stolper Kartei (über die ich im Internet trotz der großen Verluste im Kreis Stolp kaum etwas finden konnte) sei hierzu auch das (alte) Einwohnermelderegister von Berlin genannt. Stets heißt es, dass dieses bei einem Bombenangriff auf das Polizeipräsidium zerstört worden wäre, liest man jedoch einen entsprechenden Artikel im Jahrbuch des Landesarchivs Berlin (2008), so erfährt man stattdessen, dass dieses vorher auf unterschiedliche Standorte ausgelagert wurde und zumindest teilweise den Krieg auch überstanden haben dürfte. Wo es daraufhin aber abgeblieben ist, das weiß leider keiner...

              Viele Grüße,
              Thilo

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              • jele
                Erfahrener Benutzer
                • 16.05.2012
                • 2797

                #8
                Hallo Thilo,

                für Berlin ist die Situation ja noch vergleichsweise paradiesisch.
                Zwar weiß ich auch nicht, wo die Personenstandskartei geblieben ist, aber dafür sind nahezu alle Kirchenbücher seit 1583 (Nikolai- und Marienkirche) - sofern sie nicht, wie die der Petrikirche vor 1681 (Taufen), 1757 (Trauungen) bzw. 1700 (Beisetzungen) durch die vielen Brände des 18. und 19. Jahrhunderts verloren gegangen waren - durch die Verfilmungen 1935/36, von denen Lichtbildabzüge gemacht wurden, die wiederum zu Büchern zusammengebunden wurden, auf uns gekommen.

                Was Deine Mutmaßungen über Bestände in polnischen oder russischen Archiven anbelangt, so beträfe dies doch wohl nur Originaldokumente.

                Ich möchte hier den Fokus aber ausdrücklich auf vor dem Krieg angefertigte handschriftliche Abschriften oder an entlegenen Orten, wie den obengenannten "Märkischen Forschungen" publizierte Aufsätze richten.

                Vielleicht müsste man das tatsächlich gebietsweise untersuchen. Erst einmal versuchsweise bei besonders hartnäckigen Fällen im Osten, warum z.B. nicht bei der Neumark?
                Gab es da nicht spätestens ab 1935 Leute, die sich vermehrt mit ihren Ahnen beschäftigt haben? Ist da tatsächlich alles vernichtet worden? Auch private Aufzeichnungen? Zumindest im adligen Umfeld habe ich bisweilen selbst gehört, wie z. B. der Senior "wenigstens noch die wichtigsten Unterlagen" retten konnte, darunter oft auch genealogische Notizen.
                Oder aber es existiert bereits ein solches Unterfangen, und ich weiß es nur nicht.

                Gute Nacht

                jele

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                • HuiBuh
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.01.2009
                  • 131

                  #9
                  für Berlin ist die Situation ja noch vergleichsweise paradiesisch.
                  Ja, damit hast du auch wieder recht. Ausgerechnet meine väterliche Linie kommt aus dem Kreis Züllichau-Schwiebus und wenn man sieht was da vor dem Krieg noch alles vorhanden war bzw. wie wenig davon heute noch übrig ist. Von den anderen Ostgebieten ganz zu schweigen...

                  Gruß,
                  Thilo

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                  • Hintiberi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 26.09.2006
                    • 1075

                    #10
                    Ich schlage dieses "Posting" für den Beitrag des Monats vor!
                    Ein ähnlicher Gedanke kam mir auch mal in den Sinn, als ich feststellte, daß ein Pfarrer Anno 1870 für seinen Wirkungsort ein nach Häusern geordnetes Familienbuch mit vielen Anmerkungen und Schlußfolgerungen handschriftlich erstellt hatte. Das muß in jahrelanger, mühevoller Arbeit passiert sein.
                    Ich kann mir gut vorstellen, daß auch andere Pfarrer so etwas zusammentrugen - zumindest kenne ich für manche Pfarreien auch Familienregister oder anders geartete Nebenregister auf Grundlage der Kirchenbücher.

                    Viele Grüße
                    Jens
                    Meine Ahnen
                    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                    www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

                    Kommentar

                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4843

                      #11
                      Für einige Pfarren des Bistums Passau gibt es solche Familienbücher. Die mir bekannten liegen offenbar im Archiv des Bistums und sind zumindest teilweise bei matricula zugänglich. Die Qualität ist - sowohl von der Lesbarkeit als auch vom Inhalt her betrachtet - recht unterschiedlich.
                      Gruß
                      gki

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                      • jele
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.05.2012
                        • 2797

                        #12
                        Zu viel der Ehre

                        Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen
                        Ich schlage dieses "Posting" für den Beitrag des Monats vor! .
                        Hallo Jens,

                        erst wurde monatelang geschwiegen, jetzt "Beitrag des Monats"?
                        Da wird mir ganz schwindlig!
                        Nein, ernst jetze!
                        Die Frage ist doch, wo die ganzen Vorkriegsinformationen geblieben sind, und wie man sich ihrer bedienen könnte.
                        Es ist auch eine Frage der Logistik. Wohin kann sich jemand wenden, der etwas hat, von dem er weiß, dass das Original verlorengegangen ist (Abschrift, Exzerpte, "Beifang" etc.) genauso wie der (oder die), der (oder die) etwas sucht.

                        Ich ersuche aber zunächst alle um weitere Wortmeldungen und Ideen.

                        Gruß und Dank

                        jele

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                        • Hintiberi
                          Erfahrener Benutzer
                          • 26.09.2006
                          • 1075

                          #13
                          moinsen!

                          Ich bin nicht so häufig im Forum, daher passe ich meine Aussage an und schlage den Beitrag zum Beitrag des Monats September vor.

                          Was die 'Logistik' angeht, wird das ganze durchaus problematisch, zumal vielleicht gar keine Kenntnis über solcherlei Zettelwirtschaften herrscht und diese u.U. von Ahnungslosen entsorgt werden.
                          Man müßte ggf. gezielt Nachlässe von Heimatforschern dahingehend untersuchen, ob sich genealogische Zusammenstellungen oder Abschriften darunter befinden. Nur muß man dann eben erstmal wissen, wo man anfangen soll...
                          Meine Ahnen
                          http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                          www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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                          • Ostpreussin
                            Erfahrener Benutzer
                            • 17.06.2012
                            • 932

                            #14
                            Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen
                            Ein ähnlicher Gedanke kam mir auch mal in den Sinn, als ich feststellte, daß ein Pfarrer Anno 1870 für seinen Wirkungsort ein nach Häusern geordnetes Familienbuch mit vielen Anmerkungen und Schlußfolgerungen handschriftlich erstellt hatte. Das muß in jahrelanger, mühevoller Arbeit passiert sein.
                            Ich kann mir gut vorstellen, daß auch andere Pfarrer so etwas zusammentrugen - zumindest kenne ich für manche Pfarreien auch Familienregister oder anders geartete Nebenregister auf Grundlage der Kirchenbücher.
                            Hallo zusammen,

                            ich glaube, viele von uns, gerade die, die in den ehemaligen Ostgebieten forschen, träumen von Ersatzregistern. In der Tat gab es diese ja sogar offiziell, als Kirchenbuchzweitschriften, die in regelmäßigen Abständen abgeliefert werden mussten. Es scheint jedoch, als ob sowohl die Originale als auch die Zweitschriften all zu häufig Kriegsverluste wurden. Tja, und die von Pfarrern erstellten "Privatregister"... wer weiß, vielleicht sind etliche von ihnen auf der Flucht mit in den Westen gelangt und lagern jetzt auf irgendwelchen Dachböden von Nachfahren, die nicht wissen, was sie damit machen sollen.
                            Schlimme Vorstellung. Mich plagt besonders die verheerende Lage der älteren Kirchenbücher einiger Orte der Kreise Schlochau, Dt. Krone, Flatow.

                            Ein "Ersatzregister-Verzeichnis" wäre jedenfalls generell eine gute Sache

                            Liebe Grüße, Tina
                            Viele Grüße von der Ostpreussin

                            "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

                            Kommentar

                            • Grapelli
                              Erfahrener Benutzer
                              • 12.04.2011
                              • 2223

                              #15
                              Zitat von Ostpreussin Beitrag anzeigen
                              Ein "Ersatzregister-Verzeichnis" wäre jedenfalls generell eine gute Sache
                              Hallo zusammen,

                              was mich bei dieser Diskussion wundert: Die Vertriebenen (kenne das vom Sudetenland) haben doch jede Menge Strukturen: Vereine, Heimatkreise, Ortsgruppenbetreuer, Zeitschriften, Archive etc. Gibts solche Strukturen für Vertriebene aus Ostpreußen nicht? Denn die sammeln gewöhnlich genau diese Informationen.
                              Herzliche Grße
                              Grapelli

                              Kommentar

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