[gelöst] Taufeintrag 1662

[rotena]

Quelle bzw. Art des Textes: Taufe
Jahr, aus dem der Text stammt: 1662
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Altenheim
Namen um die es sich handeln sollte: Knoblauch, Schmidt

Hallo zusammen,

kann mir jemand bitte helfen den Taufeintrag anbei zu entziffern? Mit den Wörtern, die ich bisher entziffern kann, kann ich mir noch nicht wirklich einen Reim daraus machen, was dort passiert ist.

Vielen Dank, Anja


Sontags den XVI. Novembris 1662
an XXV Trinitatis, ließ Maria Regina Schmi-
din, des ehel. außgetretenen Hanß Knoblauchs
des Schusters, verlassenes Weib .. ein Meidlein
tauffen, Anna Ursula genannt, Gevatter waren:
h. Michel Biebold Major und Cronenwürth: m.
Hanß Dieterich Ansel der Huffschmidt, beie alhier
und h. Hanßen Raufen? des Schultheissen zu Zehen-?
heim, eheliche Haußfrau; dies Weibe haben sich
im Scheerhäusel? .. lustig gemacht ..
.. zwischen dem Christag 1662 und dem ...
Jarstag? 1663 hat Clauß Schmid dieses Weib
mit ihrem .. Knoblauch ... in die obere Margg.?
geführet. Gott ... allen ein guten Sinn

[Jürgen Wermich]

Sontags den XVI. Novembris 1662
Dn. XXV Trinitatis, ließ Maria Regina Schmi-
din, des Ehr. außgetrettenen Hanß Knoblauchs
des Schusters, verlassenes Weib .. ein Meidlein
tauffen, Anna Ursula genandt, Gevattern waren:
H(err) Michel Diebold Major und Cronenwürth. M(eister?)
Hanß Dieterich Ansel der Huffschmidt, beide alhier
und Ursula Wagnerin, H(errn) Hanßen Rauchen des Schultheissen zu Ichen-
heim, eheliche Haußfraw. Die Weiber haben sich
im Scheerhäusel ... lustig gemacht (perge) Ohnge-
fehr zwischen dem Christag 1662 und dem Newen
Jarstag 1663 hat Clauß Schmidt dises Weib
mit ihren Jungen Knoblauchstöcken in die obere Margg.
geführet. Gott gebe ihnen allen ein guten Sinn ...

[Anna Sara Weingart]

Hallo

"obere Margg." = Obere Marggrafschaft

https://www.alemannische-seiten.de/wissen/baden_obere-markgrafschaft-baden-durlach.php

Das waren diese farbigen Gebiete südlich von Lahr:
de.wikipedia.org/wiki/Datei:Markgrafschaft_Baden-Durlach.png

[Anna Sara Weingart]

So

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Markgrafschaft_Baden-Durlach.png

[rotena]

Vielen Dank Jürgen für die Transkription und danke @Anna Sara für die Infos zur Oberen Marggrafschaft! Leider bin ich immer noch nicht so richtig schlau geworden.

Wenn ich das richtig verstehe, hat die Maria Regina Schmidt also am 16.11.1662 eine Tochter in Altenheim taufen lassen und sich im Scheerhäusel (Was ist damit gemeint?) mit Ursula Wagner (?) lustig gemacht.

Zwischen dem 24.12.1662 und dem 01.01.1663 hat Clauß Schmidt (eventuell ein Verwandter?) die Maria Regina Schmidt mit ihren Kindern in die Obere Marggrafschaft gebracht.

Ihr Ehemann Johann Knoblauch ist zu der Zeit nicht im Ort und (aus der Kirche?) ausgetreten.

Johann Knoblauch und Maria Regina hatten zu der Zeit mindestens 5 Kinder:
1) Friedrich Rudolf Knoblauch *um 1652 in ?, +1690 Kirchen, oo 1671 Kirchen
2) vermutlich: David Knoblauch *um 1654 in ?, +1725 Kleinkems, ooI. um 1683 Ravensburg, ooII. 1695 Kleinkems
3) Christian Knoblauch ~ 1658 Ichenheim, + 1679 Kirchen
4) Julius Knoblauch, ~ 1660 Altenheim, +1713 Kirchen, oo1684 Kirchen
5) Anna Ursula Knoblauch, ~1662 Altenheim, +1667 Kirchen

Eine weitere Tochter Anna Magdalena Knoblauch ~+1656 Ichenheim war bereits verstorben.

Vermutlich sind diese Kinder mit "jungen Knoblauchstöcken" gemeint.

Ein weiterer Sohn, Johann Knoblauch wird im November 1664 in Kirchen bei Lörrach getauft - nach der Karte könnte das in der Oberen Marggrafschaft liegen. Das passt also.

Vielleicht stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch, aber was könnte die Notiz des Pfarrers "Gott gebe ihnen allen einen guten Sinn" bedeuten?

[Jürgen Wermich]

Diese anekdotenhaften Bemerkungen waren sicher nicht dazu gedacht, sie 350 Jahre später in allen Einzelheiten nachvollziehen zu können.

Einige Vorschläge zur Deutung, Gewissheit wird man kaum erlangen können:

Damals konnte man nicht aus der Kirche austreten.
"Ehr ausgetreten" bezeichnet m. E. das unehrenhafte Verhalten, dass ihr Mann sie verlassen hat.

Welche Weiber sich lustig gemacht haben, ist unklar.
Ich deute es so, dass über Maria Regina Schmidt im Ort gelästert wurde, und vielleicht in einem solchen Umfang, dass sie lieber andernorts neu anfangen wollte.
Vielleicht gab man ihr ja eine Teilschuld, dass ihr Mann sie verlassen hat.

Die jungen Knoblauchstöcke sind sicher die Kinder.

Claus Schmidt wird ein Verwandter der Mutter sein, der sie aus der feindseligen Umgebung herausführt.

Der Schlusssatz des Pfarrers ist wohl der Wunsch, dass die unerfreulichen Umstände vielleicht einem göttlichem Plan folgen, der am Ende zu einem guten Ende führt.

[Anna Sara Weingart]

Scheerhaus = Frisör / Barbierstube

Also haben anscheinend die Weiber im Frisörsalon gespottet (sich lustig gemacht)


(Bild 1 aus Basel)

[Anna Sara Weingart]

Das Gespotte der Weiber ist hier erwähnt als Grund, warum sie weggezogen ist, Das ist ja auch unerträglich