Tod der unehlichen Kinder

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  • Peter G.
    Erfahrener Benutzer
    • 05.06.2006
    • 497

    Tod der unehlichen Kinder

    Hallo zusammen,
    bei der Erstellung "meines" OFB ist mir eines besonders aufgefallen.
    Unehliche Kinder hatten eine wirklich geringe Überlebenschancen, zumindest bis ins Jahr 1900.
    Während die in der Ehe geborene Kinder gute Aussichten hatten das Erwachsenenalter zu erreichen haben die unehelichen Kinder eine (geschätzte) ca. 30%ige Chance.
    D. h. von 100 starben 70 Kinder. Wurden da die Kinder dermaßen vernachläßigt bis sie starben.
    Welche Erfahrungen habt ihr mit unehelichen Kindern gemacht.

    Gruß
    Peter
    Bin immer auf der Suche nach dem FN Willumeit vor 1920
  • Ursula
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2007
    • 1348

    #2
    Hallo Peter,

    in % habe ich es noch nicht ausgerechnet, aber dem Augenschein nach hab ich auch das Gefühl.


    Ist schon merkwürdig.

    Manch einer starben alle ihre unehelichen Kinder.
    Ich frage mich auch, wie diese Tagelöhnerinnen lebten mit ihren Kindern. Wahrscheinlich waren sie ja Dienstmägde. Wo waren denn dann solange die Säuglinge? Sicher konnten sie sie nicht den ganzen Tag "hüten".


    Viele Grüße
    Uschi

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    • Friwigi
      Benutzer
      • 22.05.2008
      • 61

      #3
      Hallo Peter,
      die unehelichen Kinder kamen früher häufig bei den ärmeren Leuten vor, bei den reicheren wurde dann eine Ehe sozusagen "verordnet", da man ja nicht in Schande kommen wollte. Oftmals fehlte auch das nötige Kleingeld, dass die unehelichen Eltern heiraten konnten.
      Wie ich aus Kirchenbüchern sehen konnte, wurde auch vermutet, dass bei vielen Säuglingen im Tode etwas nachgeholfen wurde, da eine ledige Mutter oft große Schwierigkeiten hatte, einen Mann zu bekommen.
      Für heute viele Grüße
      Friedrich II

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      • viktor
        Erfahrener Benutzer
        • 17.01.2007
        • 1187

        #4
        Statistisch könnte ich es nicht genau werten, aber bei der Erfassung eines kompletten Kirchspieles in Thüringen ist mir dieser Fakt auch aufgefallen.
        Es ist wirklich bemerkenswert, wie wenig uneheliche Kinder früher überlebten.
        Man traut sich wirklich kaum nach den Ursachen zu fragen.
        Mir ist ein Fall erinnerlich, wo die Tochter eines Anspänners (also keine armen Leute) vom Knecht geschwängert wurde. Die Heirat mit dem Kindesvater wurde von den Eltern verweigert. Die Tochter im nächsten Jahr einem Bauernsohn aus dem Nachbardorf "angedreht".
        Noch bevor ich in die Steberegister schaute, wusste ich mit "Ansage" welches Kind ich finden werde.

        Kommentar

        • Fronja
          Erfahrener Benutzer
          • 12.10.2007
          • 577

          #5
          Bei meinen Vorfahren kommt häufig die nachträgliche Heirat samt Anerkennung des unehelich geborenen Kindes vor.

          Bis jetzt sind mir ansonsten noch keine unehelichen Kinder untergekommen.

          Ist schon traurig, das man (anscheinend) bei solchen Kindern ein wenig nachgeholfen hat. Wenn man sich aber dann die Zeit von damals vor Augen führt, durchaus verständlich.

          Gruß
          Stefanie
          Bickhard(t), Rühl - Simmershausen
          Jantzen, Jentz, Grabow, Zeisi(n)g - Kröpelin, Dorf Glashagen, Grevesmühlen, Grebbin, Wismar
          Badzinski, Gellerich - Hannover
          Badzinski, Heiermann, Schafstein, Hö(oe)v(f)ener - Castrop-Rauxel, Herne und Umgebung
          Badzinski, Trojan - Kr. Sensburg

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11326

            #6
            uneheliche Kinder

            Moin zusammen,

            zu dem Thema gab's schon mal was:

            Ein Hallo in die Runde, ich zerbreche mir seit einigen Tagen den Kopf. Die Ahnenforschung betreibe ich noch nicht lange, so daß mein Wissen darüber noch nicht allzu groß ist. Mein Problem stelle ich nachfolgend zur Diskussion. Ich hoffe, daß ich mich verständlich ausgedrücke. Vielleicht bekomme ich eine Lösung. Im Jahr 1827


            Friedrich
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Peter G.
              Erfahrener Benutzer
              • 05.06.2006
              • 497

              #7
              Guten Morgen zusammen,
              ja, es stimmt einen sehr traurig wenn man über das Leid der Säuglinge nachdenkt bis sie letztendlich erlöst wurden.
              Es ist aus heutiger Sicht schwer, den Müttern dieser Kinder verständnis entgegen zu bringen die ihre Kinder haben sterben lassen oder (spekulativ) sogar massiv nachgeholfen haben.
              Wie verzweifelt aber müssen die Mütter gewesen sein... keine Zukunftsperspektive, ausgestoßen von der Gesellschaft oder noch schlimmer von den eigenen Eltern. Einige Male habe ich auch gelesen, dass das Kind bei der Schwester geboren wurde, d.h. sie wurden von zu Hause fortgejagt. Sie selbst waren ja kaum älter als 18 Jahre manchmal auch noch jünger.
              Na, ich weiß nicht ob man den Mütter vorwürfe machen kann, eher doch der damaligen Gesellschaft die es haben soweit kommenlassen und die Mütter passiv dazu gedrängt haben.
              Gott sei Dank ist diese Zeit vorrüber!

              Gruß
              Peter
              Bin immer auf der Suche nach dem FN Willumeit vor 1920

              Kommentar

              • Xtine
                Administrator
                • 16.07.2006
                • 28393

                #8
                Hallo,

                da hab ich ja Glück gehabt, daß es mich gibt
                Meine Uroma hatte nur uneheliche Kinder (7! von mind. 4 Männern), ihre Mutter wurde auch unehelich geboren, erst nach dem 4. Kind heirateten ihre Eltern (und bekamen weitere 10! Kinder). Beide waren "nur" Dienstmagd.
                Bin ich froh, daß beide von den meisten ihrer Kinder überlebt wurden. Die die früh starben, waren wohl wirklich zu schwach oder krank
                Viele Grüße .................................. .
                Christine

                .. .............
                Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                (Konfuzius)

                Kommentar

                • Dorothea
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.03.2008
                  • 1415

                  #9
                  Hallo Christine,
                  schön, dass es es Dich gibt, Du weißt ja, nur die stärksten überleben!


                  Grüße - Dorothea -

                  Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
                  --------------------------------------------------------



                  Kommentar

                  • Alvire
                    Benutzer
                    • 09.10.2008
                    • 81

                    #10
                    Die Diskriminierung unehelicher Kinder hielt per Gesetz noch bis zum Jahre 1998 (!) an. Erst seit diesem Zeitpunkt sind sie in allen Punkten gleichgestellt. Selbst wenn sie erst nach dem Tod der Eltern von ihrer Abstammung erfahren, sind sie seither sogar Erbberechtigt.

                    In der Zeit 1500-1800 darf man den Einfluss der Kirche nicht unterschätzen. Da gab es einige Pfarrer die entsprechend von der Kanzel bruellten und vor allem die Bibel zitierten in der es heisst, das uneheliche Kinder "Dreck" (sinngemäss, nicht wörtlich) sind.

                    Na ja... und heute macht doch nur das Jugendamt manchen ledigen Müttern bisweilen das Leben schwer. Vor allem wenn vielleicht noch irgendwelche Stockkonservative verbohrte Nachbarn mit nicht mehr Zeitgemäßen Moralvorstellungen, die die ledige Mutter sowieso nicht leiden können und sie als Hure bezeichenen, und das "Arme Kind, das gehört der Schlampe doch weggnommen" zusetzen.

                    Aber sonst, kräht heute doch eigentlich kein Hahn mehr danach.

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                    • Carlton

                      #11
                      Ich habe in einem KB um 1840 mehr als 50 uneheliche Kinder gefunden. Alle überlebten, der Pfarrer schrie nicht von der Kanzel, die Kinder wurden nicht verurteilt. Ca. bei 80% der Kinder stand der Name des Vaters und davon haben wiederum 50% der Väter die Vaterschaft akzeptiert. Es war auch völlig normal, dass ein unehelich geborenes Kind den Namen des Vaters tragen konnte.

                      In einer Todesanzeige las ich einmal: ....... ist nicht verheiratet gestorben, war aber Vater eines Kindes.

                      Vielleicht überlegt sich der eine oder der andere noch einmal seine Aussage, warum viele Kinder unehelich geboren wurden?

                      @ Viktor
                      Natürlich gab es auch solche Fälle.

                      @ Christine
                      Das Beispiel passt so richtig in die damalige Zeit.

                      Ursula

                      Kommentar

                      • Schlumpf
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.04.2007
                        • 358

                        #12
                        Hallo

                        Uneheliche Kinder... na ja...
                        Sehr merkwürdig: Meine Frau hat viel mehr uneheliche Kinder in ihrem Stammbaum als ich!
                        Das, obwohl deren Vorfahren zumeist reformiert waren und meine fast nur katholisch...aber nur mal am Rande.

                        Ich behaupte, dass etwa 50% der Kinder in hiesigen Ecken vor Vollendung des 12. Lebensjahres starben. Bei unehelichen Kindern war der Prozentsatz viel höher, ich schätze bei 70 %!
                        Der Namen der unehelichen Kinder kann ohne Probleme vom Vater kommen wie auch von der Mutter. Wenn also ein Soldat mit seiner Grete ein Kind hatte, bekam das Kind zumeist auch den Namen des Vater, weil meistens der Soldat weder über das Geld für eine Trauuung noch über die Genehmigung des Regimentskommandeur verfügte. Oft werden die Kinder auch später legitimierter matrimonium Sub sequenz legitimus (a) est.

                        Ich schätze, dass ca 1- 2 % der Kinder in hiesiger Ecke war unehelich war. Gründe für den häufigeren Tod der Kinder sind klar im Materiellen zu suchen. Die Magd bei einem Bauern hatte einfach nicht die Mittel um ein Kind aufzuziehen. Die Betreuung des Säuglings kann man getrost vergessen, es gab immer Kinder auf den Höfen. Aber in schlechten Jahren war das Problem einfach, die Leute satt zu bekommen. Wenn aber die Kinder ein gewisses Alter erreichten, war es gut. Man muss sich das mal vorstellen: Eine Altersversorgung gab es für etwa 70 Reichstaler! Die musste man aber zunächst mal erwirtschaften. Als Magd hatte man nur schlechte Karten. Natürlich gab es auch Mägde, die mit unehelichen Kindern geheiratet wurden, das war aber doch eher selten. Knechte und Mägde verdienten demnach ausgesprochen schlecht. Da gibt es doch die olle Frage, ob der Freier überhaupt eine Familie ernähren könne....

                        Ich hab viele uneheliche Kinder die später heirateten. Gerade solche, deren Vater Soldat war.
                        Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

                        Kommentar

                        • Hintiberi
                          Erfahrener Benutzer
                          • 26.09.2006
                          • 1075

                          #13
                          Hallo Ursula,

                          Zitat von Carlton Beitrag anzeigen
                          Ich habe in einem KB um 1840 mehr als 50 uneheliche Kinder gefunden.
                          Ich finde auch immer wieder etliche uneheliche Kinder in Kirchenbüchern.

                          Alle überlebten,
                          Hast Du alle wiederfinden können? Ist ja unglaublich, das keines im Kindesalter verstarb; sowas habe ich ja nichtmal bei ehelich geborenen Kindern - die Kindersterblichkeit war früher natürlich viel höher.


                          der Pfarrer schrie nicht von der Kanzel, die Kinder wurden nicht verurteilt.
                          Woher weißt Du das?! Gibt es derlei Anmerkungen im Kirchenbuch?!
                          Also so "fromm" wie die Leute mitunter früher waren, kann ich mir nicht vorstellen, daß alle Kinder so "unbeschadet" davon kamen. Schlimm genug, wenn man bedenkt, daß die Kinder dafür ja noch am wenigsten etwas können...


                          Ca. bei 80% der Kinder stand der Name des Vaters und davon haben wiederum 50% der Väter die Vaterschaft akzeptiert. Es war auch völlig normal, dass ein unehelich geborenes Kind den Namen des Vaters tragen konnte.
                          Daß die Väter die Kinder anerkennen, konnte ich in den allermeisten Fällen auch beobachten - zumindest so ab ca. 1810. Oft haben die Eltern kurze Zeit später auch geheiratet, wodurch die die unehelich geborenen Kinder legitimiert wurden.


                          Vielleicht überlegt sich der eine oder der andere noch einmal seine Aussage, warum viele Kinder unehelich geboren wurden?
                          Was meinst Du damit?

                          Viele Grüße
                          -Jens
                          Meine Ahnen
                          http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                          www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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                          • anika
                            Erfahrener Benutzer
                            • 08.09.2008
                            • 2631

                            #14
                            Tot unehelicher Kinder

                            Hallo
                            Ich glaube nicht das beim Tot unehelichen Kindern "nachgeholfen" wurde, sondern das es an den Lebensbedingungen lag. Die meisten unehelichen Kinder bekamen ja Mägde oder anders Dienstpersonal. Da es Frauen waren die für ihre Arbeit bezahlt wurden, haben die meisten Arbeitgeber wohl keine Rücksicht auf ihren Zustand genommen. Es gab mangel Ernährung und keine medizienische Betreuung. Ich gehe mal davon aus, das die Magd kein Geld hatte um einen Arzt oder eine Hebamme zu bezahlen. Also war keine Hebamme bei der Geburt anwesend, man sollte den sozialen Hintergrund bedenken. Damals gab es keinen Mutterschutz und kein Kindergeld.
                            anika
                            Ahnenforschung bildet

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