Brauche Rat zu DNA-Genealogie

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7420

    Brauche Rat zu DNA-Genealogie

    Hallo zusammen!

    Folgende Konstellation: Ein Ehepaar, nennen wir die beiden Rudolf und Valerie, hat zwei Kinder, Kurt (*1921) und Ruth (*1922). Kurt und Ruth haben lebende Enkel. In der Familie existiert das Gerücht, daß Rudolf nicht Ruths Vater ist, Ruth also von Valerie und dem "Gärtner" außerehelich gezeugt wurde.

    Besteht die Möglichkeit, daß die Enkel von Kurt und Ruth mittels eines DNA-Tests herausfinden, ob die Großeltern Voll- oder Halbgeschwister sind? Welchen Test muß man da bestellen?

    Vielen und viele Grüße
    consanguineus
    Zuletzt geändert von consanguineus; 20.12.2020, 18:20.
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  • Paramecium
    Erfahrener Benutzer
    • 13.10.2018
    • 216

    #2
    Hallo consanguineus.

    Die Möglichkeit zur Aufklärung besteht, kann aber vor Durchführung des Testes nicht garantiert werden, denn die gemeinsamen Vorfahren liegen relativ weit zurück. Es gibt eine Grundbedingungen. Man muss ausschließen können, dass der "Gärtner" oder die Ehepartner von "Kurt" und "Ruth" sowie die Ehepartner deren Kinder näher mit den Urgroßeltern oder untereinander verwandt sind. Ist diese Bedingung erfüllt gilt folgendes:

    Echte Cousins 2. Grades sollten durchschnittlich 229 Centimorgen (Min. 41 cM, Max. 592 cM) teilen. Sollte der Urgroßvater verschieden sein, würde man 120 Centimorgan (Min. 10 cM, Max. 325 cM) Gemeinsamkeit erwarten. (siehe https://thegeneticgenealogist.com/wp...-Version-4.pdf)

    Führt man nun einen autosomalen Test durch, kann man folgende Ergebnisse erhalten:

    Gemeinsamkeit < 41 cM: Sehr starker Hinweis auf unterschiedliche Urgroßväter

    Gemeinsamkeit zwischen 41 und 325 cM: Kein sicherer Nachweis. Man kann allerdings die Wahrscheinlichkeiten anhand der oben angegebenen Zahlen abschätzen, da die Werte eher normalverteilt sind (Gauß-Funktion).

    Gemeinsamkeit > 325 cM: Sehr starker Hinweis auf gleiche Urgroßväter

    Viele Grüße
    Paramecium

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 7420

      #3
      Hallo Paramecium,

      ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort! Eine Verwandtschaft zwischen Gärtner und Rudolf, zwischen den Ehepartnern von Kurt und Ruth, sowie zwischen den Ehepartnern derer Kinder kann natürlich nie ganz ausgeschlossen werden, ist aber aufgrund der völlig verschiedenen Lebensumstände und Lebensstationen extrem unwahrscheinlich.

      Es handelt sich nicht um meine Vorfahren, aber ich bin recht gut im Bilde über die Verhältnisse der in Rede stehenden Familien. Einige Beteiligte sind etwas verunsichert, da sie, unabhängig voneinander, in irgendwelchen Familienaufstellungen oder Rückführungen mit Bildern konfrontiert wurden, welche das Gerücht vom Gärtner real erschienen ließen. Man mag von solchem Hokuspokus halten, was man mag, aber die Menschen leiden nun etwas unter der Ungewißheit. Diese Ungewißheit ist ein sehr reales Gefühl und so sind wir gesprächsweise auf die Möglichkeit gekommen, mittels eines DNA-Tests wenn nicht die Identität des ominösen Gärtners zu ermitteln, so doch eine Antwort auf die Frage zu erhalten, ob das Gerücht überhaupt einen wahren Kern hat.

      Viele Grüße
      consanguineus
      Zuletzt geändert von consanguineus; 22.12.2020, 14:23.
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      • Paramecium
        Erfahrener Benutzer
        • 13.10.2018
        • 216

        #4
        Hallo,

        wenn es die Personen belastet und sie sich entsprechend über DNA-Testungen informiert haben (Persönlichkeitsrecht, Datenschutz) würde ich zu einem Test raten. Hier reichen wie beschrieben die einfachen autosomalen Tests, wie sie von Ancestry oder MyHeritage angeboten werden. Für den Laien, der die DNA-Rohdaten nicht herunterlädt und separat analysiert, ist hierbei die Ergebnis-Übersicht von MyHeritage etwas besser geeignet als die von Ancestry.

        Aktuell gibt es auch noch die Weihnachtsangebote beider Hersteller, so dass die Analyse auch preislich sehr günstig ist.

        Viele Grüße,
        Paramecium

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        • OliverS
          Erfahrener Benutzer
          • 27.07.2014
          • 3017

          #5
          Zitat von Paramecium Beitrag anzeigen
          Für den Laien, der die DNA-Rohdaten nicht herunterlädt und separat analysiert, ist hierbei die Ergebnis-Übersicht von MyHeritage etwas besser geeignet als die von Ancestry.
          Hallo, würde auch sagen, ein Test kann hier in dem Fall nicht schaden denn er sollte in die richtige Richtung zeigen können.

          Aber Paramecium, da muss ich widersprechen bei der "besser geeignet" Info.

          Für mich ist Ancesty bei weitem besser zu "verstehen" als MyHertiage. Ich habe bei beiden den Test gemacht, und mich von MyH schnell verabschiedet weil es zu umständlich war.

          Liegt halt in der Sache, der eine so der andere so :-) Die größere Datenbank hat wohl Ancesty, ist aber noch immer etwas USA lastig, hingegen MyHeritage eher DE hat.
          Aber man kann ja Ancestry machen und dann noch bei MyH hochladen, (anders rum geht es nicht) und hat somit (mit kleinen Enschränkungen bei MyH) beide Datenbanken.

          Gruß
          Oliver
          Dauersuchen:

          1) Frau ?? verwitwerte WIECHERT, zwischen 1845 und 1852 neu verheiratete SPRINGER, wohnhaft 1852 in Leysuhnen/Leisuhn
          2) GESELLE, geboren ca 1802, Schäfer in/aus Kiewitz bei Schwerin a.d. Warthe und seine Frau Henkel
          3) WIECHERT, geboren in Alikendorf (Großalsleben) später in Schönebeck

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          • consanguineus
            Erfahrener Benutzer
            • 15.05.2018
            • 7420

            #6
            Hallo Oliver,

            ich denke, es ist in diesem Falle nicht so kriegsentscheidend, wer die größere Datenbank hat. Keine der beteiligten Personen will durch einen Test Verwandte in den USA oder auch in Europa finden. Es geht wirklich nur um die Frage, ob Kurt und Ruth denselben Vater haben. Wer gegebenenfalls Ruths Vater ist, wird sich ohnehin kaum je herausfinden lassen. Es sei denn, dessen Nachfahren haben wiederum auch einen Test machen lassen. Aber das ist jetzt Spinnerei von mir.

            Viel interessanter ist die Frage, wie ich auftretende Bedenken der Beteiligten werde entkräften können. Eine Person sagte schon, sie fühle sich nicht wohl bei dem Gedanken, daß sie irgendjemandem ihr gesamtes Erbgut auf dem Silbertablett serviert, der die Informationen dann an wen auch immer verkauft. Wie argumentiere ich in einem solchen Falle?

            Viele Grüße
            consanguineus
            Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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            • Paramecium
              Erfahrener Benutzer
              • 13.10.2018
              • 216

              #7
              @OliverS

              Ich habe bei Ancestry einen Test gemacht und die Daten anschließend bei MyHeritage hochgeladen. Ancestry hat keinen Chromosomenbrowser, was die Einschätzung bei Matches erschwert.

              @consanguineus

              Ja, man sendet sein gesamtes Erbgut in Form von Mundschleimhautzellen ein. Dieses Erbgut wir allerdings nicht vollständig sequenziert (analysiert), sondern nur bestimmte ausgewählte SNPs, die etwa 0.4% des menschlichen Genoms ausmachen, mit Hilfe von DNA-Chips analysiert. Nur diese Daten werden gespeichert.

              Letztendlich beinhalten aber auch diese SNPs einige Risikomarker aus denen man gesundheitliche Rückschlüsse ziehen kann. Ich habe beispielsweise die Rohdaten meines autosomalen DNA-Tests von Ancestry analysiert und festgestellt, dass neben diversen Markern die mit Langlebigkeit korrelieren auch heterozygot die Faktor-V-Leiden-Mutation (bedingt 4-7-fach höheres Tromboserisiko) trage, die ich im Nachhinein durch einen selektiven Test bestätigt habe (bin Molekularbiologe). Das ist für mich persönlich ein großer Gewinn, denn ich kann mich jetzt entsprechend bewusst verhalten und dieses Risiko minimieren.

              Im Falle der Nichteinhaltung der Datenschutzrichtlinien durch die Test-Anbieter (das wäre allerdings eine Straftat), wären natürlich andere Diagnosen (Marker die mit schweren Krankheiten, psychologischen Krankheiten bzw. Belastbarkeit korrelieren), die eindeutig Personen zugeordnet werden können, in den falschen Händen unter Umständen fatal. Aber ich schätze dieses Risiko aktuell bei den gängigen Anbietern als sehr gering ein.
              Zuletzt geändert von Paramecium; 22.12.2020, 17:36.

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