Gibt's irgendwelche Schriften, Verzeichnisse von Schweizer Söldnern in Algerien vom Zeitraum 1905 - 1920? Bin dankbar für Hinweise und Informationen.
Danke vielmals
Simone99
Ich hab mal meinen Freund gefragt, der geschichtlich eine grössere Übersicht hat als ich.
Algerien gehörte zu der Zeit zu Frankreich, vielleicht findest du über diesen Umweg etwas heraus.
Der erste Einsatz der Schweizer Armee im Ausland war 1953, das Bundesarchiv würde also nicht weiter helfen.
Söldnertum war auch schon damals in der Schweiz verboten, er meint, evtl. findest du in Akten vom zuständigen Gericht (Wohnort?) etwas. Ich bin allerdings überfragt, in welches Archiv Gerichtsakten kommen und wie lange diese aufbewahrt werden.
Je nach dem wo angemustert wurde, könnte es dort Informationen geben, allenfalls aber auch nicht.
Etwas genauere Angaben würden sehr helfen, du musst ja nicht unbedingt Namen nennen. Aber so könnte man die Gründe eingrenzen, wodurch sich die Suche eingrenzen liesse.
Gibt es Infos zu Uniform, Abzeichen, Plaketten, Einsatzgebiet,...?
Hast du diesen französischen Artikel bei Wikipedia schon gelesen? Da steht mehr drin als im deutschen Artikel, kannst den Artikel ja mithilfe von Google übersetzen.
In Schweizer Bibliotheken kannst du mit dem Metakatalog Swissbib suchen, da sind nun alle Hochschulbibliotheken der ganzen Schweiz und die Nationalbibliothek drin. Falls du die Suche auf "weltweit" ausdehnen willst (in diesem Fall zB für Frankreich), kannst du im KVK recherchieren und dir ggf auch per Fernleihe ein Buch aus Frankreich bestellen lassen. Falls eine Fernleihe mal nötig wäre, melde dich per PM bei mir, dann helfe ich dir gerne weiter.
Zuletzt geändert von Garfield; 03.09.2015, 19:09.
Grund: Tippfehler
Aufgrund des Zeitrahmens 1905-1920 kommt wohl nur die Fremdenlegion in Frage.
(Während des 1. Weltkrieges gab es auch Schweizer Piloten in der Französischen Luftwaffe).
Leider ist es wohl etwas schwierig, von den Archiven der Fremdenlegion in Frankreich
Informationen zu erhalten, aber bei so weit zurückliegender Einsatzzeit könnte es evtl. doch klappen.
Am besten durchsuchst du einfach mal das Forum mit dem Stichwort "Fremdenlegion",
es wurde nämlich schon ab und zu danach gefragt und es gab auch Antworten.
Falls es jemanden interessiert, kann er/sie auf meiner Website zwei Beispiele von
Schweizern finden, die im 1. Weltkrieg auf Seiten der Franzosen im Dienst waren.
Théophile Ingold Schweizer Pilot in Frankreichs Luftwaffe
Falls du nach einer bestimmten Person suchst, aus welchen Kanton der Schweiz kam er?
Wenn er vor Gericht gestellt wurde, weil er verbotenerweise in einer fremden Armee
diente, könnte in den Zeitungen im betreffenden Kanton darüber geschrieben worden sein.
Hallo Svenja, es handelt sich um meinen Grossvater Johannes ( Johann ) Rosser, Bürger von Frutigen und auch dort aufgewachsen. Er war sicher in der Fremdenlegion, allerdings habe ich keine Angaben wo. Vor Gericht gestellt wurde er wahrscheinlich nicht. Ich meine, sich in fremde Dienste zu stellen wurde erst ab 1927 geahndet, oder irre ich mich? Mein Grossvater war mit grosser Wahrscheinlichkeit irgendwann im Zeitraum 1905 - 1925 in der Fremdenlegion.
Merci vielmals für deine Hinweise. Bin ganz froh darum!
Gruss
Simone
Söldnertum war laut meinem Freund ab 1848 verboten. Ob das direkt schon ab 1848 verfolgt wurde, weiss ich aber nicht.
Aus den ergoogelten Infos werde ich nicht ganz schlau. Klingt so, als wenn Frankreich betreffend Fremdenlegion Verträge mit anderen Ländern hat/hatte. Dann wäre zumindest die Fremdenlegion nicht verboten. Dem könntest du noch nachgehen. Wenn die Fremdenlegion nicht verboten ist, würdest du bei Gericht und Zeitungen eher nichts finden.
Ich denke, es müsste sich um die französische Fremdenlegion handeln, damit müsste sich im französischen Nationalarchiv oder Militärarchiv, wenn es sowas gibt, etwas herausfinden lassen.
Bei Wikipedia wird 1905 - 1925 allerdings nicht als Einsatzzeit der französischen Fremdenlegion in Algerien genannt. Vielleicht handelt es sich dabei gar nicht um Algerien, sondern ein anderes Land?
Meines Wissens müsste man sich direkt an das Archiv der Fremdenlegion wenden. Die Adresse sollte man finden, wenn man die Forensuche dieses Forums benutzt. Aber wie gesagt muss man genau wissen, wie man eine Anfrage schreiben muss, sonst erhält man keine Auskunft. Am ehesten hat man Erfolg wenn man die Matrikel Nummer des Gesuchten weiss und seinen Namen in der Fremdenlegion.
Ich habe auch die Vermutung, dass er nicht in Algerien war, sondern eher in Marokko.
Eine andere Vermutung ist, dass er in der Division Marocaine war, dort waren auch viele Soldaten aus Algerien und Tunesien dabei, vielleicht wurde da etwas verwechselt. Allerdings weiss ich nicht sicher, ab wann und wie lange diese existierte, denn ich habe nur etwas über deren Einsätze im 1. Weltkrieg gelesen (siehe auch mein obiger Link zu meiner Website).
Adressen von zuständigen Archiven und Ehemaligen-Vereinigungen
2008 hat mir ein französischer Ahnenforscher (der aber leider nicht mehr kontaktierbar ist) mal folgendes geschrieben:
Wenn es sich um die französische Fremdenlegion handelt sind diese Adressen wichtig :
Für die Legionäre vor 1909 sich an SHD Service Historique de la Defense (historisches Dienst der Verteidigung Frankreichs) wenden:
Service historique de la Défense
Rufnummer 00 33 0 44 93 22 57
BP 166
00468 Armées
Frankreich
Die Daten und Angaben stehen in der Kartei DAT série 48 YC
(Anmerkung Svenja: Inzwischen gibt es auch eine Website des SHD)
Für die Legionäre nach 1909 wende man sich an:
Commandement de la Légion Etrangère
Bureau des Anciens
BP 38
F- 13998 Marseille Armées
Ob man allerdings Antwort erhält, hängt davon ab ob der Gesuchte bereits verstorben ist und ob man seinen Tod und die möglichst nahe Verwandtschaft mit ihm beweisen kann. Und wie ich bereits erwähnte, seine Matrikel Nr. zu kennen wäre sehr hilfreich.
Zudem könnten folgende Websites hilfreiche Informationen enthalten:
Anscheinend gibt es sowohl eine Vereinigung der ehemaligen Fremdenlegionäre der Deutschschweiz wie auch eine für die ehemaligen Fremdenlegionäre der Westschweiz.
Zeitungsartikel über die Fremdenlegion in der Zeit vor und während des 1. Weltkriegs.
(Diese hier stammen aus dem Intelligenzblatt der Stadt Bern, im Westschweizer Zeitungsarchiv findet man noch mehr.)
Gerade bin ich auf die Idee gekommen im Berner Intelligenzblatt mal einfach nach dem Stichwort "Fremdenlegion" zu suchen. Gleich die ersten beiden Artikel, die ich genauer gelesen habe, sind sehr interessant.
Der eine steht in der Ausgabe vom Donnerstag 6. Mai 1909, der andere in der Ausgabe vom Freitag 22. Januar 1909. Im ersten Artikel wird auf ein, damals soeben erschienenes, Buch hingewiesen. Es trug den Titel "In der Fremdenlegion" und wurde von einem gewissen Erwin Rosen geschrieben, der über seine eigenen Erlebnisse in der Fremdenlegion berichtete.
Hier sind einige wichtige Bemerkungen aus dem Artikel vom 22. Januar 1909. Es wird ein Bericht des "Figaro" zitiert, der von einem Franzosen, dem Graf d'Haussonville sein soll.
Die Fremdenlegion habe damals aus zwei Regimentern bestanden, dass eine sei in Sidi-bel-Abbes in der Provinz Oran stationiert gewesen, der Hauptteil des zweiten Regiments in Saida, der Rest in diversen Stationen in der Provinz Oran. Als frühere Einsatzorte werden Marokko, Madagaskar und Tongkin erwähnt.
Derjenige, der 15 Jahre in der Legion diente, hat ein Anrecht auf eine kleine Pension von 600 bis 750 Franken, die ihn vor der äussersten Not schützt. Aber wenn er nur 5 Jahre Dienstzeit zurückgelegt hat, erhält er nichts. Ist er bei seinem Eintritt in die Legion Deserteur gewesen, so bleibt ihm sein Vaterland verschlossen.
Nicht alle Legionäre beenden ihre Dienstzeit. Der Tod kommt sehr oft und setzt ihrem Leben ein Ziel, bald der Tod im Gefecht, bald der traurige und einsame im Hospital. Viele von ihnen sind in Marokko, Madagaskar gefallen, der grösste Teil aber liegt in Tongking begraben. Dort ruhen Deutsche, Schweizer, Österreicher, Franzosen, Belgier fern von der Heimat nebeneinander.
Gemäss einem anderen Bericht im Intelligenzblatt der Stadt Bern vom 11. November 1908 bestand die Fremdenlegion damals aus 10 Bataillonen zu je 1200 Mann, die auf zwei Regimenter aufgeteilt waren. 6840 Mann sollen Reichsdeutsche gewesen sein, 960 Schweizer, 840 Belgier sowie 600 Franzosen. Zudem gab es auch noch Spanier, Italiener, Österreicher und Holländer.
Gemäss einem anderen Bericht im Intelligenzblatt der Stadt Bern vom Mittwoch 10. Juni 1908 wird hingegen behauptet, dass die Franzosen die Hälfte der Truppe ausmachten. Der Rest soll sich zusammengesetzt haben aus 55 Prozent Elsass-Lothringer, 20 Prozent Altdeutsche (was zusammen wieder die 75 Prozent Deutsche ergab), 10 Prozent Schweizer, 10 Prozent Italiener und 5 Prozent andere Nationalitäten.
Man kann in dieLegion eintreten vom 18. bis zum 40. Lebensjahre, aber es kommen auch jüngere und ältere Leute hinein, da niemand, der sich meldet, nach Papieren gefragt wird und nur ganz allgemein über Alter, Nationalität und Beruf Auskunft gegeben werden soll, wobei natürlich wohl vorbereitete falsche Angaben gemacht werden. Heute (1908) zählt die Fremdenlegion bereits zwei Regimenter mit je 6000 Mann, die grösstenteils in der Provinz Oran stehen.
Gerade habe ich den Artikel über den Fremdenlegionär, der in der Schweiz vor Gericht gestellt wurde, wiedergefunden. Man findet ihn im Intelligenzblatt der Stadt Bern in der Ausgabe vom Sonntag, 18. Juli 1915. Er wurde des "Ausreissens" schuldig gesprochen und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er berichtet auch einiges über den Einsatz der Division Marocaine im 1. Weltkrieg bei Arras und Souchez. Das ist für den Fall, den ich untersuche sehr interessant, denn Charles Albert Iten war damals auch dort im Einsatz. In den Kämpfen vom 9. bis 11. Mai 1915 sei das Regiment von 2000 auf 800 Mann geschrumpft! Beim ebenfalls erwähnten Sturm auf Souchez vom 15. Juni 1915 kam Charles Albert Iten vermutlich ums Leben. Kurze Zeit später wurde das Regiment nach Montbéliard nahe der Schweizer Grenze verlegt. Von dort aus gelang dem Angeklagten mit einigen anderen Schweizern die Flucht in die Schweiz!
Danke vielmals Svenja, bin ganz überwältigt vom vielen Stoff den ich da erhalten habe. Werde mich die nächsten Tage mal durchlesen.
Eine Frage noch, sich in fremde Dienste zu stellen war doch erst ab 1927 strafbar, sehe ich das richtig?
Hallo Garfield, merci vielmals für alle Hinweise und Infos. Ich meinte sich in fremde Dienste zu stellen sei ab 1927 geahndet worden. Werde dem nochmals nachgehen und mich schlau machen.
Zum besseren Verständnis, die Männer (inzwischen habe ich noch mehr Fälle gefunden in Zeitungen aus der Westschweiz) wurden nicht verurteilt, weil sie sich in den Dienst einer fremden Armee begeben hatten, sondern wegen Desertion aus der Schweizer Armee, Verletzung der Dienstpflicht oder Insubordination. In mind. einem Fall wurde der Verurteilte von General Wille begnadigt unter der Bedingung, dass er den Militärdienst in der Schweizer Armee noch ableistet.
@Kasstor: Reisläufer und Söldner sind ein ganz anderes Kapitel als die Schweizer in der Fremdenlegion in der Zeit von 1900-1920.
Übrigens welcher Moderator hat meine Antworten miteinander verschmolzen ohne mich darüber zu informieren? Das finde ich eine schlechte Idee, da jetzt viel zu viel Text da steht und das ganze unübersichtlich ist und überfordernd wirkt.
Ich konnte es noch selber bearbeiten und habe es jetzt wieder etwas übersichtlicher gestaltet, dank der Überschriften sieht man jetzt wieder, dass es sich um zwei verschiedene Dinge handelt. Ich möchte euch bitten, wenn ihr wiedermal mehrere Antworten zusammenlegt, sie bitte so darzustellen, dass man die verschiedenen Teile erkennen kann.
Falls es euch noch interessiert, hier eine Linkliste zum Thema "Schweizer Soldaten in der Fremdenlegion im 1. Weltkrieg", die sich aus meinen bisherigen Recherchen ergeben hat:
Ich habe vorgestern zufällig mit jemandem über Söldnertum geredet. Er meinte, das Söldnertum sei in der Schweiz erst 1927 unter Strafe gestellt worden (also nicht erst dann geahndet im Sinne, dass man das vorher ignoriert hätte). Danach habe man eine Sonderbewilligung von einem Bundesrat benötigt.
Leider habe ich dafür keine Quelle aber vielleicht hilft es trotzdem.
Seit 1831 bis heute haben 30'000 bis 40'000 Schweizer in der Fremdenlegion gedient. Seit 1927 verbietet das Militärstrafrecht den Militärdienst für eine fremde Macht.
Liebe Grüsse SAM _________________ Auf Dauersuche :
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