Euthanasie in Wien - Sterbeeintrag 1944

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  • Philipp
    Erfahrener Benutzer
    • 19.07.2008
    • 842

    Euthanasie in Wien - Sterbeeintrag 1944

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1944
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Wien
    Konfession der gesuchten Person(en): rk
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): -
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): Archiv Wien


    Hallo!

    Ich bin auf der Suche nach dem Sterbeeintrag von Katharina Vogt, die am 15.11.1944 in Wien ums Leben gekommen sein soll.

    Sie war zuvor in die "Wagner v. Jauregg Heil- und Pflegesanstalt" eingewiesen worden und soll dort in den Pavillon 19 verlegt worden sein.

    Das Sterbebuch der Anstalt Steinhof/Spiegelgrund führt sie nicht auf. Allerdings konnte ich auch keine Bestätigung finden, dass Pavillon 19 in den Bereich der Anstalt fiel.

    Meine Anfrage ans Archiv Wien kam unbeantwortet zurück. Ein zugesicherter Rückruf erfolgte nicht.

    Der Geburtseintrag über die Geburt am 14.09.1934 soll keine Rückmeldung über einen Tod enthalten, aus diesem Grund wurde die Herausgabe des Geburtseintrages abgelehnt.

    Von daher zunächst die Frage, bevor ich es dort erneut versuche:

    Weiß jemand, ob und wo es zu dem Krankenhaus Unterlagen, Sterberegister und Indizes über Sterbefälle außerhalb der Euthanasiebereiche oder auch eventuell zu dem örtlich zuständigen Standesamt (evtl. Wien Penzing-Fünfhaus?) gibt?


    Vielen Dank im Voraus.

    VG
    Philipp
  • Kaisermelange
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2020
    • 1231

    #2
    Zitat von Philipp Beitrag anzeigen
    Das Sterbebuch der Anstalt Steinhof/Spiegelgrund führt sie nicht auf. Allerdings konnte ich auch keine Bestätigung finden, dass Pavillon 19 in den Bereich der Anstalt fiel.
    Hallo Phillipp,

    Der Pavillon 19 war die Infektionsstation



    Grüße Kaisermelange

    Kommentar

    • Kaisermelange
      Erfahrener Benutzer
      • 09.11.2020
      • 1231

      #4
      Hallo Phillip,

      ich habe eine Katharina Vogt gefunden Buch Seite 153

      Nach dem "Gnadentod-Erlass" A. Hitlers im Jahre 1939 setzte ab sofort und intensiv die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" ein. Niemand durfte durch anderes Aussehen, Krankheit, Behinderung, Arbeits- und Bildungsunfahigkeit das Idealbild der "arischen Herrenrasse" storen. Viele willfahrige Helfer im ganzen Land unterstutzten diese Wahnsinnsideologie des Dritten Reiches mit Begeisterung, blindem Gehorsam und "kreativer" Eigeninitiative. Es entstanden Totungszentren u. Menschenversuchsabteilungen, die als Spezialkliniken oder Erholungsheime deklariert wurden.Dieses Buch ist eine Gedenkdokumentation fur die Opfer des organisierten Massenmordes an Kindern und Jugendlichen. Sie wurden mit Sammeltransporten in Bussen, Zugen, Schiffen oder einzeln in die Totungsanstalten gebracht. Ihre Zahl kann nie mehr genau erfasst werden. Trotzdem gelang es aus den noch erhaltenen Unterlagen (Krankengeschichten, Briefen, Aussagen von noch lebenden Zeitzeugen, usw.) stellvertretend fur alle Opfer, weitere 1437 Namen und Lebensbilder festzuhalten.


      Grüße Kaisermelange

      P.S. Sollte dir die Seite 154 nicht angezeigt werden, ich habe ein Bildschirmfoto zur Sicherheit gemacht. Denn mir wurde sie kurz gezeigt, dann ist sie "verschwunden".
      Zuletzt geändert von Kaisermelange; 23.06.2021, 12:56.

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      • Philipp
        Erfahrener Benutzer
        • 19.07.2008
        • 842

        #5
        Hallo Kaisermelange!

        Vielen herzlichen Dank für die Links.

        Aus dem Buch von von Frau Häupl hatte ich die bisherigen Informationen.

        Den Vergleich mit Lieselotte Ahrens hatte ich zuvor nicht gezogen, aber es eröffnet mir schon einmal eine ganz andere Sicht auf die Vorgänge.

        Das Archiv in Wien werde ich im Anschluss gesondert angehen, sobald mir von Lieselotte Ahrens der Geburtseintrag aus Hamburg vorliegt. Dass die Unterlagen des Krankenhauses noch vorliegen, weckt hier auch ein paar Erwartungen mehr. Ich hoffe, dass das zuständige Standesamt in Hamburg soweit mitspielt.

        Das für die Geburt von Katharina zuständige Standesamt wollte den Geburtseintrag nicht herausgeben, weil ihr Tod nicht nachgewiesen sei. Ich zitiere aus der Erinnerung: "Es kann ja jeder in so einem Buch schreiben, was er will."
        In den Meldeunterlagen, die mir ausgehändigt wurden, wird sie nicht mehr erwähnt, aber auch das lasse nicht zwangsläufig auf den Tod des Mädchens schließen.

        Mal schauen wie es weitergeht. Wir diskutieren hier nämlich auch, ob wir für Katharina Vogt einen Stolperstein stiften und suchen daher so viele Infos wie möglich.

        VG
        Philipp

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        • Kaisermelange
          Erfahrener Benutzer
          • 09.11.2020
          • 1231

          #6
          Hallo Philipp,

          Sterbeurkunden vom Standesamt Wien Penzing wurden ausgestellt



          „Wir sind sehr besorgt um Hansi, da ihm die momentane Umstellung sicher sehr schwer fallen wird. Wollen Sie entschuldigen, dass wir jetzt schon Erkundigung einholen.“




          Grüße Kaisermelange

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          • Philipp
            Erfahrener Benutzer
            • 19.07.2008
            • 842

            #7
            Vielen Dank für die Hinweise!

            Ich habe jetzt nochmal Kontakt mit dem MA 8 des Archivs in Wien aufgenommen und harre der Dinge, die da jetzt folgen.

            Ich werde auf jeden Fall berichten, wie es weitergegangen ist.

            VG
            Philipp

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            • Kaisermelange
              Erfahrener Benutzer
              • 09.11.2020
              • 1231

              #8
              Hallo Philipp,

              viel Erfolg, ich drück dir die Daumen. Schön, dass du weiter berichtest.

              Grüße Kaisermelange

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              • Philipp
                Erfahrener Benutzer
                • 19.07.2008
                • 842

                #9
                Hallo!

                Es liegt nunmehr die Antwort aus Wien vor.

                Hat zwar nicht alles ganz so funktioniert, wie ich das wollte aber ich bin schon ein wenig weiter, zumal ich auch in der Heimatstadt Berg. Gladbach weitermachen kann.

                Das Allerwichtigste:

                Zuständiges Standesamt war Standesamt Penzing, der Sterbefall vom 15.11.1944, 22.00 Uhr wurde noch am 15.11.1944 (so die Sterbefallanzeige) angezeigt und am 17.11.1944 bearbeitet (Nr. 3620/44).

                Hinsichtlich dem Zweitwichtigsten war ich ein wenig enttäuscht: Die Krankenakte enthält kein Foto.

                Der Wunsch der Mutter nach einem Foto wurde mit folgendem Wortlaut abgelehnt: "Ein Lichtbild können wir vorläufig mangels Photomatreial (sic!) nicht anfertigen."

                Todesursache war lt. Mitteilung an die Eltern Lungen- und Darmtuberkulose. Mit der nachfolgenden Obduktion wurde dies auch soweit bestätigt. Hierzu sollte man aber wissen, dass die Patienten mit Erregern infiziert wurden, um nach der Tötung diese Bestätigung auch zu erhalten.

                Vgl. hierzu Karin Anna Ertl, Euthanasie in Wien:




                Die Eltern wurden über den Tod in Kenntnis gesetzt, auch dass das Kind auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt wurde bzw. worden sein soll.

                Die Suche nach Grablagen über

                In der Verstorbenensuche finden Sie Angaben zu allen auf den Friedhöfen der Friedhöfe Wien GmbH beigesetzten Personen, mit Ausnahme der konfessionellen Friedhöfe. Um die Suche zu starten, geben Sie Ihre Suchkriterien ein und klicken Sie auf die Lupe neben dem Namen.


                führte zu keinem Ergebnis.

                Hier werde ich noch ein wenig recherchieren müssen.

                Was ich auch noch nicht wusste: Die Euthanasie in der NS-Zeit soll auch Grenzen gekannt haben.
                Sofern eine Person mit Erbkrankheit oder Behinderung noch wirtschaftlich von Nutzen war, sei teilweise sterilisiert worden.

                Wie sah es bei Katharina Vogt damit aus?

                "Aufgrund dieser Wigenschaften (sic!) bedürfte es nicht unbedingt der Anstaltspflege. Es müßte aber, wenn es zuhause wäre, dauernd beaufsichtigt werden, und es scheint fraglich, ob es angebracht ist, die Arbeitsfähigkeit der Mutter dadurch zu unterbinden [...]."

                VG
                Philipp

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                • Kaisermelange
                  Erfahrener Benutzer
                  • 09.11.2020
                  • 1231

                  #10
                  Hallo Philipp,

                  zuerst einmal möchte ich dir zu deinem Teilerfolg gratulieren. Vielen Dank, dass du hier weiter berichtest.

                  Über die Verstorbenensuche findest du nur Gräber die gekauft oder gemietet wurden.
                  Die Grabanlage für die Opfer am Spiegelgrund befindet sich am Wiener Zentralfriedhof Gruppe 40.
                  Jetzt die schlechte Nachricht, leider ist auf den Gedenktafeln keine Katharina Vogt vermerkt.



                  Die Namen der Kinder wurden vom DÖW (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ) erfasst.



                  Ich glaube, es könnte erfolgreich sein, beim DÖW einmal nachzufragen, vielleicht kannst du dann mehr in Erfahrung bringen.
                  Weiterhin viel Erfolg bei deiner Recherche

                  Viele Grüße Kaisermelange

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                  • Kaisermelange
                    Erfahrener Benutzer
                    • 09.11.2020
                    • 1231

                    #11
                    Hallo Philipp,

                    auf den Gedenktafeln sind nur die Opfer vermerkt, die im Psychiatrischen Krankenhaus „Baumgartner Höhe“ in Wien im Keller der Pathologie in der sogenannte „Gehirnkammer“ "aufbewahrt" wurden. Daher ist der Name nicht vermerkt.

                    Grüße Kaisermelange

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