Kopenhagen - Capitain in den westindischen Truppen

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  • hannes64
    Benutzer
    • 08.02.2010
    • 15

    Kopenhagen - Capitain in den westindischen Truppen

    Hallo!
    Unsere Vorfahren mit FN Schümichen stammen alle aus Sachsen. Nun haben wir einen Ausreisser in Kopenhagen gefunden (s. auch Forum Lesehilfe:militärischer Rang? - Kopenhagen 1817).
    Allerdings finden sich keinerlei Angaben zu Alter und Herkunft von Johann Gottfried Schümichen. Er hat 1816 in K. geheiratet, 1817 ist eine Tochter geboren.
    "Capitain in den westindischen Truppen" - Wo können wir weitersuchen?
    Danke
    hannes64
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,

    hier http://www.archive.org/stream/mitliv...lgoog_djvu.txt wird ein Offizier Schumichen als Mitglied der auf Dänisch-Westindien stationierten Truppen ( während oder nach der britischen Besatzung 1807 - 1815 ) erwähnt. ( mit ocr eingescannt und dann auch noch dänisch, aber wir haben ja auch Mitstreiter, die in Dänemark wohnen, außerdem bekommt man den Sinn auch so mit ). im zweiten scan werden sogar sein Charakter und seine Sprachkenntnisse ( gut oder schlecht?) beschrieben. Und ganz unten im Beitrag knapp die Lebensdaten:
    Sch&micheny Johan Gotfred. Født 1779, død 30. Dec. 1816 i Vest-
    indien. Capitain i Armeen 75 78—79 ( wobei die letzten Zahlen wohl die Seitenzahlen des Beitrages betreffen ).

    Gruß
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Kasstor; 15.02.2010, 14:16.
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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    • hannes64
      Benutzer
      • 08.02.2010
      • 15

      #3
      Capitain in den westindischen Truppen

      Hallo Kasstor!
      Vielen Dank für die Hilfe. Ich bin überrascht und erfreut, was alles über Internet zu erfahren ist.
      Wir haben einen Johann Gottfried geboren 1779, von dem keine weiteren Daten bekannt sind. Das scheint ganz gut zu passen, allerdings gibt es im fraglichen Zeitraum noch 3 Personen mit den gleichen Vornamen.
      Wo könnte man etwas über die Herkunft von Militärangehörigen in Dänemark erfahren?
      Nochmal Danke und viele Grüße aus Sachsen
      hannes64

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      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hej Hannes,

        hier erstmal die Übersetzung:

        Einen Monat nach der Ankunft trafen die übrigen Offiziere der Truppen auf unseren westindischen Inseln ein, die in Besitz der Engländer genommen waren. Von diesen wurde Major Stabel, Kapitän Motzfeldt und Leutnant Lohse von der Artillerie zusammen mit Leutnant Gering von der Infanterie in unsern Messeverein bei Oberst von Scholten aufgenommen. Die anderen: Leutnant Lundbye von der Artillerie, Petersen, von Einem, Schümichen und Virgin von der Infanterie, arrangierten sich auf andere Art.

        Diese westindischen Infanterieoffiziere waren alle Männer, die nicht mehr ganz jung waren, die sich vom Soldaten aufwärts gedient hatten. Zwei von ihnen, von Einem und Schümichen, waren Deutsche und sprachen auch fast genauso mäßig Dänisch wie Englisch. Schümichen war ein gutmütiger, anspruchsloser und nicht ganz unwissender Mann.
        Einem, oder wie er sich immer nannte, von Einem war Hannoveraner von Geburt, unmöglich aufgeblasen, windig und prahlend, und seine Unwissenheit grenzte an das Unglaubliche.

        ___________________


        Ich werde dann mal schauen, was sich vielleicht doch noch finden lässt.

        Hilsen fra Danmark
        Hina

        PS: Das ist übrigens eine typisch dänische Personenbeschreibung. Unterm Strich kommt raus, dass Schümichen ein gutmütiger Troddel war und von Einem die Katastrophe schlechthin . Auch die Sprachkenntnisse müssen sehr schlecht gewesen sein, wenn sie als mäßig bezeichnet werden.
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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        • Kasstor
          Erfahrener Benutzer
          • 09.11.2009
          • 13440

          #5
          Hallo, hier: http://www.dkconsulateusvi.com/HDC/index.html sind zwar einige Dänen auf den Friedhöfen im gleichen Zeitraum aufgeführt, aber kein Schümichen. Ich weiß nicht, ob in einigen Fällen auch nach Europa übergeführt wurde. Gruß
          FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

          Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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          • hannes64
            Benutzer
            • 08.02.2010
            • 15

            #6
            Hallo Hina, hallo Kasstor!
            Erst einmal vielen Dank für die Übersetzung und die Hinweise! Die Beurteilung von Schümichen ist amüsant zu lesen.
            Man freut sich über jeden neuen Fakt, aber gleichzeitig tauchen neue Fragen auf.
            1816 ist er mit 36 Jahren gefallen? oder an einer Krankheit gestorben?
            Ich frage mich, wieso ein Sachse aus vermutlich einfachen Verhältnissen Captain der Infanterie in Dänemark geworden ist.
            Gibt es ein Militärarchiv, wo etwas über den Werdegang von Johann G. Schümichen zu erfahren ist?
            MfG
            hannes

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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4661

              #7
              Zitat von hannes64 Beitrag anzeigen
              Ich frage mich, wieso ein Sachse aus vermutlich einfachen Verhältnissen Captain der Infanterie in Dänemark geworden ist.
              Hallo Hannes,

              in Dänemark gab es viele Offiziere, die sich aus einfachen Verhältnissen mit der Zeit hochgedient haben. Das war schon immer auch eine Chance für Ausländer und besonders Deutsche. Man darf nicht vergessen, dass Dänemark nur ganz wenige Einwohner hatte/hat und es mit der Bildung nie weit her war. Unterrichtspflicht gibt es erst seit Ende des 19. Jh., Schulpflicht haben wir hier bis heute nicht. Das Sprichwort "unter Blinden ist der Einäugige König" galt hier in Dänemark schon immer ganz besonders. Wer lesen und schreiben konnte, galt durchaus als gebildet. Es ist auch gar nicht unbedingt gesagt, dass er aus so einfachen Verhältnissen stammte. Wie von Einem trotz seiner scheinbar grenzenlosen Dummheit dort landete, ist allerdings einfacher zu erraten .
              Und eines muss man auch sehen - das war dort ein Abschiebeposten, genauso wie Grønland, Færøer usw.

              Das Heersarchiv befindet sich in Kopenhagen im Staatsarchiv. Dort müsste er eigentlich zu finden sein, denn die Stammdaten werden seit 17. Jh. geführt, auch die der Ausländer im Dänischen Heer. Allerdings befinden die sich auf Mikrofilm und sind wohl nur im Filmlesesaal einsehbar.


              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                Hallo Hannes,

                ich habe das Buch jetzt im Original. Liest sich besser als als OCR. Er beschreibt dann noch weitere Personen. Die Beschreibung des schwedischen Leutnant Virgin als adelige Mumie ist einfach köstlich .

                Aber durch die Lektüre ergibt sich nun insgesamt folgendes Bild.

                Das Kapitel spielt im Jahre 1808. Auf jeden Fall war die illustere Herrenriege nicht auf den westindischen Inseln, sondern sie waren als Kriegsgefangene nach England, nach Reading verschifft worden. Dort hatten sie keineswegs ein schlechtes Leben, konnten solange es hell war, spazieren gehen, wohnten ganz angenehm und speisten sehr gut. Ein wenig Taschengeld bekamen sie auch und sogar einen Hausburschen hatten sie. Der schaffte nicht alles und so mussten sie auch mal mit zupacken, was sie nicht gerne taten. Alles ganz ausführlich und sehr lesenswert beschrieben - auch ihre krummen Geschäfte .

                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                • hannes64
                  Benutzer
                  • 08.02.2010
                  • 15

                  #9
                  Hallo Hina!
                  Trotz fehlender Sprachkenntnisse sind mir in dem gen. Buch auch verschiedene Formulierungen ins Auge gefallen wie Caricatur, Orangutan usw. , dachte mir, das muß ein unterhaltsamer Text sein! Jedenfalls vielen Dank für die Original-Übersetzung. Kasstor hatte darauf hingewiesen, daß am Ende des Buches die Lebensdaten aller Personen aufgeführt sind. Ist daraus zu entnehmen, daß Schümichen 1816 in Westindien gestorben ist?
                  MfG
                  hannes

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                  • Hina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.03.2007
                    • 4661

                    #10
                    Hallo Hannes,
                    ja, das ganze ist recht kurzweilig geschrieben.
                    Am Ende ist ein Personenverzeichnis, das von dem Enkel des Autors erstellt wurde. Dort ist Schümichens Tod mit 30.12.1816 in Westindien angegeben. Leider hat er die Quellen zu den Daten nicht verzeichnet aber ich denke, das stammt sehr wahrscheinlich aus dem Heeresarchiv. Wobei er noch anmerkte, dass nicht alle Daten im Personenverzeichnis genau zu recherchieren waren.
                    Viele Grüße
                    Hina
                    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                    • Hina
                      Erfahrener Benutzer
                      • 03.03.2007
                      • 4661

                      #11
                      Hallo Hannes,

                      ich habe da noch was gefunden in der Einwohnerliste der Westindischen Inseln.

                      Schümmichen, Joh.Gottr.von (36) captain on H,M, Westind.troops died 30.12.1816 (Reg.Avis)

                      Und hieraus stammt die Todesanzeige:
                      Dansk Vestindisk Avis St. Croix 1826 is called “Reg.Avis” in abbrev. and 1802/7/8/9/10/11/12/13/14/15/16/17/18/19/20/

                      Viele Grüße
                      Hina
                      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                      • hannes64
                        Benutzer
                        • 08.02.2010
                        • 15

                        #12
                        Hallo Hina!
                        Herzlichen Dank für Ihre vielen Bemühungen. Ich denke, wir nehmen das jetzt erst mal so zu unseren Unterlagen. Und wenn es sich ergibt werden wir einmal das Staatsarchiv in Kopenhagen besuchen.
                        Übrigens ist der Johann Gottfried Schümichen am 9. August 1779 in Eisdorf geboren, das liegt südwestlich von Leipzig/Sachsen.
                        Jedenfalls bin ich total begeistert, welche Möglichkeiten so ein Forum bietet.
                        Wenn ich sehe, wie schnell Informationen zu allen Fragen zu erhalten sind, dann frage ich mich, wie hat Familienforschung früher funktioniert ???
                        Viele Grüße
                        hannes

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                        • Hina
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.03.2007
                          • 4661

                          #13
                          Hallo Hannes,

                          das war früher wirklich äußerst mühselig, besonders, wenn die Forschung in weit entfernte Regionen ging, wo man nicht einfach mal hinfahren konnte. Man schrieb einen Brief an die entsprechende Kirche oder Archiv und konnte nur hoffen, dass sich jemand erbarmt. Da es keine Kopiergeräte gab, musste man dann natürlich auch Lesefehler bei der Abschrift inkauf nehmen und ist so manches mal in die Irre geführt worden. Diese Mühseligkeit ist sicher auch der Grund, warum in vielen alten Familienchroniken auch oft mit Wahrscheinlichkeiten und Fantasien gearbeitet wurde. Man liest dort immer wieder Sätze wie: Der Name XY ist im AB-Lexikon mit folgenden Personen aufgeführt ... Sie müssten der Linie GH zugeordnet werden. Ja, was soll man damit anfangen? Namensgleichheit bedeutet nunmal nicht zwangsläufig Familiengleichheit, es sei denn, es handelt sich wirklich um ganz seltene Namen aber auch dann sollte eben gründlich recherchiert werden und da sind wir heute ganz klar im Vorteil.

                          Viele Grüße
                          Hina
                          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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