Ich möchte euch einmal in einer Art Formular zeigen, wie Mitte des 18. Jh. die „Gevatterbriefe“ aussahen. Da sie stets vom Schulmeister oder Kantor geschrieben wurden, war der Inhalt stets gleich und in den Dörfern um Erfurt herum so bräuchlich. Ihr könnt euch also vorstellen, wie auch eure Ahnen einen solchen Brief erhielten bzw. diesen schrieben ließen auch wenn sie selbst Schreiben konnten.
„Dem Ehren Wohlgerechten und Fürsichtigen
Herrn NN
Christl. Und Wohlangesehenen Mitnachbar allhier
Meinen Insonders Hoch und Werthgeschätzten Hn Gevatter
gegl.
in (Ortsname auch wenn es im gleichen Dorf war)
Ehren Wohlgerechter und Fürsichtiger
Insonders Werthgeschätzer Freund
und zukünftiger Lieber Herr Gevatter
Demselben kan aus erfreutem Gemüthe nicht verhalten, daß
Gott der Allerhöchste
mein liebes Eheweib von Ihren zeither getragenen Weib-
lichen Bürden in Gnaden glücklich entbunden, und
uns beiderseits Eltern mit einem Gesund und wohlge-
stellten Söhnlein, erfreuet und beschenkt hat, Wofür
Sn Majestädt von Herzen Lob und Dank gesaget sey.
Wann dann aber uns aus Elterlicher Pflicht oblieget,
dafür zu sehen, daß unser in Sünden empfangen und ge-
bohrnes Kindlein, zur abwasche und reinigung in der heil.
Taufe dargebracht, und durch das Blut Jesu Christi gereinigt,
und in das Buch der Lebendigen verzeichnet werde; solches aber
ohne Christliche Taufzeugen und Mittels Persohnen nicht geschehen
kan. Als haben wir aus sonderlicher Liebe und Hochachtung
Ihm zu diesen heiligen Geschäfte ersehen und auserlesen, in
der Hoffnung daß solches gern und willig von Ihm wird auch
und angenommen werden. Bitten dahero Er wolle Morgen
G.G. Nachmittages 2 Uhr mit einem Andächtigen Gebet sich
In unserm Gotteshause einfinden, und unser Kindlein in
das Buch des Lebens verzeichnen lassen.
Nach dessen heil. Verrichtung aber sich in unserem Hause mit
einem Glaswein, nach jetziger Einrichtung bedienen lassen.
Ich werde dieses nicht nur Zeitlebens mich dankbarlich er-
zeigen, sondern auch zu allen Diensten mich Ihrer Gegengefäl-
ligkeit verbindlich machen, und verharrend bleiben
Meines Hochzuehrenden H. Gevatters
Ort und
Datum
Dienstergebenster
NN
Kindes Vater“
„Dem Ehren Wohlgerechten und Fürsichtigen
Herrn NN
Christl. Und Wohlangesehenen Mitnachbar allhier
Meinen Insonders Hoch und Werthgeschätzten Hn Gevatter
gegl.
in (Ortsname auch wenn es im gleichen Dorf war)
Ehren Wohlgerechter und Fürsichtiger
Insonders Werthgeschätzer Freund
und zukünftiger Lieber Herr Gevatter
Demselben kan aus erfreutem Gemüthe nicht verhalten, daß
Gott der Allerhöchste
mein liebes Eheweib von Ihren zeither getragenen Weib-
lichen Bürden in Gnaden glücklich entbunden, und
uns beiderseits Eltern mit einem Gesund und wohlge-
stellten Söhnlein, erfreuet und beschenkt hat, Wofür
Sn Majestädt von Herzen Lob und Dank gesaget sey.
Wann dann aber uns aus Elterlicher Pflicht oblieget,
dafür zu sehen, daß unser in Sünden empfangen und ge-
bohrnes Kindlein, zur abwasche und reinigung in der heil.
Taufe dargebracht, und durch das Blut Jesu Christi gereinigt,
und in das Buch der Lebendigen verzeichnet werde; solches aber
ohne Christliche Taufzeugen und Mittels Persohnen nicht geschehen
kan. Als haben wir aus sonderlicher Liebe und Hochachtung
Ihm zu diesen heiligen Geschäfte ersehen und auserlesen, in
der Hoffnung daß solches gern und willig von Ihm wird auch
und angenommen werden. Bitten dahero Er wolle Morgen
G.G. Nachmittages 2 Uhr mit einem Andächtigen Gebet sich
In unserm Gotteshause einfinden, und unser Kindlein in
das Buch des Lebens verzeichnen lassen.
Nach dessen heil. Verrichtung aber sich in unserem Hause mit
einem Glaswein, nach jetziger Einrichtung bedienen lassen.
Ich werde dieses nicht nur Zeitlebens mich dankbarlich er-
zeigen, sondern auch zu allen Diensten mich Ihrer Gegengefäl-
ligkeit verbindlich machen, und verharrend bleiben
Meines Hochzuehrenden H. Gevatters
Ort und
Datum
Dienstergebenster
NN
Kindes Vater“
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