Unstrut-Hainich-Kreis: warum heißen alle Johann Christoph?

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  • idila
    Benutzer
    • 26.09.2014
    • 67

    Unstrut-Hainich-Kreis: warum heißen alle Johann Christoph?

    Hallo Forscher,

    bei der Ahnenforschung im evangelischen Unstrut-Hainich-Kreis ab etwa 1600 fällt mir auf, dass "alle" Jungen Johann Christoph heißen. Ich habe mehrere Hundert Jungen-Geburten im Stammbaum, gefühlte 80% davon haben diesen Doppel-Vornamen.
    Da ich aus einem kurzgehaltenen Kopialbuch übertrage, wo keine Taufpaten angegeben wurden, weiß ich nicht, ob dort der Taufpate seinen Namen gab, was die Repetitivität erklären könnte. Allerdings habe ich das in anderen Regionen mit diesem Brauch noch nie so extrem erlebt.
    Oder gibt es einen mir anderen unbekannten Grund dafür?

    Freue mich über jede Idee.
    Liebe Grüße, Idila
  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 19927

    #2
    80%? Das ist aber sehr gewagt.
    Hier etwas:
    Long description: Bedienten sich Protestanten in der Frühen Neuzeit einer anderen Sprache als Katholiken? Die Frage ist zweifellos differenziert zu beantworten. In jedem Fall aber besaßen die Konfessionen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom "besten Teutsch". Während protestantische Sprachgelehrte das "Meißnische Deutsch"--Die Sprache Luthers - als den "zierlichsten", "reinlichsten" und "lieblichsten" Dialekt ansahen, gaben viele Katholiken dem oberdeutschen Idiom den Vorzug. Eine Wahl, die u.a. mit den zahlreichen katholischen Territorien im Süden des deutschen Sprachraums zusammenhing. Religion, Territorium und politische Macht waren in der Frühen Neuzeit eng miteinander verwoben und beeinflussten die Menschen bis in ihre Sprachpraxis hinein. Diese Aspekte sind in der bisherigen Sprachgeschichtsschreibung systematisch jedoch eher wenig berücksichtigt worden. Der vorliegende Sammelband greift deshalb entsprechende Forschungsdesiderate auf. Elf WissenschaftlerInnen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien spüren in ihren Beiträgen dem Zusammenhang von "Konfession und Sprache" in der Frühen Neuzeit nach. Als Experten aus Germanistik, Geschichtswissenschaft und Epigraphik nehmen sie ein breit gefächertes Textspektrum in den Blick: Grabinschriften, Leichenpredigten, Konversionsschriften, Schulordnungen u.a.m. werden von Textstrategien über die Wortwahl bis hin zu bestimmten Schreibweisen untersucht. Die Ergebnisse sind oftmals verblüffend und sollten impulsgebend für weitere Forschungen zum Komplex "Sprache und Konfession" sein.
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

    Kommentar

    • idila
      Benutzer
      • 26.09.2014
      • 67

      #3
      Vielen Dank für den tollen Link. Das sind interessante Untersuchungen. Das schaue ich mir gerne mal näher an.
      Grüße, Idila

      Kommentar

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