Friedhof in Torgau 1945

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  • Pitti1969
    Erfahrener Benutzer
    • 01.09.2015
    • 486

    Friedhof in Torgau 1945

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1945
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Torgau
    Konfession der gesuchten Person(en): katholisch
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):


    Hallo,
    nun führt mich meine Suche in eine völlig neue Ecke und ich benötige eure Hilfe.
    Ein Bruder meines Großvaters war 1944 bei der 1. Kompanie des Heeres-Pionierbataillon 652. Zu diesem Zeitpunkt der 18. Armee in Kurland unterstellt. Er wird am 30.10.1944 bei Jaugesi ca. 55 km ostwärts Libau/Lettland als vermisst gemeldet.
    Die nächste Information ist, dass er am 06.04.1945 in Torgau/Elbe erschossen wurde.Wie er dorthin kam und von wem er erschossen wurde, ist nicht bekannt. Er wurde auf dem Friedhof in Torgau, H1 Nr. 10 am 07.04.1945 beerdigt. Er wurde nur 21 Jahre alt.
    Meine Frage: welcher Friedhof kann das gewesen sein und könnte sein Grab noch existieren? In Berlin beispielsweise gibt es noch einige Gräber aus jener Zeit auf den Friedhöfen.
    Zuletzt geändert von Pitti1969; 23.01.2016, 16:55.
    Viele Grüße aus der Hauptstadt
    Pitti

    „Wer mich beleidigt, entscheide ich.“ (Klaus Kinski)

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  • Pitti1969
    Erfahrener Benutzer
    • 01.09.2015
    • 486

    #2
    So, nachdem mich jemand aus dem Forum bestärkt hat, dass er vermutlich Insasse des Wehrmachtsgefängnisses in Torgau war (was ich mir auch dachte), hab ich jetzt an das DIZ Wehrmachtsgefängnis Torgau, an die Friedhofsverwaltung und das Standesamt Torgau geschrieben.
    Dies fand ich noch im Netz dazu:
    Die Gesamtzahl der Erschießungen in Torgau läßt sich nachträglich nicht mehr exakt ermitteln. Aus den unvollständigen Unterlagen von Wehrmacht, Standesamt und Friedhofsverwaltung geht hervor, daß hier mindestens 197 verurteilte Wehrmachtangehörige erschossen wurden. Andere Quellen legen jedoch die Vermutung nahe, daß die Zahl der Hinrichtungsopfer tatsächlich erheblich höher war. Erschießungsstätten waren die Süptitzer Kiesgrube unweit des Reichskriegsgerichts sowie der nördliche Wallgraben des Wehrmachtgefängnisses Fort Zinna.

    Sehr interessant ist auch der beiliegend Zeitungsartikel aus der Torgauer Zeitung. Es ist unglaublich, andere Strafgefangene mussten ihre Kameraden erschießen.
    Angehängte Dateien
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    Pitti

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    Kommentar

    • werner41
      Benutzer
      • 09.10.2010
      • 10

      #3
      Friedhof in Torgau

      Es gibt nur einen Friedhof in Torgau (Domitzscher Straße).
      Nach 70 Jahren dürfte die Grabstelle nicht mehr vorhanden sein.
      Wahrscheinlich war der Bruder Ihres Großvaters "fahnenflüchtig" (wohl zunächst als vermisst gemeldet). Damals war es in jeder Armee (auch bei den Alliierten) die Regel, dass "Fahnenflucht" oder "Selbstverstümmelung" mit dem Tod bestraft wurde. Insbesondere in den letzten Kriegsmonaten haben SS und "Kettenhunde" mit Standgerichten gewütet. Leider ist kaum jemand von diesen Mördern zur Rechenschaft gezogen worden.
      Der Marinerichter Filbinger (später Ministerpräsident in Banden Württemberg), hat an zahlreichen Todesurteilen mitgewirkt. von ihm ist der Satz überliefert: "Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein!"

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      • Pitti1969
        Erfahrener Benutzer
        • 01.09.2015
        • 486

        #4
        Hallo Werner,
        vielen Dank für diese Erläuterungen. Ja, ich denke beim ihm auch an Fahnenflucht. Er hatte wahrscheinlich nach den Verletzungen die Nase voll vom Krieg, zumal zu der Zeit absehbar war, dass der Krieg verloren ist. Mit 21 Jahren so zu sterben ist mehr als tragisch, aber vielleicht kann ich noch etwas Licht in die Angelegenheit bringen.

        Vielen Dank nochmals.
        Zuletzt geändert von Pitti1969; 25.01.2016, 13:43.
        Viele Grüße aus der Hauptstadt
        Pitti

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        • Pitti1969
          Erfahrener Benutzer
          • 01.09.2015
          • 486

          #5
          Hallo,
          ich habe superschnell - nämlich heute - Antwort von der DIZ Wehrmachtsgefängnis Torgau erhalten und meine Vermutungen haben sich bestätigt:

          Der gesuchte Bruder Ihres Großvaters wurde aufgrund eines Urteils des Reichskriegsgerichts (RKG), das damals seinen Sitz in Torgau hatte, hingerichtet. Ob das Urteil selbst erhalten ist, kann ich noch nicht sagen. Danach recherchiere ich.
          Aus dem hier in Kopie vorliegenden Auszug des Vollstreckungsbuches des RKG geht hervor, dass am 27.03.1945 die Todesstrafe wegen Fahnenflucht ausgesprochen wurde. Das Urteil wurde bestätigt am 02.04.1945, vollstreckt wurde es am 06.04.1945.
          Die Bestattung fand am folgenden Tag auf dem Torgauer Friedhof statt, der noch heute existiert.
          Auf dem Torgauer Friedhof hat er ein öffentlich gepflegtes Grab. Ich teile Ihnen später mit, ob es heute noch als namentlich gekennzeichnetes Einzelgrab existiert, oder ob es heute Teil eines Sammelgrabfeldes ist.
          Der Eintrag im Sterbebuch der Stadt Torgau (ein Nachtrag aus dem Jahr 1957) vermerkt als Todesursache „erschossen“.


          Mal sehen, ob das Grab tatsächlich noch existiert. Nun werde ich noch mal beim DRK nachforschen, ob irgendwer aus der Familie nach dem Krieg nach ihm gesucht hat. Er ist der einzige der 8 Geschwister meines Großvaters, der den Krieg nicht überlebt hat. Und ich vermute nicht, das zu dem Zeitpunkt noch jemand die Familie informiert hat.
          Zuletzt geändert von Pitti1969; 29.01.2016, 13:08.
          Viele Grüße aus der Hauptstadt
          Pitti

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