Hatte Kehnert bei Magdeburg einen Hafen?

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  • alex13
    Erfahrener Benutzer
    • 10.04.2010
    • 1352

    Hatte Kehnert bei Magdeburg einen Hafen?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum:
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung:
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]:
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken):



    Hallo,

    ich habe mal eine Frage. Ein verwandter von mir hat 1902 als Schiffer in Kehnert gearbeitet und später auch jahrelang auf einem Binnenschiff gelebt. Ich habe auch gerade bei Wikipedia unter Kehnert gelesen: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten viele Familien von der Fischerei und der Elbschifferei.

    Meine Frage nun, gab es in Kehnert (bei Magdeburg) einen Hafen und war dort auch ein Binnenhafen? Kennt sich da jemand aus?
    Zuletzt geändert von alex13; 29.03.2013, 15:43.
    LG Alex
  • Asphaltblume
    Erfahrener Benutzer
    • 04.09.2012
    • 1501

    #2
    In Kehnert gab es eine Schifferschule, eine Berufsschule für Binnenschiffer. Die mussten ja sehr genau alle Verhältnisse in den Gewässern kennen, die sie befuhren, und durften nur die Strecken befahren, für die sie ein Patent hatten.

    Außer Häfen waren auch sogenannte "Ablagen" oder Stapelplätze als Warenumschlagplätze für die Binnenschifffahrt wichtig. Dort wurde einfach auf dem Strand auf- und abgeladen.

    Wie das in Kehnert genau war, weiß ich allerdings auch nicht.
    Gruß Asphaltblume

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    • alex13
      Erfahrener Benutzer
      • 10.04.2010
      • 1352

      #3
      Hallo Asphaltblume,

      vielen Dank für die Info. Wo kann man denn sowas erfahren, dass es dort eine Schifferschule und Berufsschule für Binnenschiffer gab? Wenn jemand auf einem Binnenschiff gelebt hat, war er dann auch der Schiffer? Gab es mehr Personal, dass keine Aubildung als Schiffer hatte und dort trotzdem auf dem Schiff mitlebte? Musste jeder Schiffer vorher zur Schule?

      Ich habe mir den Ort auch bei Google angesehen, kann mir aber überhaupt nicht vorstellen, wo dort eine Art Hafen sein kann? Wurde das alles evtl. von Magdeburg aus gemacht? Aber warum stand denn bei der Geburt des Sohnes: Schiffer in Kehnert?
      LG Alex

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      • Asphaltblume
        Erfahrener Benutzer
        • 04.09.2012
        • 1501

        #4
        Ich hab auch Binnenschiffer in der Familie. Die wohnten in einer Schiffersiedlung, die aber auch keinen Hafen hatte. Im Kirchenbuch steht bei den Männern der Familie meistens "Schiffseigner", gelegentlich war auch ein "Schiffer" eingetragen, allerdings habe ich nicht darauf geachtet, ob das austauschbar verwendet wurde. Aus der mündlichen Familienüberlieferung weiß ich, dass außer dem Eigner und Kapitän mindestens auch ein Bootsmann auf dem Kahn dabei war. Der blieb auch im Winter, wenn die Schleusen geschlossen waren, auf dem Kahn und betreute ihn. Das war wohl oft nicht am Wohnort des Schiffseigners, und mein Ururgroßvater war dann zuhause bei seiner Familie.
        Die Ehefrau fuhr offenbar zumindest zeitweise (vermutlich samt Kindern) mit, jedenfalls hat sie zwei ihrer Kinder auf dem Kahn geboren.

        Wie genau das mit der Ausbildung von Binnenschiffern war, war sicher je nach Zeit und Region auch unterschiedlich. Mit ziemlicher Sicherheit gab es auch angelerntes Personal an Bord, der Kapitän aber brauchte jedenfalls ein Schifferpatent.

        Hier findest du Informationen zu Schifferschulen (auch in Kehnert).
        Und hier findest du ein Lehrbuch für die Elbeschiffer-Fachschulen.
        Gruß Asphaltblume

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        • alex13
          Erfahrener Benutzer
          • 10.04.2010
          • 1352

          #5
          Hallo Asphaltblume,

          vielen Dank für die Links, die sehr interessant waren! Ist ja witzig, dass Du auch Verwandte hattest, die auf einem Binnenschiff lebten. Mich würde noch interessieren, ob wenn man Schiffer war, nun das Schiff (als Kapitän) geleitet hat oder ob man "nur" auf einem Schiff beschäftigt war, wie z.B. als Mischinist, oder so. Musste jeder, der sich als Schiffer in der Binnenschifferei bezeichnete zur Schifferschule gehen? Mein Verwandter wurde erst Schiffer nach seiner Hochzeit, aslo nicht mit 16 oder so. Es würde mich auch interessieren, wie es sich so lebte auf einem Binnenschiff. WOhin gefahren wurde und mit welcher Ladung, war die Familie stets anwesend? Die Kinder wurden in Kehnert geboren (scheinbar nicht auf dem Schiff - oder wird sowas nicht im Kirchenbuch vermerkt?).
          LG Alex

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          • Asphaltblume
            Erfahrener Benutzer
            • 04.09.2012
            • 1501

            #6
            Hallo Alex,
            so genau kenne ich mich mit den Lebensumständen auch nicht aus. Bei meiner Familie wurde die auswärtige Geburt auf dem Kahn nachträglich im Kirchenbuch verzeichnet, mit Hinweis auf das Standesamt, wo die Geburt direkt registriert worden war (nach 1874 gab es die ja in Preußen).
            Der Vater hatte seinen Eichenkahn von seinem Vater bekommen, und er hat das Handwerk wohl von seinem Vater gelernt. Inwieweit er auch noch eine schulische Ausbildung hatte, weiß ich nicht. Auch, wie es sich auf so einem Kahn lebte, weiß ich nicht.
            Aber an Land waren die Lebensumstände ja auch eher einfach (kein fließendes Wasser, kein Strom, ungeheizte Kammern und so), da war der Kontrast womöglich gar nicht so groß.

            Es gibt ein Binnenschifffahrtsmuseum in Oderberg, wo ich mal hinfahren möchte. In Duisburg gibt es ebenfalls eines, das anscheinend größer und informativer ist, aber für mich weniger gut erreichbar.

            Binnenschiffe wurden und werden in Binnenschiffsregistern registriert - das ist eine Spur, der ich noch nachgehen will. Da würde ich dann hoffentlich auch genaue Angaben zum Typ und zur Größe des Schiffs finden.
            Ich weiß aber noch nicht, wo der Kahn meines Ururgroßvaters registriert war - ob an seinem Wohnort, oder in Berlin, oder noch woanders, Magdeburg zum Beispiel, oder Stettin. Und dann weiß ich auch noch nicht, wo die ganzen verschiedenen Register geführt und/oder archiviert werden.

            Nach Meyers Großem Konversationslexikon bezeichnet das Wort Schiffer den Schiffsführer oder Kapitän, also beileibe nicht jeden, der auf einem Schiff arbeitete, aber er musste das Schiff nicht besitzen.
            Und um Schiffsführer zu sein, musste man die Prüfung für das entsprechende Patent abgelegt haben. Wahrscheinlich konnte man den Stoff dafür auch extern lernen, aber im Winter hatten die Binnenschiffer ja Zeit für die Schule, zwischen November und März waren die Schleusen geschlossen.
            Nach meiner Erfahrung würde aber ein Maschinist auch als Maschinist (oder Dampf-/Motorschiffsmaschinist) im Kirchenbuch stehen, ein Schiffsjunge als Schiffsjunge usw.

            Meine Ururgroßmutter hat auch zu Hause am Wohnort Kinder zur Welt gebracht, nur bei zweien steht, dass sie auf dem Kahn geboren wurden. Normaler war sicher, dass die Ehefrau und die Familie die ganze Zeit zu Hause wohnten, während der Vater (und später die großen Söhne) im Sommer auf dem Kahn unterwegs war und im Winter dann nach Hause kam. Und ihre Kinder auch zu Hause, unter der Obhut einer Hebamme oder erfahrenen Verwandten bekam. Zu den Häusern in Schiffersiedlungen gehörte immer auch ein bisschen Acker- und Gartenland zur Selbstversorgung, man hielt ein bisschen Kleinvieh - da musste sich ja auch immer jemand drum kümmern, vor allem im Sommerhalbjahr.
            Aber du weißt ja vielleicht auch schon, dass Kirchenbücher unterschiedlich akribisch geführt wurden, der eine Pfarrer war schreibfaul, der andere nahm's genau.

            Gruß Asphaltblume
            Gruß Asphaltblume

            Kommentar

            • alex13
              Erfahrener Benutzer
              • 10.04.2010
              • 1352

              #7
              Hallo Asphaltblume,

              irgendwo hatte ich gelesen, dass in der Binnenschifferei der "Schiffer" "nur" einer ist, der auf einem Binnenschiff arbeitet, aber wie es so ist, ich finde es nicht mehr wieder.

              Mein Verwandter muss so, aber ca. 1902 (also wesentlich später als bei Dir) darauf gelebt und gearbeitet haben. Ich weiss auch, dass sein Sohn später dabei war.

              Ich habe auch gelesen (frag nicht wo, bestimmt in den Beständen des Archives in Magdeburg), dass es eine Krankenkasse für Binnenschiffer gab, vielleicht finde ich ja dort mehr.
              LG Alex

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              • AnGr
                Erfahrener Benutzer
                • 27.03.2011
                • 1170

                #8
                Guten Abend,

                als ich den Beitrag gelesen habe, dacht ich irgendwie an die Kettenschleppdampfer, es scheint Nahliegend zu sein das Ihr Verwandter auf solch einem Schiff tätig war. Zumindestens gab es in Kehnert eine Station an der Kähne zur Mitnahme lagen.





                Schönen Gruß Andreas
                Schönen Gruß Andreas Harald Alexander

                https://www.youtube.com/watch?v=VwX7nC-LpKs

                Kommentar

                • Asphaltblume
                  Erfahrener Benutzer
                  • 04.09.2012
                  • 1501

                  #9
                  Das wusste ich alles nicht, vielen Dank! Meinen Ururgroßvater betraf das sicherlich nicht, der war bis zur Wolga unterwegs, aber spannend ist es allemal!
                  Gruß Asphaltblume

                  Kommentar

                  • alex13
                    Erfahrener Benutzer
                    • 10.04.2010
                    • 1352

                    #10
                    Hallo Andreas,

                    vielen Dank für die Links. Habe mir alles durchgelesen. Ist so ein Kettenschleppdampfer dann auch ein "Binnenschiff"? Denn ich habe hundertrpo die INfo, dass er Schiffer auf einem Binnenschiff war.
                    LG Alex

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                    • AnGr
                      Erfahrener Benutzer
                      • 27.03.2011
                      • 1170

                      #11
                      Hallo,

                      Die Kette wurde in Binnengewässer verlegt, demnach gehörten die Kettenschleppschifferei auch zur Binnenschifffahrt! Es wurde ja nicht nur auf der Elbe diese Art von Schifffahrt betrieben, z.B. auch auf dem Main wurde die Kette verlegt, Ab Mitte der 1920 wurde das auf dem Main von der Reichsbahndirektion Nürnberg übernommen.

                      Schönen Gruß Andreas
                      Schönen Gruß Andreas Harald Alexander

                      https://www.youtube.com/watch?v=VwX7nC-LpKs

                      Kommentar

                      • Catha-Tina
                        Erfahrener Benutzer
                        • 14.10.2009
                        • 1839

                        #12
                        Schau mal hier Alex,
                        auch ein Kettenschleppdampfer, der auf einem Fluss fährt, ist ein Binnenschiff

                        Edit: Oh, ich habe mich mit Andreas gekreuzt...
                        Viele Grüße
                        Catha-Tina

                        Suche
                        - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
                        - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
                        Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

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                        • alex13
                          Erfahrener Benutzer
                          • 10.04.2010
                          • 1352

                          #13
                          @ Andreas

                          vielen DANK für den Hinweis

                          @ Catha-Tina

                          vielen DANK für den Link, aber genau hier fine ich das Wort Kettenschleppdampfer oder Kette oder so nicht. Eben nur Schleppbote. Ich bin doch noch ein "Neuling" in der Materie. :-)
                          LG Alex

                          Kommentar

                          • Catha-Tina
                            Erfahrener Benutzer
                            • 14.10.2009
                            • 1839

                            #14
                            Hallo Alex,
                            ich bin auch nur Laie , aber ich denke Schlepper ist der Oberbegriff und darunter falle auch die Kettenschleppdampfer.
                            Aber vielleicht weiß Andreas mehr...
                            Aber auf alle Fälle fahren sie in Binnengewässern, u.a. Flüssen, und zählen somit zur Binnenschifffahrt.
                            Viele Grüße
                            Catha-Tina

                            Suche
                            - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
                            - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
                            Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

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                            • Asphaltblume
                              Erfahrener Benutzer
                              • 04.09.2012
                              • 1501

                              #15
                              Schleppschiffe oder -kähne sind welche ohne eigenen Antrieb, die eben geschleppt werden müssen. Da gibt es dann etliche Varianten, womit oder wovon sie geschleppt werden, und diese Ketten sind eine davon.

                              Ich habe mir heute im Archiv ein paar alte Akten aus dem Schiffsregister angeschaut. Wenn man da die richtige findet, erfährt man eine Menge - allerdings scheint es nicht ganz einfach zu sein, vom Eigentümer (oder gar vom Schiffer) ausgehend das richtige Fahrzeug und die richtige Akte zu finden... Dass es ein riesiger Zufall sein würde, wenn ich den Kahn meines Ururgroßvaters finden würde, war mir klar, ich wollte aber mal sehen, wie so eine Schiffsregisterakte überhaupt aussieht. Bilder sind leider nicht dabei.
                              Gruß Asphaltblume

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