Dimmission

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  • renard68
    Benutzer
    • 05.07.2012
    • 34

    Dimmission

    Warum hat der "Pastor von Daun" einen Mann aus der Wallonie 1735 zum Heiraten nach Retterath überwiesen? Warum gab es keine Überweisung aus der Heimatpfarrei?

    In Daun findet sich nichts über die Familie des Bräutigams.

    Es geht um den Kohlenbrenner-Meister "Michael Renard", wie 1735 im Kirchenbuch von Retterath verzeichnet ist, der ausweislich von Prozessakten und Schriftverkehr der Virneburger Amtsverwaltung mit der Regierung in Wertheim aus dem "Welschland" stammte. Auch bei einer weiteren Hochzeit 1750 in Ramersbach ist "Welsland" angegeben. Beim Tod der Retterather Ehefrau 1749 ist im Kirchenbuch von Kempenich der Herkunftsort als "Wallonia" bezeichnet.

    Eine Komplikation bei der Lösung des Rätsels: Michael Renard (auch Reinert, Reinardi und Rheinhardt) hat schon 1729/30 in Retterath gelebt, ist aber nach einem dubiosen Prozess um Fuhrlohnzahlungen für seine Kohlen geflohen.

    Bei der Hochzeit 1735 in Retterath wird nicht nur die Dimmission durch den Pastor von Daun angegeben, sondern auch ein Herkunftsort, der als "Hart vallo" (vallo wohl als Hinweis auf die Wallonie) niedergeschrieben wurde.
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    Zuletzt geändert von Xtine; 20.07.2012, 08:43. Grund: Bild in Anhang geändert
    Suche sämtliche Angehörigen des Kohlenbrennermeisters Michael Renard, der um 1729 aus der Wallonie in die Eifel zog. Er lebte in den heutigen Kreisen Daun und Ahrweiler, arbeitete im Hunsrück und im Westerwald, wurde auch Reinert, Reinardi, Rheinhardt u.ä. geschrieben. Selbst 1777 bei derHeirat seines zweiten Sohnes dürfte er noch gelebt haben.
  • Jogy
    Erfahrener Benutzer
    • 01.05.2010
    • 2360

    #2
    Auf dem Konzil von Trient wurde der Pfarrzwang auf den Pfarrer der Heimatpfarrei festgelegt, damit der von den Gebühren leben konnte. Wollte nun jemand in einer anderen Pfarrei heiraten bekam er von seinem Pfarrer eine Dimissoriale, einen Entlassungsschein. So hier geschehen, weil der Michel Renard vermutlich aus dem Welschland kommend, einige Zeit in der Pfarrei Daun gelebt hat, ohne jedoch durch eine Heirat oder Taufe im KB zu erscheinen. Das müsste m.E. einige Zeit gewesen sein, dass der Pfarrer ruhigen Gewissens bescheinigen konnte, dass er katholischen Glaubens (und unverheiratet) war.
    Dabei ist fraglich, ob der Pfarrer "im Welschland"
    - zu erreichen war? Michel hätte nur wegen der Bescheinigung in seine Heimatpfarrei reisen müssen. Zur damaligen Zeit u.U. eine mehrwöchige Reise.
    - Und ob eine Dimission über Landesgrenzen möglich war und hier anerkannt wurde?
    Der Dauner Pfarrer hat wohl hier als Ersatz für den Heimatpfarrer gehandelt.

    In dieser Zeit war es auch üblich, wenn einer "in die Fremde" ziehen wollte, dass er sich vom Rat seiner Heimatstadt einen "Geburtsbrief" ausstellen ließ, in dem die notwendigen Daten bestätigt wurden.
    So z.B. für die Stadt Trier -> http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&...oe7tjuuSJnXYKg

    Es könnte einer der Michel sein, die hier aufgeführt sind -> http://wc.rootsweb.ancestry.com/cgi-...lla&recno=8739
    Gruß Jogy
    Zuletzt geändert von Jogy; 20.07.2012, 15:04.

    Kommentar

    • renard68
      Benutzer
      • 05.07.2012
      • 34

      #3
      Ich greife den Gedanken mal auf, den ich freilich auch schon mal mit vielen leidvollen Facetten durchprobiert habe... Die waren damals mobiler als man annimmt, es blühte jeglicher Schmuggel. Und als Einzelreisender kann man prima zu jemandem auf den Wagen steigen, der zum Beispiel Eisen oder Mühlsteine transportiert...

      Die Grenzen darf man wohl nicht als zu hohe Hürde ansehen. Damals gab es es zwar alle paar Meter Schlagbäume und Zollstationen, aber wenn man mutig genug war und sich nirgends in der Fremde ansiedeln wollte, durfte man reisen. Virneburg (wo die Vogtei und Heimbürgermeisterei Retterath lag) war ein eigenes Land mit Landesherren an derTauber. Daun war also genauso Ausland wie jeder Ort in der Wallonie. Ob nun die Spanier, Bayern oder Österreicher Besitzer waren, dürfte wenig unterschied gemacht haben. Wohl auch für den Pfarrer...

      Michael Renard hat von 1729 bis 1731 in oder bei Retterath gelebt. Er kann maximal vier Jahre in Daun gelebt haben, ehe er dort eine Dimission erhielt. Sicherlich brauchte er dafür mindestens einen Geburtsschein, eher aber wohl eine Bescheinigung, dass er ledig ist.

      Da auch die Wallonie so zersplittert war, wie die Eifel, kann ich noch nicht ,erkennen ob er aus Lüttich, Namur, Stablo oder sonstwoher gewesen sein dürfte.

      Ganz sicherlich war die Kirche auch damals so gut durchorganisiert, dass ein Verheirateter nicht noch irgendwo heiraten konnte. Sollte mein Vorfahr nun aber Schmu gemacht und die Vorschriften umgangen haben, würde ich das wenigstens gerne beweisen können. Er müsste dann trotz seiner Ehe in Engis und seiner Tochter dort in der Eifel ein zweites Mal geheiratet haben.... Im Kirchenbuch von Daun ist übrigens keine Dimission eingetragen...

      Vielleicht muss man noch genauer nach der Kompetenz eines Pfarrers schauen...
      Suche sämtliche Angehörigen des Kohlenbrennermeisters Michael Renard, der um 1729 aus der Wallonie in die Eifel zog. Er lebte in den heutigen Kreisen Daun und Ahrweiler, arbeitete im Hunsrück und im Westerwald, wurde auch Reinert, Reinardi, Rheinhardt u.ä. geschrieben. Selbst 1777 bei derHeirat seines zweiten Sohnes dürfte er noch gelebt haben.

      Kommentar

      • wiwack
        Erfahrener Benutzer
        • 15.01.2010
        • 394

        #4
        Hi,
        denkt man mal etwas quer, so muss "ex Hart vallo" gar nichts mit der Wallonie zu tun haben.
        Bei nicht ganz perfektem Latein kann es auch einfach "aus dem Harttal" bedeuten.
        Ein Harttal gibt es z.B. hier
        Harttal
        73342 Bad Ditzenbach

        Oder war es Herstal bei Lüttich ?


        mfG
        Willi W.
        Zuletzt geändert von wiwack; 22.07.2012, 20:02.

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