Begriff: "Armenpensionist" in Werther/Westf.?

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  • magdalena22
    Benutzer
    • 30.11.2014
    • 44

    Begriff: "Armenpensionist" in Werther/Westf.?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1826
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Werther Stadt
    Konfession der gesuchten Person(en):
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): KB
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): diverse


    Hallo miteinander,

    Ich habe folgende Frage:
    Wie wurde man 1826 "Armenpensionist", wo es doch gar keine Sozialsysteme im heutigen Sinne gab.
    Bin auf den Begriff im Sterbeeinrtag eines Vorfahren gestoßen, der eindeutig einen sozialen Abstieg hinter sich hatte und sogar das Begräbnis gratis bekam; dachte immer, dass die Familien früher die verarmten alten Menschen aufgefangen haben.
    Gab es damals in Werther - oder generell in den Städten - eine entsprechende Institution?
    Im Taufeintrag des Vorfahren ist als Pate ein Mathias Walbaum genannt, ein reicher Kaufmann aus Werther. Könnte es damit etwas zu tun haben?

    Wer weiß was

    Magdalena
  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 2951

    #2
    Hallo Magdalena22,

    es gab auch schon Anfang des 19. Jahrhunderts und davor Institutionen, welche sich um das Armenwesen kümmerten bzw. dafür zuständig waren.

    Das Armenwesen wurde auch schon im Mittelalter geregelt und in den Städten zumeist eine Armenstiftung oder eines Armenfonds eingerichtet. Es gab gemeinnützig gegründete und geführte Hospitalstiftungen, welche Armenhäuser unterhielten. Für die Verwaltung und Verteilung der Gelder war dann ein Provisor (des Hospitals) zuständig. Auf dem Lande wurden die Aufgaben von einer geistlichen Einrichtung, also zumeist der Pfarre übernommen. Zuständig war dann der Kastenmeister als Verwalter des „Gotteskasten“.

    Mit Einführung preußischer Gemeindeordnungen war z.B. ein sog. Communal-Empfänger für das Armenwesen zuständig, welcher die Armenkasse verwaltete. Im Amt Werther dürfte für diese Aufgabe der Kämmerei- und Kommunalrendant zuständig gewesen sein, welcher nach dem Westfalenlexikon 1832-1835 Rentsch hieß.

    Demnach dürfte ein Armenpensionist ein Mensch gewesen sein, welcher in einer städtischen oder christlichen Armenunterkunft gelebt hatte und offiziell als Almosenempfänger anerkannt und vom Bürgertum als solcher geduldet war.

    Viele Grüße
    Ralf

    Kommentar

    • Artsch
      Erfahrener Benutzer
      • 14.07.2013
      • 1933

      #3
      Hallo Magdalena22,

      in verschiedenen alten Chroniken habe ich gelesen, daß ehemals oder noch Vermögende eine Gratisbestattung erhalten haben, beispielsweise wegen eigener vorangegangener Stiftungen, Verdienste um den Ort oder das Begleiten eines gemeinnützigen Amtes, Förderung des Schulwesens etc...
      Ob dein Vorfahr ein größeres Ansehen genoß, könnte sich aus der Art der Zeremonie, Opfergeld und Kirchgeläut ergeben.

      Nicht jeder Arme wurde im Armenhaus aufgenommen, nicht jeder hatte selbst bei Aufnahme dort dieselbe Behandlung. Gearbeitet hat man weiterhin, eben nach seinen Möglichkeiten. Dort lebten auch nicht nur alte Menschen, sondern auch mittellose Kinder, Kranke, erwerblose Familien und brachten, wenn irgend möglich eine Gegenleistung.

      1826 kann er Familie, Hab und Gut und/oder seine Gesundheit im vorangegangenen Krieg eingebüßt haben.
      Zwar arm, aber nicht ohne Ansehen.

      Die Titulierung "Armenpensionist" bedeutet für mich, daß er noch Einkünfte hatte, wenn auch sehr geringe.
      Sein Alter wäre noch für mich von Interesse gewesen.

      Übrigens in einer Chronik (100 Jahre später), von einer Kleinstadt bei Leipzig, wird auf eine neue Errungenschaft hingewiesen. Seit 1924 kostenlose Bestattung. Fand ich erstaunlich!

      Beste Grüße
      Artsch
      Zuletzt geändert von Artsch; 16.07.2015, 06:14. Grund: Zugefügt: 100 Jahre später

      Kommentar

      • magdalena22
        Benutzer
        • 30.11.2014
        • 44

        #4
        Oh,
        an solche Einrichtungen habe ich gar nicht gedacht. Danke für die Info!

        Er ist mit 51 Jahren gestorben , bestattet ohne großes Geläut (nicht vermerkt) und hat Frau und Kinder (auch minor K.) hinterlassen. Die Eltern wurden als 'Coloni' bezeichnet; er war anfangs Kötter, später Heuerling, lebte außerhalb der Stadt Werther.
        Der Umzug der Familie in die Stadt hat bei mir das besondere Interesse und den Gedanken an den reichen Paten geweckt, nachdem ich den Vermerk Armenpensionist gefunden hatte. Patenschaft beinhaltete damals ja doch eine lebenslange Betreuung, oder?

        Grüße
        Magdalena

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