Frage zu den Kirchenbüchern St Vincentius, Scherfede

[Grisabel]

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: um 1774
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: St Vincentius, Scherfede
Konfession der gesuchten Person(en): katholisch
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): matricula, familysearch
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):

Hallo zusammen,

ich lese mich gerade durch die Kirchenbücher von St Vincentius, Scherfede. Dort gibt es sogar manchmal Nebeneinträge, die ich bisher so in Kirchenbüchern nicht gesehen habe.

Dass das B an der Seite für Bonenburg steht, und das S für Scherfede, habe ich mittlerweile herausbekommen. Manchmal steht dort auch ein + mit einem Datum, und da habe ich (bei Interesse meinerseits) auch den passenden Sterbeeintrag gefunden.

Nur was soll mir ein + sagen, das direkt neben einem Taufeintrag steht? Dass das Kind direkt gestorben ist?

Beispiel:

https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/paderborn/DE_EBAP_14615/KB004-01-T/?pg=143

Joannes Vincentius filius Joseph Nuttebaum et Trine Margrete Wiemers
conjug. baptisatus 20 July patri Joan Liborius Femmen B +
wobei ich mich mit der Schrift dieser Jahrgänge auch noch sehr schwer tue.

Ich wollte das im Sterbebuch überprüfen, aber es sieht für mich aus, als würden mitten im Buch 3 Jahre fehlen.

Vielleicht kenne ihr ja solche Fälle schon.

Fragende Grüße
Petra

[Andre_J]

Hallo Petra,

Totgeburten und früh verstorbene Kleinkinder waren im 18. Jahrhundert leider sehr häufig, nicht zuletzt wegen mangelndem Hygienebewusstsein und fehlenden Hebammen.

So ein + hatte ich auch schon öfters in "meinen" Kirchenbüchern.

Als Gegenprobe würde ich einen Zeitraum der Taufen nehmen, der im Sterberegister nicht gerade in der Lücke liegt. Oder bei den Beerdigungen eine Person mit wenigen Lebensjahren (oder Monaten), sofern dies vermerkt ist.


Gruß,
Andre_J

[Grisabel]

Ich habe jetzt mehrere Fälle überprüft, die mit einem + im Taufregister gekennzeichnet waren. In den zeitlich passenden Sterberegistern erscheinen sie nicht.

Was könnte sich der Pfarrer gedacht haben? Dass die Kinder zum Zeitpunkt des Eintrags in das Buch bereits gestorben waren, aber durchaus "normal" getauft wurden? Normal eben für diese Zeit, nicht für unsere. Allerdings nicht so lange gelebt haben, dass sie eine Beerdiung bekommen haben. Oder ist das jetzt zu sehr an den Haaren herbeigezogen?

[Andre_J]

Ich habe jetzt mehrere Fälle überprüft, die mit einem + im Taufregister gekennzeichnet waren. In den zeitlich passenden Sterberegistern erscheinen sie nicht.

Was könnte sich der Pfarrer gedacht haben? Dass die Kinder zum Zeitpunkt des Eintrags in das Buch bereits gestorben waren, aber durchaus "normal" getauft wurden? Normal eben für diese Zeit, nicht für unsere. Allerdings nicht so lange gelebt haben, dass sie eine Beerdiung bekommen haben.

Das kann natürlich sein, dass der Pfarrer die Notgetauften nicht nochmals im Beerdigungsbuch aufgeschrieben hat. Beerdigt wurden diese natürlich trotzdem. Mancherorts bekamen die toten Kinder auch eine eigene Abteilung im Kirchenbuch, um die Übersichtlichkeit der "normalen" Todesfälle zu wahren.

Getauft wurde, wo immer es möglich war, zur Not auch von der Hebamme. denn ungetaufte Verstorbene kamen nicht in den Himmel. Such mal nach "Traufkinder" zu diesem Thema.

Gruß,
Andre_J

[Grisabel]

Hallo Andre,

dass Hebammen taufen dürfen weiß ich. Meine Schwester hat selbst eine Nottaufe durch eine Schwester im Krankenhaus bekommen. Wobei ich jetzt nicht sagen kann, ob es eine Kranken- oder eine Nonnenschwester war. 1965 waren in dem Bereich in meinem Heimatort noch viele Nonnen tätig.

Danke für den HInweis auf Traufkinder. Das war mir tatsächlich neu.

Durch Zufall habe ich jetzt doch einen Sterbeeintrag eines der Kinder, die mit einem Kreuz gekennzeichnet waren, gefunden. Allerdings ist der Knabe drei geworden, und ich hatte nur zeitnah gesucht. Also sind mit einem Kreuz gekennzeichnete Kinder zwar verstorben, aber nicht unbedingt direkt nach der Geburt.