Aus welchem Grund wurden Leichen zur ("Uni"-)Klinik Marburg gebracht?

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  • rocco
    Erfahrener Benutzer
    • 21.12.2009
    • 739

    Aus welchem Grund wurden Leichen zur ("Uni"-)Klinik Marburg gebracht?

    Einen schönen guten Abend,

    im Sterbebuch von Löschenrod werden kurz hintereinander zwei Leichen nach Marburg gebracht.



    Einträge Nr. 68 1/2 und 68 3/4.

    Die Geschichte kommt mir ein wenig seltsam vor, ich will aber hier keinen Kriminalfall konstruieren.

    Ich habe jetzt fast 100 Jahre in den Sterbebüchern durchgesehen, dies ist mir das erste Mal untergekommen.

    Hat jemand Informationen darüber, in welchen Fällen man in der damaligen Zeit Leichen obduzierte?

    Ein anderer Grund fällt mir eigentlich nicht ein.

    HG

    Rocco
    "Wish I didn't have to see now what back then I didn't see" Tobias Sammet (Avantasia)
  • karin-oö
    Erfahrener Benutzer
    • 01.04.2009
    • 2630

    #2
    Hallo Rocco!

    Wo liest du etwas von Uni-Klinik?
    Beim Sterbeort ist "Fulda im Land(es)krankenhaus" eingetragen.
    In der Spalte "Zeit des Begräbnisses" steht lediglich: "die Leiche kam nach Marburg", wahrscheinlich war das der Begräbnisort und der Todesfall wurde nur im Kirchenbuch des Heimatortes notiert.

    Schöne Grüße
    Karin

    Kommentar

    • rocco
      Erfahrener Benutzer
      • 21.12.2009
      • 739

      #3
      Hallo Karin,

      ich habe keineswegs irgendwo Uniklinik gelesen und daher "Uni" auch in Klammern gesetzt.

      Jedoch:

      "Die Abgabe von Leichen an das Anatomische Institut
      der Philipps-Universität Marburg"

      zu finden unter:




      Beide wurden in Löschenrod geboren, aus welchem Grund sollte man sie in Marburg begraben?

      Ich bin in beiden Fällen schlicht von einer Obduktion ausgegangen, da mir ansonsten kein weiterer auch nur annähernd vernünftiger Grund einfällt, die Leichen ins über 60 Kilometer entfernte Marburg zu bringen.

      Warum erfolgte die pfarramtliche Mitteilung erst ein knappes Jahr später?

      Zwischenzeitlich habe ich noch ein wenig gegooglet:







      Meine grundsätzliche Frage möchte ich daher aufrecht erhalten.

      Möglicherweise hat ja jemand einen vergleichbaren Fall.

      Grüße

      Rocco
      "Wish I didn't have to see now what back then I didn't see" Tobias Sammet (Avantasia)

      Kommentar

      • karin-oö
        Erfahrener Benutzer
        • 01.04.2009
        • 2630

        #4
        Dann will ich noch einen Erklärungsversuch wagen:

        Die beiden verstarben im Krankenhaus in Fulda (also nicht in der Heimatpfarre), vielleicht haben sie dort kurz vor ihrem Tod ihr Einverständnis gegeben, ihren Körper Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen. Deshalb wurden die Leichen nach Marburg gebracht und nicht in der Heimatpfarre beerdigt.
        Die Todesmeldung kam von Fulda nach Löschenrod (das kann irgendwann während des Jahres gewesen sein).
        Da in der Pfarre kein Begräbnis stattfand, hat der Pfarrer den Tod nicht in chronologischer Reihenfolge eingetragen, sondern am Ende des Jahres ohne eigene laufende Nummer vermerkt.
        In den Totenbüchern von Fulda müsste der Todesfall unter dem Sterbedatum zu finden sein. Vielleicht gibt es darin weitere Erkenntnisse zur Todesursache.

        Schöne Grüße
        Karin

        Kommentar

        • Heiku
          Benutzer
          • 23.08.2011
          • 45

          #5
          Hallo Rocco!
          Vielleicht hilft Dir diese Information weiter:
          In Marburg befand sich zu dieser Zeit die "Medicinaldeputation für Oberhessen", die (u.a.) medizinpolizeiliche und gerichtsärztliche Funktionen hatte. Sie war Teil des kurhessischen Medizinalwesens, das durch die "Medicinalordnung" von 1830 neu geregelt wurde. Näheres dazu findest Du unter: http://books.google.de/books?id=5Js9...arburg&f=false. Dort S. 500 ff.
          Viel Erfolg bei der weiteren Suche!
          Heinz

          Kommentar

          • Halbpommer
            Benutzer
            • 20.01.2014
            • 44

            #6
            Im zweiten Beitrag von rocco wird im ersten link auch das Museum Anatomicum in Marburg erwähnt, das auch heute noch sehr beeindruckend ist. Evtl hatten die Personen irgendwelche anatomische Besonderheiten.

            Kommentar

            • Asphaltblume
              Erfahrener Benutzer
              • 04.09.2012
              • 1501

              #7
              In der von Rocco erwähnten Abhandlung über die Anatomie in Marburg wird ja lang und breit beschrieben, wie schwierig es war, Leichen für die Anatomie zu bekommen und dass diverse Personenkreise sozusagen "zwangsverpflichtet" wurden, darunter eben auch die Menschen, die in den Landeskrankenhäusern verstorben waren. Dazu sollte man bedenken, dass Krankenhäuser damals (fast) ausschließlich der Behandlung der armen Bevölkerung dienten. Der Übergang zwischen Armen-, Irren- und Krankenhäusern war fließend.

              Auch dass sie im November starben, passt schön ins Bild, heißt es in der Abhandlung doch, dass alle im Winterhalbjahr verkürzt gesagt in "Landesobhut" armen oder straffälligen Verstorbenen im Winterhalbjahr nach Marburg zu bringen seien.

              Von daher halte ich die Theorie, dass die beiden Verstorbenen aus Löschenrod in die Marburger Anatomie verfrachtet wurden, für stichhaltig.
              Gruß Asphaltblume

              Kommentar

              • rocco
                Erfahrener Benutzer
                • 21.12.2009
                • 739

                #8
                Guten Morgen,

                vielen Dank für Eure Antworten.

                VG

                Rocco
                "Wish I didn't have to see now what back then I didn't see" Tobias Sammet (Avantasia)

                Kommentar

                • zimba123
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.02.2011
                  • 742

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  warum so kompliziert? Auch heute noch benötigen die anatomischen Institute für die Ausbildung der Ärzte Leichen. Marburg ist bekanntlich schon sehr lange Universitätsstadt, wo man Medizin studieren kann. Möglicherweise haben die Personen auch selbst ihre sterblichen Überreste der Medizin vermacht.

                  Ich sehe gerade... karin-oö schrieb das auch schon.

                  Viele Grüße
                  Simone
                  Viele Grüße
                  Simone

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