Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1867-1945
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Altona? Deutschland?
Konfession der gesuchten Person(en): ev.-luth.
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): FamilySearch
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): Archiv Kirchenkreis Altholstein, Hamburger Euthanasieopfer-Liste, gedenkstätten Hadamar und Grafeneck, Jenner-Archiv, Staatsarchiv Hamburg
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Altona? Deutschland?
Konfession der gesuchten Person(en): ev.-luth.
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): FamilySearch
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): Archiv Kirchenkreis Altholstein, Hamburger Euthanasieopfer-Liste, gedenkstätten Hadamar und Grafeneck, Jenner-Archiv, Staatsarchiv Hamburg
Von meinem am 10.6.1867 vermutlich in Altona als Sohn des Ehepaars Heinrich Rowedder und Catharina Popp geborenenen Urgroßonkel Karl Rowedder zeugt bislang nur eine kurze Notiz meines 1991 verstorbenen Großvaters und ein Foto, das ihn als etwa 15-Jährigen zeigt. Bisherige Versuche, mehr Definitives zu erfahren, sind gescheitert. Ich besitze keinerlei amtliches Dokument zu ihm, damit ist auch die Schreibweise seines Namens nicht gesichert. Karl dürfte der Rufnamen gewesen sein, ob er weitere Vornamen besaß, weiß ich nicht.
Nach den Notizen meines Großvaters war Karl Rowedder nach einem Sturz in der Kindheit Epileptiker, lebte als Erwachsener in einem Heim und kam vermutlich in der Nazizeit um.
Wann Karl Rowedder ins Heim kam, weiß ich nicht. Ich vermute aber spätestens 1913, als mit seiner Mutter der letzte Elternteil verstarb. Wenn er in ein Heim an seinem Wohnort gekommen ist: In Altona gab es zwei städtische Heime, an der Norderstraße/Feldstraße und in Bahrenfeld, von dem in der Norderstraße weiß ich, dass es auch Epileptiker aufnahm. Mit "umkommen" meinte mein Großvater ganz offensichtlich, dass Karl Rowedder vermutlich dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer gefallen sei. das ist auch sehr plausibel, da sein Fall genau zum Profil eines typischen Euthanasieopfers passt.
Bisher habe ich große Probleme, mehr über ihn zu erfahren:
* Im Staatsarchiv Hamburg gibt es keine Geburtsurkunde des Karl Rowedder -- 1867 geboren wurde seine Geburt vor der Einführung von Standesämtern in Deutschland beurkundet, damals waren noch die Kirchenbücher dafür zuständig.
* Eine Anfrage beim Kirchenkreisarchiv Hamburg-Ost zu seiner Geburtsurkunde ergab, dass das entsprechende Kirchenbuch bei Archion vorläge, ich solle da suchen -- da würde ich mich dann als nächstes extra für meine Karl Rowedder anmelden, sollte mir hier niemand weiterhelfen können.
* Es gibt in der Liste Hamburger Euthanasieopfer nur einen einzigen Eintrag mit dem Namen Ro(h)wed(d)er: Carl Heinrich Rohweder, geboren in Neumünster am 8.4.1880. Der Name wäre sehr plausibel, zumal der Vorname des Vaters auch Heinrich lautet, auf den ersten Blick war ich beglückt, fündig geworden zu sein! Aber: Die Geburt in Neumünster scheint mir sehr fraglich, da die Eltern von ihrer Heirat bis zu ihrem Tod in Altona wohnten, und das Geburtsdatum ist sicher für "meinen" Karl Rowedder falsch.
* Entsprechend wurde meine anschließende Anfrage an die Liste Hamburger Euthanasieopfer verständlicherweise abschlägig beschieden, "da weder das Geburtsdatum noch der Geburtsort übereinstimmen."
* Daraufhin habe ich mich an das Archiv des Kirchenkreises Altholstein gewendet, um sicherheitshalber die Geburt beider Personen in Neumünster anzufragen. Ich erhielt die Antwort: "Leider ist weder 1867/68 noch 1880/81 eine Taufe Carl Heinrich Rohwedder in den Kirchenbüchern von Neumünster verzeichnet. Eine Konfirmation war auch nicht zu finden" und auf Nachfrage, ob er auch nicht als Karl oder Rowedder verzeichnet sein könne: "Keine männliche Rohwedder-Taufe verzeichnet."
* Nun könnte zumindest der in der Hamburger Liste der Euthanasieopfer auftauchende 1880er Carl Heinrich Rohweder ja auch nur standesamtlich beurkundet sein. Eine entsprechende Anfrage beim Stadtarchiv Neumünster nach dem 1880 geborenen Carl Heinrich Rohweder läuft ...
* Herr Dr. Jenner vom Jenner-Archiv bestätigt noch einmal, dass der Carl Heinrich Rohweder der Hamburger Euthanasieliste wegen der Abweichungen in Geburtsort und -datum nicht mein Karl Rowedder sein könne. Er hat sowohl in Hamburg als auch in Meseritz-Obrawalde Karl Rowedder nicht in den Sterbelisten gefunden, hält aber seinen Tod dort für nicht unwahrscheinlich.
* Anfragen in den Gedenkstätten Hadamar und Grafeneck blieben bislang ergebnislos.
* Ich kann trotz der Vermutung meines Großvaters auch nicht ausschließen, dass Karl Rowedder bereits vor den Euthanasiemorden eines natürlichen Todes gestorben ist: 1939 war er bereits 72 Jahre alt und Epileptiker haben eine etwas geringere Lebenserwartung. Ich habe in den Sterbelisten des Hamburger Staatsarchivs bereits gesucht, aber nach dem dritten C/Karl Ro(h)wedder aufgegeben, die sich vor allem durch weitere Vornamen unterschieden -- ich brauche erstmal eine Geburtsurkunde, um Karl Rowedders genauen Namen und seine Schreibweise herauszufinden.
Ich habe das Gefühl, ich versuche einen 80 Jahre alten Kriminalfall zu lösen und schalte hiermit Aktenzeichen XY ungelöst ein. Mit anderen Worten: Ich freue mich über jeden Hinweis. Sollte ich irgendwo einen systematischen Fehler begangen haben, freue ich mich auch zu Hinweisen dazu.
Idealerweise würde mir natürlich ein Hinweis zu Dokumenten über seinen Tod helfen -- aber an so viel Glück glaube ich nicht. Es wäre schon mehr Glück, als ich zu hoffen wage, wenn mir jemand zu seiner Geburtsurkunde verhelfen könnte.
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