Stötzer zu Oberlauringen/Unterfranken, auch Tambach/Dietharz

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  • gebhardt78
    Benutzer
    • 25.05.2013
    • 18

    Stötzer zu Oberlauringen/Unterfranken, auch Tambach/Dietharz

    Hallo,

    mache euch hier nach und nach einige Forschungsergebnisse zu den Stötzers, der Familie meines Opas mütterlicherseits zugänglich. Teilweise kam da wirklich hochinterssantes zusammen, die Familie stammt ursprünglich aus Tambach in Thüringen, wanderte von dort nach Oberlauringen in Unterfranken wegen eines Glaubenstreit aus, und wurde wohl zweitweise aus der Kirche ausgeschlossen, ins Zuchthaus gebracht etc....
  • gebhardt78
    Benutzer
    • 25.05.2013
    • 18

    #2
    Pfarrbeschreibung Oberlauringen 1864, Seite 54-59

    .....
    Um das Jahr 1800 fand im Herzogtum Gotha die Einführung des Herderschen Katechismus statt. Die indem selben enthaltenen rationalistische Erklärung des 2 Glaubensartikel beunruhigte in dem gothaischen Städtchen Tambach einige Familien in ihrem Gewissen weil sie durch die Einführung desselben die Einschwärzung rationalistischer Lehren und die Reinheit ihres Glaubens und ihrer Kinder befürchteten. Da ihre bei dem dortigen Consistorium gemachten Vorstellungen unberücksichtigt blieben, baten sie um die Erlaubnis zur Auswanderung, welche ihnen auch erteilt wurde.
    Es verliessen damals 4 Familien, nämlich Menz,Weitz,Gollhardt und Stötzer ihre Heimat, von denen sich die 3 ersteren in den Dörfern Zimmerau und Schwanhausen niederliessen, die letzteren aber sich hierher wandten und von dem Herrn Truchseß als eine geschickte und fleißige Tüncherfamilie aufgenommen wurde.
    Sie lebten hier ruhig und ungestört bis zum Jahre 1810, in welchem der neue Katechismus auch hier eingeführt wurde.
    Es erhob sich nun von ihrer Seite ein Widerspruch, indem sie die Annahme der neuen Lehre hartnäckig verweigerten.
    Der erste Schritt, den sie deshalb taten,war eine Vorstellung an den Großherzog von Würzburg, unter dessen Herrschaft Oberlauringen damals stand, in welcher sie erklärten, das sie durch die Einführung des neuen Katechismus in ihrem Gewissen beunruhigt werden.
    Als nun eine Verfügung, den neuen Katechismus anzunehmen an ihrer Harnäckigkeit gescheitert war, als man auf die Anschaffung ersteren für die Kinder mit Gewalt drang und zudem noch einen Antrag den alten noch weiter in Schule und Kirche weiter zu gebrauchen abschlägig beschied, da sagte sich die STÖTZERSCHE FAMILIE FAKTISCH VON DER KIRCHENGEMEINSCHAFT los, schickte ihre Kinder nicht mehr zur Schule, hielt ihre eigenen gottesdienstähnlichen Versammlungen ab, ja, sie wagte es sogar, die Sakramente unter sich zu spenden und Trauungen zu verrichten.
    Nachdem noch einige gütliche Vergleiche versucht worden waren, einige ansehnliche Geldstrafen, wodurch sie einen großen Teil ihres Vermögens verloren, erfolglos blieben, und selbst die Strafe des Arbeitshauses zu Würzburg, wohin Michael, Andreas, Adam Stötzer und Margarethe Brunsack vom hiesigen Justitzamtes am 27.7.1813 auf ein vierteljahr eingebracht wurden, keine wirkung hatte und man endlich zu der Überzeugung gekommen war, dass gewaltsame Maßregeln nicht zum erwünschten Ziele führen würde, so wurden sie im Jahre 1816 durch eine Entscheidung der Landesdirektion zu Würzburg von der Kirchengemeinschaft förmlich ausgeschlossen. Es wurde ihenen zwar die einfache Hausandacht erlaubt, aber ein besonderer Begräbnisplatz zugewiesen und dem Pfarrer untersagt ihnen die Sakramente zu reichen.
    Seitdem wurden zwar wiederholt Versuche unternommen sie wieder in die Kirchengemeinschaft einzugliedern, aber alle diese Versuche scheiterten, bis zum Jahre 1838, anlässlich einer Visitation des Consistoralrats Dr.Gabler aus Bayreuth. Man suchte durch freundliches Entgegenkommen ihr tief verwurzeltes Misstauen gegen die Kirche und ihre Organe zu entfernen. Nur das Gesangsbuch stand einer Einigung im Wege, das durch einige Lieder ihren Anstoss erregte. Allein auch dieses Hinderniss wurde beseitigt so dass sie durch ein Gesuch am26,1,1838 um Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft baten, und sie wurden am 15 Sonntag nach Trinitatis feierlich nach der Predigt wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen.

    ......

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    • gebhardt78
      Benutzer
      • 25.05.2013
      • 18

      #3
      Seperatisten oder Stötzerianer 1812-1823

      beim Staatsarchiv Würzburg konnte ich erfahren:

      in dem Archivalienbestand der Würzburger Karons konnte unter der Signatur G-Akten Nr. 12321 folgende Archivale gefunden werden:

      "Akten des Justitzamtes Oberlauringen und des Landgerichts Hofheim betreffend den Separatisten oder Stötzerianern zu Oberlauringen und Schweinshaupten 1812-1823."

      leider sind diese 1945 verbrannt.

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      • Cardamom
        Erfahrener Benutzer
        • 15.07.2009
        • 2086

        #4
        Hallo Gebhardt78,

        das ist ja eine wahrhaft "protestantische" Geschichte! Es lebe die Gewissensfreiheit...
        Da hast Du ja aufrechte Leute unter Deinen Ahnen.

        liebe Grüße
        Cornelia

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        • gebhardt78
          Benutzer
          • 25.05.2013
          • 18

          #5
          Separatisten 1799-1838

          aus "Ihr Glaube war unerschütterlich" von Reinhold Albert zitiert:

          In einer im Pfarramt Tambach entdeckten Chronik ist nachzulesen:
          Den 1.Februar 1799 hatten sechs Männer, welche um der alten Lehre willen fast zehn Jahre gestritten und deshalb an keinen Gottesdienst und Abendmahlsfeier Anteil genommen hatten einen Vorstand bei dem herzoglichen Oberkonsistorium und wurden verurteilt entweder der alten Lehre zu entsagen und zuzuhören oder an den Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern, wie es sich für Christen geziemt, Anteil zu nehmen oder ihren Heimatsrechten zu entsagen und auszuwandern. Sie erwählten das Letztere und nachdem sie ihre liegenden Güter verkauft hatten, wanderten den 16.4.1799 ins Würzburgische aus: 1.der Tünchermeister Adam Sötzer mit Frau, fünf Söhnen einer Tochter. 2. der Zimmerermeister Johann Gollhart mit Familie 3. der Zimmerermeister Johann Menz mit Familie. 4. der Schuhmachermeister Caspar Weitz mit Familie.5. der Schneidermeister Johann Eccarius.

          Die Seperatisten waren in ihrer neuen Heimat offensichtlich stetig bemüht die Zahl ihrer Anhänger zu vergrößern, so ist enem Bericht an die Regierung in Würzburg aus dem Jahre 1810 zu entnehmen, dass sie in Oberlauringen bereits 48 Gemeindemitglieder auf ihre Seite gezogen hätten.

          Am 28.2.2815 richteten die Separatisten ein Schreiben an den bayerischen König Maximilian und begründeten erneut ausführlich ihre Widersetzlichkeit. Unterzeichnet wurde das Schreiben von Johann Michael Stötzer, Anna Margaretha Gollhardtin, Anna Barbara Stötzerin, Johann Andreas Stötzer, Johann Christian Stötzer Johann Adam Stötzer und der Witwe Anna Elisabeth Stötzerin (aus Oberlauringen) sowie den Familien Menz, Gollhardt und Weitz (aus Zimmerau und Schwanhausen)
          Der König ordnete deshalb am 10.10.1815 an, dass die Separatisten ohne Störung ihrer Gewissensfreiheit zu behandeln seien. Am 17.4.1816 erging seitens der kgl. Landesdirektion eine Anordnung, wonach alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen der Separatisten in die Martikelbücher der zuständigen Pfarrämter nachzutragen sei.

          In Oberlauringen beantragten die Separatisten ihre Wideraufnahme in die Kirchengemeinschaft nach langen Kämpfen am 26. Januar 1838.

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