Zuchthaus Gotteszell

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  • marikle
    Benutzer
    • 03.06.2013
    • 24

    Zuchthaus Gotteszell

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1907
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Leidringen und Gotteszell
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]: ja
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken): Keine, da mir nicht klar ist, welche ich nutzen kann

    Hallo, liebe Forengemeinde,

    vorab - ich bin mir nicht sicher, ob mein Beitrag in dieser Rubrik richtig ist. Falls nicht, bitte ich freundlichst um ein Verschieben an den richtigen Ort.

    Auf folgende Sachlage bin ich gestoßen:

    Als Sterbeeintrag einer meiner Vorfahrinnen aus Leidringen in Württemberg findet sich folgender Eintrag:

    "gestorben am 10.09.1907 wegen unerlaubten Medizinierens in Gotteszell"


    Über google fand ich heraus, dass es in Gotteszell ein Gefängnis gab und noch gibt. Nun nehme ich an, dass die entsprechende Person dort verstorben ist.

    Jetzt möchte ich natürlich Näheres wissen. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich vorzugehen habe, bzw. an welche Behörde oder welches Archiv ich mich wenden kann.

    Es ergeben sich für mich viele Fragen - werden überhaupt Prozess- oder Gerichtsakten so lange aufgehoben? Falls ja, gibt es eine Möglichkeit der Einsichtnahme oder Auskunft? Welches Gericht oder welche Behörde war denn damals für Leidringen zuständig?

    Ferner - was hat man sich unter dem Tatbestand "unerlaubtes Medizinieren" überhaupt genau vorzustellen und welche Strafe bekam man denn wohl dafür?

    Hatte hier schon jemand mit der Thematik zu tun und/oder hat Ratschläge für mich?


    Im voraus herzlichen Dank!

    Freundliche Grüße
    Marion
  • Michael
    Moderator
    • 02.06.2007
    • 4592

    #2
    Marion,
    Leidringen gehörte zum Oberamt Sulz am Neckar. Akten zum Zuchthaus Gotteszell (Schwäbisch Gmünd) gibt es im Landesarchiv Baden-Württemberg.
    Viele Grüße
    Michael

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    • marikle
      Benutzer
      • 03.06.2013
      • 24

      #3
      Hallo Michael,

      vielen Dank für Deine Hilfe! Inzwischen habe ich im von Dir genannten Archiv online recherchiert, und offenbar sind für den Zeitraum 1883-1918 nur Gefangenen-Tagebücher vorhanden.

      Nun ist die betreffende Person dort 1907 im hohen Alter von 84 Jahren verstorben und es ist für mich kaum vorstellbar, dass diese alte Frau unter den damaligen Lebensumständen noch hat Tagebuch führen können.

      Trotzdem habe ich aber eine schriftliche Anfrage an das Landesarchiv gestellt. Vielleicht gibt es ja doch noch irgendwelche Unterlagen.

      Sollte ich dort nicht weiterkommen, frage ich im Stadtarchiv Sulz nach.


      Nochmals vielen Dank!

      Liebe Grüße
      Marion

      Kommentar

      • marikle
        Benutzer
        • 03.06.2013
        • 24

        #4
        update

        Hallo zusammen,

        inzwischen ist es mir mithilfe einer Archivmitarbeiterin gelungen, den Sachverhalt zu klären: Der rätselhafte Sterbeeintrag im Ortssippenbuch beruht auf einem Irrtum des Erstellers.

        Aus dem Originaleintrag im Kirchenbuch geht hervor, dass meine Vorfahrin nicht in Gotteszell verstorben ist.

        Über das Ergebnis der Recherche bin ich sehr erleichtert und habe nun gelernt, dass man im Zweifelsfall immer versuchen sollte, das Original einzusehen. Was erfahrene Forscher hier im Forum sicherlich längst wissen...



        Schöne Grüße

        Marion

        Kommentar

        • Asphaltblume
          Erfahrener Benutzer
          • 04.09.2012
          • 1501

          #5
          Wo ist sie denn dann verstorben? Manchmal staunt man ja über Lesefehler von Archivmitarbeitern. Mein gravierendstes Beispiel war, dass meine Urgroßmutter eine geborene König sein und in Naglitz gewohnt haben soll - in Wirklichkeit hieß sie Kamp und wohnte (das wusste ich schon) in Steglitz.
          Gruß Asphaltblume

          Kommentar

          • marikle
            Benutzer
            • 03.06.2013
            • 24

            #6
            Hallo Asphaltblume,

            wo sie nun gestorben ist, weiss ich noch nicht, nehme aber stark an, in ihrem Heimatort, Leidringen.

            In dem betreffenden Kirchenbucheintrag stand ihr Todesdatum und in der Zeile darunter "Wegen unerlaubten Medizinierens in 60er Jahren in Gotteszell."

            Das "in 60er Jahren" wurde wohl überlesen und Gotteszell dann irrtümlich als Sterbeort in das Ortssippenbuch eingetragen.

            Irgendwann in den 1860 Jahren war sie also tatsächlich im Zuchthaus Gotteszell. Aber auf so ein Vergehen (unerlaubtes Medizinieren) stand wohl keine sehr lange Strafe. Akten gibt es aber aus dieser Zeit keine mehr.

            Und ich bin jetzt auch mit dem Ergebnis zufrieden. Mich hatte der Gedanke, dass meine Ur-Ur-Großmutter in diesem hohen Alter (und unter den damaligen Umständen) im Zuchthaus gesessen haben und dort dann sogar verstorben sein soll, doch ziemlich erschüttert.


            Schöne Grüße

            Marion

            Kommentar

            • Asphaltblume
              Erfahrener Benutzer
              • 04.09.2012
              • 1501

              #7
              Meyers Großes Konversations-Lexikon schreibt zum Stichwort "medizinieren": Arznei gebrauchen.
              Ich vermute, sie hat ohne amtliche Zulassung Arzneimittel verkauft oder verteilt. Das durften nur Apotheker und Ärzte, die beide eine entsprechende Approbation haben mussten und müssen.
              Gruß Asphaltblume

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