Hier möchte ich wieder aus dem Tagebuch meines Großvaters, das im Forum Baltikum begann und in Rußland fortsetzte, erzählen.
Ich fand es jetzt beim Aufräumen im Elternhaus und dachte, es könnte den ein oder andern interessieren.
Eure Meinungen oder Ergänzungen sind mir willkommen.
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Meine letzten Aufzeichnungen habe ich mit einem sorgenvollen Ausblick in die Zukunft beschlossen. Das Dunkel aber begann sich für mich schneller zu lichten als ich zu hoffen gewagt hatte. Im Juni 1918 bereits war ich Inspektor auf dem Mittelhofe in Langenbielau. Im Dez. 1918 heiratete ich wieder, 1920 wurde mein Sohn Arwed geboren. Im Einverständnis mit meiner Frau nahmen wir meine 1911 geborene Tochter Margarete zu uns, nachdem deren Mutter gestorben war. Meine Tochter Helga aus erster Ehe befand sich bei ihrer Tante in Leningrad, da ein Herüberholen nicht möglich war. 1920 verunglückte der aus erster Ehe meiner Frau stammende Sohn Wolfgang und verstarb an erlittenen Brandwunden.
1922 wurde mir die Stelle als Oberverwalter der Herrschaft Peterswaldau angeboten. Die ich auch sobald antrat. Infolge allgemeiner wirtschaftlicher Depression verlor ich nach 5 Jahren diesen Posten und war darauf fast 2 Jahre stellungslos. Dies war eine schwere Zeit, durch die wir uns recht und schlecht durchschlugen. Im Nov. 1928 wurde ich beim Arbeitsamt Reichenbach/Eulengeb. angestellt, wo ich mich im Laufe der Zeit bis zum Büroleiter heraufarbeitete. 1924 war uns der zweite Sohn Klaus-Wolfgang geboren worden. 1931 starb meine Schwägerin in Leningrad und mit Hilfe des Deutschen Konsuls gelang es, die Tochter Helga zu uns zu nehmen.
Im politischen Leben war in Deutschland ein harter Kampf entbrannt. Der Gefreite des Weltkrieges Adolf Hitler hatte die Nazionalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gegründet und sich in zähem Kampf eine Gefolgschaft geschaffen, die ihm 1933 die Macht im Staate in die Hand gab. Unter seiner Führung erfolgte ein rapide wirtschaftlicher Aufstieg und außenpolitisch streifte er eine Fessel nach der andern ab, die uns das Versailler Diktat angelegt hatte.
Das Rheinland wurde wieder besetzt, die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, Memel, Eupen und Malmedy zurückgeholt. Das Sudetenland wurde dem Reiche angeschlossen und die Tschechei unter deutsches Protektorat gestellt. Wegen Danzig und dem Korridor konnte mit Polen keine Einigung erzielt werden, es kam zum Kriege.
Nach 18 Tagen war er beendet. Polen lag am Boden. England und Frankreich hatten uns darauf den Krieg erklärt. In kurzer Zeit waren Holland, Belgien und Frankreich überrannt, die Engländer vom Festland vertrieben. Es folgte die Besetzung Dänemarks und Norwegens, der Feldzug gegen Russland begann. Überall warenunsere Armeen siegreich und machten Millionen Gefangene. Jugoslawien und Griechenland fielen, Kreta wurde besetzt, in Afrika drangen unsere Truppen von Westen bis Ägypten vor.
1942 mussten auch wir dem Krieg unsren Tribut zahlen. Arwed war Offizier auf einem U-Boot. Nach Versenkung von 3 Tankern und Torpedierung zweier weiterer ging das Boot mit der gesamten Besatzung im nordlichen Atlantik verloren, nie wieder wurde etwas von ihm gehört. (s. auch im letzten Teil des Rußland-Berichtes)
Klaus-Wolfgang wurde trotz seiner Körperbehinderung eingezogen. Da er infolge dieser seinen Dienst nicht voll ausführen konnte, wurde ihm dieser zur Qual und in seiner Not schrieb er uns erschütternde Briefe. Ich schrieb daraufhin an den Führer, er möge anordnen, daß man ihm einen Dienst anweise, dem er körperlich gewachsen sei. Dies hatte Erfolg, er wurde dem Reservelazarett in Reichenbach zur Dienstleistung zugewiesen.
Unser Siegeszug führte uns bis vor Leningrad, durch die Ukraine und den Kaukasus bis vor Stalingrad. Dort erhielten wir die erste Schlappe, 90.000 Mann fielen in Feindeshand. Nun schien sich die gigantische Kraft der deutschen Armeen erschöpft zu haben. Wir mussten in Rußland Schritt für Schritt zurückgehen, auch Afrika musste aufgegeben werden. Mussolini wurde in Italien durch Verrat beseitigt, die neue Regierung bot die Unterwerfung an und wandte sich gegen uns. Es folgten Rumänien, Bulgarien und auch Finnland. Damals bereits wurde mir klar, daß der Krieg für uns verloren war, den allgemeinen Glauben an eine den Sieg bringende Wunderwaffe konnte ich nicht teilen. Ich wurde als Schwarzseher angesehen, aber die Ereignisse, die ich nun schildern will, haben mir leider Recht gegeben.
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Ich fand es jetzt beim Aufräumen im Elternhaus und dachte, es könnte den ein oder andern interessieren.
Eure Meinungen oder Ergänzungen sind mir willkommen.
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Meine letzten Aufzeichnungen habe ich mit einem sorgenvollen Ausblick in die Zukunft beschlossen. Das Dunkel aber begann sich für mich schneller zu lichten als ich zu hoffen gewagt hatte. Im Juni 1918 bereits war ich Inspektor auf dem Mittelhofe in Langenbielau. Im Dez. 1918 heiratete ich wieder, 1920 wurde mein Sohn Arwed geboren. Im Einverständnis mit meiner Frau nahmen wir meine 1911 geborene Tochter Margarete zu uns, nachdem deren Mutter gestorben war. Meine Tochter Helga aus erster Ehe befand sich bei ihrer Tante in Leningrad, da ein Herüberholen nicht möglich war. 1920 verunglückte der aus erster Ehe meiner Frau stammende Sohn Wolfgang und verstarb an erlittenen Brandwunden.
1922 wurde mir die Stelle als Oberverwalter der Herrschaft Peterswaldau angeboten. Die ich auch sobald antrat. Infolge allgemeiner wirtschaftlicher Depression verlor ich nach 5 Jahren diesen Posten und war darauf fast 2 Jahre stellungslos. Dies war eine schwere Zeit, durch die wir uns recht und schlecht durchschlugen. Im Nov. 1928 wurde ich beim Arbeitsamt Reichenbach/Eulengeb. angestellt, wo ich mich im Laufe der Zeit bis zum Büroleiter heraufarbeitete. 1924 war uns der zweite Sohn Klaus-Wolfgang geboren worden. 1931 starb meine Schwägerin in Leningrad und mit Hilfe des Deutschen Konsuls gelang es, die Tochter Helga zu uns zu nehmen.
Im politischen Leben war in Deutschland ein harter Kampf entbrannt. Der Gefreite des Weltkrieges Adolf Hitler hatte die Nazionalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei gegründet und sich in zähem Kampf eine Gefolgschaft geschaffen, die ihm 1933 die Macht im Staate in die Hand gab. Unter seiner Führung erfolgte ein rapide wirtschaftlicher Aufstieg und außenpolitisch streifte er eine Fessel nach der andern ab, die uns das Versailler Diktat angelegt hatte.
Das Rheinland wurde wieder besetzt, die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, Memel, Eupen und Malmedy zurückgeholt. Das Sudetenland wurde dem Reiche angeschlossen und die Tschechei unter deutsches Protektorat gestellt. Wegen Danzig und dem Korridor konnte mit Polen keine Einigung erzielt werden, es kam zum Kriege.
Nach 18 Tagen war er beendet. Polen lag am Boden. England und Frankreich hatten uns darauf den Krieg erklärt. In kurzer Zeit waren Holland, Belgien und Frankreich überrannt, die Engländer vom Festland vertrieben. Es folgte die Besetzung Dänemarks und Norwegens, der Feldzug gegen Russland begann. Überall warenunsere Armeen siegreich und machten Millionen Gefangene. Jugoslawien und Griechenland fielen, Kreta wurde besetzt, in Afrika drangen unsere Truppen von Westen bis Ägypten vor.
1942 mussten auch wir dem Krieg unsren Tribut zahlen. Arwed war Offizier auf einem U-Boot. Nach Versenkung von 3 Tankern und Torpedierung zweier weiterer ging das Boot mit der gesamten Besatzung im nordlichen Atlantik verloren, nie wieder wurde etwas von ihm gehört. (s. auch im letzten Teil des Rußland-Berichtes)
Klaus-Wolfgang wurde trotz seiner Körperbehinderung eingezogen. Da er infolge dieser seinen Dienst nicht voll ausführen konnte, wurde ihm dieser zur Qual und in seiner Not schrieb er uns erschütternde Briefe. Ich schrieb daraufhin an den Führer, er möge anordnen, daß man ihm einen Dienst anweise, dem er körperlich gewachsen sei. Dies hatte Erfolg, er wurde dem Reservelazarett in Reichenbach zur Dienstleistung zugewiesen.
Unser Siegeszug führte uns bis vor Leningrad, durch die Ukraine und den Kaukasus bis vor Stalingrad. Dort erhielten wir die erste Schlappe, 90.000 Mann fielen in Feindeshand. Nun schien sich die gigantische Kraft der deutschen Armeen erschöpft zu haben. Wir mussten in Rußland Schritt für Schritt zurückgehen, auch Afrika musste aufgegeben werden. Mussolini wurde in Italien durch Verrat beseitigt, die neue Regierung bot die Unterwerfung an und wandte sich gegen uns. Es folgten Rumänien, Bulgarien und auch Finnland. Damals bereits wurde mir klar, daß der Krieg für uns verloren war, den allgemeinen Glauben an eine den Sieg bringende Wunderwaffe konnte ich nicht teilen. Ich wurde als Schwarzseher angesehen, aber die Ereignisse, die ich nun schildern will, haben mir leider Recht gegeben.
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