Schlesische Bräuche und Tradition

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  • LutzM
    Erfahrener Benutzer
    • 22.02.2019
    • 3181

    #16
    Ich habe zwar keine Verwandtschaft oder Erfahrungen aus der Gegend, aber ich habe mal das gefunden.
    Zuletzt geändert von LutzM; 03.06.2022, 23:05.
    Lieben Gruß

    Lutz

    --------------
    mein Stammbaum
    suche Eising * um 1880 aus/bei Creuzburg/Ostpreußen, sowie (August & Hellmut) Wegner und (Friederike) Lampe * um 1840 aus/bei Kleinzerlang/Prignitz

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    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 24.04.2011
      • 4070

      #17
      Zitat von Luise Beitrag anzeigen
      Wisst ihr, was Zecker und Ritsche sind? Bin mal neugierig, wer es weiß
      der zecker war bei uns das einkaufsnetz oder der einkaufssack aus binsen oder stroh.
      er musste zwei henkeln haben, als kind konnte man ihn sich über eine schulter hängen.
      im netz unter strohtasche oder binsengeflechttasche zu sehen.



      in google books findet ihr,
      Neues allgemeines Schlesisches Kochbuch für bürgerliche Haushaltungen.
      Zuletzt geändert von sternap; 03.06.2022, 23:26.
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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      • Uti69
        Benutzer
        • 13.08.2020
        • 26

        #18
        Zitat von LutzM Beitrag anzeigen
        Ich habe zwar keine Verwandtschaft oder Erfahrungen aus der Gegend, aber ich habe mal das gefunden.
        Das ist wirklich auch sehr interessant ! Danke.

        Kommentar

        • RKoperlik
          Benutzer
          • 10.03.2019
          • 17

          #19
          Das Kränzel

          Das Kränzel

          Vergessenes Brauchtum aus Schlesien

          Eine Geschichte von Lilo Gwosdz

          Erschienen im "Schlesier" - August 2003
          Die Braut schmückt sich an ihrem schönsten Tag im Leben mit einem Kranz im Haar aus Myrthe. Der hält den Schleier und ist Symbol für ihre Jungfräulichkeit. Ob das mit der Jungfräulichkeit allerdings so stimmt, ist die Frage!? Aber es ist halt so Brauch und verschönert das strahlende Lächeln der jeweiligen Braut.
          Brauchtum, welches in Vergessenheit geraten ist, soll das Thema meines jetzigen Beitrages im SCHLESIER sein. Vielleicht glückt es mir, einige Bräuche mit dieser Geschichte wieder wachzurufen. Durch meine Erzählung hat vielleicht die eine oder andere junge Frau Freude daran. diesen lang vergessenen schlesischen Brauch in ihrer Familie selbst wieder einzuführen. Wir sprachen eben von Hochzeit. Wenn zwei Menschen eine Familie gründen, dann wünschen sie sich sicherlich auch mal Kinder. Das war schon immer so, und die Liebe zweier Menschen findet ihre Krönung mit einem Kind.
          Ich lernte in meinen jungen Jahren das Fotografenhandwerk bei dem Fotografenmeister Hugo Mickinn in der Gartenstraße 62 in Breslau. Aus dieser Zeit könnte ich auch viele schöne, lustige aber auch bedrückende Erlebnisse erzählen. Das vielleicht ein anderes Mal.
          In der Vorkriegszeit war es noch nicht so verbreitet, daß jeder selbst eine Fotokamera hatte. Und so ging man an besonderen Tagen mit der Familie eben zum Fotografen und ließ sich "knipsen". Diesen Ausdruck "knipsen" höre ich absolut nicht gerne. Das Fotografenhandwerk zählte einmal zu den künstlerischen Berufen. Heute werden Fotoausstellungen der damaligen Fotos in namhaften Museen der ganzen Welt arrangiert, bewundert und beachtet.
          Auch wir in Breslau hatten einige Fotoateliers auf außerordentlich hohem künstlerischen Niveau. Wir erinnern uns an das Studio Hensel/Loth auf der Kaiser-Wilhelm-Straße, wo vor allen Dingen bekannte Künstler von Film und Theater fotografiert wurden. In diesem Zusammenhang möchte ich noch weitere Fotoateliers mit hervorragenden fotografischen Arbeiten erwähnen: Kurt Tiller, der im Awag-Haus sein Studio hatte. Oder die Ellen Horeschy am Matthias platz, Fritz Neese am Schweidnitzer Stadtgraben und das Studio L. Klett in der Tauentzienstraße. Natürlich gehörte auch das Atelier Mickinn (wo in der Hauptsache der schlesische Adel fotografiert wurde) dazu.
          Wer einmal von der Pike auf diesen Beruf erlernt hat, weiß genau welches künstlerische Talent seinerzeit dahinter steckte - nicht zu vergleichen mit der heutigen Zeit. In der Jetztzeit haben schon kleine Kinder Kameras in der Hand, die leicht zu bedienen sind. Und die superbilligen Angebote der Großlabors ermöglichen das Übrige.
          Aber ich verzettele mich schon wieder einmal beim Erzählen und vergesse das versprochene Thema -"vergessenes Brauchtum". Zu den üblichen Hochzeitsfotos oder den Familienbildern, Konfirmations- oder Kommunionfotos kam später in der Kriegszeit das obligate Soldatenfoto mit dem Eisernen Kreuz oder einem anderen Orden. Leider wurde all zu oft aus diesem Foto ein schmerzliches Erinnerungsbild an den im Krieg Gefallenen.
          Wir in Schlesien praktizierten eine liebenswerte Sitte. Zum ersten Geburtstag eines Kindes schenkte die Patentante oder -onkel dem kleinen Jubilar das "Jahres-Kränzel". Und natürlich ging man auch an diesem Ehrentag mit seinem kleinen Liebling zum Fotografen. Viele solcher Fotos habe ich während meiner Tätigkeit im Fotoatelier MICKINN in Breslau gemacht. Das "Jahres-Kränzel" wurde im Blumengeschäft bestellt. Es war ein kleiner Kranz aus Myrthe, so groß wie die Handfläche. Die kleinen Mädchen hatten es an einem breiten rosa Seidenband, welches über die rechte Schulter dekoriert wurde. Und die kleinen Jungen bekamen dafür eine hell blaue Seidenschärpe.
          Später, wenn der Geburtstag vorbei war, wurde dieses "Jahres-Kränzel" in einer schönen Pralinenschachtel als Erinnerungsstuck aufgehoben. Romantisch veranlagte Mütter hatten schon eine Haarlocke oder den ersten (herausgefallenen) Zahn ihres Lieblings darin aufbewahrt.

          Kleiner Junge mit einem Jahreskränzel
          Ein anderes Beispiel unserer liebenswerten schlesischen Brauchtümer ist das. "Sommersingen". Als Kinder freuten wir uns schon auf diesen Tag - den Sonntag Laetare, das ist der dritte Sonntag vor dem Osterfest. Muttel hatte indess schon das "Sommabeemla" für uns Kinder gebastelt. Das war ein mit vielen bunten Seidenpapierstreifen geschmückter Stab. Obenauf hatte er ein Kränzel, gebogen aus einem Weidenstock. Dekoriert war dieser Kranz mit vielen kleinen bunten Rösehen, ebenfalls aus Seidenpapier. Es sah sehr lustig aus. Und wenn man den Stecken tüchtig rauf und runter bewegte, dann knisterten die vielen Seidenbänder lustig im Wind. In kleineren Gruppen marschierten wir dann von Haustür zu Haustür. Öffnete die Nachbarin die Tür, begannen wir lautstark unser "Summaliedla" zu singen (was allerdings auch manchmal sehr dissonant geklungen haben mag):
          Rot Gewand, rot Gewand schöne grüne Linden
          suchen wir, suchen wir wo wir etwas finden.
          Gehen wir in den grünen Wald
          Singen die Vögel jung und alt.
          Frau Wirtin, sind Sie drinnen?
          Sind Sie drin, so kommen Sie raus.
          Und teilen Ihre Gaben aus!
          Wir können nicht lange stehn',
          wir müssen weitergehen.
          Das war der erste Vers... Jeder von uns hatte ein Stot'fsäckchen mitgenommen, in welches wir die diversen Gaben hineinsteckten. Haben wir an der Tür der Nachbarsleute zu wenig bekommen, so sangen wir weiter...
          Die Frau, die geht im Hause rum,
          sie hat 'ne schöne Schürze um.
          'Ne Schürze mit 'nem Bande.
          Sie hat die schönste im Lande.

          War noch immer keiner an der Tür und beachtete unseren Sing-Sang. wurde abermals feste gesungen...

          Der Herr hat 'nen hohen Hut, er ist ja allen Mädchen gut.
          Er wird sich wohl bedenken.
          zum Sommer uns was schenken.
          Wurden wir dann reichlich beschenkt. so sangen wir weiter... "Der Herr ist gut, der Herr ist gut.
          die Frau ist wie ein Engel.

          Es kam auch manchmal vor, das eine Tür verschlossen blieb. Da hatten wir noch einen ganz schlimmen Spottvers, der dann lautstark aus unseren Kehlen herausgeplärrt wurde...
          Hühnermist und Tauhenmist.
          in diesem Haus kriegt man nichts. Ist das nicht eine Schande
          In dem ganzen Lande?
          Nicht nur in ländlichen Gegenden war dieser Brauch zu finden. Auch wir Großstadtkinder hatten viel Freude an unserem "Sommersingen.
          Ich weiß - bis zu dem Tag. an welchem die schlesischen Kinder den Sommer mit ihren Liedern begrüßen könnten, ist es noch lange hin. Erst im kommenden Jahr ist es wieder soweit. Aber vielleicht gibt meine Erinnerung an diesen altherkömmlichen Brauch eine Anregung mal selbst mit der Oma einen "Sommerstecken" zu basteln und das Liedchen zu üben.

          Ein Stückchen Heimat wieder zurück zu rufen - ich glaube, dass auch Kinder daran Gefallen finden könnten.
          Es plauderte wieder einmal die
          Lilo Gwosdz
          Parkstraße 24
          60 322 Frankfurt

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          • Luise
            Erfahrener Benutzer
            • 05.02.2007
            • 2419

            #20
            Sehr interessant, herzlichen Dank!
            Liebe Grüße von Luise

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            • Uti69
              Benutzer
              • 13.08.2020
              • 26

              #21
              Gerne mehr davon. Das ist wirklich interessant. Vielen Dank ��

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