Kriegstote Mitte 1945

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  • SABAMA
    Benutzer
    • 17.09.2013
    • 62

    Kriegstote Mitte 1945

    Hallo zusammen,

    ich habe mal eine generelle Frage wie das bei euren Pommern Vorfahren so war, falls euch ähnliche Fälle bekannt sind.

    Meine Urgroßeltern wurden beide im April 1945 in Gülzow / Pommern beim Einzug der Russen hingerichtet (68 und 70 Jahre alt).

    Wo fand die Dokumentation dieser Sterbefälle statt? Sprich wo wurde der Sterbefall beurkundet?

    Danke und viele Grüße

    Daniel
  • Pommes
    Benutzer
    • 10.11.2011
    • 56

    #2
    Hallo,


    als eine deutsche Verwaltung wird wohl kaum in der Lage gewesen sein, derartiges zu beurkunden. Ich glaube nicht, dass im April 1945 noch ein deutsches Standesamt in Gülzow existierte. Die Standesbeamten, die mit hoher Wahrscheinlicheit Parteimitglieder waren, hatten guten Grund möglichst frühzeitig zu fliehen und selbst wenn sie noch am Ort waren, hatten sie andere Sorgen als Urkunden auszufüllen.

    Eine grosse Zahl an Menschen ist in der Zeit März /April 1945 mehr oder weniger spontan getötet worden. In der Regel hat dies zu diesem Zeitpunkt keine offizielle Stelle registriert. Selbst den russischen Kommandaturen waren viele Fälle gar nicht bekannt und es hat sie sehr häufig auch wenig interessiert. Die Opfer sind häufig an Ort und Stelle anonym verscharrt worden. In Hinterpommern herrschte zu dieser Zeit rechtliches Chaos und deutsche Bewohner waren weitestgehend rechtlos. Wer erschossen wurde und wer sie erschossen hat oder nicht, hat von den Besatzern in vielen Fällen schlichtweg niemand interessiert. In Fällen, in denen die spontanen Tötungen die Disziplin der russischen Truppen in Frage stellte, haben die Kommandaturen schon versucht, dies einzudämmen. Aber eine Dokumentation der Fälle wird es selbst dann wohl nur ausnahmweise gegeben haben.

    Sollte es sich in Deinem Fall um eine reguläre Hinrichtung gehandelt haben, der eine " Verhandlung " vorausgegangen ist, dann könnte der Vorgang in russischen Akten registriert worden sein. Das dürfte aber wohl die Ausnahme gewesen sein.
    Soweit die Todesfälle bekannt geworden sind, weil etwa Zeugen zugegen waren, könnten diese Fälle später dem Roten Kreuz gemeldet worden sein oder in den sog. Ostdokumentationen auftauchen, in denen viele dieser Fälle beschrieben sind.

    Um ein Beispiel zu nennen : der Treck des Dorfes Venzlaffshagen bei Schivelbein ist am 5. März 45 bei Cammin ( unweit von Gülzow ) durch Beschuss russischer Truppen aufgerieben worden. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.
    Der frühere Bürgermeister des Dorfes, der auch als Standesbeamter tätig war und der der den Treck wohl angeführt hat und noch in den Westen gelangen konnte, hat diese Fälle später ( ! ) im Westen schriftlich festgehalten, aber natürlich nicht beurkundet.

    Gruss

    Pommes

    Kommentar

    • DerDirk
      Erfahrener Benutzer
      • 22.10.2010
      • 403

      #3
      Hallo Pommes,

      das mit der Ostdokumentation klingt ja interessant. Gibt es die online?
      Auch ich habe eine auf der Flucht verschollene Person.
      Greift der DRK Suchdienst auch auf diese Unterlagen zurück? Der DRK konnte mir nämlich auch keine weiteren Angaben zu meiner Gesuchten machen.
      Gruß
      Dirk
      FN GESUCHT !

      NEUMANN in Stolp und Lauenburg(Pommern)
      LEIBRANDT in Westpreußen/Pommern
      BRESCHKE oder BRESZKA in Pommern
      KIRSCH und GOOR in Eupen(Belgien)
      RÖMER in Bochum, Hattingen,Essen und Detmold
      SCHAMBACH, LOMBERG,TRAPMANN in Hattingen
      WITTKAMP und BRUNKHORST in Gelsenkirchen/Wattenscheidt
      BUSCH in Hamm

      Infos/Anfragen einfach per PM

      Kommentar

      • Pommes
        Benutzer
        • 10.11.2011
        • 56

        #4
        Hallo Dirk,


        online ist die sog. Ostdokumentation meines Wissens nicht.

        Teile sind kürzlich mit Blick auf den Kreis Belgard - Schivelbein von Dr. Manfred PLEGER veröffentlicht worden mit dem Titel " Bericht über die Flucht und Vertreibung der Einwohner des Kreises Belgard - Schivelbein in Hinterpommern. Bd. II ( Bayreuth - Berichte ) ".

        Für den Kreis Neustettin gibt es eine Dissertation von Hans - Joachim FALK " Die Flucht und die Ausweisung aus dem deutschen Osten " aus dem Jahre 1952. Der verstorbenene Heinz JONAS vom Heimatkreis Neustettin hat diese alte Dissertation neu aufgelegt und einen Anhang mit Berichten aus der Ostdokumentation soweit sie den Kreis Neustettin betreffen beigefügt.
        Ob es entsprechendes für den Kreis Stolp gibt, ist mir bislang nicht bekannt.

        Für eine allgemeine Info bezüglich der Ostdokumentation sei auf den " Freund GOOGLE " verwiesen. Der " Freund " ergänzt bei der Eingabe des Begriffes Ostdokumentation gleich auf Bundesarchiv und Bayreuth.

        Gruss

        Pommes

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