Batschka, welche Staatsbürgerschaft?

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  • isabella
    Benutzer
    • 26.11.2008
    • 55

    Batschka, welche Staatsbürgerschaft?

    Ich habe eine Frage zur Staatsbürgerschaft, wenn man aus der Batschka kam.

    Der Vater meines Vaters war aus der Nähe von Apatin, also ehem Yugoslawien. Er muß vor 1944 geflüchtet sein, ebenso seine Eltern.
    Meine Vater kam 1944 in Deutschland zur Welt, die Mutter war von Bayern.

    Ich wurde in München geboren, meine Mutter war Yugoslawin, meine Eltern nicht verheiratet, hatte auch den Nachnamen meiner Mama.

    Nachdem Tod meiner Mutter sollte ich eingebürgert werden, da stellte sich heraus, daß meine Vater gar keine deusche Staatsbürgerschaft hatte. Dies wurde dann noch schnell nachgeholt, und ich bekam auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

    Leider kann ich nicht herausfinden, was mein Vater vorher war und warum er nicht Deutscher war. Sein Vater war ja Heimatvertriebener, also garkein richtiger Yugoslawe. Was waren den die Menschen in der Batschka, die ursprünglich einmal von Deutschland waren.

    Vielleicht kennt sich hier jemand damit aus.

    Danke
    • Reisenberger-Karpfinger-Zirngibl
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  • carinthiangirl
    Erfahrener Benutzer
    • 12.08.2006
    • 1601

    #2
    Geschichte Batschka:



    Am besten wäre sich mit Leuten in Verbindung zu setzen, deren Familien den selben Hintergrund hatte. Also vielleicht einschlägige Links im Internet suchen, wo man dann nachfragen kann.




    Ein nicht uninteressanter Absatz:
    >Nach dem Vertrag von Trianon 1920 wurde die Batschka und damit dieses deutsche Siedlungsgebiet in zwei Teile zerrissen; etwa 5/6 kamen zum neugegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) und 1/6 verblieb bei Ungarn. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten hier rund 200.000 Deutsche. Nach der Kapitulation Jugoslawiens 1941 gehörte die Batschka zu Ungarn. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den neuen kommunistischen Staat Jugoslawien einverleibt. <
    Vielleicht also zu dem besagten Zeitpunkt vor 1944 dann doch ungarische Staatsbürgerschaft?

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    • Emilie
      Benutzer
      • 22.06.2009
      • 13

      #3
      Hallo Isabella,

      habe vor wenigen Tagen meine eigene Ahnenforschung wieder aufgenommen und bin auf Deine Frage gestoßen, die sich sehr leicht beantworten lässt.

      Die Deutschen in der Batschka wurden nach ihrer Vertreibung aus Tito-Land, aber auch aus Ungarn offiziell staatenlos! Und diese Status "staatenlos" wurde dann praktisch weiter vererbt.

      In Deutschland wurden die Vertriebenen aufgenommen, erhielten meist auch problemlos einen deutschen Reise-Pass usw.

      Da sie aber nach geltendem Recht nicht offiziell eingebürgert wurden, waren sie schlichtweg staatenlos. Aufgefallen ist sowas meist erst, wenn ein sogenannter Staatsbürgerschaftsnachweis fällig war, den konnten die Behörden dann nämlich nicht ausfüllen.

      Deine Großeltern wurden vertrieben oder sind geflüchtet, ihre jugoslawische Staatsbürgerschaft haben sie verloren und die deutsche nicht beantragt. Somit war ihr Sohn automatisch auch staatenlos. Das ist deshalb nicht aufgefallen, weil er nicht geheiratet hat. Bei einer standesamtlichen Trauung muss nämlich ein Staatsbürgerschaftsnachweis erbracht werden - den hätten ihm die Behörden nicht ausstellen können. Meist ist diese groteske Situation immer erst dann an's Licht gekommen, wenn die staatenlosen Nachkommen heiraten wollten oder z.B. zum Beamten ernannt wurden bzw. werden sollten. Da haben viele vorher noch schnell ne Einbürgerung beantragen müssen!

      In unserer Familie war die Situation sogar noch verrückter. Mein Vater war aus der Batschka und wurde dort zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Meine Mutter war Deutsche aus Hessen. Beide hatten 1944 in Deutschland geheiratet. Nachdem mein Vater aus der Wehrmacht entlassen wurde - keine Ahnung warum - versuchte er sich nach Hause durchzuschlagen und geriet dann bei Tito in Gefangenschaft. Er kam lange nach Kriegsende erst frei und war dann auch sofort vertrieben bzw. des Landes verwiesen.

      Nach Recht und Gesetz hat meine Mutter wohl ihre deutsche Staatsbürgerschaft mit ihrer Heirat verloren. Es war wohl zur damaligen Zeit so, dass der Mann die Staatsangehörigkeit bestimmt hat. Doof war nur, dass er nach dem Krieg staatenlos war.

      Seine Familie war im Herbst 1945 geflüchtet, wobei hier die Grenzen zwischen den Begriffen Flucht und Vertreibung fast flíeßend sind.
      Nach dem endgültigen Ende des Krieges wurden aber die meisten Deutschen offiziell aus Jugoslawien vertrieben und damit verloren sie alle die entsprechende Staatsangehörigkeit.

      Meine Familie war komplett staatenlos - das hat sich auf unser Leben allerdings nicht ausgewirkt. Ich habe eine Einbürgerung mit knapp zwanzig Jahren beantragt. Vorsichtshalber, da ich ja nicht wusste, wohin meine berufliche Reise gehen würde oder ob ich vielleicht mal heiraten möchte.

      Diese Geschichte mit der Staatenlosigkeit ist eine echte Gesetzesposse! Es gibt aber auch interessante Berichte über Donauschwaben, die z.B. in Jugoslawien aus unterschiedlichen Gründen noch geblieben sind. Die haben dann z.B. für viel Geld einen Pass erhalten. Viele haben das Ding dann wieder weg gegeben, um nach Deutschland umsiedeln zu können - rechtlich war das nicht unerheblich. Deutschland hatte sich nämlich verpflichtet, die Vertriebenen (staatenlosen) aufzunehmen. Denn rechtlich waren die alle Ausländer. Vor allem durch die Zeit der Besatzung durch Ungarn gibt's teilweise groteske Geschichten, da änderten die Bewohner der Batschka innerhalb weniger Jahre mehrmals die Staatsangehörigkeit.

      Diese Geschichten finden sich in den zahllosen Berichten der Donauschwaben, die nicht sofort flüchteten oder auch noch gewisse Zeit in den Lagern verbracht haben.

      Das ist wahrscheinlich alles schwer zu verstehen, aber das Staatsbürgerschaftsrecht berührt eben nicht solche Fragen wie eine Volkszugehörigkeit und grundsätzlich waren solche Fragen durch den Krieg nicht aus der Welt geschafft - nur hatte man sie ein wenig vernachlässigt. Das Deutsche Reich ist zwar untergegangen, nicht aber seine gesamten gesetzlichen Grundlagen. Die BRD ist Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches. Rechtlich gesehen waren die Donauschwaben z.B. jugoslawische Staatsbürger, zuvor waren sie österreichische Staatsbürger und als sie in die Batschka einwanderten waren sie nicht mal wirklich Ausländer, weil alles zum Heilig Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Erst die geschichtliche Entwicklung hat sie zu jugoslawischen Staatsbürgern gemacht, auch wenn sie der Meinung waren, sie seien noch Deutsche!

      Da muss mensch sich aber erst eindenken. Die Vertreibung war rechtlich gesehen nichts anderes als die Aberkennung der Staatsbürgerschaft. In der DDR nannte man das Ausweisung wie Wolf Biermann es erlebt hat - man hat ihm einfach die Staatsbürgerschaft aberkannt.

      Und in der BRD wurde er auch freundlich und gerne aufgenommen. Allerdings war sein Status ein anderer, als bei den Vertriebenen, die DDR ist ja von der BRD nie wirklich völkerrechtlich anerkannt worden. DDR-Bürger hatten ganz automatisch immer auch die Staatsbürgerschaft der BRD. Aber die DDR ist auch erst nach dem Krieg entstanden und die vorläufige Verfassung der BRD hat diese Dinge gleich mit berücksichtigt. Offiziell gab es die DDR nicht, deshalb gab es auf dem westlichen Teil der innerdeutschen Grenze ja auch keinen Grenzschutz - diese Grenze war einseitig!

      Hoffe, ich habe Dich nicht total verwirrt! Aber ich find's ganz einfach!

      Gruß
      Emilie

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      • Melanie
        Erfahrener Benutzer
        • 06.05.2007
        • 510

        #4
        Aha! Jetzt ist für mich auch alles klar. Danke Emilie! Als ich den Beitrag von Isabella las, dachte ich: "Wiso hast Du da nie nix von mitbekommen?" Meine Großeltern schienen schon immer die deutsche Staatsbürgerschaft gehabt zu haben. Logisch: Sie haben erst im Lager in Braunschweig geheiratet.
        Viele Grüße,
        Melanie

        Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.
        -Albert Einstein-


        Die Ahnen meiner Kinder

        Meine Forschungsschwerpunkte: Baden-Württemberg, Donauschwaben, Ostpreußen, Elsass-Lothringen

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        • isabella
          Benutzer
          • 26.11.2008
          • 55

          #5
          Danke für deinen Beitrag.

          Das mit dem "staatenlos" erklärt in meiner Familie ganz vieles. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, wie das bei uns mal gewesen sein muß. Auf alle Fälle war es für meinen Vater ein Schock, zu hören daß er nicht Deutscher ist, wo er doch hier geboren wurde und schon Erwachsen war. Erst als ich (unehelich) Deutsche werden sollte, wie mein Vater, fiel alles auf...... Leider lebt er nicht mehr, so konnte ich ihn nicht selber fragen.

          Schönen Tag noch und bis zu neuen Ahnenforschungs-Ergebnissen!
          • Reisenberger-Karpfinger-Zirngibl
          • Schweinberger
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          • clinchico
            Benutzer
            • 22.04.2009
            • 44

            #6
            Deutsche Statsbuergerschaft

            Hallo Isabella

            Der Prezess war ganz anders für uns Kinder. Wir sind alle in Österreich geboren und haben im Lager Haiming gewohnt. Damals kam die Entscheidung von beiden Staaten entweder nach Kanada oder nach Deutschland. Meine Eltern haben sich entschieden nach Deutschland zu gehen. Ich denke darum war es kein problem mit unserer Deutschen Staatbürgerschaft. Es ging alles nach dem Gesetz. Ich bin auch mit 18 gemustert worden für die Armee. Und als Ich nach Kanada auswanderte mit 19 hatte Ich auch keine Probleme. Ich fühle für unsere Landsleute die probleme haben mit der Staatsbürgerschaft. Manche von unseren Familien mitglieder haben im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren für das Deutsche Reich. Wie man so schön in Englisch sagt (We use you just to deny you).

            Herbert

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            • Emilie
              Benutzer
              • 22.06.2009
              • 13

              #7
              Zitat von isabella Beitrag anzeigen
              Danke für deinen Beitrag.

              Das mit dem "staatenlos" erklärt in meiner Familie ganz vieles. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, wie das bei uns mal gewesen sein muß. Auf alle Fälle war es für meinen Vater ein Schock, zu hören daß er nicht Deutscher ist, wo er doch hier geboren wurde und schon Erwachsen war. Erst als ich (unehelich) Deutsche werden sollte, wie mein Vater, fiel alles auf...... Leider lebt er nicht mehr, so konnte ich ihn nicht selber fragen.

              Schönen Tag noch und bis zu neuen Ahnenforschungs-Ergebnissen!
              Hallo Isabella,

              was denkst Du wie ich staunte, als mir die Zusammenhänge klar wurden. Ich bin 1958 in Deutschland geboren, 1968 kam ich erstmals in das mir völlig fremde Land Yugoslawien und dann erfuhr ich mit 16 Jahren, dass ich nicht mal deutsche Staatsbürgerin bin.
              Die wahre Posse ist aber, dass dies niemandem auffällt. Ich bekam anstandslos einen deutschen Pass, der mich ja als deutsche Staatsbürgerin ausweist. Als ich den Antrag stellte, fragte niemand nach meinem Staatsangehörigkeitsnachweis.
              Und meine fünf Jahre ältere Cousine wollte heiraten, ihr Mann war auch Nachkomme von Donauschwaben - er hat in der BRD auch brav seinen Wehrdienst geleistet. Als beide ihre Papiere für die Heirat zusammenstellten, erfuhren sie, dass sie beide gar keine Deutschen sind.
              Ich finde solche Geschichten mitunter auch ein bisschen lustig. In den ersten Nachkriegswirren hat kein Mensch auf diese Dinge geachtet, da nahm es auch keiner so genau mit den Gesetzen. Als dann die Verwaltung aufgebaut war, konnte der Amtsschimmel lostraben!

              Gruß
              Emilie

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              • 11687
                Benutzer
                • 02.10.2009
                • 7

                #8
                gleicher hintergrund

                hallo emilie, bei mir war es ähnlich, meine vorfahren sind oder waren donauschwaben. sie haben in batschka palanka gelebt bis zu ihrer vertreibung. meine frage ich brauche jetzt mehrere geburtsurkunden als herkunftsnachweis ich habe an das archiv in pecs und in novisad geschrieben habe noch nichts erhalten gibt es vielleicht eine adresse von einem standesamt oder kirchenamt aus batschka palanka, da wäre mir sehr damit geholfen.

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                • carinthiangirl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.08.2006
                  • 1601

                  #9
                  "Rechtlich gesehen waren die Donauschwaben z.B. jugoslawische Staatsbürger, zuvor waren sie österreichische Staatsbürger und als sie in die Batschka einwanderten waren sie nicht mal wirklich Ausländer, weil alles zum Heilig Römischen Reich Deutscher Nation gehörte."
                  Na, ja................das ist jetzt wohl übertrieben.
                  Im 15./16. Jahrhundert wurde die deutsche Form Heiliges Römisches Reich mit dem auf das deutsche Reichsvolk bezogenen Zusatz "Deutscher Nation" versehen, zumal es seit dieser Zeit bereits auf Deutschland beschränkt war und die beiden anderen Regna (langobardisch-italienisches und burgundisches) nur noch mit kleinen Teilen dazugehörten.


                  Als das Römische Reich etwa um diese Zeit expandierte, errichtete es um 176 n. Chr. seine Grenze an der Donau, und obwohl die Batschka niemals zum Römischen Reich gehörte, formten die Römer seine Süd- und Westgrenze.


                  "Schon im Mittelalter siedelte ein Völkergemisch von Serben, Magyaren und anderen Ethnien in der Batschka. 1699 kam die Batschka in den Besitz der Habsburger. Die Habsburger betrieben eine intensive Kolonisation der Batschka durch deutschsprachige Siedler, vor allem aber siedelten sich die sogenannten Donauschwaben an."




                  Kommentar

                  • Emilie
                    Benutzer
                    • 22.06.2009
                    • 13

                    #10
                    Zitat von 11687 Beitrag anzeigen
                    hallo emilie, bei mir war es ähnlich, meine vorfahren sind oder waren donauschwaben. sie haben in batschka palanka gelebt bis zu ihrer vertreibung. meine frage ich brauche jetzt mehrere geburtsurkunden als herkunftsnachweis ich habe an das archiv in pecs und in novisad geschrieben habe noch nichts erhalten gibt es vielleicht eine adresse von einem standesamt oder kirchenamt aus batschka palanka, da wäre mir sehr damit geholfen.
                    Hallo,

                    habe den Beitrag bzw. die Frage erst jetzt gelesen, weiß aber leider keine Antwort darauf!

                    Nach meinen Informationen hat es reichliche Verwerfungen und Verwirrungen in der Verwaltung nach den letzten Kriegen bzw. dem Zerfall Yugoslawiens gegeben. Es ist deshalb sehr schwer an bestimmte Unterlagen ranzukommen, falls sie nicht überhaupt vernichtet wurden.

                    Aber vielleicht hilft Dir eine Anfrage bei den entsprechenden Verbänden und Heimatvereinen. Die haben zwar auch keine Unterlagen, oft aber Hinweise, wo diese mittlerweile archiviert sind.

                    Viel Erfolg
                    Emilie

                    Kommentar

                    • 11687
                      Benutzer
                      • 02.10.2009
                      • 7

                      #11
                      antwort urkunden bei heimatverbänden

                      hallo emilie, danke dir für deine antwort. ich habe mittlerweile auch an dem ersten wohnsitz in deutschland angefragt da meine vorfahren den pass beantragt haben und da warte ich jetzt auf antwort.
                      tschüss 11687

                      Kommentar

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