Ortsname als Familienname dahingehend zurückverfolgen?

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  • MCM
    Erfahrener Benutzer
    • 21.12.2012
    • 156

    Ortsname als Familienname dahingehend zurückverfolgen?

    Hallo ihr fleißigen Forscher,

    mir schwirrt eine Frage durch den Kopf, zu der ich gerne eure Meinung und Erfahrung hören würde.
    Ins Forum Namensforschung passt sie leider nicht, da es dort ja nur um die Bedeutung geht.

    Und zwar gibt es ja viele Nachnamen, die auf eine Ortsbezeichnung zurückgehen, aus der ein Mensch stammte. Ab dem 14 Jhd. (wenn ich richtig gelesen und gemerkt habe) wurden die wohl nicht mehr ständig verändert, je nachdem wo einer grade herkam, sondern an die Kinder weitergegeben.

    Nun würde mich interessieren, ob ihr schon jemanden zurückverfolgen konntet, der sagen wir Rostock (als Beispiel) hieß und von dort kam.
    Ist sowas überhaupt möglich oder ist die Quellenlage zu schlecht?

    Musste der Rostock genannte eigentlich aus Rostock weggehen, um diesen Namen zu erhalten?

    Wenn ihr irgendwelche Fälle oder Ähnliches kennt, gerne berichten. Würde mich freuen.

    Viele Grüße,
    MCM
  • Laurin
    Erfahrener Benutzer
    • 30.07.2007
    • 5739

    #2
    Hallo MCM,

    Deine Anfrage passt sehr wohl ins Forum Namenforschung.

    Auch wenn die Onomastik anderweitig rigide auf "nur Bedeutung des FN" beschränkt wird - zur Klärung der Namensbedeutung ist es sinnvoll, die geografische Herkunft des (ersten) Namensträgers zu kennen. Regionale Wortbedeutungen führten nun mal schlechthin auch zu unterschiedlichen Bedeutungen gleicher Familiennamen.

    Nun zu Deinem Problem:

    Ein in Rostock Wohnender wird dort am Ort nicht auch den FN Rostock(er) erhalten haben - sonst hätten womöglich sämtliche Ortsansässigen so heißen müssen.
    Richtig ist, daß jemand erst anderenortes den Namen Rostocker als Herkunftsnamen erhielt - falls er nicht durch andere Besonderheiten, z.B. körperliche Merkmale, Beruf, seinen Familiennamen als sog. Übernamen "verpaßt" bekam. Siedelte sich nun jemand mit dem FN Rostock(er) - er kann ja in einem vollkommen anderen Ort gewohnt haben - wieder in Rostock an, behielt er den einmal erhaltenen Familiennamen.

    Da aber vom ausgehenden 14. Jhd. (dem Beginn der Führung von Kirchenbüchern) bis zur Fixierung einmal vergebener Familiennamen (ca. 1875 durch die Einführung von Standesämtern) die FN vielen "Spielereien" - heute nennt man das vornehm "Verschleifungen" - unterlagen, ist es durchaus möglich, daß der in die Stadt Rostock zurückgekehrte Rostock(er) einen anderen Familiennamen erhielt oder sich diesen sogar selbst wählen konnte.
    Freundliche Grüße
    Laurin

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    • MCM
      Erfahrener Benutzer
      • 21.12.2012
      • 156

      #3
      Hallo Laurin,

      in der Beschreibung dieses Unterforums stand nur etwas von Bedeutung von Vor- und Familiennamen, deswegen dachte ich, ich erstelle den Beitrag woanders. Finde es aber gut, dass er jetzt doch hier gelandet ist. Passt meiner Meinung nach nämlich auch besser.

      Nach deiner Beschreibung kann man also nur darauf schließen, dass irgendein Vorfahr der Rostocker mal in Rostock war und zwar zwischen 1300 und 1875.

      Je weiter ich also zurückgehen kann, mit ein und derselben Familie Rostock(er), desto mehr kann ich den Zeitraum der An- bzw. Aussiedlung aus Rostock festlegen. Wenn ich jetzt also sagen wir mal einen Diederich Rostocker im Jahre 1347 in z.B. Berlin habe und weiß er war hmm Henker und er kam 1345 nach Berlin und ich finde dann 1344 einen Diederich der Henker in Rostock könnte dies der gesuchte sein.

      Das Beispiel war jetzt sehr konstruiert, aber ich kann es mir so besser vorstellen.

      Also im Prinzip ist es ziemlich schwierig, die Personen dahingehend zurückzuverfolgen oder? Man kann wirklich nur sagen, dass einer Mal von dort kam, dem dieser Beiname gegeben und erhalten blieb, weil auch seinen Kindern keine passenderen Beinamen gegeben werden konnten.

      Es gibt ja oftmals mehrere Orte mit demselben Namen, die teilweise sehr verstreut sind. Sagen wir es gäbe noch ein Rostock in Bayern und unser guter Rostocker lebt in Berlin. Kann man dann sagen, dass der Vorfahr eher aus Meck-Pom gekommen ist, weil es näher ist oder lässt sich darauf nicht schließen?

      Viele Grüße,
      MCM

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      • Laurin
        Erfahrener Benutzer
        • 30.07.2007
        • 5739

        #4
        Letzteres!

        Es müßte schon eine Häufung gleicher / ähnlicher ON in einem begrenzten Gebiet geben, die sämtlich gleicher, z.B. slaw. Wurzel sind, und die zugeordneten Herkunftsnamen müßten auf nur einen FN reduziert worden sein.

        Aber- alles nur Mutmaßungen. Die wahre Herkunft bleibt dann wohl meist verborgen, falls nicht dokumentiert.
        Zuletzt geändert von Laurin; 08.02.2013, 19:23.
        Freundliche Grüße
        Laurin

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        • MCM
          Erfahrener Benutzer
          • 21.12.2012
          • 156

          #5
          Ok. Wäre wirklich sehr spannend, wenn man so etwas zurückverfolgen könnte. Aber die Chancen stehen wohl eher gering.

          Wie meinst du das, dass die Herkunftsnamen auf einen FN reduziert worden sein müssten?

          Kommentar

          • Laurin
            Erfahrener Benutzer
            • 30.07.2007
            • 5739

            #6
            Zitat von MCM Beitrag anzeigen
            Wie meinst du das, dass die Herkunftsnamen auf einen FN reduziert worden sein müssten?
            Das war nur "konstruiert" - denkbar aber bei den ON Wustrow und Wustrau.
            Freundliche Grüße
            Laurin

            Kommentar

            • MCM
              Erfahrener Benutzer
              • 21.12.2012
              • 156

              #7
              Achso. Aber mit der Endung triffst du den Nagel lustigerweise auf den Kopf. Wobei er mit ow wesentlich häufiger. Allerdings gibt es den FN auch mit au. Aber das ist wieder etwas anderes
              Bei meinen Überlegungen ist mir nun aufgefallen, dass meine Frage zwar sehr allgemein ist, aber ich glaube einen ziemlich genauen Fall im Kopf habe ;-)

              Weiß nicht, ob es helfen würde, wenn man den Namen nennt.

              Habe jetzt auf jeden Fall noch mal nachgesehen und es gibt den Ortsnamen recht häufig. Und auch sehr verstreut. Habe zwei Hinweise auf wendischen Ursprung gefunden, aber bei den meisten konnte ich keine Hinweise finden.

              Viele Grüße und schon mal danke. Weißt du, wo man noch mehr über dieses Thema finden kann?

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              • Franzine123
                Erfahrener Benutzer
                • 11.11.2011
                • 741

                #8
                Hallo MCM,

                ich habe Ahnen, die heißen mit Hausnamen Krimpenfort und kommen aus dem Ort Krimpenfort. Ich habe das erst für einen Schreib-, Lese- oder Denkfehler meines Vaters gehalten, wurde aber von Orts- und Genealogiekundigen aus der Gegend eines Besseren belehrt.

                Krimpenfort ist ein kleiner Ort(-steil) von Lohne bei Vechta.

                Ein schönes Wochenende wünscht dir

                Franzine123
                Forsche nach Ahnen im nördlichen Osnabrücker Land (Rieste, Thiene, Alfhausen, Ankum, Neuenkirchen in Oldenburg und weitere Orte)
                und im Umkreis Vechta (Lohne, Kroge, Krimpenfort, Oythe u. mehr)

                Kommentar

                • MCM
                  Erfahrener Benutzer
                  • 21.12.2012
                  • 156

                  #9
                  Habe jetzt noch ein bisschen nachgelesen und entdeckt, dass -ow im slawischen wohl auch die Bedeutung von "Sohn von" hat.

                  Zudem ist eine der Ortsbezeichungen durch die wendische/slawische Form von Buchenwald entstanden. Auch FN können ja durch solche Bezeichnungen der Wohnstättenumgebung des Benannten entstanden sein.

                  D.h. wohl, dass man ohne Beleg den Namen (in meinem Fall zumindestens nicht) auf einen Ort bzw. auf irgendeinen der vielen gleichnamigen Orte zurückverfolgen kann...

                  Viele Grüße,
                  MCM

                  Kommentar

                  • MCM
                    Erfahrener Benutzer
                    • 21.12.2012
                    • 156

                    #10
                    Hallo Franzine 123,

                    danke für deine "Geschichte". Das ist ja wirklich interessant.
                    Ich hätte mich vermutlich auch zuerst gewundert. So ein Fall ist sicher eher selten.
                    Mir sind in Brandenburgischen Kirchenbüchern allerdings auch schon Familien names Brandenburg untergekommen.

                    Viele Grüße,
                    MCM

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                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 5087

                      #11
                      Ich kann meinen eigenen Familiennamen bis auf Laufentfernung an den namensgebenden Ort (einen winzigen Weiler in Oberösterreich) heranführen.

                      Im Gegensatz zu dem was Laurin weiter oben schrieb, gab es allerdings auch einen Namensträger, der in dem Ort wohnte.

                      Wie "fix" die Namen in dieser Gegend um 1600 waren weiß ich allerdings auch nicht.
                      Gruß
                      gki

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6798

                        #12
                        Bei kleinen Orten oder Hofschaften haben wir ja noch den Typus des Wohnstättennamens, der bisher ein bisschen außer Betracht blieb, und von Herkunftsnamen wie Rostocker (ich habe einen Jacob Soster, von Soest, weiß nicht wie er in Soest hieß) zu unterscheiden ist.

                        Da können dann sowohl die Leute im Ort als auch die Ausgewanderten ihren FN von dem Ort beziehen.

                        Dies gilt anscheinend für Franzines Beispiel, aber vielleicht auch für das von gki.

                        Schwierig ist es bei Wohnstätten-Namen mit Endung -er: ist jemand namens Sonnleitner nun der Bauer auf der Sonnleite oder ein aus dem (von mir jetzt erfundenen) Ort Sonnleiten Ausgewanderter?

                        Viele Grüße
                        Xylander
                        Zuletzt geändert von Xylander; 09.02.2013, 08:12.

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                        • Laurin
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.07.2007
                          • 5739

                          #13
                          Zitat von gki Beitrag anzeigen
                          Im Gegensatz zu dem was Laurin weiter oben schrieb, gab es allerdings auch einen Namensträger, der in dem Ort wohnte.
                          Das hatte ich ja auch nicht ausgeschlossen, vor allem bei "Rückkehrern" in ihren Heimatort.
                          Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                          Schwierig ist es bei Wohnstätten-Namen mit Endung -er: ist jemand namens Sonnleitner nun der Bauer auf der Sonnleite oder ein aus dem Ort (von mir jetzt erfundenen) Ort Sonnleiten Ausgewanderter?
                          Und genau das wird wohl ohne intensive Nachforschungen - falls überhaupt möglich - ein Mysterium bleiben
                          Freundliche Grüße
                          Laurin

                          Kommentar

                          • Franzine123
                            Erfahrener Benutzer
                            • 11.11.2011
                            • 741

                            #14
                            Hallo in die Runde,

                            ich habe da mehrfach Zeller, wo der Hof- und damit der Familienname mehrfach im Dorf vorkam, da wurde dann ein Beiname, der aber nicht unbedingt in den KB auftaucht, mitgenannt, z. B. Rechtien, Große und Kleine Rechtien, Hinnekes (nach dem Vornamen - Hinderich - eines der Bewirtschafter) oder auch nach örtlichen Unterscheidungsmerkmalen (als Wohnstättennamen), z. B. an der Mühle, am Moor etc.

                            Sonnige Grüße

                            Franzine123
                            Forsche nach Ahnen im nördlichen Osnabrücker Land (Rieste, Thiene, Alfhausen, Ankum, Neuenkirchen in Oldenburg und weitere Orte)
                            und im Umkreis Vechta (Lohne, Kroge, Krimpenfort, Oythe u. mehr)

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                            • gki
                              Erfahrener Benutzer
                              • 18.01.2012
                              • 5087

                              #15
                              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                              Schwierig ist es bei Wohnstätten-Namen mit Endung -er: ist jemand namens Sonnleitner nun der Bauer auf der Sonnleite oder ein aus dem (von mir jetzt erfundenen) Ort Sonnleiten Ausgewanderter?
                              Damit das ein Problem ist, müßte es den Ort ja auch gegeben haben.

                              Ich habe in meinem Forschungsgebiet den Fall, daß es einen Hofnamen und einen gleichlautenden Wohnstättennamen in unmittelbarer Nähe gibt, noch nicht gehabt. Am nahsten kommt noch der Name Ranziger/Ratzinger. Da gibt es in Freinberg den Ratzinger-Hof und im weiteren Umkreis mehrere Orte namens Ratzing/Ranzing o.ä.

                              Sonnleitner, ein Name der dort in der Gegend auch vorkommt, ist da immer der Hofinhaber des Sonnleitner-Hofes oder ein Nachkomme davon.
                              Gruß
                              gki

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