FN Venus

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4866

    FN Venus

    Familienname: Venus
    Zeit/Jahr der Nennung: 1626
    Ort/Region der Nennung: Rottal-Inn/Niederbayern, nordwestliches Oberösterreich



    Hallo beisammen!

    Nachdem ich den FN Venus nun nicht nur in Niederbayern, sondern auch in Oberösterreich gefunden habe, würde ich gerne wissen woher er sich ableitet.

    Besten Dank vorab!
    Gruß
    gki
  • Laurin
    Moderator
    • 30.07.2007
    • 5665

    #2
    Hallo gki,

    naheliegend wäre es, den deutschen FN Venus mit Bezug auf die röm. Liebesgöttin zu erklären (wie es Bahlow so ausschließlich beschreibt),
    ebenso hat Gottschald nur die Erklärung Venus = Übersetzung für Morgenstern.

    Betrachtet man die heutige Verbreitung der meisten Träger des FN Venus, nämlich ein Gebiet rund um Deggendorf in Niederbayern
    und ein Gebiet in Ostsachsen von Freiberg bis Bautzen - diese Gegenden könnte man wohl eher als landwirtschaftlich nicht sehr ertragreich bezeichnen -
    liegt für mich eine der beiden Deutungen nach DUDEN LexFN am nächsten:
    Berufs-Übername für den Bauern, der Kolbenhirse (mhd. phenich, fenich) anbaute.

    Im Erzgebirge gibt es den Ort Venusberg, dessen ON seit 1414 Fenichberg, Fenchperg, Fenchsperg, auch Fenußbergk, wieder "zum Fenichsberge"
    bis hin zur heutigen Schreibweise seit 1791 wechselte.
    Hier ist eindeutig der Bezug zu ahd. pfenih, fenih, nhd. Pfenich, "Hirse; auch Fench, Welscher Fench" erkennbar. Siehe auch hier und

    In Oberbayern, Raum Traunstein, gibt es ebenfalls einen Ort Venusberg.
    Seltene Bezüge dürften Herkunftsnamen zu beiden gen. Orten sein.

    Andere Bezüge, wie nach DUDEN auf die Venusmännlein (Fenesleute = Kobolde) für kleingewachsene Menschen als Namensträger sind nicht auszuschließen,
    dürften aber eher die Ausnahme bilden - war doch der bäuerliche Beruf über viele Jahrhunderte hinweg einer der hauptsächlichsten.
    Freundliche Grüße
    Laurin

    Kommentar

    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4866

      #3
      Hallo Gerhard,

      vielen Dank für Deine Recherche!

      Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
      naheliegend wäre es, den deutschen FN Venus mit Bezug auf die röm. Liebesgöttin zu erklären (wie es Bahlow so ausschließlich beschreibt),
      ebenso hat Gottschald nur die Erklärung Venus = Übersetzung für Morgenstern.
      Das ist so eine "naheliegende" Begründung, die mir doch völlig aus der Luft gegriffen scheint.

      Betrachtet man die heutige Verbreitung der meisten Träger des FN Venus, nämlich ein Gebiet rund um Deggendorf in Niederbayern
      und ein Gebiet in Ostsachsen von Freiberg bis Bautzen - diese Gegenden könnte man wohl eher als landwirtschaftlich nicht sehr ertragreich bezeichnen -
      liegt für mich eine der beiden Deutungen nach DUDEN LexFN am nächsten:
      Berufs-Übername für den Bauern, der Kolbenhirse (mhd. phenich, fenich) anbaute.

      Im Erzgebirge gibt es den Ort Venusberg, dessen ON seit 1414 Fenichberg, Fenchperg, Fenchsperg, auch Fenußbergk, wieder "zum Fenichsberge"
      bis hin zur heutigen Schreibweise seit 1791 wechselte.
      Hier ist eindeutig der Bezug zu ahd. pfenih, fenih, nhd. Pfenich, "Hirse; auch Fench, Welscher Fench" erkennbar. Siehe auch hier und

      In Oberbayern, Raum Traunstein, gibt es ebenfalls einen Ort Venusberg.
      Seltene Bezüge dürften Herkunftsnamen zu beiden gen. Orten sein.

      Andere Bezüge, wie nach DUDEN auf die Venusmännlein (Fenesleute = Kobolde) für kleingewachsene Menschen als Namensträger sind nicht auszuschließen,
      dürften aber eher die Ausnahme bilden - war doch der bäuerliche Beruf über viele Jahrhunderte hinweg einer der hauptsächlichsten.
      Die Deutung mit der Hirse ist eine, die mich im Prinzip überzeugt. Das Problem ist nur, daß die Hirse in Bayern - soweit mir bekannt - als Brein oder Prein bekannt war.
      Gruß
      gki

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      • Laurin
        Moderator
        • 30.07.2007
        • 5665

        #4
        Zitat von gki Beitrag anzeigen
        Das ist so eine "naheliegende" Begründung, die mir doch völlig aus der Luft gegriffen scheint.
        Für mich ebenfalls
        Zitat von gki Beitrag anzeigen
        Die Deutung mit der Hirse ist eine, die mich im Prinzip überzeugt.
        Das Problem ist nur, daß die Hirse in Bayern - soweit mir bekannt - als Brein oder Prein bekannt war.
        Für die "sächsische Variante" scheint es ja - am Beispiel der Ortschaft Venusberg / Erzg. - der richtige Ansatz zu sein.

        Zitat "der wilde Brein = grüner Fench" --> und für mich kein arges Problem zur Bedeutung der "bayerischen Venus-Variante" mehr!
        Quelle: Schmeller, Bayer. Wörterbuch Erster Theil (1827) S. 256f
        Freundliche Grüße
        Laurin

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        • Laurin
          Moderator
          • 30.07.2007
          • 5665

          #5
          Das ist richtig, bezieht sich aber auf die Speisehirse, auch "deutsche Hirse" genannt, die zu Brei gekocht (daher auch der übliche Name "Brein") als "Brot des armen Mannes" diente.
          Die Kolbenhirse, soweit sie überhaupt in den genannten Gebieten gedeiht, ist dagegen mit der Speisehirse weder botanisch verwandt noch als Nahrung geeignet (ausschliessliche Futterpflanze).


          Was mich etwas stutzig macht ist die Tatsache, dass die Kolbenhirse nähstoffreichen Boden benötigt und warmes Klima, was ja gerade nicht in den genannten Gebieten gegeben ist. (vgl.http://de.wikipedia.org/wiki/Kolbenhirse) Daher halte ich eine Herleitung von der Kolbenhirse für unwahrscheinlich es sei denn, der Name für die Kolbenhirse wurde örtlich und falsch auch für die Speisehirse (die tatsächlich auf ärmsten Böden gedeiht) verwendet.
          Da irrten wohl auch die Verfasser des DUDENS LexFN
          Freundliche Grüße
          Laurin

          Kommentar

          • Laurin
            Moderator
            • 30.07.2007
            • 5665

            #6
            ...aber gerade dein Schmeller Zitat bestärkt mich, dass der "wilde Brein"-- damit ist offensichtlich die Futterpflanze und nicht der Speisebrein gemeint-- auch grüner Fench genannt wurde d.h. es wurde eine Unterscheidung getroffen zwischen Brein und Fench = "wildem" Brein
            Nicht gelöst ist aber, dass diese Futterpflanze kaum auf den nährstoffarmen und kalten Böden wuchs.
            Evtl. doch eine Verwechslung bzw. sprachliche Gleichsetzung der beiden Pflanzenarten.??? (d.h. die Speisehirse wurde gelegentlich oder örtlich auch "Fench " genannt)

            PS: Ich muss mich insoweit korrigieren, dass eine botanische Verwandtschaft der beiden Pflanzen doch besteht, jedoch unterschiedliche Pflanzenarten:
            Panicum (Speisehirse)...
            Setaria (Kolbenhirse
            Vermutlich ja, siehe auch hier und sowie Grundsätze der deutschen Landwirthschaft - Seite 159

            Somit haben wir einen selbstgemachten "Gordischen Knoten" und müssen ihn nur noch lösen lassen - ich bin kein Botaniker
            Zuletzt geändert von Laurin; 12.10.2012, 18:05.
            Freundliche Grüße
            Laurin

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            • gki
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2012
              • 4866

              #7
              "Zum Genuße für die Menschen muß der Hirse enthülset werden in diesem Zustande heisset er dann Brein"



              D.h. die ganze Pflanze hieß evtl. Fench, die verarbeiteten Früchte Brein?
              Gruß
              gki

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              • gki
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2012
                • 4866

                #8
                Panicum sanguinale L.

                Syn.: Deutsch: Blatfench, rotes Fingergras, Schwaden, HimmelstaiL
                Engl.: Polish millet.

                aus
                Handbuch des Getreidebaues, von Dr.Friedr.Kornicke und Dr.Hugo Werner



                Es scheint mir daher schon naheliegend daß "Fench" wie auch "Hirse" ein eher unspezifischer Begriff ist.
                Gruß
                gki

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                • gki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2012
                  • 4866

                  #9
                  Es scheint mir daher schon naheliegend daß "Fench" wie auch "Hirse" ein eher unspezifischer Begriff ist.

                  denk ich auch denn grad les ich (in wiki).
                  Die Römer bezeichneten die Kolbenhirse als „panicum“ und bereiteten aus ihr mit Milch einen Brei. Plinius der Ältere nennt als Hauptanbaugebiete Gallien und die Po-Ebene.
                  d.h. die Kolbenhirse die eigentlich zur Art Setaria gehört wurde als panicum bezeichnet und als "Brei" verspeist , panicum (miliaceum) dagegen bezeichnet botanisch eigentlich die Speisehirse (Rispenhirse)

                  Woraus zu schliessen ist, dass wohl die Begriffe und Arten nicht so genau unterschieden wurden und gegessen wurde was halt heranwuchs und sich als geniessbar erwies.
                  In denselben Buch: Grüner Fennich, Panicum viride L.

                  Das wäre dieses hier:



                  Das wäre allerdings wohl eher eine Futterpflanze.
                  Gruß
                  gki

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                  • gki
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.01.2012
                    • 4866

                    #10
                    Zitat von Liachtinger
                    die Kolbenhirse die eigentlich zur Art Setaria gehört

                    Zur Gattung Setaria

                    Das ist aber unerheblich: Linné hat sie noch bei Panicum eingereiht und die Nachnamensbildung war sicher vor Linné.
                    Gruß
                    gki

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                    • Laurin
                      Moderator
                      • 30.07.2007
                      • 5665

                      #11
                      Zitat von Liachtinger
                      Die Römer bezeichneten die Kolbenhirse als „panicum“ und bereiteten aus ihr mit Milch einen Brei.
                      ... vielleicht in der Aura der Venus?

                      Jedoch - die Annahme, Venus sei ursprünglich eine italische Göttin des Ackerlandes, der Gärten, des Frühlings und als solche eine Göttin von Bauern und Winzern gewesen, wird heute nicht mehr vertreten. (Zitat aus Wikipedia)

                      Das soll aber nun nicht zu Trugschlüssen bezügl. Bedeutung des FN Venus verleiten.
                      Freundliche Grüße
                      Laurin

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