Kinateder

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4922

    Kinateder

    Familienname: Kinateder
    Zeit/Jahr der Nennung: ab 1650
    Ort/Region der Nennung: Bayerischer Wald


    Hallo,

    ich habe eine Frage zum FN Kinateder, bzw zum zugehörigen ON Kinated.


    Mir ist aufgefallen, daß dieser FN (und evtl. auch der ON) sehr unterschiedlich geschrieben wird (Künädsdetter zB). Auch gibt es in derselben Gegend den FN Königseder. Besteht da ein Zusammenhang?

    Wenn ja, was wäre richtiger?

    1) die ursprüngliche Version war Königsed(er) und der Name ist im Dialekt verschliffen worden

    2) die ursprüngliche Version war Kinated(er) und irgendein gelahrter Pfarrer meint mal, daß das eigentlich ein Königseder sein müßte, in Wirklichkeit leitet sich der Name aber von was ganz anderem ab.
    Gruß
    gki
  • Laurin
    Erfahrener Benutzer
    • 30.07.2007
    • 5676

    #2
    Hallo gki,

    der zugehörende ON kann Kinatöd in Niederbayern sein.
    Eine Verschleifung aus einem der ON Königsöd wäre denkbar, ist m.E. nach aber lautmalerisch zu weit vom FN Kinateder entfernt.

    Du hast schon recht, viele Namen wurden nur nach Gehör aufgeschrieben - und der niederbayr. Dialekt hat da so einiges an Eigenheiten zu bieten,
    vor allem für einen "Nichteinheimischen"
    Das gilt ja bekanntermaßen für jeden Dialekt - "um die Ecke" oder "übern Berg" wird bereits ganz anders gesprochen.
    Freundliche Grüße
    Laurin

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    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4922

      #3
      Mir will sich halt vor allem nicht erschließen, was ein König im Bayrischen Wald getan haben soll daß man nach ihm eine Ödung benannt hat...

      Schau Dir doch mal bitte diese beiden Einträge an:



      (27.7.1765, Taufe des Franz Seraph, Sohn des Joseph Kinadeder, Häusler in Carlshäusern und der Magdalena. Pate Franz Schneider, Häusler aus Hohwinckl)



      (29.9.1762, Taufe der Theresia, Tochter des Joseph Königeder, Häusler beyn Carlshäusern, und der Magdalena, Patin Waldburga Schneiderin, Häuslerin in Hohwinckl)

      Das sind doch wohl recht eindeutig beides Kinder derselben Familie (Vornamen der Eltern gleich, gleicher kleiner Ort, selbe Paten). Derartige Einträge brachten mich zu der Frage.
      Gruß
      gki

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      • Laurin
        Erfahrener Benutzer
        • 30.07.2007
        • 5676

        #4
        Zitat von gki Beitrag anzeigen
        Mir will sich halt vor allem nicht erschließen, was ein König im Bayrischen Wald getan haben soll daß man nach ihm eine Ödung benannt hat...
        Was hat wohl Bismarck mit dem nach ihm benannten Hering zu tun?
        Das geschah nur im nationalen Überschwang - und er gab seinen Segen dazu.

        Zitat von gki Beitrag anzeigen
        Schau Dir doch mal bitte diese beiden Einträge an:
        Das sind doch wohl recht eindeutig beides Kinder derselben Familie (Vornamen der Eltern gleich, gleicher kleiner Ort, selbe Paten). Derartige Einträge brachten mich zu der Frage.
        Die beiden Namen sind wohl doch sehr oberflächlich aufgeschrieben worden - zumal die Schrift die gleiche ist. Das wird wohl nicht der Pfarrer, sondern der Kirchenbuchführer gewesen sein.
        Weshalb aber soll es nicht noch ein anderes verwandtes Ehepaar gleichen Namens im gleichen Ort gegeben haben?
        Freundliche Grüße
        Laurin

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        • gki
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2012
          • 4922

          #5
          Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
          Was hat wohl Bismarck mit dem nach ihm benannten Hering zu tun?
          Das geschah nur im nationalen Überschwang - und er gab seinen Segen dazu.
          Da gibt es wohl verschiedene Thesen:



          Die beiden Namen sind wohl doch sehr oberflächlich aufgeschrieben worden - zumal die Schrift die gleiche ist. Das wird wohl nicht der Pfarrer, sondern der Kirchenbuchführer gewesen sein.
          Das kann gut sein. Aber spielt das eine Rolle?

          Weshalb aber soll es nicht noch ein anderes verwandtes Ehepaar gleichen Namens im gleichen Ort gegeben haben?
          Das Zusamentreffen von gleichen Vornamen der Eltern _und_ derselben Patenfamilie scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.

          Den Ort "Carlshäuser" finde ich nicht, aber ich denke, daß das eine Streusiedlung mit vielleicht 10 Häusern war.
          Gruß
          gki

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          • gki
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2012
            • 4922

            #6
            Ferner:



            (2. von oben)

            Totenbucheintrag 10.6.1767

            Franziskus des Joseph Königseder Häusler in Carlhäusern 2 Jahr altes Kind.


            Auch hier (falls das Kind dasselbe war): Kinateder = Königseder.
            Gruß
            gki

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            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6530

              #7
              hallo gki,

              falls Kinateder-Königseder auf einen ON Königsöd zurückgehen, dann vermute ich, dass es eine Einöde/ein unbesiedeltes Land/ein Wald auf königlichem/staatlichem Grund war. Vielleicht gibt Google books was her, auf die Schnelle fiel mir aber nichts genau Passendes auf.

              Ähnliche Bildungen mit Herzogen-, Fürsten-, Grafen- gibt es ja auch sonst. In neuerer Zeit Köln-Königsforst, da war es dann der preußische König, oder Königsmoor (Königreich Hannover).

              Viele Grüße
              Xylander

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              • gki
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2012
                • 4922

                #8
                Hallo Xylander!

                Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                falls Kinateder-Königseder auf einen ON Königsöd zurückgehen, dann vermute ich, dass es eine Einöde/ein unbesiedeltes Land/ein Wald auf königlichem/staatlichem Grund war. Vielleicht gibt Google books was her, auf die Schnelle fiel mir aber nichts genau Passendes auf.

                Ähnliche Bildungen mit Herzogen-, Fürsten-, Grafen- gibt es ja auch sonst. In neuerer Zeit Köln-Königsforst, da war es dann der preußische König, oder Königsmoor (Königreich Hannover).
                Es gibt auch in Bayern zahlreiche solche Bildungen, allerdings eher selten in dieser Gegend. Der Wald nördlich von Passau war sicher mal Königsgut, aber die Besiedlung desselben fand doch recht spät statt, sodaß es mir nicht so ganz schlüssig erscheint, daß Orte nach einem König benannt wurden.

                Daher meine Vermutung, daß "Kinat" ursprünglich etwas anderes bedeutete und erst später teilweise zu "König" umgedeutet wurde.
                Gruß
                gki

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                • gki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2012
                  • 4922

                  #9
                  Zitat von gki Beitrag anzeigen
                  Es gibt auch in Bayern zahlreiche solche Bildungen, allerdings eher selten in dieser Gegend.
                  Mit "solche Bildungen" meinte ich speziell ON mit König. Andere ON mit Bischöfen gibt es reichlich. Breitenberg hieß zB mal Wenzelsreuth nach diesem Herrn hier:


                  Gruß
                  gki

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                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6530

                    #10
                    Hallo gki,

                    die Umdeutung kann und will ich nicht ausschließen, zumal mir die regionalen Kenntnisse fehlen. Wäre ja auch das Spannendere.

                    Aber ganz allgemein schließt mE eine späte Besiedlung nicht die Namensgebung mit Königs- aus. Gemeint war dann nicht ein bestimmter König, sondern "das Königreich" als Grundeigentümer. Heute wäre so etwas ein Staatsforst der Bundesrepublik oder des Landes Bayern, wobei ich nicht beschwören möchte, ob das jetzt staatsrechtlich und eigentumsrechtlich die genaue Analogie wäre.

                    Aber wenn so ein Gebiet besiedelt wird, auch oder gerade bei später Besiedlung, dann wäre für mein Gefühl eine solche Ortsbenennung sehr plausibel.

                    Viele Grüße
                    Xylander

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                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4922

                      #11
                      Hallo Xylander!

                      Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                      die Umdeutung kann und will ich nicht ausschließen, zumal mir die regionalen Kenntnisse fehlen. Wäre ja auch das Spannendere.
                      Regionale Kenntnisse fehlen mir leider auch, jedenfalls was über das was im HAB steht hinausgeht. Und bezüglich der Herkunft der ON sind nicht alle Bände des HAB gleich ergiebig; der Passauer Band eher weniger.

                      Aber ganz allgemein schließt mE eine späte Besiedlung nicht die Namensgebung mit Königs- aus. Gemeint war dann nicht ein bestimmter König, sondern "das Königreich" als Grundeigentümer. Heute wäre so etwas ein Staatsforst der Bundesrepublik oder des Landes Bayern, wobei ich nicht beschwören möchte, ob das jetzt staatsrechtlich und eigentumsrechtlich die genaue Analogie wäre.

                      Aber wenn so ein Gebiet besiedelt wird, auch oder gerade bei später Besiedlung, dann wäre für mein Gefühl eine solche Ortsbenennung sehr plausibel.

                      Der Punkt ist, daß das die Schenkung des Nordwaldes an das Kloster Niedernburg für 1010 beurkundet ist und die Besiedlung im größeren Rahmen vermutlich danach stattfand. Dem König gehörte der Wald also zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, warum sollte man dann einen Platz nach ihm benennen?

                      Hat vielleicht wer dieses Buch?

                      Gruß
                      gki

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6530

                        #12
                        Hallo gki,

                        das leuchtet ein. Es sei denn, der Nordwald wäre in der Klosterkammer oder im allgemeinen Sprachgebrauch immer noch unter "Königs-" geführt worden. Namen sind manchmal zäh.

                        Viele Grüße
                        Xylander

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                        • Laurin
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.07.2007
                          • 5676

                          #13
                          Hallo gki
                          @Xylander,

                          nach Schweitzer, altdeutscher Wortschatz, steht die Endsilbe ôd (Quelle: LexSalica, 5./6. Jhd.) für "Besitz".
                          Der Ort Königsöd in Niederösterreich wurde 1292 als Chunigsôde erwähnt
                          Das könnte evtl. etwas Licht ins Dunkel bringen --> Königsöd = königlicher Besitz - und Euere Ansätze bestätigen.

                          Bisher sind wir - und ggf. auch andere vor uns - immer von "Einöde" ausgegangen,
                          da ahd. / nhd. (ca. 8.-11. Jhd.) ōdī = "Öde", Verwüstung, Einöde, Wüste bedeutet
                          Zuletzt geändert von Laurin; 12.05.2012, 20:01.
                          Freundliche Grüße
                          Laurin

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