FN Wilger und Präfix 'Ter'

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  • genoveva184
    Erfahrener Benutzer
    • 30.06.2019
    • 195

    FN Wilger und Präfix 'Ter'

    Familienname: Wilger
    Zeit/Jahr der Nennung: 1600-heute
    Ort/Region der Nennung: Kr. Borken

    Hallo zusammen,

    bei ancestry habe ich zum FN Wilger Folgendes gefunden:
    German: from the Germanic personal name Williger, composed of wil ‘will’ + gar, ger ‘lance’, ‘spear’.
    Source: Dictionary of American Family Names ©2013, Oxford University Press


    Laut KBs geht der Name in der Tat zurück auf 'Williger', jedoch davor bei den ältesten Erwähnungen auf 'Terwilgen'. Ich hatte immer gedacht, dass dieses Präfix 'Ter' einfach die alte Version von 'Der' vor der Lautverschiebung war und würde jetzt gerne wissen, ob das etwas an der oben genannten Namensbedeutung ändert? Und: Ist das Präfix ganz allgemein ein Hinweis darauf, dass ein Name sich i.d.R. von einem Vornamen oder evtl. auch einer Eigenschaft ableitet?

    Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
    --Genoveva
  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6530

    #2
    Hallo Genoveva,

    ter (auch tor) ist niederdeutsch für zur, also nicht für der. Die Lautverschiebung, die die mittelniederdeutsche Sprache und die heutigen niederdeutschen Dialekte nicht mitgemacht haben, ging von t zu z. Wie in timmerman > Zimmermann. Oder auch von t zu s, wie in water > Wasser.

    wilge ist die Weide, der Weidenbaum. Der Name bedeutet also zur Weide.


    Damit ist ist der PN Williger aus dem Spiel.

    Viele Grüße
    Xylander
    Zuletzt geändert von Xylander; 24.09.2019, 08:08.

    Kommentar

    • genoveva184
      Erfahrener Benutzer
      • 30.06.2019
      • 195

      #3
      Ganz vielen lieben Dank, Xylander!

      Asche auf mein Haupt . Lang lang ist's her, dass ich Linguistik hatte. /t/ und /d/ war das mit der Auslautverhärtung, richtig? Gut, dass man hier solche Fragen stellen kann, sonst hätte ich das vermutlich ewig durcheinandergebracht.

      Meinst du, ich muss meine ganze Forschung jetzt überdenken, weil sich Williger dann wohl eher nicht von Terwilgen ableitet? Oder wäre es auch denkbar, dass Willigers hinzuzogen und diese die Namensveränderung der zuvor schon anwesenden Terwilgens mitbeeinflusst haben, sodass Letztere irgendwann auch Williger genannt wurden bis am Ende dann alle Wilger hießen?

      Vielen Dank & beste Grüße
      --Genoveva
      Zuletzt geändert von genoveva184; 24.09.2019, 08:35.

      Kommentar

      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6530

        #4
        Hallo Genoveva,
        bei der Auslautverhärtung müsste ich selber erst mal wieder nachsitzen

        Zu Deiner Hauptfrage: Terwilgen und Wilger, das ist mit ziemlicher Sicherheit derselbe Name. Die älteren Formen mit tom, tor, tem, ter, vam, am, upm, opm bei solchen Wohnstättennamen wurden in späteren Epochen oft vereinfacht. Zb indem die Präpositionen einfach weggelassen wurden. Oder wie hier, indem eine -er-Form gebildet wurde. Der Wilger wäre also sowas wie der Weidner. Dazu ist kein Zuzug von einer Familie Wilger erforderlich. Bei meinen Leuten oft mit zusätzlichem -mann: tom siepen > Siepermann, vam busche > Buschmann.

        Ob die Terwilgen genealogisch nun Deine Wilger-Vorfahren sind, dass muss Deine Famlilienforschung klären, da könnte ja der westfälische Hofnamen-Brauch auch noch eine Rolle spielen. Das Thema ist Dir aber sicher vertraut. Der Name ist hier jedenfalls mit hoher Sicherheit derselbe in zwei Varianten und beide Male von der Wohnstätte ter wilgen abgeleitet. Dh, nur die Namensform hat sich sprachlich verändert. Bei anderen Familien und an anderen Orten kann sich der FN Wilger natürlich auch vom PN Williger ableiten.

        Übrigens ein schönes Praxisbeispiel zu Deinem anderen Thema, Vereinheitlichung von Familiennamen. Außerdem: eine Weide kann natürlich überall gestanden haben, aber bei spezielleren Wohnstätten-Namen weiß man dann auch noch, wo die ersten Namensträger wohnten.

        Viele Grüße
        Xylander
        Zuletzt geändert von Xylander; 24.09.2019, 09:00.

        Kommentar

        • genoveva184
          Erfahrener Benutzer
          • 30.06.2019
          • 195

          #5
          Vielen herzlichen Dank, Xylander!

          Ich beginne jetzt erst so langsam wirklich zu begreifen, wie wertvoll die Namensforschung für die Ahnenforschung ist Einfach toll, was es da so alles gibt!

          Bezüglich des anderen Threads mach ich's jetzt so wie vorgeschlagen und nehme für die Ahnentafel die Namen die sich letztendlich im späten 19.Jh. etabliert hatten, vermerke aber in der Chronik alle Namensvariationen in Klammern. Nur bei dem Wilhelm/ Guillaume warte ich noch, bis raus ist, ob er nicht evtl. doch französische Wurzeln hatte

          Liebe Grüße
          --Genoveva

          P.S.: Auslautverhärtung war das mit den stimmhaften Konsonanten am Wortende, die wie ihre stimmlosen Pendants ausgesprochen werden. Z.B. sprechen wir 'Bund' exakt wie 'bunt'. Bei Fremdsprachen die das nicht haben, wie z.B. Englisch, macht uns das dann oft Probleme, weil sich 'Ipad' dann schnell mal wie 'I pet' (= Ich streichle) anhört

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6530

            #6
            Danke für die Auffrischung! Und ja, wie ich im anderen Thema schrieb, Namenforschung hilft der Familienforschung. Egal bei welchen Namenstypen, Vatersnamen wie bei Vassen, Wohnstättennamen, Herkunftsnamen, Berufsnamen, Übernamen. Die Namen mit ter, ten usw. sind übrigens nicht ausgestorben, einige haben die Vereinfachung überlebt. Wobei mich zB stört wenn im TV der Herrn Tenhagen auf der ersten Silbe betont wird. Bei Zumbusch habe ich mich dran gewöhnt, gebrauche es selber so
            Viele Grüße
            Xylander

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