Uniformklärung und ggf. Zuordnung und mehr

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  • Ahnenvirus
    Benutzer
    • 04.09.2015
    • 94

    Uniformklärung und ggf. Zuordnung und mehr

    Hallo liebe Mitforscher,

    ich bin gerade bei meinem UrUrgroßvater angekommen und verfüge nur über ein Bild (rechte Person) und seine wesentlichen Daten.
    Franz Eisop *22. Jan. 1876 Groß Strelze +29. Okt. 1934 Hamburg, Sohn: Franz, Tochter: Magdalene, Frau: Bertha geb. Mohrmann, Wohnort: auch Geesthacht.

    Ist jemand unter Euch, der die Uniform einem Dienstgrad, einer Einheit, einem Zeitabschnitt usw. zuordnen kann? Alles ist interessant.
    Es handelt sich um die rechte Person auf dem Foto. (Finde so eine 2-Personen-Karte auch irgendwie eigenartig)

    Danke & viele Grüße
    Joe
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    Forsche in Preßnitz, Reischdorf, Dörnsdorf, Joachimsthal, Köstelwald u. Brüx nach: Hahn, Schmidt, Peinelt, Pöschl, Schlosser, Meißner, Rimpl, Panhans, Tauber, Steiner, Schell, Huß, Sterzel und Schneider
  • Basil
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2015
    • 2603

    #2
    Hallo Joe,

    ich denke, es handelt sich um zwei Spielleute des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4. Das Regiment gehörte zum preußischen Gardekorps.




    Das Regiment erkennt man an den Schulterklappen und dem Monogramm darauf. Siehe auf folgender Tafel 1. Reihe ganz rechts.



    Die Spielleute erkennt man an den Schwalbennestern. Das sind diese weiß-gestreiften Stücke an den Schultern mit den Fransen dran, unterhalb der Schulterklappen.



    Einen Dienstgrad kann ich nicht erkennen. Ich vermute, es sind gemeine Soldaten, also Mannschaftsoldaten ohne Dienstgrad. Der linke Soldat trägt ein Schützenabzeichen (die Schnur zwischen Schulterklappe und Knopfleiste). Zeitlich kann ich es nicht genau benennen. Da das Regiment bis 1893 in Koblenz war, von 1893 bis 1897 in Spandau und ab 1897 in Berlin, würde ich sagen nach 1893, da das Foto ja in Berlin gemacht wurde.

    Gruß
    Basil
    Zuletzt geändert von Basil; 19.09.2015, 14:24.
    Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
    Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
    Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
    Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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    • Ahnenvirus
      Benutzer
      • 04.09.2015
      • 94

      #3
      Hallo Basil,

      ganz herzlichen Dank. Sogar mit Erklärungen was, was ist - super!

      Viele Grüße von Joe
      Forsche in Preßnitz, Reischdorf, Dörnsdorf, Joachimsthal, Köstelwald u. Brüx nach: Hahn, Schmidt, Peinelt, Pöschl, Schlosser, Meißner, Rimpl, Panhans, Tauber, Steiner, Schell, Huß, Sterzel und Schneider

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      • Jensus
        Erfahrener Benutzer
        • 24.11.2006
        • 2506

        #4
        Hallo zusammen,
        schliesse mich der vorigen Ausführung an. Das Infanterie-Schützenabzeichen (Schützenschnur) wurde erst am
        27. Januar 1894 gestiftet, daher kann die Fotografie wohl erst danach entstanden sein. Die schräg gestreifeten
        Schwalbennester mit Fransen dürften beide einfachen Soldaten vermutlich als Stabs-Trompeter ausweisen.
        Gruß Jens

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        • Basil
          Erfahrener Benutzer
          • 16.06.2015
          • 2603

          #5
          Hallo Joe,

          es ist toll, wenn man auch ein Feedback bekommt. Ich hatte noch einen Gedanken zur zeitlichen Eingrenzung. Damals konnten die Wehrplichtigen ab dem Jahr der Vollendung des 20. Lebensjahres eingezogen werden. Ist der Wehrpflichtige per Losverfahren ausgeschieden, gab es in den zwei darauf folgenden Jahren noch einen 2. und 3. Versuch. Der Wehrdienst dauerte bei der Infanterie 2 Jahre. Damit lässt sich das auf die Jahre 1896-1900 eingrenzen.

          Was den Stabs-Trompeter angeht, muss ich Jens widersprechen. Schräg gestreifte Schwalbennester gab es bei Artillerie und Kavallerie, bei der Infanterie (Grenadiere) waren diese gerade gestreift. Für mich sind die Streifen auch eindeutig gerade. Die Fransen deuten nicht auf einen höheren Posten hin, sondern in diesem Fall auf die Garde. Ich denke, dass es sich hier um weiße Wollfransen handelt. Zusammen mit dem niedrigen Rang deutet das auf Gardespielleute hin, also vermutlich Tamboure (Trommler) oder Hornisten (Pfeiffer) einer Kompanie. Sie wären damit für den Kompanie-Signaldienst zuständig gewesen. Ein Stabs-Trompeter oder -Hornist hätte den Rang eines Feldwebels.

          Hier noch ein Link zu einem Artikel über die Spielleute des 1. Garderegiments zu Fuß.


          Gruß
          Basil
          Zuletzt geändert von Basil; 20.09.2015, 08:15. Grund: Änderung
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          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 16899

            #6
            Zitat von Basil Beitrag anzeigen
            ...Damit lässt sich das auf die Jahre 1896-1900 eingrenzen....
            Hallo Joe,
            eine kleiner Hinweis: im wikipedia-Artikel steht vermutlich fälschlich, dass das Regiment erst 1897 in Berlin gewesen sei. Aber die dort abgebildete Karte in der das Regiment in Berlin eingezeichnet ist stammt angeblich bereits von 1895. Das Fotoatelier liegt in der Nähe dieser eingezeichneten Kaserne.
            Gruss
            Viele Grüße

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            • Basil
              Erfahrener Benutzer
              • 16.06.2015
              • 2603

              #7
              Hallo,

              ich denke, das Jahr 1897 ist schon richtig. In der Stammliste der Königlich Preußischen Armee von Paul v. Abel ist das Jahr auch angegeben. Mir scheint, dass der Plan einfach seiner Zeit etwas voraus war, da die Militär-Arrestanstalt auch erst 1896 erbaut wurde. Es scheint auch nicht ganz klar zu sein, ob der Plan von 1895 oder 1905 ist.

              Da das Fotostudio tatsächlich in Nähe der Kaserne am Columbiadamm lag, könnte man somit den Zeitraum weiter eingrenzen.

              Ergänzung: Laut diesem Link wurde die Kaserne Friesenstraße 1895-97 errichtet. Auf einem anderen Stadtplan 1895, ebenfalls vom Julius Straube Verlag, ist das Gelände noch ein Pionier-Übungsplatz. Der Plan bei Wikipedia ist mit 1895 vermutlich falsch datiert.

              Gruß
              Basil
              Zuletzt geändert von Basil; 20.09.2015, 11:59. Grund: Ergänzung
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              • Ahnenvirus
                Benutzer
                • 04.09.2015
                • 94

                #8
                Hallo zusammen,

                ich danke Euch für die Überlegungen. Nun habe ich auch per Mail ein Antwort erhalten und ein Engel hat mir das Führungszeugnis zugesendet. Hieraus geht der Zeitraum hervor und dass er "Füselier" war. Ich habe das Dokument angefügt. Steht Füselier denn im Wiederspruch zu den Schwalbennestern oder war das dann mit der Musik, dem Trommeln, Trompeten eine "Extra-Tätigkeit"?
                Ich weiß zu 99%, dass er kein Berufsmusiker war, insofern können es nur "leichte" musikalische Tätigkeiten wie einfache Signale blasen, trommeln usw. gewesen sein.

                Viele Grüße
                Joe
                Angehängte Dateien
                Zuletzt geändert von Ahnenvirus; 20.09.2015, 14:22.
                Forsche in Preßnitz, Reischdorf, Dörnsdorf, Joachimsthal, Köstelwald u. Brüx nach: Hahn, Schmidt, Peinelt, Pöschl, Schlosser, Meißner, Rimpl, Panhans, Tauber, Steiner, Schell, Huß, Sterzel und Schneider

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                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 16899

                  #9
                  Zitat von Ahnenvirus Beitrag anzeigen
                  .... Ich habe das Dokument angefügt. Steht Füselier denn im Wiederspruch zu den Schwalbennestern oder war das dann mit der Musik, dem Trommeln, Trompeten eine "Extra-Tätigkeit"?...
                  Hallo,
                  "Extra-Tätigkeit" ist richtig.
                  Wie alle Teile der Armee muss auf dem Schlachtfeld letztlich Jeder ran. Die "Musiker" mitten drin allen den Marsch blasend und in der anderen Hand den Säbel haltend (in älteren Zeiten). Krieg spielen und Kriegsmärsche spielen ist eben nur in Friedenszeiten spassig.
                  So wie der Maschingewehrschütze sein schweres Teil schleppen musste, hatte eben der "Musiker" sein Extragepäck.

                  Allerdings umso moderner die Kriegsgestaltung wurde, umso weniger hat man auf die "musikalische Unterstützung" gesetzt, die kam gegen den Lärm der modernen Schusswaffen und Kanonen nämlich gar nicht mehr an.
                  Gruss
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 20.09.2015, 15:26.
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • Basil
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.06.2015
                    • 2603

                    #10
                    Hallo Joe,

                    Die Bezeichnung Füsilier und die Angabe der 11. Kompanie bedeuten, dass er zum 3. (Füsilier-)Bataillon des Regiments gehörte. Die Garde-Grenadier-Regimenter hatten 2 Grenadier- und 1 Füsilierbataillon mit je 4 Kompagnien. Füsilier war in so einem Füsilierbataillon die Bezeichnung für einen gemeinen Soldaten. Gemeiner war jeder Soldat vor der Beförderung zum Gefreiten. Auch als Spielmann wird er eine infanteristische Ausbildung erhalten haben.

                    Ich würde allerdings auch eine Bezeichnung wie Hornist oder Tambour erwarten, vielleicht war das aber nur eine Dienststellung und bei der Ausstellung des Zeugnisses wurde diese übersehen. Die Regimentsmusiker hatten eigene Dienstgrade, die Spielleute (Mannschaften) möglicherweise nicht. Es wurde ja zwischen Musiker und Spielleuten unterschieden. Schau dir mal den verlinkten Artikel zu den Spielleuten des 1. Garderegiments zu Fuß an.

                    Vielleicht kann jemand anders das mit den Bezeichnungen der Spielleute in den Kompanien klären.

                    Gruß
                    Basil
                    Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
                    Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
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                    • Ahnenvirus
                      Benutzer
                      • 04.09.2015
                      • 94

                      #11
                      Hallo zusammen,

                      es ist wirklich traumhaft, dass ich nun über so viele Hintergrundinformationen verfüge!

                      Danke & herzliche Grüße von Joe
                      Forsche in Preßnitz, Reischdorf, Dörnsdorf, Joachimsthal, Köstelwald u. Brüx nach: Hahn, Schmidt, Peinelt, Pöschl, Schlosser, Meißner, Rimpl, Panhans, Tauber, Steiner, Schell, Huß, Sterzel und Schneider

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                      • Jensus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 24.11.2006
                        • 2506

                        #12
                        Zitat von Basil Beitrag anzeigen
                        ...Was den Stabs-Trompeter angeht, muss ich Jens widersprechen. Schräg gestreifte Schwalbennester gab es bei Artillerie und Kavallerie, bei der Infanterie (Grenadiere) waren diese gerade gestreift. Für mich sind die Streifen auch eindeutig gerade. Die Fransen deuten nicht auf einen höheren Posten hin, sondern in diesem Fall auf die Garde. Ich denke, dass es sich hier um weiße Wollfransen handelt. Zusammen mit dem niedrigen Rang deutet das auf Gardespielleute hin, also vermutlich Tamboure (Trommler) oder Hornisten (Pfeiffer) einer Kompanie. Sie wären damit für den Kompanie-Signaldienst zuständig gewesen. Ein Stabs-Trompeter oder -Hornist hätte den Rang eines Feldwebels. ...l
                        Tach Basil,
                        sorry - eben erst bemerkt! Und ja, da hast Du natürlich recht!
                        Danke für den Hinweis und Korrektur.
                        Gruß Jens

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