Frage zum k.u.k. Militär 1846-1862

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  • AlexanderM1976
    Erfahrener Benutzer
    • 04.05.2015
    • 410

    Frage zum k.u.k. Militär 1846-1862

    Hi,

    ich habe einige Fragen zum Thema k.u.k. Militär anhand des Großvaters meines Großvaters mütterlicherseits (Otto Adolf Breyer 1821-1875) in der Hoffnung das mir jemand weiterhelfen kann.

    - laut Militär-Schematismus 1847 tritt Otto Adolf Breyer 1846/47 als "Re.-Cadet, w. Untrlt." in das IR 30 ein.
    Was ist der Unterscheid zwischen dem "normalen" Kadetten und einem Regimentskadetten? Und was bedeutet das "w. Unterleutnant"?

    - 1848 wird er bei Sommacampagna als Unterleutnant verwundet und erhält später dafür das Militärverdienstkreuz

    - im Militärschematismus 1850 wird er als Oberleutnant und Regiments-Adjutant geführt
    Was war die Aufgabe des Regimentsadjutanten?

    - ab 1851 wird er als Adjutant beim Regiments-Inhaber Graf Nugent geführt (demnach nicht mehr bei der eigentlichen Truppe)
    Was waren die Vorraussetzungen um hierzu ausgewählt zu werden? Entschied der Regimentsinhaber selbst? War es zur damaligen Zeit noch üblich, Beförderungen und Posten zu "erkaufen" oder wie wurde entschieden?

    - im Januar 1858 kommt er als Rittmeister und Garde zur 1.Arcieren Leibgarde
    Was waren die Vorraussetzungen zur Versetzung zu dieser? Selbst nach Öffnung für "nicht Adlige" war das ja nur eine "sehr kleine" Gruppe

    - 1862 wird er bereits im Alter von nur 41 Jahren pensioniert und als Major ad honorem entlassen
    war es üblich die Mitglieder der Arcieren Leibgarde schon in dem Alter zu entlassen? Ich dachte ich hätte gelesen, das die Garde überhaupt nur aus älteren höheren Offizieren bestand, und 41 Jahre kann ja kein Alter sein bei der Garde deren Mindestrang Oberleutnant ist.

    - 1863 erhält er die Erlaubnis das "Kommandeurkreuz mit Kriegsdekoration des päpstlichen St Gregor-Ordens" zu tragen - weiß jemand an wen ich mich wenden kann um mehr über den Verleihungsgrund herauszufinden? Das Wiener Kriegsarchiv scheint nicht zuständig.

    und Allgemein: inwiefern macht es Sinn jemanden zu beauftragen, nach zusätzlichen Informationen im Kriegsarchiv zu suchen. Bisher beschränkt sich meine Suche auf das Internet und das Kriegsarchiv hat mir nur geschrieben "Die Durchsicht der genannten Archivbestände muß Ihnen und von Ihren beauftragten Personen vorbehalten bleiben" - dabei wollte ich eigentlich über das Archiv Recherche-Aufträge ausführen lassen -.-

    Sorry wegen des doch etwas längeren "Überfalls", bin für jede Hilfe dankbar

    A.
  • Farang
    Erfahrener Benutzer
    • 25.04.2010
    • 1116

    #2
    Hallo Alexander,

    ich versuche mal einige Fragen zu beantworten, beziehungsweise auf entsprechende gute Quellen hinzuweisen:

    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
    -laut Militär-Schematismus 1847 tritt Otto Adolf Breyer 1846/47 als "Re.-Cadet, w. Untrlt." in das IR 30 ein.
    Was ist der Unterscheid zwischen dem "normalen" Kadetten und einem Regimentskadetten? Und was bedeutet das "w. Unterleutnant"?
    Also im mir vorliegenden Schematismus 1847 ist er „ganz normal“ als Cadet geführt und gemäß Rangfolge nach etwa einem Jahr, im Schematismus 1848 als Unterleutnant bezeichnet. Die Charge (Dienstgrad) Leutnant wurde erst einige Jahre später eingeführt. Weitere Detailinformationen bei Istvan Deak, Der k.(u.)k. Offizier, Wien 1991.

    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
    - im Militärschematismus 1850 wird er als Oberleutnant und Regiments-Adjutant geführt
    Was war die Aufgabe des Regimentsadjutanten?
    Der Adjutantendienst war eine Art herausgehobener Dienst und wurde später Generalstabsdienst genannt. Offiziere die hierzu mit strengen Vorgaben ausgewählt wurden, mussten einen Kurs besuchen und führten dann im Truppenteil die gesamte operative Planung zur Unterstützung des Regiments/ Bataillonskommandanten. Weitere Detailinformation bei „Die Habsburgermonarchie 1848-1918“, Band V, Wien 1987.


    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
    - ab 1851 wird er als Adjutant beim Regiments-Inhaber Graf Nugent geführt (demnach nicht mehr bei der eigentlichen Truppe)
    Was waren die Vorraussetzungen um hierzu ausgewählt zu werden? Entschied der Regimentsinhaber selbst? War es zur damaligen Zeit noch üblich, Beförderungen und Posten zu "erkaufen" oder wie wurde entschieden?
    Ausschlaggebend war natürlich die Förderung durch höhere Offiziere, aber auch das Ergebnis der Kurse an der Militärakademie. Besonders wichtig war die Beurteilung durch Vorgesetzte – die sogenannte Conduite-Liste. Weitere Detailinformationen bei Istvan Deak, Der k.(u.)k. Offizier, Wien 1991

    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
    - im Januar 1858 kommt er als Rittmeister und Garde zur 1.Arcieren Leibgarde
    Was waren die Vorraussetzungen zur Versetzung zu dieser? Selbst nach Öffnung für "nicht Adlige" war das ja nur eine "sehr kleine" Gruppe
    Die erste Arcieren-Leibgarde hatte um 1858 die Aufgabe, die Majestäten zu beschützen und den Ordnungsdienst am Hofe durchzuführen. Seit 1857 waren Hauptleute (Rittmeister) selbstständige Befehlshaber der einzelnen Garden. Ausgewählt wurden Offiziere und Unteroffiziere mit mehrere Jahren Dienstzeit und gutem Aussehen (!). Ich empfehle die Dissertation von Guenter Rakuschka, Die Leibgarden am österreichischen Herrscherhof, Wien 1981, für weitere Detailinformation.

    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
    - 1862 wird er bereits im Alter von nur 41 Jahren pensioniert und als Major ad honorem entlassen
    war es üblich die Mitglieder der Arcieren Leibgarde schon in dem Alter zu entlassen? Ich dachte ich hätte gelesen, das die Garde überhaupt nur aus älteren höheren Offizieren bestand, und 41 Jahre kann ja kein Alter sein bei der Garde deren Mindestrang Oberleutnant ist.
    Bis 1855 hatte die Habsburger Armee kein Pensionsalter. Offiziere konnten dienen solange sie wollten. Danach war ein Mindestdienst von 50 Jahren erforderlich um 100 % Pension zu erhalten, wer entsprechend weniger Jahre Dienstzeit hatte, bekam auch deutlich weniger Pension. Warum Dein Vorfahre mit 41 Jahren pensioniert wurde, ist letztendlich nur aus dem Grundbuchblatt (Personalakte) ersichtlich. Die Bezeichnung „ad honorem“ ist zwar mit einem höheren Ansehen verbunden, gab aber nicht mehr Geld.

    Sinn und Erfolg einer Suche im Kriegsarchiv würde ich in diesem Fall für sehr hoch einschätzen. Bei einer solchen Karriere sind sicherlich einige Dokumente im Archiv erhalten geblieben. Die Kosten für eine professionelle Suche würde ich an Deiner Stelle übernehmen - oder, nach sehr guter Vorbereitung und Erlernen der militärischen Grundstruktur und des Archivsystems der k.k. Armee - selbst in Wien im Archiv suchen.

    Gruß Michael
    Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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    • AlexanderM1976
      Erfahrener Benutzer
      • 04.05.2015
      • 410

      #3
      Hallo Michael,

      vielen Dank für die schnelle und ausführlichen Antworten! Super

      @Regimentskadett - in den Zugängen des Jahres für das IR 30 wird er als solcher geführt.



      (hoffe ich habe das mit dem Bildeinfügen richtig gemacht...)

      ich werde die Tage mal versuchen mit Deinen Quellenangaben weiterzumachen - dank Dir !

      Militärakademie habe ich bisher keine Informationen zu gefunden das er je da war, in der Wiener Akademie habe ich ihn nicht gefunden - daher hatte ich eigentlich die Vermutung, das der Kadettenplatz erkauft wurde - aber das ist reine Spekulation und die Hoffnung das der "Regimentskadett" da etwas mit zu tun hätte -.-

      Hast Du eine ungefähre Idee wieviele Stunden eine halbwegs ordentliche Suche für jemanden der sich auskennt in dem Kriegsarchiv dauern würde? Ich finde immer nur die Stundensätze aber habe keine Idee wielange eine solche Suche dauern würde und kann somit kaum abschätzen was da auf mich zukommen würde...
      selbst suchen wird wahrscheinlich sinnlos sein, wenn man sich nicht in dem Archiv auskennt und weiß was man suchen und vorallem finden kann fürchte ich... und mehrmals nach Wien reisen wäre dann wohl teurer als jede professionelle Recherche
      Zuletzt geändert von AlexanderM1976; 10.05.2015, 22:08.

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      • Farang
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2010
        • 1116

        #4
        Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
        Hast Du eine ungefähre Idee wieviele Stunden eine halbwegs ordentliche Suche für jemanden der sich auskennt in dem Kriegsarchiv dauern würde? Ich finde immer nur die Stundensätze aber habe keine Idee wielange eine solche Suche dauern würde und kann somit kaum abschätzen was da auf mich zukommen würde...
        selbst suchen wird wahrscheinlich sinnlos sein, wenn man sich nicht in dem Archiv auskennt und weiß was man suchen und vorallem finden kann fürchte ich... und mehrmals nach Wien reisen wäre dann wohl teurer als jede professionelle Recherche
        Also ich würde mal - meine eigene Erfahrung vorausgesetzt - mit Suche nach allen Unterlagen ( Militär Akademie, Conduitenlisten, Grundbuchblatt, Leibgarde) etwa 1,5 - 2 Stunden rechnen.

        Gruß Michael
        Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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        • Farang
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2010
          • 1116

          #5
          Noch eine kleine Anmerkung zu dem gezeigten Bild.
          Ich vermute dass es sich um die Personalveränderungen aus der "Neuen Militärischen Zeitschrift" handelt.
          Der Eintrag besagt lediglich, dass der Cadet (auch Regiments-Cadet genannt) Breyer, Otto Adolph, w. (wird) Untrlt (Unterleutnant)

          Gruß Michael
          Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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          • AlexanderM1976
            Erfahrener Benutzer
            • 04.05.2015
            • 410

            #6
            Hallo Michael,

            dank Dir nochmals herzlich für Deine Mühen

            Habe vorhin mit dem Kriegsarchiv telefoniert, die wollen tatsächlich keine eigene kostenpflichtige Recherche machen - warum auch immer -.-
            gehe gerade die Liste mit professionellen Anbietern die das Kriegsarchiv mitgeschickt hatte neulich durch in der Hoffnung auf Kostenvoranschläge - die ersten haben schon geantwortet das sie keine Recherchen im Kriegsarchiv übernehmen.. irgendwas scheint sich verschworen zu haben...

            Du kannst nicht zufällig jemanden empfehlen oder?

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            • Farang
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2010
              • 1116

              #7
              Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
              Hallo Michael,
              Du kannst nicht zufällig jemanden empfehlen oder?
              Nein, leider nicht - ich suche immer selbst.

              Gruß Michael
              Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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              • Farang
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2010
                • 1116

                #8
                Hallo Alexander,

                ich hatte diese Woche im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien zu tun und die Gelegenheit genutzt ein Bild von dem ausgestellten Wachtmeister der k.k. Ersten Arcierenleibgarde in Hofdienstajustierung für Dich zu machen. So dürften dann Dein Vorfahre ausgesehen haben, wenn er im Dienst bei Hofe war....

                Gruß Michael
                Angehängte Dateien
                Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
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                • AlexanderM1976
                  Erfahrener Benutzer
                  • 04.05.2015
                  • 410

                  #9
                  Hallo Michael!

                  Vielen herzlichen Dank für das Bild!!
                  Ich habe schon einige Bildtafeln aus dem 150 Jahre Buch der 1.Arcierenleibgarde - leider habe ich nur ein gemaltes Bild von ihm in der Uniform des IR 30 - schwer vorzustellen wie er in Rot/Gold bzw Schwarz statt Weiß ausgesehen hat

                  Du warst in Wien? Du kannst nicht Zufällig die Grundbuchblätter, Conduitenlisten, Militärmatriken etc gegen Bezahlung besorgen oder? *lach*

                  Nein im Ernst, habe mal Kostenvoranschläge gesammelt, die meinen sie bräuchten 5-6h mindestens inklusive "Expertengespräche".. irgendwie schreibe ich mit denen am Thema vorbei habe ich den Eindruck oder ich habe falsche Vorstellungen was die Archivsuche angeht..

                  denke ich werde im Spätsommer/Herbst selbst nach Wien fahren und mal schauen was man als Laie finden kann zumindest...

                  5-6h á 70€ sind dann doch etwas bitter... hmm...

                  Vielen Dank Dir und beste Grüße

                  Alexander
                  Zuletzt geändert von AlexanderM1976; 17.05.2015, 10:10.

                  Kommentar

                  • Farang
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.04.2010
                    • 1116

                    #10
                    Zitat von AlexanderM1976 Beitrag anzeigen
                    Du warst in Wien? Du kannst nicht Zufällig die Grundbuchblätter, Conduitenlisten, Militärmatriken etc gegen Bezahlung besorgen oder? *lach*
                    Alexander,
                    ich war auch in Kriegsarchiv (Staatsarchiv) und hatte mir mal die Bestandsbücher (gibt es auch als Archivplan online- allerdings nicht sehr ausführlich) angesehen und bin dabei zufällig auch auf die sehr Umfangreiche Sammlung der Akten der Ersten Arcierenleibgarde (Neuer Teil ALG III. 1848-1919) gestoßen. Ich denke dass sich dort sicherlich etwas über Deinen Vorfahren im Allgemeinen finden lässt.

                    Gruß Michael
                    Zuletzt geändert von Farang; 17.05.2015, 10:33.
                    Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
                    Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

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