Musterungsalter im 16./17. Jahrhundert

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  • jele
    Erfahrener Benutzer
    • 16.05.2012
    • 2811

    Musterungsalter im 16./17. Jahrhundert

    Hallo Freunde des Militärs,

    eine grundsätzliche Frage habe ich.
    In welchem Alter wurde man im 16./17. Jahrhundert gemustert?
    Oder - konkret - wie alt waren die Gemusterten in der Regel 1599 in der Neumark? Gibt es da Unter- bzw. Obergrenzen?

    Bitte lasst mich nicht dumm sterben!

    Besten Dank und Gruß

    jele
  • Jensus
    Erfahrener Benutzer
    • 24.11.2006
    • 2508

    #2
    Hallo Jele,
    im 16./17. Jahrhundert gab es eigentlich eher nur Söldner-Heere. Jeder der keine schwereren
    körperlichen Schäden hat konnte "mitmachen". Der Sold war (in Kriegszeiten) oft auch die Beute
    vom Schlachtfeld oder z. B. eine geplünderter Ort. Im Heerestross zogen ganze Familien mit,
    wenn die Eltern starben, zogen manchmal selbst Kinder mit ins Feld.
    Gruss Jens

    Kommentar

    • jele
      Erfahrener Benutzer
      • 16.05.2012
      • 2811

      #3
      Hallo Jens,

      vielen Dank für die freundliche Auskunft.
      Das heißt also, dass ich ohne Gewissensbisse einen 29-jährigen 1599 zur Musterung antreten lassen darf! Wunderbar!

      Gute Nacht

      jele

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      • Rieke
        Erfahrener Benutzer
        • 13.02.2012
        • 1300

        #4
        Altersklassen bei der Musterung

        Darf ich mich hier mit einer weiteren Frage einschalten, bitte?

        Wenn im Jahr 1843 in der Bruenner Zeitung der k.k. Lehenbank in einer Vorladung Militaerpflichtiger von der ersten bis zur dritten "Altersklasse" gesprochen wird, welche Jahrgaenge sind damit in etwa gemeint?

        Das wuerde mir helfen, die Geburtsmatrikel einiger meiner Gesuchten zu finden.

        Vielen Dank im Voraus fuer jede Hilfestellung.

        Liebe Gruesse,
        Rieke
        Meine Spitzenahnen....
        waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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        • Farang
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2010
          • 1140

          #5
          Hallo Rieke,

          um es mal vorweg zunehmen - nicht ganz einfach zu beantworten .
          Ich versuch es mal, das gesamte Wehrpflichtsystem der k.u.k. Monarchie baute auf dem Konskriptionssystem auf. Jede Gemeinde musste 3-jährlich Listen erstellen in denen die Stellungspflichtigen (Wer sich zur Musterung stellen muss) verzeichnet waren. Im gesuchten Zeitraum 1843 war das Stellungspflichtige Alter 21 bis 26 Jahre alt. Wenn zum Beispiel jemand 1822 geboren wurde, vollendet er 1843 sein 20zigstes Lebensjahr und ist "Stellungspflichtig" und Altersklasse I.
          Ist jemand 1821 geboren und wurde per Los oder aus sonstigem Grund im Jahre 1842 nicht assentiert (zum Miitärdienst eingeteilt), war er 1843 wiederum verpflichtet als Altersklasse II. sich der Musterung zu stellen.

          Dieses Verfahren ist die Regel - es gab jedoch immer individuelle Ausnahmen, auf die ich hier nicht eingehen möchte.
          Ich denke Du solltest die Geburtsjahrgänge 1822 bis 1819 in Betracht ziehen.

          Gruß Michael
          Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
          Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

          Infos zur Suche nach Dokumenten der k.(u.)k. Soldaten

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          • Rieke
            Erfahrener Benutzer
            • 13.02.2012
            • 1300

            #6
            Hallo Michael,

            Das hast Du doch sehr einfach und trotzdem sehr klar beantwortet Damit kann ich was anfangen

            Ich kann jetzt in dem Zeitraum suchen und muss nicht ein ganzes Jahrzehnt durchstoebern. Das hilft ungemein. Ich dachte naemlich, dass die Altersklassen viel weiter gefasst waren, also die dritte Altersklasse vielleicht schon in den Dreissigern oder noch aelter war, weil sie vielleicht in dem Jahr mehr Soldaten brauchten...

            Eine Zusatzfrage noch; wurden nur ledige Maenner gemustert?

            Vielen Dank und schoenes Wochenende,
            Rieke
            Meine Spitzenahnen....
            waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

            Kommentar

            • GunterN
              Erfahrener Benutzer
              • 01.05.2008
              • 7969

              #7
              Hallo zusammen,
              die Ehe war kein Hinderungsgrund, nicht eingezogen zu werden. Wenn der Gemusterte jedoch der alleinige Brotbringer auf dem Hofe war, dann gab es schon Zurückstellungen.

              Gruß - GunterN
              Meine Ahnen
              _________________________________________

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              • Ostpreussin
                Erfahrener Benutzer
                • 17.06.2012
                • 940

                #8
                Hallo zusammen, das ist ein interessantes Thema. Ist es dann auch logisch, anzunehmen, daß mein Vorfahr, der 1851 (in Westpreussen) geboren wurde, im Jahr 1869 zur Musterung musste? Das würde nämlich die Eintragung bezüglich der Korrektur seines Geburtsdatums im KB erklären. Irgendeinen Anlass, sein Geburtsdatum zu prüfen, müssen sie ja gehabt haben. Er war da allerdings erst 18 Jahre alt. Ist das auch ein Alter, in dem er hätte gemustert/ eingezogen werden können? Danke und VG, Tina
                Viele Grüße von der Ostpreussin

                "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

                Kommentar

                • gki
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.01.2012
                  • 5099

                  #9
                  Zitat von jele Beitrag anzeigen
                  Das heißt also, dass ich ohne Gewissensbisse einen 29-jährigen 1599 zur Musterung antreten lassen darf! Wunderbar!
                  Aus meinem Forschungssgebiet sind mir Einträge in Musterungsrollen zu dieser Zeit bekannt. Dort wurden alle Männer verzeichnet, ggf. auch mit Kommentar daß sie zu alt seien und deswg. zum Krieg "nit zu gebrauchen" seinen. Mit seinen 29 Jahren er dort nicht weiter auffallen.

                  Das waren aber eben nur Verzeichnisse, ich würde zumindest in meinem Fall nicht folgern, daß die auch wirklich Kriegsdienst geleistet hätten.
                  Gruß
                  gki

                  Kommentar

                  • Pirol
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.12.2012
                    • 178

                    #10
                    Musterungsalter

                    Hallo Michael,

                    kann man die österreichischen Stellungslisten irgendwo einsehen? Ich suche die Brüder meines Urgroßvaters geb. 1831 bzw. 1835 in Raan, finde aber außer den Taufeinträgen in den Kirchenbüchern nichts. Wenn ich die beiden in den Stellungslisten finden würde, wüßte ich wenigsten, dass sie erwachsen wurden und wo sie zu dieser Zeit gelebt haben.

                    Liebe Grüße, Pirol

                    Kommentar

                    • Farang
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.04.2010
                      • 1140

                      #11
                      @Rieke
                      Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                      ....Eine Zusatzfrage noch; wurden nur ledige Männer gemustert? ...Rieke
                      Hallo Rieke,
                      soweit ich das bisher nachvollziehen konnte (nach meiner amateurhaften Beurteilung), wurden alle Männer gemustert. Es gab nur die folgenden Ausnahmen:
                      1. Der einzige Sohn eines erwerbunfähigen Vater oder verwitweten Mutter
                      2. Nach dem Tod des Vaters der einzige Enkel eines erwerbunfähigen Großvaters oder einer verwitweten Großmutter
                      3. ein Bruder ganz verwaister Geschwister, wenn keines das 18. Lebensjahr erreicht hat oder wenn die übrigen Brüder bereits in der Wehrpflicht stehen;
                      4. der einzige uneheliche Sohn, wenn er zur Erhaltung der Mutter notwendig ist;
                      5. die mit unheilbaren Gebrechen Behafteten
                      Alle weiteren Ausnahmen wurden durch die Stellungskommision oder bereits im Vorfeld beim Erstellen der Konskriptionslisten durch den Gemeindevorstand entschieden.

                      @Tina
                      Zitat von Ostpreussin Beitrag anzeigen
                      …. daß mein Vorfahr, der 1851 (in Westpreussen) geboren wurde, im Jahr 1869 zur Musterung musste? Das würde nämlich die Eintragung bezüglich der Korrektur seines Geburtsdatums im KB erklären…..
                      Hallo Tina,
                      leider kenne ich mich mit den preußischen Wehrpflichtgesetzen nicht aus und kann leider nichts konstruktives dazu beitragen. Aber solche Korrekturen in der Matrikel könnten durchaus im Zusammenhang mit dem Militärdienst stehen.


                      @Pirol
                      Zitat von Pirol Beitrag anzeigen
                      ……kann man die österreichischen Stellungslisten irgendwo einsehen? Ich suche die Brüder meines Urgroßvaters geb. 1831 bzw. 1835 in Raan, finde aber außer den Taufeinträgen in den Kirchenbüchern nichts. Wenn ich die beiden in den Stellungslisten finden würde, wüßte ich wenigsten, dass sie erwachsen wurden und wo sie zu dieser Zeit gelebt haben…
                      Hallo Pirol,
                      ich habe im zuständigen Bezirksarchiv-Archiv (in meinem Fall in Nepomuk) „Conscribtionslisten“ aus dem Jahre 1787 gefunden (siehe Bild), spätere Listen waren nicht mehr vorhanden. Im Kriegsarchiv in Wien liegen unter der Kurzbezeichnung „StAP“ Stellungslisten, Assentierungsprotokolle (siehe Bild), Präsentierungslisten und Landsturmrollen für die Geburtsjahrgänge 1836-1900.
                      Allerdings gilt auch hier, wie bei den Grundbuchblättern auch, gemäß den Friedensbestimmungen von Saint-Germain (1919) werden solche Unterlagen der Geburtsjahrgänge 1865-1900 von Soldaten, die nach dem Zerfall der Donau-Monarchie (1918) ihr Heimatrecht außerhalb der Grenzen der Republik Österreich hatten, in den Nachfolgestaaten aufbewahrt (Beispiel Böhmen> alle Unterlagen liegen, soweit noch vorhanden, im Tschechischen Militärarchiv in Prag).



                      Gruß Michael
                      Zuletzt geändert von Farang; 22.01.2013, 16:37.
                      Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
                      Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

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                      • Rieke
                        Erfahrener Benutzer
                        • 13.02.2012
                        • 1300

                        #12
                        Hallo Michael,

                        Vielen Dank fuer diese Erklaerungen.
                        Es sieht ja nach dieser Liste fuer eine Nicht-Dienstpflicht so aus, dass selbst damals die Behoerden wenigstens ein Einsehen mit der wirtschaftlichen Situation des Stellungspflichtigen bzw. seiner Angehoerigen hatten. Kann man daraus auch schliessen, das verheiratete Maenner, die ja in der Regel auch der einzige Versorger ihrer Familien waren, auch nicht wehrpflichtig waren?

                        Nun eine konkrete Frage:
                        Mein Grossvater wurde 1863 in Maehren (Stannern, heute Stonarov) geboren. Er scheint das erste Kind gewesen zu sein, leider habe ich noch keine weiteren Geschwister dort gefunden und die Geburtsmatriken enden 1869. Das folgende KB wird wegen der 100-jaehrigen Sperrfrist erst 2033 online gehen
                        Kann ich das Kriegsarchiv in Wien anschreiben und nach Unterlagen fragen? Hast Du eine Kontakt Adresse?

                        Da mein Grossvater und seine Eltern z.Zt. seiner Heirat 1894 (in Berlin) schon in Wien lebte, kann es natuerlich sein, dass die Familie schon kurz nach seiner Geburt Stannern in Richtung Wien verlassen hatte und er (und eventuelle spaeter geborene Brueder) die Gestellungsaufforderung von einem Wiener Rekrutierungsbezirk erhielt/en.
                        Wo setze ich am besten an?

                        Liebe Gruesse,
                        Rieke
                        Meine Spitzenahnen....
                        waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                        • Farang
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.04.2010
                          • 1140

                          #13
                          Hallo Rieke,

                          Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                          ... Kann man daraus auch schliessen, das verheiratete Maenner, die ja in der Regel auch der einzige Versorger ihrer Familien waren, auch nicht wehrpflichtig waren?
                          Nein - ich würde verheiratete Männer nicht ausschließen. Mir ist keine grundsätzliche, diesbezügliche Regelung (Befreiung) bekannt.


                          Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                          Nun eine konkrete Frage:
                          Mein Grossvater wurde 1863 in Maehren (Stannern, heute Stonarov) geboren. ....Kann ich das Kriegsarchiv in Wien anschreiben und nach Unterlagen fragen? Hast Du eine Kontakt Adresse? ......
                          Da mein Grossvater und seine Eltern z.Zt. seiner Heirat 1894 (in Berlin) schon in Wien lebte, .... Wiener Rekrutierungsbezirk erhielt/en.
                          Wo setze ich am besten an?...
                          Bei einem Geburtsjahrgang von 1863 ist glücklicherweise NOCH das Kriegsarchiv in Wien zuständig. Theoretisch müßte das sogenannte Grundbuchsblatt (eine Art Personalakte) im Archiv lagern. Du kannst entweder selbst dort vor Ort suchen oder einen kostenpflichtigen Nachtforschungsantrag stellen (Antrag auf der Webseite). Die eigene Suche dort gestaltet sich ohne entsprechendes Vorwissen sehr mühevoll, da bei den meisten Militär-Archivalien das "altösterreichische Kanzlei-Registratur-System" verwendet wurde.
                          Im Falle der Grundbuchsblätter gibt es allerdings alphabetische Listen. Für die Suche nach Deinem Großvater kommen die "Alten Reihen/Diverse Reihen - Mähren, in Frage.
                          Von Vorteil wäre es natürlich wenn Du denn Truppenteil kennst - dann könnte gezielt gesucht werden. Der 2. Korpsbereich Wien hatte um 1883 sieben verschiedene Ergänzungsbezirke der Infanterie und über 10 Bereiche der anderen Waffengattungen - da könnte er fast überall assentiert worden sein.
                          Ich würde als Einstieg einen Nachforschungsantrag beim Wiener Kriegsarchiv stellen und abwarten....

                          Gruß Michael
                          Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
                          Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

                          Infos zur Suche nach Dokumenten der k.(u.)k. Soldaten

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                          • Rieke
                            Erfahrener Benutzer
                            • 13.02.2012
                            • 1300

                            #14
                            Zitat von Farang Beitrag anzeigen



                            ...... Die eigene Suche dort gestaltet sich ohne entsprechendes Vorwissen sehr mühevoll .....

                            .....oder einen kostenpflichtigen Nachtforschungsantrag stellen .....

                            Sind Nacht-Forschungen billiger? <ducken und wech>

                            Im Falle der Grundbuchsblätter gibt es allerdings alphabetische Listen. Für die Suche nach Deinem Großvater kommen die "Alten Reihen/Diverse Reihen - Mähren, in Frage.
                            Von Vorteil wäre es natürlich wenn Du denn Truppenteil kennst .......

                            Ich würde als Einstieg einen Nachforschungsantrag beim Wiener Kriegsarchiv stellen und abwarten....

                            Gruß Michael
                            Hallo Michael,
                            Wieder tausend Dank fuer die schnelle Antwort!
                            Ich kann nicht nach Wien kommen, um selber zu suchen; es ist schlicht zu weit weg.
                            Ich weiss auch nicht, in welchem Truppenteil er gedient haben koennte, denn ich weiss nicht mal, ob er eingezogen worden war. Es ist ja nur eine Vermutung, weil er in der Altersklasse war und wahrscheinlich nicht aus gesundheitlichen Gruenden ausgemustert worden ist, denn er hat sich spaeter stolz in einer Phantasieuniform mit seinen Kollegen eines Berliner Schuetzenverein dem Fotografen gestellt .

                            Dann werde ich mal Deinem Rat folgen und erstmal das Archiv anschreiben und dann sehen, was ich fuer eine Antwort bekomme. Vielleicht kann ich ja auch zwei Fliegen damit erwischen , denn sein Vater ist Geburtsjahrgang 1833 und auch ueber ihn muesste theoretisch ein Grundbuchsblatt vorhanden sein.

                            Vielen Dank fuer die neue Faehrte

                            Liebe Gruesse,
                            Rieke
                            Meine Spitzenahnen....
                            waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

                            Kommentar

                            • Pirol
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.12.2012
                              • 178

                              #15
                              Musterungsalter im 16./17. Jahrhundert

                              Hallo Michael,

                              danke für deine Antwort. Ich werde mich wohl bei dem Kriegsarchiv informieren, ob ein Suchauftrag Aussicht auf Erfolg hat oder meinen nächsten Urlaub dafür nutzen.

                              Liebe Grüße, Pirol

                              Kommentar

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