nicht-eingezogene Soldaten und geschlossene Opernhäuser?

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  • Cherubina
    Erfahrener Benutzer
    • 02.01.2011
    • 100

    nicht-eingezogene Soldaten und geschlossene Opernhäuser?

    Hallihallo - oder besser gute Nacht ,

    in Erforschung der Geschichte meines Großvaters (Jahrgang 1908) stellte sich mir gerade eine Frage, von der ich mich frage, wieso sie sich mir nicht schon vorher stellte.
    Mein Opa war Opernkapellmeister in Rostock, als 1939 der Krieg ausbrach. Eine ähnliche Ausgangssituation hatte die Familie von Uwe-Karsten Heye, dessen Buch "Vom Glück nur ein Schatten" ich grade gelesen habe. In dem Buch wird der Mann, Wolfgang Heye, Opernsänger, als Soldat eingezogen, "sein" Opernhaus wurde geschlossen, weil Opernhäuser "nicht kriegspflichtig" waren. Letzteres verstehe ich nicht.
    Und außerdem frage ich mich, wieso mein Opa nicht eingezogen wurde.
    Wer wurde eingezogen und wer nicht?? Was gab es da für "Regeln"?
    Und weiß jemand was von den Opernhäusern? Bei meinem Opa weiß man nur, dass es Intrigen von Parteiseite gab, er war nicht "genug" in der NSDAP und wurde gefeuert.

    Liebe Grüße, Cherubina
  • Hemaris fuciformis
    Erfahrener Benutzer
    • 19.01.2009
    • 1977

    #2
    weil Opernhäuser "nicht kriegspflichtig" waren.
    Hallo,

    bist Du sicher, daß das "kriegpflichtig" hieß ? Nicht kriegswichtig würde ich in dem Zusammenhang logischer finden.

    LG
    Christine

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    • Cherubina
      Erfahrener Benutzer
      • 02.01.2011
      • 100

      #3
      ja ich auch.... hab als überlegt, was das noch geheißen haben kann. habs nur gehört (in dem film zu dem buch) und nicht gelesen. "kriegswichtig" gäbe mehr sinn.
      aber vlt haben nur kleine opernhäuser geschlossen? dieser wolfgang heye war in reichenberg im sudetenland am theater, mein opa in rostock...?

      lg cherubina

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      • Saure
        Erfahrener Benutzer
        • 27.03.2008
        • 4943

        #4
        Hallo Cherubina,

        gestatten Sie mir bitte die Frage:
        Was hat Ihr Opa denn zwischen dem 01.09.1939 und dem Kriegsende gemacht, wenn Sie schreiben:
        'Und außerdem frage ich mich, wieso mein Opa nicht eingezogen wurde.
        Wer wurde eingezogen und wer nicht?? Was gab es da für "Regeln"?
        Und weiß jemand was von den Opernhäusern? Bei meinem Opa weiß man nur, dass es Intrigen von Parteiseite gab, er war nicht "genug" in der NSDAP und wurde gefeuert.'

        Vielen Dank für Ihr Verständnis für meine Frage.
        Viele Grüße
        Dieter Saure

        Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
        Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
        Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
        Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

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        • Cherubina
          Erfahrener Benutzer
          • 02.01.2011
          • 100

          #5
          Oh ja, verzeihen Sie... ich sollte auf andere Threads von mir verweisen. Mein Opa ist höchstwahrscheinlich Euthanasieopfer. Er kam 1941 in einer Nervenheilanstalt um.
          Als er 1939 die Kündigung von Rostock bekam, hielten er und seine Frau sich mit Singklassenunterricht an der Musikschule über Wasser, während er alle möglichen Opernhäuser anschrieb. Alle lehnten ihn ab und so entschieden sie sich dafür, dass meine Oma mit den beiden Kindern zu ihrem Bruder zog und mein Opa selbst nach Berlin gehen sollte, um Schulmusik zu studieren. Dort lebte seine Schwester mit ihrem Mann - doch genau das wurde ihm zum Verhängnis, weil dieser Mann ihn "beseitigen" wollte, ein hohes Tier war und ihn so einfach den Euthanasiewölfen zum Fraß vorwarf.
          Mein Opa hatte einen "nervösen Magen" wie es immer hieß, aß sehr wenig und hatte nen Hang zur manischen Depression. Waren das Gründe, jemanden nicht einzuziehen? Wohl kaum, oder?? Die brauchten doch jeden Mann, sodass sogar Deserteure nicht erschossen wurden, sondern in Strafbataillonen direkt an die Front kamen!

          LG Cherubina

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          • Saure
            Erfahrener Benutzer
            • 27.03.2008
            • 4943

            #6
            Hallo Cherubina,

            das ist ja eine ganz traurige Geschichte.

            Wenn Sie schreiben:
            'Mein Opa ist höchstwahrscheinlich Euthanasieopfer. Er kam 1941 in einer Nervenheilanstalt um.',
            haben Sie dann auch eine Sterbeurkunde von Ihrem Opa ?

            Oder haben Sie ein Schriftstück, auf dem die Todesursache beschrieben ist ?
            Viele Grüße
            Dieter Saure

            Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
            Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
            Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
            Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

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            • Cherubina
              Erfahrener Benutzer
              • 02.01.2011
              • 100

              #7
              Ja, die Sterbeurkunde habe ich. Aber das steht natürlich nicht "wurde euthanasiert" drin..... Kurz zur Erklärung meiner Vermutungen:
              Sein Schwager, der ihn loswerden wollte (mit einem "Irren" in der Familie seiner Frau konnte er sich endlich scheiden lassen, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren) war Hauptsturmführer bei den TK-Verbänden, scheute vor nichts. Dieser Mann ließ meinen Opa in die Nervenheilanstalt bringen und auch dieser Mann hat beim Amt dessen Tod angezeigt!! Er gab eine falsche Adresse, falsche Verhältnisse (seine Frau sei wohnhaft bei ihm - stimmte nicht!) und als Todesursache "traurige Verstimmung" an. Mein Opa wurde angeblich im Familiengrab in Zweibrücken beigesetzt, aber es gibt weder ein Datum, noch eine Genehmigung für diese ominöse Beerdigung beim Friedhofsamt Zweibrücken. Und die Leichen der Euthanasieopfer wurden meist in den anstaltseigenen Krematorien verbrannt...

              So, das war mehr oder weniger Offtopic, soviel zur Erklärung der Verhältnisse.

              LG Cherubina

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              • Saure
                Erfahrener Benutzer
                • 27.03.2008
                • 4943

                #8
                Hallo Cherubina,

                zu Ihren Vermutungen kann ich Ihnen leider nichts sagen. Da müßte man schon jedem einzelnen Punkt genauestens nachgehen.

                Es gibt doch bestimmt Bücher über Rostock, in den auch etwas über die Schließung des Opernhausen zu finden ist.
                Haben Sie in dieser Richtung schon recherchiert ?
                Viele Grüße
                Dieter Saure

                Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
                Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
                Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
                Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

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                • Cherubina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.01.2011
                  • 100

                  #9
                  Also ich meine, ich hätte schon wo gelesen, dass das Rostocker Opernhaus def. nicht geschlossen hatte. Mehr würde mich die Sache mit den (nicht)eingezogenen Soldaten interessieren!

                  Kommentar

                  • Saure
                    Erfahrener Benutzer
                    • 27.03.2008
                    • 4943

                    #10
                    Hallo Cherubina,

                    wenn Sie schreiben:
                    'Mehr würde mich die Sache mit den (nicht)eingezogenen Soldaten interessieren!',
                    darüber gab es genaue Bestimmungen, die ich z.Zt. nicht vorliegen habe.

                    Nur meine ich, bevor ein Soldat eingezogen wurde, wurde er gemustert und dann entschieden, ob er überhaupt wehrtauglich war.

                    Haben Sie denn schon einmal bei der WASt und beim DRK-Suchdienst nachgefragt, ob dort Unterlagen über Ihren Opa vorliegen ?
                    Viele Grüße
                    Dieter Saure

                    Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
                    Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
                    Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
                    Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

                    Kommentar

                    • Henry Jones
                      Erfahrener Benutzer
                      • 31.12.2008
                      • 1708

                      #11
                      Hallo Cherubina,

                      kann es sein, dass du deine Fragen schonmal in einem anderen Forum gestellt hattest? Ich habe das Gefühl die Sache irgendwo schon mal gelesen zu haben.

                      Aber zur Sache, kannst du die Sterbeurkunde hier als Scan einmal einstellen?

                      Hier ein Link zum Inventar der Quellen zur Geschichte der 'Euthanasie'-Verbrechen 1939-1945 vom Bundesarchiv, darunter ist auch ein Quellenverzeichnis zu den einschlägigen deutschen Archiven/Institutionen, die Unterlagen zur Euthanasie aufbewahren. Musst halt schaun, ob etwas passendes dabei ist.

                      Zudem würde ich beim Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde (http://www.bundesarchiv.de/benutzung.../index.html.de) gleich direkt anfragen ob

                      a) eine Patientenakte zu deinem Großvater vorliegt (Bestand R 179). Eine Datenbank gibt es dort über die Euthanasieopfer.

                      b) eine Personlakte o.ä. über seinen Schwager vorliegt, der bei der SS war.

                      Evtl. findet sich im Inventar ja die Anstalt in der er Verstorben ist und wo evtl. noch Unterlagen liegen könnten.

                      Danach schauen wir mal weiter. Mit der Suche nach Euthanasie-Opfer habe ich mich bisher auch nie befasst und muss mich auch erstmal durchwurschteln.

                      Gruß Alex

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                      • Cherubina
                        Erfahrener Benutzer
                        • 02.01.2011
                        • 100

                        #12
                        Hallo!

                        ja, das thema ist auch eigentlich abgehandelt, es gibt 2-3 threads dazu - es gibt keine akten der bernauer nervenheilanstalt mehr, in der mein opa war, dem bundesarchiv habe ich wg. seinem schwager geschrieben. - ich hatte nur auf Saures Fragen geantwortet, das war missverständlich, sorry! danke aber für deine links!!
                        was ich in diesem thread eigentlich wissen will, ist, wer im 2. WK als soldat eingezogen wurde und wer nicht. kann mir dazu denn niemand was sagen?

                        liebe grüße, cherubina

                        ps: grade sehe ich, dass angeblich bernauer akten im bundesarchiv sind??? das wär ja krass, die bernauer und auch das brandenburgische landesarchiv sagten mir, da gäbe es keine akten mehr!!
                        Zuletzt geändert von Cherubina; 05.03.2011, 00:30.

                        Kommentar

                        • Henry Jones
                          Erfahrener Benutzer
                          • 31.12.2008
                          • 1708

                          #13
                          Hallo,

                          ich vermute, dass dein Großvater auf Grund seiner Tätigkeit vor dem Krieg keinen Wehrdienst leisten musste und zu Beginn des Krieges deswegen auch nicht als "1. Wahl" herangezogen wurde. Evtl. wurde er noch gemustert, aber höchstwahrscheinlich wegen seinem Beruf erstmal wieder zurück gestellt.

                          Nach dem Abschluss des Frankreichfeldzuges bestand dann ja auch erstmal kein Bedarf mehr an Soldaten, deshalb wurden viele auch wieder beurlaubt oder in die Heimat beordert. Und da er bereits 1941 starb, ist es gut möglich, dass er nie Kriegsdienst leisten mussten.

                          Aber dass sind alles Vermutungen. Ohne Wehrpass, Wehrstammrollen etc. werden wir keine genaue Aussage darüber treffen können, warum er nicht zum Wehrdienst einberufen wurde. Vielleicht war auch sein Gesundheitszustand zu schlecht?

                          Du kannst ja mal bei der WASt eine Anfrage stellen, glaube aber kaum, dass dort Unterlagen über ihn vorhanden sind. DRK-Suchdienst wird nicht viel bringen, ist ja kein Kriegsvermissten, Gefangener oder Heimkehrer.

                          Aber ich halte die Frage, warum er keinen Wehrdienst geleistet hat nicht unbedingt für soo wichtig. Ich würde mich selber eher darauf konzentrieren, dass Schicksal, sprich auch seine letzte Ruhestätte ausfindig zu machen.

                          Vielleicht liegt ja beim Bundesarchiv eine Patientenakte vor, die weitere Antworten liefert. Evtl. auch zu seiner richtige Ruhestätte.

                          Wünsche dir aber viel Erfolg!

                          Gruß Alex

                          Kommentar

                          • Cherubina
                            Erfahrener Benutzer
                            • 02.01.2011
                            • 100

                            #14
                            Zitat von Henry Jones Beitrag anzeigen
                            ich vermute, dass dein Großvater auf Grund seiner Tätigkeit vor dem Krieg keinen Wehrdienst leisten musste und zu Beginn des Krieges deswegen auch nicht als "1. Wahl" herangezogen wurde. Evtl. wurde er noch gemustert, aber höchstwahrscheinlich wegen seinem Beruf erstmal wieder zurück gestellt.
                            Ja, das klingt einleuchtend, daran hatte ich nicht gedacht. Bis 1941 lief ja alles für die Deutschen verhältnismäßig "glatt".

                            Zitat von Henry Jones Beitrag anzeigen
                            Vielleicht liegt ja beim Bundesarchiv eine Patientenakte vor, die weitere Antworten liefert. Evtl. auch zu seiner richtige Ruhestätte.
                            Ich hatte sowohl mit dem Bernauer Stadtarchiv, als auch mit dem Kreisarchiv Eberswalde und dem Landesarchiv Brandenburg schon Konakt und alle meinten, es gäbe wohl keine Akten mehr!
                            Nun steht in dem Dokument "Quellen zur Geschichte der Euthanasie-Verbechen", dass im Bundesarchiv Krankenakten aus Bernau vorhanden sind!! Die hatten mir damals aus besagter Akte, Bestand R179, nur übermittelt, dass mein Opa nicht auf der "international claims list" der T4-Aktion zu finden ist. Es bleibt also spannend.
                            Begraben ist er angeblich in Zweibrücken, sein Name steht auch auf dem Grabstein des Familiengrabes dabei, ist aber alles höchst zweifelhaft.

                            Liebe Grüße, Cherubina

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                            • Saure
                              Erfahrener Benutzer
                              • 27.03.2008
                              • 4943

                              #15
                              Hallo Cerubina,

                              zu Ihrer Frage:
                              'was ich in diesem thread eigentlich wissen will, ist, wer im 2. WK als soldat eingezogen wurde und wer nicht. kann mir dazu denn niemand was sagen?'

                              Hier können Sie etwas über die Kriegsverwendungsfähigkeit (KV) lesen:

                              Hallo..... Mein Großvater lag in Verschiedenen Reservelazaretten in Ostrow,Königsdorff, Jägerndorf. Als Krankheiten stehen im Soldbuch nur Schlüsselnummern: 16, 16/17, 31g. Kann mir jemand sagen, was er hatte?! Ich weiß aus Familienerzählungen, das er…
                              Viele Grüße
                              Dieter Saure

                              Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
                              Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
                              Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
                              Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

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