Napoleonische Kriege - preußische Teilnehmer

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  • Navigator
    Erfahrener Benutzer
    • 23.09.2009
    • 401

    Napoleonische Kriege - preußische Teilnehmer

    Hallo Forum,
    ein Vorfahr von mir war ab 1794 Arzt in Sömmerda. Gegenwärtig recherchiere ich, um mehr Material zu finden. Zufällig ist mir dabei über Google Books ein Buch (von Georg Karl Heinrich Sander aus Nordhausen) aus 1815 in die Hände gefallen in dessen Vorrede (vermutlich) mein Vorfahr Georg ANDREAE gewürdigt ist. Die Textstelle lautet:

    „Georg Andreae,
    Ritter des Wladimir- Ordens, Kaiferlich-Russischem Collegien-Assessor, wie auch Staabs-Medicus in der 1sten Dragoner-Division bey dem Kargapolschen Regimente,“


    und weiter:

    „Sie, mein Andreae, nahmen des dem Tode nahen Collegen sich an, holten ihn aus Tausenden von Gefangen an dem Ufer der Berezina hervor; durch Ihre Pflege entging ich dem Hungertode und durch Ihre Sorge kam ich glücklich nach Wilna.“


    Meine Fragen sind:
    In welches Jahr kann die Begebenheit etwa datiert werden?
    Welche (preußischen) Truppenteile waren das?
    Wo sind ggf. weitere Quellen recherchierbar?
    Zuletzt geändert von Navigator; 05.07.2010, 21:49. Grund: Ergänzung
    Viele Grüße
    Navigator
  • Maria Barbara
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2009
    • 566

    #2
    Es könnte sich evtl. um die Schlacht von Beresina (26. - 28. November 1812; Ende des Russlandfeldzuges) handeln.
    Viele Grüße
    Maria Barbara

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    • GunterN
      Erfahrener Benutzer
      • 01.05.2008
      • 7969

      #3
      Hallo Navigator,

      bei www.google.de eingeben:

      Kargapolsches Regiment

      Vielleicht ein erster Schritt zum Regiment und seinen Kämpfen.

      Viele Grüße GunterN
      Meine Ahnen
      _________________________________________

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      • Navigator
        Erfahrener Benutzer
        • 23.09.2009
        • 401

        #4
        Kargapolsches Regiment

        Hallo GunterN,
        das hatte ich auch schon gemacht und den Bericht zu den Kriegsereignissen aus 1807 gelesen. Das bringt zu der Fragestellung aber keine echte Hilfe.
        Wenn der Hinweis von Maria Barbara zur Schlacht an der Beresina im November 1812 zuträfe, was durch die zitierte Quellenangabe recht wahrscheinlich ist, handelt es sich bei der Quelle zu 1807 wahrscheinlich nur um eine Nennung des Regiments.
        Oder wäre es denkbar, dass preußische Kriegsteilnehmer 6 Jahre lang fern der Heimat im Krieg waren? Oder waren die Kriegsereignisse doch von Phasen unterbrochen, wo das "Personal" weitestgehend wieder zu Hause war?
        Viele Grüße
        Navigator

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        • Maria Barbara
          Erfahrener Benutzer
          • 09.04.2009
          • 566

          #5
          Wilna, Graf Pahlen...

          Lieber Navigator,
          vielleicht kommen Sie damit weiter.


          Diesem Link entsprechend müsste es sich um ein Regiment des Kavallerie-Corps, kommandiert von Graf Pahlen handeln. Das Buch beschreibt zwar die Einteilung von 1813, was aber auch 1812 evtl. genauso gewesen sein könnte. Das Kargapolsche Dragoner-Regiment ist demnach unter der Order von Pantschuld (Pandschulid), (Hauptquartier Landshutt)

          Sicher ist es auch interessant das Netz mal bezüglich der Situation in und um Wilna 1812 zu durchforsten.



          Mit der Beschreibung des Feldzuges von 1812 können Sie sich hier einen Überblick über die damalige Zeit machen.
          Die Suche nach Ihrem Vorfahren ist sicher sehr interessant. Bestimmt sind in diesem Forum preußische Militärexperten, die Ihnen dazu mehr sagen können.
          Viel Erfolg
          Maria Barbara

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          • Navigator
            Erfahrener Benutzer
            • 23.09.2009
            • 401

            #6
            Preußische Militärexperten

            Hallo Maria Barbara,
            vielen Dank für deine Hinweise. In der Richtung hatte ich auch schon gegoogelt, den Pahlen aber noch nicht gefunden. Auf die Militärexperten hatte ich ja eigentlich auch von Anfang an gehofft. Möglicherweise sind die aber gerade nicht online (?).
            Viele Grüße
            Navigator

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            • Maria Barbara
              Erfahrener Benutzer
              • 09.04.2009
              • 566

              #7
              Lieber Navigator,
              irgendwie muss es möglich sein Informationen über Ihren Andreae zu finden. Wenn er Arzt war, dann könnten man im betreffenden Staatsarchiv bezüglich der Zulassung als Arzt…fündig werden.
              Als Ritter des Wladimir-Ordens, könnte man nach Listen dieser Ordensträger suchen. Wann ist denn ihr Vorfahre geboren? Evtl. finden Sie ihn 18 – 20 Jahre später in den Einberufungslisten.
              Irgendwo müssen doch auch die Regimentsbücher des Kargapolschen Regiments existieren. (Falls nicht in den Kriegen danach verloren oder verbrannt). Evtl. ist auch irgendwo die Regimentsgeschichte niedergeschrieben.

              Da ich mich bisher leider zu wenig mit der Militärgeschichte Preußens beschäftigt habe ist mir nicht vollständig klar, wie er ein das Regiment unter dem Kommando eines russischen General kam.
              War das im Zuge der Verbündeten gegen Napoleon?
              Wo sind die Experten des preußischen Militärs?
              Viel Erfolg
              Maria Barbara

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              • Navigator
                Erfahrener Benutzer
                • 23.09.2009
                • 401

                #8
                Arzt in Sömmerda

                Hallo Maria Barbara,
                Danke für das Mitgefühl auch wegen der "fehlenden" Militärexperten.
                Mein Georg Andreae ist als Sohn eines Pastors um 1767 in Frankenhausen geboren, hat in Erfurt 1792 über Krampfleiden promoviert, in Sömmerda 1793 geheiratet und ist 1837 in Sömmerda gestorben. Soweit ist vieles bekannt.
                Fehlend ist noch der ursprüngliche Studienort, denn Erfurt war es nicht! Offen ist noch die Recherche für Halle , Tübingen und Freiburg.
                Auf die Quelle mit der Teilnahme in den Napoleonischen Kriegen bin ich erst kürzlich gestoßen. Natürlich werde ich mögliche Anhaltspunkte verfolgen, dachte aber, dass im Forum irgendwo ein Spezi lauert, der mir direkt helfen kann.
                Viele Grüße
                Navigator

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                • Karl Heinz Jochim
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.07.2009
                  • 4820

                  #9
                  Hallo, Navigator,

                  ich kann zwar im Detail zu Deinem Thema (momentan) keinen Beitrag leisten, möchte aber dennoch auf ein sehr schönes Buch zu diesem Thema hinweisen, das nicht nur für Mainzer Bürger interessant ist:

                  "Ein Mainzer in Diensten Napoleons" - Das Leben von Johann "Jean" Moritz, 1785-1837 - von Eva und Helmut Lehr, den Nachfahren dieses deutschen, linksrheinischen Soldaten, der alle Kriegsschauplätze Napoleons erlebte und überlebte (kein Roman, sondern ein Tatsachenbericht nach Originalaufzeichnungen und Briefen aus den napoleonischen Kriegen von 1805 bis 1814 und der Zeit danach; toll zu lesen).

                  Liebe Grüße

                  Karl Heinz

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                  • Navigator
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.09.2009
                    • 401

                    #10
                    Zeitgeschichte

                    Hallo Karl Heinz,
                    das ist es ja gerade, dass uns die Vorfahren durch die Zeitgeschichte führen und diese damit erlebbarer machen. Ich habe inzwischen so unglaublich viel gelesen, wozu ich durch die eigene Ahnenforschung animiert wurde, dass ich manchmal gar nicht mehr zum Recherchieren gekommen bin.
                    Das empfohlene Buch kann ich in Erfurt nur über Fernleihe beschaffen.
                    Viele Grüße
                    Navigator

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                    • Curator
                      Benutzer
                      • 23.05.2010
                      • 75

                      #11
                      politische und militärische Lage Preußens 1807 bis 1813

                      Ich habe den Eindruck ihr geht politisch bzw. militärisch von einer falschen Lage aus? (Oder ich habe den Hintergrund der Fragestellung nicht ganz verstanden)
                      Kurz zur Erläuterung:
                      Der Krieg von 1807 gegen Frankreich endete für Preußen mit einer vollständigen Niederlage und französischer Besatzung. (Das Land war quasi dem Sieger ähnlich machtlos ausgeliefert wie Deutschland den Alliierten nach dem 2. WK)
                      Beim Friedensschluss von Tilsit Anfang Juli 1807 (Die Lage des Ortes sagt alles zur verzweifelten militärischen Lage Preußens!!) zwischen Frankreich und Russland war Preußen nur „Statist“ uns musste sich dem Diktat des Siegers beugen: Preußen musste 50% seiner Fläche und Bevölkerung abtreten und hohe Reparationen an Frankreich bezahlen. Die wichtigsten preußischen Festungen blieben französisch besetzt. Die preußische Truppenstärke wurde (ähnlich wie im Versailler Vertrag 1918) streng reglementiert. Für künftige Feldzüge Frankreichs hatte Preußen Hilfstruppen zu stellen.
                      Zwischen 1807 und Anfang 1813 war Preußen de facto ein französischer Vasallenstaat - mehr nicht.
                      Im Russlandfeldzug 1812 kämpften dann tatsächlich reguläre preußische Soldaten als Hilfskorps auf der Seite Frankreichs gegen Russland.
                      Nach der Niederlage Napoleons in Russland und dem Einmarsch russischer Truppen in Preußen schloss der kommandierende General des preußischen Hilfskorps im Dezember 1812 eigenmächtig einen Waffenstillstand mit den Russen und nach einem Treffen des Zaren mit dem preußischen König erklärte Preußen am 17.03.1813 Frankreich den Krieg.
                      Während dieser Zeit war es nicht unüblich, dass Deutsche (insbesondere höhere Dienstgrade) im Dienst des russischen Zaren standen. Dies war wohl auch bei dem (Militär)-arzt der Fall. Man diente damals noch einem "Fürsten" und nicht einer "Nation". Dies war normal und wurde keineswegs als "Landesverrat" betrachtet.

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                      • Karl Heinz Jochim
                        Erfahrener Benutzer
                        • 07.07.2009
                        • 4820

                        #12
                        Guten Morgen, Navigator,
                        ... aber es lohnt sich!!!!!
                        Es ist geradezu unglaublich, was dieser Moritz geleistet hat. Zwangsverpflichtet in der Grande Armée - wie so viele linksrheinische Deutsche - hat er all die Wege (bis Moskau) zu Fuß zurück gelegt, kämpfte als Pionier an vorderster Front (er war in Mainz Brückenmeister) und sah all das Elend, die Toten, Verwundeten und Kranken. Dafür gab's dann eine Auszeichnung von Napoleon persönlich ...
                        Wirklich lesenswert (reichlich bebildert und mit Stammbaum, ISBN 3-00-020243-9).
                        Liebe Grüße
                        Karl Heinz

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                        • Navigator
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.09.2009
                          • 401

                          #13
                          endlich

                          Hallo Curator,
                          endlich mal jemand, der sich auskennt! Danke für die lehrreichen Ausführungen.

                          Zitat von Curator Beitrag anzeigen
                          Im Russlandfeldzug 1812 kämpften dann tatsächlich reguläre preußische Soldaten als Hilfskorps auf der Seite Frankreichs gegen Russland.
                          Nach der Niederlage Napoleons in Russland und dem Einmarsch russischer Truppen in Preußen schloss der kommandierende General des preußischen Hilfskorps im Dezember 1812 eigenmächtig einen Waffenstillstand mit den Russen und nach einem Treffen des Zaren mit dem preußischen König erklärte Preußen am 17.03.1813 Frankreich den Krieg.
                          Während dieser Zeit war es nicht unüblich, dass Deutsche (insbesondere höhere Dienstgrade) im Dienst des russischen Zaren standen. Dies war wohl auch bei dem (Militär)-arzt der Fall. Man diente damals noch einem "Fürsten" und nicht einer "Nation". Dies war normal und wurde keineswegs als "Landesverrat" betrachtet.
                          Dann dürfte der Zeitraum wohl doch mit der Schlacht an der Beresina 26. - 28. November 1812 identifiziert sein (+-).

                          Nun muss ich nur noch das russische Archiv finden wo etwas zur Verleihung des Wladimir-Ordens abgelegt ist.
                          Viele Grüße
                          Navigator

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                          • Maria Barbara
                            Erfahrener Benutzer
                            • 09.04.2009
                            • 566

                            #14
                            noch viele Unklarheiten

                            1807 – 1812 halte ich ebenso wie Curator für das betreffende Regiment eher unwahrscheinlich. Damals wurden aus betreffender Gegend die Männer zu den Rheinbundtruppenkontingenten Napoleons eingezogen. Er hätte damals ziemlich sicher auf französischer Seite gestanden. 1812 scheint mir ab Dezember für die Zugehörigkeit zum Kargapolschen Regiment eher für plausibel. Irgendwie passt alles aber trotzdem noch nicht so richtig zusammen. Bei den Schlachten an der Beresina (November 1812!!!) müssten die Soldaten aus Preußen ja eigentlich noch für Napoleon gekämpft haben. Möglich ist auch, dass Ihr Andreae erst 1813 zum Kargapolschen Regiment kam. Die Idee nach seinen Unterlagen bezüglich des Wladimir-Ordens zu suchen ist sehr gut. Ich kenne Unterlagen von französischen Ordensträgern in dieser Zeit. Da ist oft die gesamte militärische Laufbahn nachzulesen.
                            Möglich ist auch, dass ihr Andreae zuerst auf der Seite Frankreichs stand und nach 1812 auf russischer Seite. Ich kenne das von bayerischen Soldaten, die 1807 den Rheinbundtruppen zugeteilt wurden. In den Befreiungskriegen gegen Napoleon kämpften Sie auf Seiten der Verbündeten gegen Napoleon.
                            Vielleicht ist alles auch ganz anders und Georg Andreae kam aus irgendeinem Grund schon vor 1807 zum Kargapolschen Regiment. Dann könnte das mit der Rettung des Collegen zu den Schlachten an der Beresina passen. Jedenfalls ist es spannend nach der Lösung zu suchen.
                            Maria Barbara

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                              Erfahrener Benutzer
                              • 23.09.2009
                              • 401

                              #15
                              nun: Moskau oder Petersburg

                              Hallo Maria Barbara,
                              das sehe ich genau so. Vermutlich lag die Teilnahme eher gegen Ende also 1812/13.
                              Ich werde jetzt erst mal versuchen, ob ich über meinen Mann in Moskau eine russische Quelle anzapfen kann. Vielleicht klärt sich dann, ob das "mein" Georg Andreae überhaupt ist. Dies ist bisher nur zu vermuten. Ich habe aber auch in allen Universitätsmatrikeln dieser Zeit derer ich habhaft werden konnte bisher keinen Namens-Doppelgänger gefunden.
                              Viele Grüße
                              Navigator

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